Ein Porträt-Bild von Theresa May.
Mitverantwortlich für das aktuelle Brexit-Chaos: Theresa May / picture alliance

Brexit - Demokratie geht anders!

Nicht erst seit der Schlappe von Theresa May gestaltet sich der Brexit als Katastrophe. Dennoch heißt es ständig, der Austritt Großbritanniens aus der EU sei ein demokratischer Akt. Denn immerhin habe ja die Mehrheit der Wähler dafür gestimmt. Das ist eine sehr naive Sicht auf die wahren Verhältnisse

Alexander Marguier

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Alexander Marguier ist Chefredakteur von Cicero.

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Dieser Brexit sowie die Umstände seines Vollzug dürften Demokratietheoretiker noch sehr lange beschäftigen – wenn es denn überhaupt so weit kommt. Nicht erst seit gestern Abend und mit Theresa Mays verheerender Schlappe im Parlament gestaltet sich der Austritt Großbritanniens aus der EU als eine ziemliche Katastrophe. Selbst wenn sich irgendwann erweisen sollte, dass dieser Schritt den Briten tatsächlich mehr Souveränität und am Ende vielleicht sogar mehr Wohlstand gebracht hat (ein zumindest aus heutiger Sicht eher unwahrscheinliches Szenario), so kann man doch bisher festhalten: Die Rückabwicklung des einstigen Beitritts zu einem gemeinsamen europäischen Markt ist sehr viel komplizierter, als es von den Brexiteers in Aussicht gestellt wurde. Die Tür hinter sich zu machen und den Schlüssel abgeben, so einfach läuft das eben nicht. Dafür sind die ökonomischen und politischen Verflechtungen zwischen den einzelnen Mitgliedstaaten viel zu groß.

Die Abstimmung über den Brexit vor inzwischen mehr als zweieinhalb Jahren wurde gelegentlich wie eine Sternstunde der Demokratie dargestellt: Endlich konnten die Bürger ganz direkt darüber entscheiden, ob sie die Zukunft ihres Landes innerhalb eines vermeintlichen Bürokratie-Molochs wünschten. Oder eben nicht. Das Ergebnis ist bekannt: 51,9 Prozent der Wähler (das entsprach 37,4 Prozent der wahlberechtigten Bürger) bevorzugten die erste Option; 48,1 Prozent waren gegen einen Brexit. Tatsächlich könnte man sagen: So ist das eben in einer Demokratie, die Mehrheit entscheidet.

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Ernst-Günther Konrad | Mi., 16. Januar 2019 - 16:32

Höre ich da Wahlmänner- bzw. Wahlfrauensystem wie in Amerika heraus? Der Bürger darf zwar eine Partei wählen, aber in existenziellen Fragen nicht selbst entscheiden? Es ging in England nicht darum, ob irgendeine Steuer um 1 % erhöht oder gesenkt wird. Die Engländer waren von Anfang an skeptisch gegenüber der Institution EU, dass war deshalb nicht gerade mal nur ein Zeitgeist, der sich durchgesetzt hat.
Presse-Bashing, weil diese mehrheitlich für den Brexit informierte. In Deutschland gilt das gleiche nur umgekehrt, da darf ein Dexit erst gar nicht öffentlich ausgesprochen werden. England ungeübt mit Volksentscheiden? Nun gut, sie machen gerade die ersten Erfahrungen damit, aus denen man ja bekanntlich klug wird. Mehrheitswahlrecht jetzt auf einmal schlecht, weil einem das Ergebnis nicht pass? Warum die Aufregung Herr Maguire? Die Briten sind offenbar dabei Erfahrungen zu machen, lassen wir sie doch.
Ich verstehe zwar ihre Sichtweise, aber ich teile sie ausdrücklich so nicht,

Jacqueline Gafner | Mi., 16. Januar 2019 - 17:00

auch wenn mir das meine Kinderstube im Normalfall verbietet: was Demokratie angeht, hat in Europa bestimmt niemand darauf gewartet, dass ausgerechnet Deutschland dazu eine Gebrauchsanleitung verfasst.
Gruss aus der Schweiz

Danke!
Die Deutschen verstehen von Demokratie soviel, wie ein Rhinozeros von Mode.
Das hindert sie aber nicht daran, der ganzen Welt unaufhörlich Ratschläge zu erteilen, wie Demokratie geht.
Wären die Deutschen tatsächlich Demokraten, hätten in Deutschland ähnliche Diskussionen über den EU Zentralismus stattgefunden, wie im demokratischen Großbritannien. Tatsächlich haben die Deutschen jedoch null Probleme damit, wenn demokratische Prinzipien Stück für Stück zu Gunsten einer Brüsseler Nomenklatura geopfert werden. Noch Fragen?

Aber nein, Sie haben es auf dem Punkt gebracht Herr Sander.

als Deutscher stimme ich Ihnen ausdrücklich zu. Wer sind wir, das wir ausgerechnet der Briten die Demokratie erklären wollen. Wir müssen gerade aufpassen, dass unsere erhalten bleibt.

Frau Gafner, für Ihren letzten Kommentar (Menasse) hatte ich Sie ein klein wenig kritisiert. Heute finden Sie meine Zustimmung. Die Menschen, auch die unberechtigt sogenannten "kleinen Leute", überschauen vielleicht nicht die ganzen relevanten ökonomischen Zusammenhänge. Aber sie verstehen und empfinden das, was bei ihnen von Brüssel aus ankommt ganz genau. Die, die jetzt in London den Brexit hintertreiben, verachten in elitärer Weise das Ergebnis direkter Demokratie.

Man schreibe diesen Artikel auf das Gegenteil, auf Deutschland und die Masseneinwanderung um,dann liegt man richtig. Die Eliten entscheiden, die interessierten Kreise jubeln,die Presse krakelt mit, dass ist demokratisch. Alle etablierten Parteien stehen wie ein Mann/Frau hinter der Kanzlerin, die definitiv nicht abgewählt werden kann.
Deutschland, ein demokratisches Musterland. Der Souverän steht staunend daneben.

Joachim Wittenbecher | Mi., 16. Januar 2019 - 17:14

Ich bin einigermaßen entsetzt darüber, wie weit wir es gebracht haben. Wir sind also soweit, dass der Wert allgemeiner, freier, geheimer und gleicher Wahlen angezweifelt wird. Weil die Menschen nicht informiert seien. Meine Lösung wäre: Die Bürger umfassend informieren, gegensätzliche Meinungen darstellen und dann die Volksvertretungen wählen. So wie bisher. Keine Ad hoc-Volksabstimmungen, wenn keine derartige Tradition vorhanden ist. Ein Hauptübeltäter wurde nicht genannt: David Cameron, der beide Plebiszite - Schottland und EU - aus eigenem Machtkalkül initiiert hat.

Bernd Wollmann | Do., 17. Januar 2019 - 09:14

Antwort auf von Joachim Wittenbecher

Cameron samt vieler Mitstreiter haben die Abstimmung initiiert, aber sie erhielten Wahlkampfhilfe aus Deutschland durch Merkel. Die Briten wollten keine Bevormundung durch Brüssel und die Flüchtlingspolitik Merkels brachte die knappe Mehrheit für den Brexit. Wie soll der Bürger auch wissen ob der Brexit langfristig Vor- oder Nachteile hat (wenn sich Experten darüber streiten), Millionen Flüchtlinge (mit Smartphone aber ohne Pass)mit allen Begleitumständen wollten die Briten aber nicht. Man sieht, dass unsere Kanzlerin nicht nur in Deutschland größtmöglichen Schaden anrichten kann

Brigitte Simon | Do., 17. Januar 2019 - 17:09

Antwort auf von Bernd Wollmann

Herr Wollmann, das ist auch unsere, leider richtige, Erkenntnis.
Was hat Merkel mit der EU vor. Großbritannien, möglicherweise
(war)das wichtigste EU-Land, Deutschland, der wichtigste EU-
Zahlmeister, Frankreich schafft es allein. Wenn nicht, auf Merkel
ist Verlaß. "Ich schaffe das, ich schaffe Euch"

Michael Sander | Mi., 16. Januar 2019 - 17:22

Ein mehr als merkwürdiger Artikel, Herr Marguier.
Abstimmungen sind undemokratisch, weil die Wähler eigentlich zu blöd sind, komplexe Sachverhalte zu beurteilen?
Ich nenne das den deutschen Demokratie-Dünkel.
Und den Brexit hätte man nicht machen können, weil die Abhängigkeiten zu groß sind?
Ich nenne das elitäres Wunschdenken.
Grossbritannien, du hast es besser!

Volle Zustimmung, Herr Sander! Ich finde es ebenfalls sehr merkwürdig, dass Abstimmungen undemokratisch sein sollen, weil die Wähler angeblich komplexe Sachverhalte nicht beurteilen können. Aber unsere "Eliten" können das, obwohl viele noch nicht mal eine abgeschlossene Berufsausbildung vorweisen können?

Heidemarie Heim | Mi., 16. Januar 2019 - 17:23

Obwohl ich schon bei meinem für den Los-Kauf verpulvertes "Kirmesgeld" aus Kindheitstagen nie von Fortuna geküsst wurde, finde ich mittlerweile diesen Gedanken gar nicht mehr utopisch werter Herr Marguier! Selbst die Nachteile einer Lotterie vernachlässigt, dürften unser aller Chancen auf politischen "Gewinn" damit erheblich zu steigern sein. Und wie Sie es beschreiben, scheint es mir allemal seriöser zu sein, als die Aussicht, diesen
Zockern der Macht in ihren Hinterzimmern weiterhin mehr oder minder ausgeliefert zu sein.
MfG

gabriele bondzio | Mi., 16. Januar 2019 - 17:29

ihrer Bürger-Experten halten, ist eine andere Frage." Da ja Experten , wenn sie nicht gerade mit soliden Zahlen arbeiten, die absolut keine Deutung zulassen. Auch nicht unirrbar sind, bzw. sich auch fast immer von einer Ideologie leiten lassen, von der sie bezahlt werden. "Wo das Geld spricht, schweigt die Wahrheit." (russisches Sprichwort) Könnte bei ihren Vorschlag, Herr Marguier auch eine Fehlerquote in Bezug "Abwägungsprozess" entstehen. Je nach dem in welche Richtung die Waage weisen soll.

Gisela Fimiani | Mi., 16. Januar 2019 - 17:51

Auch Demokratien können auf harte Proben gestellt werden. Wir können daraus lernen. In Deutschland lernt man allerdings womöglich nur eines: Demokratie ist gefährlich, der „väterliche Staat“ wird für uns sorgen. Kein Risiko, keine Experimente. Im Übrigen stimme ich Frau Gafner und Herrn Konrad zu.

herbert binder | Mi., 16. Januar 2019 - 18:53

Nach meiner ganz persönlichen
Sichtweise sollten Leserbriefe
und Kommentare möglichst kurz
gefaßt werden. Also, hier mein
Versuch, sehr geehrter Herr
Marguier: "....., aber ich würde
alles dafür geben, daß Sie Ihre
Meinung sagen dürfen." Soweit
der Ausschnitt aus Paragraph 1
der AufklärungsVO.
Was mich betrifft: kann mich
nicht erinnern, wann ich zuletzt
einen so tendenziösen Artikel
gelesen habe. Bei der "Demokratie"
ist natülich das Entscheidende ihre
Ausgestaltung. Ergo: alle real aus-
gestaltete "Gebilde" (der westlichen
Welt) können nur als "Beispiele"
angesehen werden.
Aber (und jetzt wird mir das Ding
doch zu lang), kurz noch der
Rousseau, nach dem sich nur ein
Volk von Göttern demokratisch
regieren würde. "Eine so voll-
kommene Regierung paßt für
Menschen nicht."

Willy Ehrlich | Mi., 16. Januar 2019 - 18:53

Ja, es steht mit unserer Demokratie zum Argen. Die "alten" Griechen hätten es niemals zugelassen, die politische Willensbildung halbgebildeten Menschen zu überlassen. In politischen Gesprächen stoße ich häufiger auf Mitmenschen, bei denen ich mich ernsthaft frage, wieso sie an Wahlen teilnehmen dürfen.
Aktuell sehe ich noch ein weiteres Problem: Demokratieverständnis entwickelt sich im Elternhaus und in der (Grund)Schule.
Mit anderen Worten: Viele Bürger über 40, die in einem undemokratischen Staat sozialisiert worden ist, haben hier deutliche Mängel im Verständnis demokratischer Gepflogenheiten, verstehen nichts von Koalitionen und Opposition und rufen deshalb eher nach dem Autokraten, der sie "führt".
Erschwerend kommt hinzu, dass politische Diskussionen eher als störender destruktiver Streit dargestellt (Medien) und verstanden werden.
Daraus entsteht "Verdrossenheit". Möge sich jeder die ihm genehme Vorsilbe (Demokratie-, Parteien-, Politik-) hinzufügen. So Long!

Herr Ehrlich, das genau ist das elitäre Denken unserer Regierenden. Wenn Sie die "Halbgebildeten" aus der Willensbildung ausschließen wollen, dann könnte man ja doch das alte Drei Stände- Wahlrecht wieder einführen. Die "Halbgebildeten", Herr Ehrlich, müssen aber die oft abgehobene und fehlerhafte Politik der gebildeten Eliten ertragen und finanzieren (Energiewende, Grenzwertirrsinn usw.). Meinen Sie nicht, dass diese Menschen beurteilen können, was für sie gut oder schlecht ist.

Das Drei-Stände-Wahlrecht war gar nicht so schlecht und die gebildeten Eliten müssen sich halt kontrollieren, und zwar mit Sach- und Rechtsverständnis.
Vermutlich werden uns die Chinesen langfristig vormachen, wie das funktioniert.

Sach- und Rechtsverständnis, genau das vermisse ich des Öfteren bei unseren Politikern. Ehe sich die Eliten sich selbst kontrollieren, fließt das Wasser bergauf. Das ist blauäugig. Die Presse, das Fernsehen müssten (4. Gewalt) eigentlich, wenn sie denn wollten, kontrollieren. Im Gegenteil, in vorauseilenden Gehorsam singen sie das Lied ihres Brotgebers. In der Opposition kontrolliert, mit Konsequenz nur die AFD. Dann ist es aber "Provokation oder Hetze". Es ist zum Verzweifeln!

Ihr Vorbild in Sachen Demokratie sind die Chinesen? Ja, das erklärt einiges, oder habe ich Sie da missverstanden? Davon abgesehen: dass die gebildeten Eliten sich selber kontrollieren (sollen), mutet auch einigermassen weltfremd an. Wo der Kontrolleur mit dem Kontrollierten identisch ist, braucht es nicht allzu viel Phantasie, um sich vorzustellen, was nach gewalteter Kontrolle im Kontrollbericht stehen dürfte. Doch gut, das Prinzip "One man, one vote" wurde vor ein paar hundert Jahren schliesslich auch in England aus der Taufe gehoben, und da weiss man bis heute nicht, wie Demokratie geht.

Der Führerschein setzt sowohl "Fähigkeit" als auch "Eignung" (eine Art
Charaktermerkmal) voraus. Wahlberechtigt ist dagegen jedermann. Im
Prinzip (ab Mindestalter): einfach so. Für mich ein nicht zu hinterfragendes
Menschenrecht (ähnlich der Gleichberechtigung der Geschlechter), völlig gleichgültig, ob mir die Wahlergebnisse gefallen oder bei mir nur Weißglut generieren. Allgemein, frei und geheim, besser geht's nicht. Der entscheidende Grund ist doch, daß ja auch a l l e von Regierungsentscheidungen, d.h. von der
Politik allgemein, b e t r o f f e n sind. Jede Alternative wäre ein (wie auch immer
gestaltetes) Klassenwahlrecht. Wahlberechtigt erst ab Abitur aufwärts?
Nur nebenbei - eine Regierung, die ihre Legitimation allein der Klientel dieser "Gebildeten" verdankt: die Götter mögen uns bewahren. Davor würde es mir noch mehr grausen, als dies bei mir schon heute der Fall ist.

Mir ist niemand bekannt, weder persönlich noch aus den Medien, der sich einen Autokraten wünscht der "führt". Allerdings habe ich diese Behauptung aus dem Munde von Menschen gehört, die sich mit den derzeitigen politischen Machtverhältnissen in Deutschland identifizieren und Kritik daran offenbar nicht verstehen, meist sehr medienhörige Menschen. Belege - keine. Sollten Sie, Herr Ehrlich, derartige Belege haben, so bitte ich Sie freundlichst sie hier zu offenbaren.

Detlev Bargatzky | Mi., 16. Januar 2019 - 20:54

Wenn die Bürger offensichtlich zu blöd zum Auswählen von politischen Alternativen sind, also quasi zu blöd zum Wählen sind, dann sollte man vielleicht zukünftig in den Kommunen permanente Medienräte einsetzen, die dann aufgrund der naturgegebenen Weisheit der beteiligten Journalisten mit Sicherheit immer die richtigen Wahlergebnisse aushandeln.

Sepp Kneip | Mi., 16. Januar 2019 - 22:25

Natürlich war das Votum für einen Brexit ein demokratischer Akt. Ausgelöst durch eine Entwicklung in der EU, die viele Briten einfach nicht mehr mitmachen wollten. Und die EU? Statt auf die Briten zuzugehen und eine Reform der verkrusteten Strukturen aufzbrechen und die quasi diktatorischen Anwandlungen, wie die Verteilung der von Merkel in die EU gelassenen "Flüchtlinge" zu unterlassen, will man die Briten in der ungeliebten EU mit unsinnigen Bedingungen festnageln. Alle wissen um die Zerissenheit in der EU und dennoch will man sie nicht reformieren.

Es ist auch noch nicht ausgemacht, wer hinter den Brexit-Verhinderern steht. Sind es die (transatlantischen) Wühlmäuse, die überall ihr Süppchen kochen und an einer Destabilisierung interessiert sind? Sicher hat Frau May seinerzeit einen Fehler gemacht und unsinnigerweise Neuwahlen ausgeschrieben, die sie eine satte Mehrheit kosteten. Dennoch, das demokratische Votum für einen Brexit steht nach wie vor. Es wird einfach ignoriert.

Mathias Trostdorf | Mi., 16. Januar 2019 - 22:29

so macht das ZDF gerade auf!
Als Augenzeugen und Berichterstatter werden eine "Cockney"-ItalienerIn, ein Inder und eine Deutsche aufgefahren. Fanden sich denn keine Original-EngländerInnen?
However, wie es ist, das eigene Land nicht wiederzuerkennen, das haben inzwischen ja auch viele Deutsche erfahren.

Markus Michaelis | Do., 17. Januar 2019 - 02:11

Früher hätte ich auch wie in diesem Artikel gedacht. Es gibt eine seriöse Politik, von seriösen Politikern seriös vertreten - und es gibt "Populisten", die mit Unsinn ungebildete Massen verführen. Gegenstand der seriösen Politik ist DAS richtige Vorgehen, das z.B. von Bürgervertretern erarbeitet wird.

Ich bin da skeptischer geworden. Merkel etwa, früher der Inbegriff an Seriosität, hat über die Finanzkrise, Europa, Migration so vieles gesagt, was in meinen Augen schlicht so gegen alle Fakten ist (nur als ein Beispiel unter vielen), dass mir nicht mehr so klar ist, wer wann wirklich seriös ist.

Ich glaube auch nicht mehr so sehr an simple Fakten, wie etwa ob sich GB mit dem Austritt schadet oder nicht. Das hängt von sovielen Unbekannten ab, Zeitskalen und davon, was jeder einzelne für sich als Schaden oder positiv definiert, und woran alle glauben, wobei viele mitmachen. Ich glaube, das ist eher typisch für große Fragen. DIE Wahrheit dahinter ist eher Fiktion.

Frau Michaelis? Alles was sie sagen stimmt soweit für mich. Nur gesagt hat Frau Merkel wirklich wenig, sehr wenig, sie hat geredet, teilweise so verschwurbelt, dass ich mir überlege ein Merkelwörterbuch zu entwickeln. Die wenigen Aussagen die sie gemacht hat, erfolgten immer dann, wenn alles alternativlos war und der Schaden bereits eingetreten.
Obwohl, ich lasse es besser mit dem Wörterbuch, möchte mir keinen aussagelosen Virus einfangen. Zuviel Merkel könnte krank machen, sagt mir mein Arzt und auch mein Apotheker.:)

Die die von Ihnen sehr eindrücklich erklärte Skepsis, werter Herr Michaelis, wurde inzwischen zu einem gehörigen Misstrauen meinerseits, was Seriosität und "edle Motive" von Politik und Medien angeht. Bedauerlicherweise muss ich sagen! Denn es entspricht eigentlich nicht meiner ansonsten offenen Persönlichkeit.
Ich glaube, das Viele in Politik und Medien ihre Einflussmöglichkeiten sowie letztendlich ihre herausragende Stellung gebrauchen um sozusagen "oben" zu bleiben. Das man z.B. als Abgeordneter den Ponyhof der Partei verlassen hat mit hehrer Absicht eigenen und seines Wählers Willen umzusetzen,wird spätestens bei der nächsten Kampfabstimmung inkl. Fraktionszwang wahr. Ein harmloses Beispiel dafür, die zur erst Skepsis, dann zu Verdrossenheit führt. Das Gleiche gilt für Redaktionen usw. Es gibt immer jemand im Hintergrund, der das große Rad dreht.
Vielleicht sollten sich die schlaueren Hamster mehr solidarisieren;-)!? Alles Gute!

Christoph Kuhlmann | Do., 17. Januar 2019 - 11:02

sollten wir in Deutschland ganz kleine Brötchen backen, was Empfehlungen an andere Länder in Bezug auf Demokratie betrifft. Streit und Konflikte sind zwingende Voraussetzung für die Demokratie. Wer das lieber hinter verschlossenen Türen verhandelt um dann alternativlose Entscheidungen zu präsentieren ist eben kein Demokrat.

Henning Magirius | Do., 17. Januar 2019 - 11:04

Herr Marguier, aber mit Ihrer als Chefredakteur geäußerten, paternalistischen und damit relativierenden Sicht auf demokratische Willensbekundungen des (britischen) Volkes verstören Sie mein Vertrauen in die staatsrechtlich fundierte, demokratische Ausrichtung des Cicero. War das notwendig?

Volker Leyendecker | Do., 17. Januar 2019 - 12:27

Warum wird nicht solange gewählt bis den Eliten das Wahlergebnis genehm ist. Die nicht richtigen Ergebnisse werden einfach als UNDEMOKRATISCH ignoriert. So Ist Demokratie doch ganz einfach.

Thomas Nichterlein | Do., 17. Januar 2019 - 14:46

Die hier vorgetragene Weltsicht entspricht leider dem Demokratieverständnis der EU. Alles nicht so gemeint. Alles immer wieder neu verhandelbar. Die EU als Ganzes hat eine lockere Südstaatenmentalität übernommen. Das gilt z.B. für Absprachen und Verträge, die nur noch cum grano salis gelten, dies gilt auch für eine gewisse Laxheit im Umgang mit der Grundordnung des Öffentlichen Lebens und des Arbeitslebens. Das gilt ganz besonders fürs Schuldenmachen, das zu einem Anschreibenlassen ohne Sicherheit verkommen ist. Man stelle sich aber nun vor: Es gibt Leute, denen das nicht nur nicht passt, sondern die in einem völlig anderen Koordinatensystem leben und von den Südstaatlern immer wieder enttäuscht werden. Die beiden Gruppen verstehen einander einfach nicht. Sie müssen schon allein wegen ihrer Mentalitätsunterschiede getrennt werden. Ich meine damit natürlich nicht die Deutschen, deren Ordnungssinn zum Mythos verkommen ist und von denen die Versüdstaatlichung gezielt vorangetrieben wird.

Volkmar du Puits | Do., 17. Januar 2019 - 15:12

zwei Kriege gegen die Briten gewonnen, da kann man denen schon mal sagen, wo es langgeht!

Brigitte Simon | Do., 17. Januar 2019 - 16:35

Ja, die EU und Merkel müssen Zugeständnisse machen. Der Brexit fand seinen Anfang 2016.
Großbritanniens, das Land, das nicht nur eines
der beiden Nuklearmächte der EU ist, auch die
zweitgrößte Volkswirtschaft Europas. War das der Grund, daß Merkel 2016 Cameron nicht unterstütz-
te, den Brexit zu verhindern? War ihr Großbritann- ien zu autark? Durch seinen Beitritt wurde der Natoschutz sicherer. Die einseitige Abhängigkeit
von Frankreich vermieden. Unter dem
Einfluß der weltläufigen Briten, die den Freihandel
mit den Ländern ihres ehemaligen Weltreichs in
der EU erfolgreich verteidigten, gelang es der
deutschen Industrie , die Weltmärkte zu erobern.
2016 benötigte Cameron eine Verlängerung der
Wartezeit, um seine Landsleute vom Verbleib in der
EU zu überzeugen und den drohenden Brexit zu verhindern. Er kam 2016 mit leeren Händen, keinerlei Substanz für einen positiven Ausgang des Referendums nach England zurück. Später beklag- te er Merkels mangelnde Unterstützung.

Kostas Aslanidis | Do., 17. Januar 2019 - 17:12

solange zu wählen, bis das Ergebnis Brüssel und Merkel passt. Die Wähler verstehen Uns nicht, wir müssen es besser erklären. Wie weit wollt ihr noch sinken!

Dieter Wenzel | Do., 17. Januar 2019 - 17:25

ist jetzt oder war gestern in Europa, was in den Köpfen aller beteiligten auf diesem Minikontinent vorgeht wird sich noch herausstellen. Die Welt wandelt sich auch für Europa. Wie es aussieht auf diesem Globus ist Glanz, Macht und Vorreiterrolle unseres Kontinentes vorbei. Alle EU Kritiker kommen mir vor wie ein Neugeborenes das den Weg in die Gebärmutter zurück sucht, da es sich der Wirklichkeit nicht stellen will. Zu laut, zu hell zu viele mit denen man auskommen und teilen muss. Ich persönlich hoffe dass Vernunft in den Köpfen der Verantwortlichen einkehrt und Lösungen gefunden werden können, die für alle tragbar sind. Wie es so schön heißt: "Herr, schmeiß Hirn vom Himmel für alle schlichten Gemüter!"

Alfred Werner | Do., 17. Januar 2019 - 19:18

in allen Ehren. Ich sehe das allerdings etwas anders. Demokratie bedeutet nicht, Entscheidungen so lange zu verbiegen bis sie ins eigene Konzept passen.

Felix Augustin | Do., 17. Januar 2019 - 20:21

Ich streubte mich beim Lesen dieses Artikels ihn bis zum Ende auch tatsächlich zu lesen.
Mal salopp übersetzt: Volksetscheide sind nur für Belangloses richtig, da der gemeine Wähler für große Entscheidungen schlicht zu dumm ist.
Kein Wort zur Gegenseite, die es offenbar nicht geschafft hat mit den besseren Argumente zu überzeugen. Und wie man heutzutage noch ein Loblied auf die parlamentarische Demokratie anstimmen kann, ist mir schleierhaft.

Karlheinz Wehner | Do., 17. Januar 2019 - 21:28

Politiker sind Menschen und keine Götter.
Daraus ergibt sich, daß es auch Kriminelle geben muß - bereits Hermes war der Gott der Diebe und Kaufleute.
Seit einigen Jahrzehnten gibt es - wie jeder
weiß - auch Wirtschafts-Kriminelle - reichlich.
Wir sollten endlich akzeptieren, daß es auch
Polit-Kriminelle gibt. Die sollten wir beim
Namen nennen und unnötige Diskussionen
lassen.
Alles Menschen, alle an Gesetze gebunden -
und wer verstößt, der ist ein
POLIT-KRIMINELLER.

Volker Leyendecker | Fr., 18. Januar 2019 - 00:19

Es ist schon eine tolle Sache als einziger in dem Besitz der Wahrheit zu sein. Doch mich stört ihr letzter Satz : Herr schmeiß Hirn vom Himmel. Sie zeigt die Arroganz der Eliten und auch ihre Überheblichkeit den anderen Kommentatoren gegenüber. Das ihr Beitrag gedruckt wurde überrascht mich schon sehr.