Erschöpfte Flüchtlinge an einem libyschen Strand
Mit großen Hoffnungen waren sie gestartet, diesen Flüchtlingen bleibt nur die Erschöpfung / picture alliance

Die Rebellion und ihre Folgen - Vom arabischen Frühling zum weltweiten Winter

Mit Barack Obama verlässt der letzte große westliche Unterstützer der Aufstände in der arabischen Welt die politische Bühne. Zurück bleibt ein Desaster. Für die unmittelbar beteiligten Länder, aber auch für die westliche Welt

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Im September 2011 trafen Nicolas Sarkozy und David Cameron, die Regierungschefs von Frankreich und Großbritannien, quasi über Nacht in Tripolis ein, der Hauptstadt Libyens. Es sollte die Stätte ihres Triumphes sein, waren sie doch die Hauptarchitekten des Nato-Einsatzes gewesen, der das Volk vom Tyrannen Muammar al-Gaddafi befreien und Demokratie in das Land bringen sollte. Es war der Herbst nach dem arabischen Frühling, den in der westlichen Welt nahezu alle Politiker und Medien unisono bejubelten. „Ihr habt die Solidarität und Bewunderung des französischen Volkes“, rief Sarkozy den Rebellen zu, und Cameron gab sich überzeugt, Libyen werde „eine große Erfolgsgeschichte“ werden.

In Ägypten hatte US-Präsident Barack Obama schon zu Beginn des Frühlings direkt eingegriffen. Diktator Hosni Mubarak solle „sofort zurücktreten“, hatte Obama am 1. Februar 2011 gesagt und so, wie es die New York Times damals formulierte, eine drei Jahrzehnte währende Beziehung der USA mit ihrem treuesten Verbündeten in der arabischen Welt aufgekündigt und sich mit dem Gewicht der Weltmacht auf die Seite der Straße gelegt.

Nach dem Aufstand herrscht Chaos

In Libyen endete der Aufstand mit dem brutalen Mord an Gaddafi, live zu sehen auf Youtube. Seitdem herrscht dort Chaos. Das Land befindet sich im permanenten Kampf zwischen verschiedenen Warlords und deren Milizen, was für die Destabilisierung großer Teile Nordafrikas gesorgt hat. Menschenschlepper-Mafias operieren praktisch ohne Gegenwehr und locken unzählige hoffnungsfrohe Migranten in das Land, die sich von dort auf die gefährliche Schiffsreise nach Italien machen. Tausende haben sie nicht überlebt.

In Ägypten artete die „Revolution“ auf dem Tahrir-Platz in eine Massenvergewaltigung aus, und statt von Hosni Mubarak wird das Land nun von einer anderen Militärdiktatur regiert.

Den anderen Ländern erging es nicht besser. Der hydraköpfige Bürgerkrieg in Syrien fand gerade seinen traurigen Höhepunkt mit der Rückeroberung von Aleppo. Im Jemen gibt es täglich Bombardements. All diese Länder wurden zu Sprungbrettern des so genannten Islamischen Staates, dessen globaler Terrorismus-Feldzug offenbar auch mit größten Anstrengungen kaum einzudämmen ist.

Machtverschiebungen auch im Westen

Die arabische Rebellion war ein Desaster. Für die unmittelbar beteiligten Länder, aber auch für die westliche Welt und ihre Anführer. Sarkozy und Cameron sind seitdem politisch in der Versenkung verschwunden. Der letzte westliche Regierungschef, der den Aufstand als Demokratiebewegung im Nahen Osten feierte und anschob, Barack Obama, verlässt gerade die politische Arena. Gut, dafür kann er erst einmal nichts, er darf ja nicht wiedergewählt werden. Doch auch sein Vermächtnis bleibt durch die anhaltende Katastrophe im Nahen Osten nachhaltig beschmutzt.

Stattdessen haben zwei Männer an Macht und Einfluss gewonnen, die sich mit den westlichen Werten von Freiheit und Demokratie nicht lange aufhalten. Recep Tayyib Erdogan hat das Chaos in der Region genutzt, um die Türkei zu einer Autokratie zu seinen Gunsten und sich selbst zum unverzichtbaren Mittelsmann der Weltmächte zu machen. Wladimir Putin wurde vom Nebendarsteller zum mächtigsten Strippenzieher im Nahen Osten.

Für was eigentlich?

Natürlich, am stärksten litten die Menschen in den arabischen Ländern an den Folgen der unheilvollen Revolution. Syrien bleibt das abschreckendste Beispiel. Bis zu einer halben Million Menschen sind dort bisher getötet worden. Die Lebenserwartung ist durchschnittlich um 20 Jahre gesunken, die Kindersterberate um 10 Prozent gestiegen. Geschätzte 12 Millionen Menschen, die Hälfte der Vorkriegsbevölkerung von 23 Millionen, befinden sich auf der Flucht. Fünf Millionen haben das Land verlassen und leben nun in Flüchtlingscamps der Nachbarländer von der Hand in den Mund. Eine Million Menschen ist nach Europa gezogen, wo sie nichts zu tun haben, außer auf ihre Asylentscheidung zu warten.

Psychische Schäden der Überlebenden sind in Zahlen nicht zu bemessen, dürften aber ebenfalls verheerend sein. Die Trauer über den Tod von Angehörigen und Freunden oder über den Verlust von Haus und Hof, der Schmerz und die Scham durch Folter, die ständige Furcht vor Bomben, Hunger, Flucht, Exil – und alles für, ja, für was eigentlich? Der Diktator Baschar Al-Assad jedenfalls ist immer noch an der Macht und nach der Eroberung  – oder Befreiung, wie man’s nimmt – von Aleppo wohl so fest wie seit dem Beginn des Bürgerkrieges nicht mehr.

Wie sich der Westen verändert

Doch auch im Westen spüren wir die Folgen. Die Zukunft der Europäischen Union, seit der deutschen Wiedervereinigung ein Hort der Stabilität, ist seit dem Brexit ernsthaft gefährdet. Und in den USA zieht bald Donald Trump ins Weiße Haus ein. Einer, der offenbar Putin mehr respektiert als die Nato. Beides ist – nicht nur, aber auch – das Ergebnis eines verstärkten Fremdenhasses, der mit der Masseneinwanderung von Kriegs- und Wirtschaftsflüchtlingen aus den Ländern der Rebellion in den Westen gekommen ist. Gleichzeitig ist die Frequenz der Attacken islamischer Terroristen auf westliche Zivilisten erschreckend hoch, was wiederum alles andere als beruhigend wirkt. Selbst eine Partei wie die Grünen wirbt nun für Maßnahmen der staatlichen Überwachung, die unvermeidlich sein mögen, aber das Leben eines jeden einzelnen Bürgers eben auch weniger frei machen.

Krieg, Terror, Hass, Brexit, Gestalten wie Putin, Erdogan und Trump so mächtig wie nie und vielleicht in Frankreich bald eine Präsidentin Marine Le Pen – natürlich konnten die Herren Cameron, Sarkozy und Obama nicht damit rechnen, dass ihre „große Erfolgsgeschichte“ einmal so enden würde. Doch der „Winter des Missvergnügens“, wie ihn Shakespeare beschrieb und in den sich der arabische Frühling so schnell gewandelt hat, wird auch uns so bald nicht mehr loslassen.

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Georg Dallmann | Fr., 13. Januar 2017 - 12:48

Was ALLEN Menschen in Konfliktregionen helfen würde wäre, endlich die unglückseligen massiven Waffenexporte in diese Regionen strikt zu beenden. Ein utopisches Ziel und ein illusorisches Anliegen, aber dennoch das allein Richtige.
Erst wenn man all den Despoten dieser Welt den Zugang zu mörderischen Waffen in gigantischem Umfang entzieht, kann man die Welt verbessern.
Wie die Welt allerdings DAHIN kommen soll, ist nicht erklärbar. Das ist die CRUX des Kernproblems. Denn OHNE diese Vielzahl an Waffen ließen sich auch Konflikte schneller und nachhaltiger befrieden.
Solange die UN ein nutzloser Debattierhaufen sind und kein ernstzunehmendes WELTorgan, in welchem ALLE ernsthaft an einer GEMEINSAMEN Friedenssicherung in der Welt zusammenwirken, sondern im Gegenteil dazu sich gegenseitig blockieren, ist jede Hoffnung fehl am Platze. Das ist der - traurige - IST-Zustand des Weltgeschehens. Eine einzige KATASTROPHE für alle betroffenen Menschen in den betroffenen Regionen.

Ich bin der Überzeugung, dass eine Beschränkung der Waffenexporte in Krisen- bzw. Kriegsregionen die Probleme der entsprechend Länder nicht lösen würden, da das eigentliche Übel, die exponentiell wachsende Bevölkerung, die in diesen Ländern nicht mehr ernährt und beschäftigt werden kann, damit nicht beseitigt ist. Dass die durch die Überbevölkerung verursachten, eigentlich ökonomisch begründeten Konflikte von den verschiedensten Seiten schamlos ausgenutzt werden, um Machtansprüche durchzusetzen, ist ein Vorgang, der sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Menschheit zieht. Vielleicht sollte viel mehr propagandistisch auf die Betroffenen eingewirkt und ihnen erklärt werden, für welche Interessen sie sich missbrauchen lassen.

Waffenexporte sind doch ein prima Geschäft. Wollen Sie denn tausende von Arbeitern brotlos machen, und deren Chefs ihrer Villen und Jachten berauben?

...solange sie für China und Russland, oder für die USA auch gilt.
Ich halte die Waffenträgersysteme aus Kiel (vulgo: U-Boote) ebenso für einen wichtigen Beitrag zur Existenzsicherung Israels wie ich die Exporte von Milanraketen an die Peshmerga für einen klugen Schachzug halte.
Wären alle Exporte so vernünftig, hätte ich mit dem Thema keine Probleme.
Die übelsten Exporte betreffen billige Hand- und Faustfeuerwaffen, das geeignetste Material für Bürgerkriege und Milizen. Das aber kommt nicht aus D, dafür sind unsere Exporte zu teuer.

Heiner Hannappel | Fr., 13. Januar 2017 - 12:56

Es ist wohltuend, wenigstens hier bei CICERO immer wieder eine sachliche Beurteilung des Weltgeschehens und der Hintergründe zu beobachten.So auch in diesem nüchternen Artikel, dem ich vollends zustimme.Unerträglich ist es allerdings für mich und für viele die ebenso denken, dass die von den USA,Frankreich und England geschaffene Situation auch von der höchsten politischen Ebene Deutschlands mit einer schier unerträglichen Vermischung mit einer christlichen Wertegemeinschaft verteidigt wird , die aber letztliche auf der Bibel beruhen. Verquerter geht es nicht mehr!

gerhard helfen | Fr., 13. Januar 2017 - 13:11

all diese folgen gäbe es nicht wenn sich die westlichen " eliten " um ihre eigenen probleme gekümmert hätten.
diplomatie ist die einzge , wünschenwerte " waffe "
auf diesem globus .sonst nichts !!

elena burm | Fr., 13. Januar 2017 - 13:16

Man darf sich nie ins politische Leben eines anderen Landes einmischen.

Jürgen Möller | Fr., 13. Januar 2017 - 18:08

Antwort auf von elena burm

Manche Länder sind einfach nicht reif für eine Demokratie nach westlichem Verständnis - wie man wieder klar und deutlich erkennen kann. Was wir negativ als Diktator bezeichnen, ist dort vielerorts der starke Mann, der die primitive Warlordgesellschaft in Griff hält.

Oder: Demokratien, die sich das Recht herausnehmen 8000km weiter weg "Ali's Haus" in die Luft zu jagen sind einfach keine. Die westliche Welt pflegt eine höchst schizophrene Form der Nationaldemokratie.

Aussenpolitik ist ein Übel, die Idee ist von Grund auf undemokratisch, willkürlich, grausam, korrupt, und empirisch gesehen nahezu krankhaft verlogen.

Gerhard Hellriegel | Fr., 13. Januar 2017 - 13:22

Bleibt noch anzumerken, dass sowohl der Einsatz in Libyen wie auch der in Syrien völkerrechtwidrig war/ist (Artikel 2). Außerdem schätze ich die Lage in Syrien anders ein. Assad ist nicht der böse Bube, als der er bei uns dargestellt wird. Die Bevölkerungsmehrheit steht hinter Assad, übrigens gerade die Christen. Warum wohl? Es gibt keine "gemäßigten Rebellen" in Syrien, es gibt die Armee, Kurden und Dschihadisten. Erst in 30 Jahren wird uns klar werden, dass die USA bereits 2002 den "regime-change" in Syrien beschlossen haben. Wie übrigens für alle russland-nahen Staaten. Völkerrecht hin, Völkerecht her. Und natürlich für "freedom and democracy", was sonst. Seltsam, dass die IS-Unterstützer Katar, Saudi-Arabien, zeitweise Türkei so gar nicht in ihr Fadenkreuz geraten. Auch die wahre Bedeutung der Pipeline-Trasse wird wohl erst später klarer werden.

ich glaubte von Anfang an nicht an das Märchen der "gemäßigten Rebellen/Opposition". Das war eine reine Erfindung vom Westen bzw. Amerika.
Aber dass Amerika völlig offen Terroristen und nichts anderes sind die sogenannten Rebellen, unterstützt ist schon unglaublich. Die meisten dieser Kämpfer kommen ja nicht mal aus Syrien. Das zeigt doch eindeutig dass hier auf Biegen und Brechen gelogen wird. Wir werden für dumm verkauft.
Überhaupt scheint mir das ganze Völkerrechtsgetue als unehrlich sonst müsste Obama, Bush, Hollande, Merkel und viele andere schon längst hinter Gittern sitzen denn dass diese Herrschaften das Völkerrecht mit Füssen getreten haben wird doch wirklich niemand anzweifeln.

Ich sehe Assad ähnlich wie Saddam und Syrien dürfte ähnlich wie der Irak nur durch Gewalt zusammen zuhalten sein. Sunniten und Schiiten in einem Land geht weder im Irak, noch in Syrien, noch anderswo.

Die Rebellen waren anfangs keine Islamisten, nur setzten sich in Zeiten des Konflikts die Extremen durch, die Mitte wird zerrieben. Es war auch Assads Politik nicht gegen die Islamisten zu kämpfen, stattdessen hat er die Moderaten bekämpft. Ich denke allerdings, dass er niemals ganz Syrien wieder beherrschen wird, was die Frage aufwirft, wo die sunnitischen Syrer leben werden? Für immer in Flüchtlingslagern, wie die Palestinenser? Oder als syrische Türken oder syrische Deutsche?

So hätte ich auch meinen Kommentar geschrieben. Und ich empfehle
Z. Brezinski "Die einzige Weltmacht" und Friedman/Stratfor.

Assad ist bei der Bevölkerung sehr beliebt. So ist das. Warum die Westkriegstreiber fanatische Moerderin unterstuetzen ist interessenbedingt. Der Westen unterstützt jeden der ihm Vorteile bringt, siehe Ukrainenazis. Das sind h diese als Moralisten und Demokraten selbst nennen, ist ein Treppenwitz. Dank Russland koennen die Christen in Syrien weiterleben. Bei vielen Klosterbesuchen Assad ist zu beobachten wie fast verehrt wird. Hoffe das Trump und Putin gut audkommen, dann sind die Tage der Islamsoeldner und ihrer Unterstuetzer gezaehlt. 90% sind Auslaender, die Syrer haben das kapiert. Sie sehnen sich nach ihrem alten Leben.

Ralf Grünewald | Fr., 13. Januar 2017 - 13:52

was für mich absolut unverständlich ist. Vielleicht sollten wir uns mal ein Beispiel an der Schweiz nehmen, die sich weitgehend aus Allem heraushalten. Ich finde es ja fast schon lächerlich wenn sich eine Frau von der Leyen hinsetzt und Sprüche wie "Assad muss weg" klopft. Leiden die alle schon an Größenwahn? Wer ist Deutschland denn? Soll Deutschland jetzt in die Rolle der USA schlüpfen und den Weltpolizisten spielen?
Geht's noch?
Aber das Schlimmste daran ist, dass sich diese Einstellung, angefangen bei Frau Merkel durch fast die komplette Regierung zieht. Vielleicht sollten sich die Herrschaften mal einen Globus hernehmen und schauen ob sie Deutschland überhaupt finden. Von daher hoffe ich, dass diesen arroganten und rücksichtslosen Kriegstreibern durch die Wahlen in USA ein wenig der Wind aus den Segeln genommen wird und sie sich auf das konzentrieren wofür sie gewählt wurden, nämlich um Deutschland und endlich aufhören die ganze Welt zu terrorisieren.

Gudrun Philipp | Fr., 13. Januar 2017 - 13:54

Ein interessanter Beitrag von Constantin Wißmann, in dem m.E. ein sehr wichtiger Grund für die Massenflucht nach Europa nicht erwähnt wurde: die in Überzahl produzierten jungen Männer, die in ihrer Heimat keine Anstellungen finden, die ihnen Ansehen und damit eine Familiengründung ermöglichen. Gunnar Heinsohn beschreibt in seinem Buch "Söhne und Weltmacht" diesen Überschuß an jungen Männern als "youth bulge", der durch Wanderung in die für sie hoffnungsvollen Länder und dort wegen fehlenden Wissens für eine hochindustrialisierte Gesellschaft scheitern und damit zur leichten Beute islamistischer Rattenfänger werden können. Die von ihm beschriebene, ja geradezu erschreckende Aussicht für die westlichen Länder macht Angst und sollte von den westlichen Politikern zum Anlaß genommen werden, die "youth bulge-Länder" auf diese Zusammenhänge - und daraus folgernd - vernünftige Geburtenkontrollen hinzuweisen.

Keine gute Prognose vor allem dadurch, daß die Neuankömmlinge sich ziemlich viel herausnehmen dürfen aufgrund ihrer sogenannten Traumatisierung, zumindest nach Auffassung der grün/rot/roten Clique.

Christa Wallau | Fr., 13. Januar 2017 - 13:55

Träumen ist schön und in keinem Bereich verboten. Aber es ist sinnvoller, besonders in der Politik, sich an Realitäten zu halten statt an Wunschvorstellungen. Voraussetzung dafür ist
gründliches Studium der Geschichte, gesellschaftlicher Strukturen u. der Anthropologie ganz allgemein sowie - speziell - in nicht-westlichen und nicht-christlichen Ländern.

Im Falle Libyen haben Sarkozy und Cameron durch ihre viel zu positiven Voraussagen
erkennen lassen, daß sie eben
k e i n e Ahnung hatten von den
Machtstrukturen und dem Denken der Libyer.
US-Amerikaner waren immer Meister in der Fehl-Einschätzung fremder Kulturen u. damit die Hauptauslöser von schlimmstem Chaos in vielen Ländern, weil sie die dortigen Machthaber (Im Namen der Demokratie!) verjagten oder umbrachten bzw. dortige Regimegegner mit Geld und Waffen unterstützten.
Ein Volk muß jedoch r e i f sein für den eigenen Kampf um mehr Freiheit. Der Eingriff äußerer Mächte wirkt ansonsten nur kontraproduktiv und zerstörerisch.

wichtigsten Punkt haben Sie aber auch nicht beleuchtet, liebe Frau Wallau.

Aus welchem Grund maßen sich gewisse Kreise in den USA und ihre Mitläufer an, sich in souveräne und stabile Staaten "einzumischen"? Es geht doch nicht darum anderen Ländern die "Segnungen" der Demokratie zu vermitteln.

Es geht einzig und allein um wirtschaftliche Interessen und Machtausweitung, die in der Beherrschung der Welt durch die USA gipfeln soll. Dafür ist jedes Mittel recht. Koste es was es wolle. Was zählen da schon Menschenleben? Kollateralschäden halt!

Ansonsten lese ich Ihre Kommentare immer gerne.

Christa Wallau | Fr., 13. Januar 2017 - 16:23

Antwort auf von Josef Garnweitner

Die inhaltliche Begrenzung derKommentare macht nur
Fragmentarisches möglich, lieber Herr Garnweitner.
Daher kommt es leider oft zu Mißverständnissen.
Selbstverständlich ist mir bewußt, daß das Argument, der Demokratie zum Durchbruch verhelfen zu wollen, in der politischen Agenda der USA weitgehend vorgeschoben ist, während es tatächlich um Macht- u. Einflußzuwachs u. um wirtschaftl. Interessen geht.
Das stand bei meiner Argumentation jedoch nicht im Vordergrund. Ich wollte betonen: Selbst w e n n eine Regierung ehrlich daran interessiert sein s o l l t e, anderen
Völkern mehr Freiheit und Selbstbestimmung (im Sinne der westlichen Welt) zu verschaffen, dann muß sie immer noch darauf achten, ob diese überhaupt den Willen und die Reife dafür besitzen. Schlimmer als Diktatur sind in vielen Teilen der Welt Bürgerkriege und chaotische Zustände. Das sollten sich alle Idealisten hinter die Ohren schreiben! Die entsetzliche Realität in Syrien und in vielen afrik. Ländern lehrt uns dies.

Liebe Frau Wallau, meistens bin ich ja Ihrer Meinung, hier aber zeigen Sie ganz klar das Problem des besserwisserischen moralinüberheblichen Deutschen. Wie um alles in der Welt kommen Sie darauf, dass eine Regierung ein Recht hat, einen Masstab zu bestimmen ob ein anderes Volk reif ist, mit einer Staatsform beglückt zu werden, ohne dass es gefragt wird und die es vielleicht gar nicht will? Naja zur Not wird das Volk dann halt militärisch umerzogen, bestimmt kommt die Reife dann danach^^

Es ist diese unerträgliche Ansicht dass Demokratie in sich was Gutes, nein, etwas Besseres ist. Nein. Dabei ist sie nix als eine mehrerer Möglichkeiten, ein Volk so zu regieren dass es den Menschen gut geht und zwar einer möglichst hohen Anzahl. Entscheidend ist wenn man Demokratie militärisch exportiert, geht es der Mehrzahl der Individuen voraussichtlich danach besser und hat man dafür ein Konzept, auch personell? Sehe ich beides nicht, in der gesamten arabischen Welt nicht und nicht bei uns.

Christa Wallau | Mi., 18. Januar 2017 - 18:02

Antwort auf von Dieter Göttler

Vielleicht hätte ich statt von"Reife" besser von "notwendigen Voraussetzungen"
gesprochen. Aber ich hatte ja auf jeden Fall den eigenen "Willen" des
Volkes selber erwähnt, auf den es unabdingbar ankommt, und zwar auf den Willen
der Mehrheit der Bevölkerung, nicht nur einer kleinen Gruppe.
Falls diese Mehrheit dann um Hilfe bei der Bewerkstelligung ihres Wunsches nach
mehr Demokratie bittet, n u r dann wäre an eine Beihilfe von außen zu denken.

Grundsätzlich bin ich - wie Sie offenbar auch - der Meinung, daß jede Volks-Gemeinschaft, jeder Staat, seine Regierungsform selbst bestimmen darf und soll.
Und ich bin auch überzeugt davon, daß es Völker gibt, für die Demokratie nicht
das höchste Glück bedeutet, ganz davon abgesehen, daß wahre Demokratie
meiner Meinung nach sowieso nur in kleineren Gemeinschaften (Staaten)
überhaupt funktionieren kann.
MfG C. Wallau

Jürgen Lehmann | Fr., 13. Januar 2017 - 13:56

Mit Barack Obama verlässt der letzte große westliche Unterstützer der Aufstände in der arabischen Welt die politische Bühne. Zurück bleibt (es müsste heißen: zurück ließ er) ein Desaster.
Barack Obama, kann zum Glück nicht wieder gewählt werden, denn letztendlich hat er nach der „Ära“ Busch auch keine Verbesserung in der arabischen Welt (und Israel) herbeiführen können.

Dass W. Putin vom Nebendarsteller zum "mächtigsten Strippenzieher im Nahen Osten wurde liegt letztendlich an einer falschen Politik des Westen. Allen voran die USA, Frankreich und England.
Das negativste Beispiel bleibt wohl Syrien. Gleichgültig wie man über den Diktator B. Al-Assad denkt, sollte man nicht vergessen, dass die Katastrophe von einem Teil des Volkes ausging dem nicht bewusst war, dass ein miserabel geführter Umsturz zu einem Chaos führen musste.
Die USA und Frankreich wollten nie begreifen, dass mit „ihrer“ Allianz, die zum Teil aus organisierten Banden bestand, dieser Krieg nicht zu gewinnen war.

Guy Franquinet | Fr., 13. Januar 2017 - 14:18

Camaron und Sarkozy waren schwache Premiers und Obama ebenso.
Wir sollten aufhören unsere Demokratie mit Gewalt in den orientalischen Länder bringen zu wollen. Entweder bekommen diese es von innen aus oder sie schauen es sich ab, bringen kann man unsere Demokratie in keinem Land, denn sie
existiert de facto nicht.

Hubert Bauer | Fr., 13. Januar 2017 - 14:29

Die islamisch-arabische Welt ist nicht mit unseren Werten vergleichbar. Das sage nicht ich, sondern Prof. Dr. Bassam Tibi, der selber aus Syrien stammt und bekennender Moslem ist. Die islamisch-arabische Welt ist durch und durch despotisch. Da ist zunächst der Vater, der das uneingeschränkte Familienoberhaupt ist, dem nicht widersprochen wird. Darüber gibt es den nicht minder despotischen Clanchef/Warlord und den Imam, den man besser auch nicht widerspricht. Und über diese nicht aufgeklärten Gesellschaften mit Steinzeitislam und hohen Analphabetenquoten will "Der Westen" ein rechtstaatlich-demokratisches System stülpen? Einfach nur naiv.

Jürgen Althoff | Fr., 13. Januar 2017 - 14:48

Leider darf auch in Cicero-Artikeln diskriminierend von "Fremdenhass" geschrieben werden, wenn etwas ganz anderes gemeint ist. Hier sollte anstelle der politischen Rundumschlagskeule differenzierter argumentiert werden.
Ich, z.B., habe ein Jahr lang als Austauschschüler im Ausland gelebt, bin später in einem Studentenheim mit mehrheitlich ausländischen Kommilitonen jahrelang einstimmig zum Heimsprecher gewählt worden, war beruflich und privat in aller Herren Länder, hatte im Beruf ausländische Kollegen und Geschäftspartner, immer ohne auch nur andeutungsweise ethnische Konflikte. Da ich aber die Welle überwiegend illegaler Einwanderer aus muslimischen Ländern für falsch halte, muss ich mich jetzt von Cicero und anderen als Fremdenhasser beschimpfen lassen. Mit dieser "Diskussionskultur" wird echter Hass erzeugt und geschürt!

Peter Bigalk | Fr., 13. Januar 2017 - 15:48

Antwort auf von Jürgen Althoff

Lassen Sie sich nicht mit Totschlagswörtern wie "Fremdenfeindlichkeit" den Mund verbieten. Man muss nicht zu jedem Fremden freundlich sein sondern es kommt drauf an. Eine Umerziehung zur selbstzerstörerischen Naivität lasse auch ich nicht mit mir machen. Linke definieren Weltoffenheit als kulturrelativistischen Nihilismus (s. Schilder vor der Dresdner Semperoper, wo man gegen Pegida wettert, aber gleichzeitig eine Willkommenskultur dem orthodoxen Islam gegenüber für "Weltoffenheit" erklärt) - die Deutschen haben sie nicht mehr alle!

Hans Page | So., 15. Januar 2017 - 10:39

Antwort auf von Jürgen Althoff

"Fremdenfeindlichkeit" in einem anderen Zusammenhang seinen Ursprung hat als, zumindest in Deutschland, selbst der Nachbarort "fremd" war. Habe selbst erlebt, in den 70er im Allgäu, dass ein Mann der schon 30 Jahre in einem Dorf lebte, dort eingeheiratet hatte, noch als Zugereister, als "Fremder" gesehen wurde. In dieser Zeit wurde der Begriff, vor allem in den 70ern, umgewertet in einen Kampfbegriff der Linken um sich von den "rechten" deutschen Provinzlern abzugrenzen, auch wenn die Menschen immer offener wurden, auch weil sie anfingen zu reisen und die Gastarbeiter sich integrierten und mit den Deutschen "vermischten". Zu einem richtigen Kampfbegriff wurde der Begriff erst in den letzten Jahren, um "Andersdenkende" auszugrenzen und begrifflich in die Nähe von Nazis zu rücken. Und es gab ja auch vor allem nach 1989 im Osten widerliche Übergriffe, was wie eine Bestätigung wirkte. Jetzt aber ist der Begriff ein böser Kampfbegriff obwohl die Deutschen sehr fremdenfreundlich sind.

Michaela Diederichs | Fr., 13. Januar 2017 - 14:56

Danke für den guten Artikel, Herr Wißmann. Die Politik hat auch in diesem Fall die Situation komplett falsch und mit westlicher Hochmütigkeit beurteilt. Hinterher werden Statements abgegeben: Wir dachten, wir hofften, wir glaubten oder noch schöner - wir haben die Lage falsch eingeschätzt bzw. unterschätzt. Das ist schon von fast kindlicher Naivität, aber die Folgen sind verheerend für uns alle! Mit arroganter Selbstgefälligkeit wird die eigene Moral, das eigene, in der Regel wirtschaftliche Interesse über alles gestellt. Ob Demokratien nach westlichem Vorbild sich jemals in diesen Regionen durchsetzen werden, wage ich zu bezweifeln. Aber es ist nicht Sache des Westens sich dort oder anderswo unter dem Vorwand edler Motive einzumischen. 

Wolfgang Tröbner | Fr., 13. Januar 2017 - 15:13

was daraus geworden ist, ist das beste Beispiel, warum sich der Westen aus den inneren Angelegenheiten anderer Regionen tunlichst raushalten sollte. Die ständigen Versuche des Westens, anderen Ländern die eigenen Wertvorstellungen und das eigene System überstülpen zu wollen, führt genau dahin, was man jetzt in den arabischen Ländern besichtigen kann- nämlich Krieg, Zerstörung, Chaos. Unsere Politiker zeigen sich- bis auf Ausnahmen (Westerwelle)- wenig lernfähig.

Sabine Weinreich | Fr., 13. Januar 2017 - 15:18

"Mit Barack Obama verlässt der letzte große westliche Unterstützer der Aufstände in der arabischen Welt die politische Bühne."
Inspirierende Bezeichnung, trotz der faden Umschreibung von islamist.Terrorbewegungen der Muslimbruderschaft und Al Nusra etc. als "Aufstände".
Erst die Welt anzünden und dann das Weite suchen -da blieb der US-Präsident, als neuer Messias und Friedefürst gefeiert, der amerikanischen Außenpolitik treu. Nur haben seine Vorgänger nicht soviel moralischen Schmalz und hohle Töne gespuckt für diesen Drohnen-und Terrorfinanzierungskrieg wie Obama mit seinen "demokratieliebenden Rebellengruppen" von IS und Al Nusra. Zum Glück scheint mit Trump eine neue Zeitenwende eingeläutet zu werden. Wobei dies der völlig kaputten EU auch nicht helfen will, auch wenn diese gerade mit aller Macht eine russische Bedrohung heraufbeschwört, damit die USA auch zukünftig die Politik prägt, weil man ja selbst noch nicht einmal im Stande und Willens ist, die eigenen Grenzen zu schützen.

Bernhard K. Kopp | Fr., 13. Januar 2017 - 15:27

Obwohl nicht grundsätzlich neu, mussten viele Völker, und viele Politiker und Intellektuelle bei uns(im Westen) erkennen, dass sich Staaten und Gesellschaften nur von Innen ändern können, und dass von Aussen geförderte Veränderungen nur dann erfolgreich sein können, wenn im Land selbst, in den Eliten und in der Gesamtbevölkerung, genug kritische Masse zur Führung der Veränderung vorhanden ist. Dies gilt umso mehr für gewaltsame Umstürze.

Dimitri Gales | Fr., 13. Januar 2017 - 15:51

Das Scheitern der westlichen Politiker in Syrien und Libyen ist nur eins von Symptomen, das möglicherweise zu einer neuen, realistischen Sicht auf das Weltgeschehen führen wird. Dabei wird wohl auch Surrealisten hervorbringen, vielleicht ist Trump ein solcher. Bisher wurde die Politklasse von vielen Illusionen inspiriert, ob es das "europäische Projekt" ist oder der Umgang mit anderen Kulturen; man hätte wissen müssen, dass der Eingriff in Nordafrika an den konkreten Realitäten dieser Länder scheitern würde, ein Fehler ebenso wie die desaströsen Folgen des amerikanischen Irak-Vorgehens. Ein Gemisch von Naivität, Arroganz und theoretisch-spekulativem Denken hat jetzt unheilvolle Konsequenzen.

Markus Michaelis | Fr., 13. Januar 2017 - 15:56

Ich glaube das Problem wird in großen Teilen beim Westen und den lokalen Machthabern gesehen - zumindest in der veröffentlichten Darstellung. Das ist sicher auch richtig, aber wie der Artikel denke ich darlegt oder nahelegt, wird durch einen Austausch der lokalen Machthaber und ein anderes Vorgehen des Westens wahrscheinlich kein grundlegender Wandel eintreten. Die Probleme wurzeln womöglich tief in den dortigen Gesellschaften und Verbesserungen werden nicht einfacher, wenn zuoft Scheinlösungen diskutiert werden. Aus meiner Sicht sollte der Westen sagen, dass er zum Teil, aber eben nur zum Teil, auch Schuld trägt, das Problem insgesamt aber wenig beeinflussen und schon gar nicht lösen kann. Auch nicht lösen sollte - das letzte was diese Länder wollen ist wohl eine westliche Bevormundung.

Wilhelm Maier | Fr., 13. Januar 2017 - 16:28

Hab gerade „Das Heerlager der Heiligen“ von Jean Raspail mit großem erschrecken nach ca. 30 Jahren wieder gelesen.
„Der Autor verlängerte, wie Orwell in der negativen Utopie '1984', die Linien seiner Gegenwart“ -Wiki
Mit „1984“ sieht es wirklich erschreckend aus, das, dass zur Zeit passiert in einem anderen Licht erscheint.
Schade, das Politiker keine Zeit haben solche Werke noch ein mal durchzulesen.

Dr. Klaus Altenburg | Fr., 13. Januar 2017 - 17:21

Bei der gesamten - Wertung - des "Arabischen Frühlings" kommen einem die Legenden und Tragödien der Antike in den Sinn:
1. Die Sage vom König Midas - bei dem wurde Alles, was er anfasste, zu Gold.
Alles, was vom Westen im letzten reichlichen Jahrzehnt außenpolitisch oder militärisch angefasst wurde, wurde zu Schrott bzw. zu anderer Substanz, ebenfalls mit der Buchstabenfolge Sch…. beginnend.
Das Nichtagieren Deutschlands in Libyen ging etlichen Akteuren hierzulande schwer gegen den Strich - also musste, um diese Scharte auszuwetzen, die Aktion "Freunde Syriens" inszeniert werden, die den Bürgerkrieg mit angeheizt hat. Auskunft dazu : Lau: Das neue Syrien kommt aus Wilmersdorf, "Zeit" vom 26.07.2012
2. Die Story von der "Büchse der Pandora." Diese Büchse globalen Ausmaßes war die Libyen-Intervention. Der gesamte Nordafrikanische Raum im Ergebnis destabilisiert, gleichzeitig mit Waffen überschwemmt und weiträumig die Migrationsschleusen geöffnet.
Alles zum Kopf schütteln!

Karin Zeitz | Fr., 13. Januar 2017 - 18:04

werden in den Wettkämpfen errungenen Medaillen und Preise aberkannt. Obama müsste m.E. wegen der völkerrechtswidrigen Einmischung der USA in die inneren Angelegenheiten anderer Völker seinen Friedensnobelpreis zurückgeben. Schlimm finde ich, dass auch Deutschland bei Auslandseinsätzen mit mischt. Dabei wäre es nicht in der Lage, sich aus eigener Kraft gegen Angriffe selbst eines unbedeutenden Angreifers zu verteidigen.

Wolfgang Seifert | Fr., 13. Januar 2017 - 19:43

Was wird hier gesucht? Gründe für die vielen Probleme in Ländern mit niedrigen Wissenstand und einer mächtigen Religion? Da sollte man sich nicht einmischen.
Die USA sind wieder zu einem Land mit einem der größten Ölvorkommen geworden und die Europäer versuchen es mit alternativen Energien. Die Amerikaner haben aus o.g. Grund nicht mehr das große Interesse im Nahen Osten. Trump wird das fortführen was Obama begonnen hat. Man muss diese „geistigen Entwicklungsländer“ in Ruhe lassen. Sie werden sich entweder alle gegenseitig umbringen (keine Waffen mehr liefern!) oder feststellen, dass sie Religion besser gegen Bildung tauschen.
Wie übt Nordafrika, Arabien, die Türkei und Russland international Macht aus? Mit Terror und einem riesigen Waffenarsenal. Die ganze westliche Welt spricht heute über diese ansonsten völlig unscheinbaren Länder. Wenn die USA und Europa die Bühne verlassen, kommen sie und schlüpfen in die hässlichen Rollen des Westens.
Da sehe ich das größte Problem.

Holger Stockinger | Fr., 13. Januar 2017 - 22:20

Der Autor besitzt bestes journ. Intellekt. - Einzige Frage: weshalb ein gescheitertes Utopikum verteidigen wollen?

Ein syrischer Freund von mir war längst vor der "Arabellion" ausgewandert.

Im sogenannten Nahen Osten implodieren Kolonialismus arabischer Träumer und westlicher Ignoranten mit russischen Größenphantasien, wäre immerhin möglich, zu denken.

Stuart Massion | Fr., 13. Januar 2017 - 22:46

Faktisch ja, die Hoffnungen des "Arabischen Frühlings" sind erloschen worden und zurückgeblieben ist ein Trümmerhaufen. Nur in Tunesien, das Ursprungsland dieser Bewegung, sind die Hoffnungen einigermassen aufgegangen. Aber heisst dieses Scheitern, dass demokratsiche Aufstände immer zum Versagen verurteilt sind? Nein, der Arabische-Frühling war ein spontaner Bewegung die von den jungen Arabern erweckt wurde. Dass authoritäre, rückwärtsgewandte Kräfte sich dagegen erheben würden war vorauszusehen. Das war immer so wo Demokratie zu keimen versuchte. In Syrien konnte Assad und sein Schutzmacht Russland die Wende zu ihren Gunsten einführen, ein zertörtes Land und Flutwellen von Flüchtlingen sind das Ergebnis. Das grösste Scherbenhaufen aber ist das Versagen des Westens, irgend etwas effektives gegen Assad und Putin zu unternehmen. Wir haben den Aufständischen dort den Rücken gekehrt. Aber so war es auch in 1953, 1956 und 1968. Dieser Rückschlag wird auch überwunden werden.

Wilhelm Gebken | Sa., 14. Januar 2017 - 01:17

Hätten sich Obama und Co. und diejenigen die sich selbst als "die" Zivilgesellschaft bezeichen etwas nachgedacht, (auch über den Islam) wäre diese Situation verhindert worden: Im Arabischen Frühling ist es nie um Demokratie gegangen. Auslöser der Unruhen waren Getreidepreiserhöhungen aufgrund eines globalen volatilen Getreidemarktes. Die Volarität ist im Westen gewollt. Sehen Sie sich bitte die Diskusionen um die Zuschüße für unsere Bauern an. Pech für die islamischen Mittelmeeranreiner, dass sie von europäischen Importen abhängig sind. Öffentlich wurde dies gerne verschwiegen, weil die Interssierten Gruppen in Europa trotz politischer Blindheit "Ihre Chancen" nutzen wollten. Auch die Gruppierungen vor Ort haben schnell erkannt, dass man nicht seine wahren Ziele erklären sollte, sondern nach Demokratie rufen sollte. Genau so entsteht eine Filterblase [Anm. d. Red.: bearbeitet]

Andreas Müller | Sa., 14. Januar 2017 - 08:05

eines umfassenden Desasters.
Was mir aber fehlt ist die Frage, ob die Politiker, die das verantworten (Bush,Blair, Obama, Clinton, Sarkozy, Cameron) nicht objektiv Schwerverbrecher sind.
Man stelle sich einmal vor, dieses Ausmaß an Leid von Millionen Menschen wäre die Folge der Politik konkurrierender Mächte! Es ist doch gar keine Frage, dass deren Spitzenpolitiker von unseren Medien pausenlos als Kriegsverbrecher bezeichnet werden würden. Der Fall Syrien mit Assad und Putin zeigt es deutlich. Aber in Libyen hat niemand interveniert als der Westen und seine islamistischen Verbündeten (Katar, Saudi-Arabien). Russland und China haben der initialen UN-Resolution zugestimmt (deren Mandat danach weit überschritten wurde). DAS war ein kapitaler Fehler, und sie haben alle Gründe der Welt, einen solchen Fehler künftig nicht mehr zu begehen. Das muss doch einfach einmal festgehalten werden, damit wir morgen verstehen können, warum Russland und China gute Gründe haben, "Njet" zu sagen.

Klaus Schmalenbach | Sa., 14. Januar 2017 - 09:43

sich mal an Peter Scholl-Latour erinnern sollen.
Die Problematik ist von ihm immer wieder thematisiert worden. Im Grunde alles alte Kamellen.
Was ich immer sage: Wenn ich eine Tür streichen will,
muss ich vorher die Meisterprüfung machen. Politik machen darf jedoch jeder Vollidiot ohne jegliche spezielle Qualifikation!

Dorothee Sehrt-Irrek | Sa., 14. Januar 2017 - 11:44

auch kein islamischer Frühling sondern der Anspruch auf einen Gottesstaat und den gab es m.E. nicht nur im Nahen Osten oder Afrika/Ägypten sondern auch in Europa/Deutschland durch Merkel. Auch in Deutschland herrscht Winter.
Möglich gemacht wurde Merkel das Regieren in Gottes Namen durch die CDU und im Namen des Menschen durch die Grünen.
Regieren würde ich es fast nicht nennen, sondern mediale Hegemonie (Gesinnungs-
terror), politische Alternativlosigkeit und in den islamischen Ländern gleich Diktatur der Imame.
Wie dem begegnen?
Meine Strategie war die Genealogisierung der Religion durch Nietzsches Born der Ewigkeit und All-Liebe Gottes im Zarathustra.
In dem Moment , in dem sich jemand anschickte Gottes Macht auf Erden verkörpern zu wollen evtl. -> Merkel, Erdogan, Rebellen, Netanjahu?, galt es Gott in jedem Lebewesen als verankert zu zeigen und dem Menschen sein Licht in Gott (der/die/das, Kristina Schröder) zu zeigen.
-> Frühling ja, Herr/Frauschaft NEIN!
Spiritualität

Enrico Steiner | Sa., 14. Januar 2017 - 11:59

" - natürlich konnten die Herren Cameron, Sarkozy und Obama nicht damit rechnen, dass ihre „große Erfolgsgeschichte“ einmal so enden würde. "

Warum eigentlich nicht? Können die nicht bis 3 zählen? Und auch nicht ihre Berater?

Ich halte die nicht für ganz so dumm. Eher wahrscheinlich ist, dass sie die erkennbaren Folgen billigend in Kauf genommen haben.

Thomas Nichterlein | Sa., 14. Januar 2017 - 16:28

Herr Wißmann ist in früheren Artikeln nicht gerade durch Realismus aufgefallen, schafft aber jetzt die Wende zum neuen Mainstream mit Bravour. Hoffen wir, dass die Mehrheit seiner journalistischen Kollegen genauso wendig sind. Und tragen wir ihnen Nichts nach, die obige Analyse ist ja sogar doch nicht einmal so dumm.

Christop Kuhlmann | Sa., 14. Januar 2017 - 21:03

Unter dieser Überschrift lassen sich nicht nur die Kriege in Afghanistan, dem Irak, Libyen und Syrien zusammenfassen, sondern auch der importierte Terrorismus und die Kontrollverluste in Europa durch die Flüchtlingspolitik. Moral ist immer auf ein einseitiges, simplifizierendes Werturteil angewiesen. Es muss gut und böse geben, sonst wikt sie nicht. Im Namen dieser Moral wird dann der Warlord in Afghanistan genauso zu den Guten gezählt, wie der Dschihadist in Syrien. Man braucht ja Verbündete. Ein weiters Kriterium ist das des Opfers. Das Opfer ist immer gut und wer dem widerspricht ist böse. Wenn dann Teile der Opfergruppe zu Tätern werden, bricht diese Fiktion zusammen, falls diese Wahrnehmung es in den gesellschaftlichen Diskurs schafft. Das Interesse diese Wahrnehmumg zu unterdrücken steigt mit der Exponiertheit führender Politiker und Medienvertreter zugunsten der Opferfiktion. Insofern ist bei moralisierenden Akteuren von einer hochselektiven Wahrnehmung der Realität auszugehen.

Cornelius Angermann | Sa., 14. Januar 2017 - 22:06

Seit die durchaus sinnvolle Nichteinmischung in die inneren angelegenheiten anderer Staaten zugunsten einer missionarisch betriebenen "Menschenrechts"durchsetzung aufgegeben wurde, ist unsere Welt unsicherer und brutaler geworden1

Wir müssen wieder dahin zurück, dass uns die inneren Konflikte anderer Staaten nichts angehen!

Oder würden Sie wollen, dass stets Ihre Nachbarn in Ihrem Wohnzimmer stehen und mit Gewalt drohen, wenn Sie sich mit Ihrer Frau über die Kindererziehung streiten?

Christian Grass | So., 15. Januar 2017 - 06:00

Der Artikel ist einigermassen lesenswert. Unbegreiflich, wie wieder Begriffe wie "Fremdenfeindlichkeit" herhalten müssen. Dass und wieso der "Frühling" in einer Katastrophe enden würde, wusste im Dezember '10 jeder, der bis 3 zählen kann. Erläutert von Daniel Greenfield in "What if the problem really is the people". Februar 2011.

Michael Ludwig | So., 15. Januar 2017 - 08:24

Herr Wißmann Ihre Gedankenwelt ist und bleibt mir ein Rätzel. Die Herren Cameron, Sarkozy und Obama und die „große Erfolgsgeschichte“. Das ist der Satz des noch jungen Jahres 2017.
Wie viele Tote gab ist in den Ländern des "arabischen Frühlings" vor dieser Erfolgsgeschichte" und wie viel danach?
Wie viele Städte mit intakter Infrastruktur vor dieser "Erfolgsgeschichte" sind jetzt ein Trümmerhaufen?
Im Gegenteil, ich würde Ihre Helden Obama und Co
vor dem internationalen Gerichtshof anklagen.

Michael Bahr | So., 15. Januar 2017 - 09:32

Und was haben unsere Medien sich nicht überschlagen in unreflektierter Bejubelung der Aufstände im Rahmen des "Arabischen Frühlings". Mir wurde damals schon immer ganz mulmig zumute, wenn ich merkte, dass bei den Hauptprotagonisten unserer medialen Klasse alle sachlichen Bedenken, ob nicht aus der von ihnen so emphatisch-weinerlich bejubelten "Arabellion"/"Facebookrevolution" auch negative Folgen entstehen könnten, arrogant und überheblich zur Seite gewischt wurden. Und nahezu alle von Menschen mit Sachkenntnis (wie Peter Scholl-Latour) vorhergesagten Probleme und Katastrophen traten mittlerweile ein: blutige Bürgerkriege, Islamisten, die nach der Macht greifen, Flüchtlingsströme gigantischen Ausmaßes, Destabilisierung aller Orten. Vielleicht wäre bei der medialen Klasse Zerknirschung angebracht, ob ihres gigantischen Versagens, die Dinge, die dort sich anbahnten ihrem Publikum sachlich und mit Bedacht zu erklären. Ach nein - ich vergaß ... Selbstkritik können die ja nicht!

Hans Page | So., 15. Januar 2017 - 10:01

einer Politik die vor Obama anfing und die er weiter geführt hat. Es geht um die Politik des Regime Change geboren aus dem Enthusiasmus des "gewonnenen" Iraqkrieges und dem Fall der Mauer. Es wäre an der Zeit die strategischen Papiere der verschiedenen ThinkTanks zu analysieren und die dotted Line zwischen den damaligen Strategie-Papieren und den heutigen nichtkorrigierbaren Verwerfungen aufzuzeigen. In einem zweiten Schritt wäre eine Analyse der heutigen Strategiepapiere nützlich denn dann wüssten wir was uns heute und morgen noch bevorsteht. Auch die Ukraine-Krise war lange angesagt, von Brezsinski "The Grand Chessboard: American Primacy and Its Geostrategic Imperatives, 1997". Das liest sich wie ein Rezeptbuch und das ist sicherlich das einzige.

Hermann Geisbusch | So., 15. Januar 2017 - 10:38

Blickt man 130 Jahre zurück in die Geschichte, kann man feststellen, dass es immer darum ging, wie komme ich an das Geld der Anderen. Heute sind Bücher erhältlich, in denen auf entsprechende Dokumente der Kriegstreiberei hingewiesen wird.
Waffenverkäufe verbieten? Lachhaft! Schon mit einem Stein oder einem Schubs von der Bahnsteigkante kann man einen Menschen umbringen. Den IS vernichten? Das Elend dieser Menschen, die die Gewalt gegen den Westen befürworten, kann man nicht mit segensreichen Worten befrieden. Sie werden von den Investoren nach allen Regeln der Kunst ausgeplündert. Was hat der Irak-Krieg gebracht? Profite für die Investoren (Öl), aber Not und Tod für die Menschen dort. Wie würden Sie , lieber Leser, reagieren, wenn sie dort unten leben müssten? Ich selber habe im Kohlenpott den Irrsinn des Krieges erlebt und in Mülltonnen sowie auf Müllhalden nach etwas Essbarem gesucht und verstehe die Leute. Durchfüttern ist nicht die Lösung, sondern Bildung und eine Chance.

Bernd Wippich | So., 15. Januar 2017 - 11:57

Klingt Alles schön und gut, was Herr Wißmann schreibt und die meisten Kommentatoren dazu.
ABER: Was macht den Westen aus? Für mich sind
das Freiheit, Menschenrechte und Demokratie in erster Linie. Wofür standen die Menschen auf im arabischen Frühling? In der Ukraine? Genau dafür!
Sollten wir im Westen sie im Regen stehen lassen?Sie nicht unterstützen? Gewiss, daraus folgt nicht unbedingt zwingend ein militärischer Eingriff.
Putin und Erdogan sind unsere Gegner.Sie treten das, wofür wir einstehen, mit Füßen! Das darf man nicht vergessen. Und noch ein Gedanke: Wie lange hat es gedauert, bis die Errungenschaften der französischen Revolution sich im Westen durchgesetzt haben? Eben. Und es ging auch nicht ohne Blutvergiessen und viele Rückschläge

Ruth Falk | So., 15. Januar 2017 - 16:55

Wenn diese arroganten "Gutmächte" doch nur endlich aufhörten, sich da einzumischen, wovon sie keine Ahnung haben, wieviel weniger Leid wäre in Korea, Vietnam, Irak, Afganistan, dem ganzen Magreb, Syrien und, und....
Die Welt braucht den Rassismus und das Hegemoniestreben der USA und ihrer Jasagerfreunde weiss Gott nicht, andere Länder haben ein Recht auf ihre eigenen Probleme, und wie sie damit umgehen, ohne die "Segnungen" von grossen Brüdern.

Reiner Jornitz | Do., 19. Januar 2017 - 21:44

Man hat so das Gefühl gehabt, jetzt und in der Vergangenheit . das es eigentlich nur um Machtinteressen und Einflussnahme geht in den jeweiligen Ländern. Libyen, Tunesien und den Magreb-Staaten Irak und Syrien. Die zivilisierten Großmächte wie Rußland und USA haben sich da nicht gerade mit Ruhm bekleckert. So haben die USA im Irak die Erdölquellen als ihr Eigentum angesehen, das die eigene Währung stützte. Sadam wollte in EUR das Öl verkaufen. Auf einmal war er Staatsfeind der USA und der Krieg begann. Was daraus geworden ist sehen wir im IS und Flüchtlingsströme. Es gibt daher viele Beispiele. Deshalb meine Meinung: Diejenigen die für die Konflikte verantwortlich sind , sollten auch die
Rechnung bezahlen müssen.