Erntemaschinen auf einem ukrainischen Weizenfeld / dpa

Ukraine-Krieg - Moskau stoppt Getreideabkommen

Russland wird das Getreideabkommen mit der Ukraine, das heute ausläuft, nicht verlängern - trotz Protesten aus afrikanischen Staaten. Ausgerechnet der türkische Präsident Erdogan könnte Putin einen Strich durch die Rechnung machen.

Autoreninfo

Thomas Urban ist Journalist und Sachbuchautor. Er war Korrespondent in Warschau, Moskau und Kiew. Zuletzt von ihm erschienen: „Lexikon für Putin-Versteher“.

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Wladimir Putin tut weiter das, was er schon seit mehr als zwei Jahrzehnten tut: Er versucht, mit Drohungen und Erpressung die von ihm definierten Interessen Moskaus durchzusetzen. Aus diesem Grund hat der Kreml seit Wochen erklärt, dass er das Getreideabkommen mit der Ukraine nicht verlängern werde. Das Abkommen, das heute Abend ausläuft, ermöglicht den Transport von Agrarerzeugnissen aus Odessa und zwei weiteren ukrainischen Häfen in der Nordwestecke des Schwarzen Meeres, zu den Hauptabnehmern gehören Länder am Horn von Afrika. Ohne die Lieferungen aus der Ukraine würde sich dort die Versorgungslage dramatisch verschlechtern; diesen Ländern, die ohnehin unter einer Dürre leiden, könnte eine Hungerkatastrophe drohen. 

Die russische Kriegsmarine kontrolliert das Schwarze Meer, Putin droht, ukrainischen Schiffen die Durchfahrt zu blockieren. In der Tat kann die Passage leicht wieder vermint werden, so wie dies vor Unterzeichnung des nun auslaufenden Abkommens vor genau einem Jahr der Fall war. Damals hatten UNO-Generalsekretär António Guterres und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan zwischen Moskau und Kiew vermittelt

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Heidemarie Heim | Mo., 17. Juli 2023 - 14:57

Schon Stalin (Holodomor), die Nazis in Warschau und ihren anderen Freiluftlagern (KZs) sowie eine Menge anderer "Menschenfreunde" aus aller Welt setzten auf diese hoch wirksame Massenvernichtungswaffe. Doch was kümmert uns Afrika geehrter Herr Urban? Stellen wir doch wie früher einen fetten Scheck aus und überlassen wir Dritten die Drecksarbeit um das Gewissen wieder zu beruhigen. Wie? Geld kann man nicht essen, man braucht dringend das Getreide? Tja, da bleibt wohl nur ein Mittel diese Menschheitskatastrophe mit Ansage zu verhindern. Eine Resolution und ein robustes Mandat der UNO muss her um dem Völkerrecht wieder die Geltung zu verschaffen, für das es einmal ausgerufen wurde. MfG

Sabine Jung | Mo., 17. Juli 2023 - 15:39

die aber nach über 1,5 Jahren leicht hinzubekommen wäre. Die Lösung wären Verhandlungen am runden Tisch. Aber da leider keiner der Ampelregierenden, der große Bruder USA sowieso nicht, die EU ebenfalls nicht, dieses nun auch will, nun dann wird es schwierig mit der Getreidelieferung durch's schwarze Meer. Aber immer schön mit dem Finger auf Putin zeigen, schliesslich war er es ja.
So etwas kommt von so etwas!

Tomas Poth | Mo., 17. Juli 2023 - 15:40

Putin baut eine Verhandlungsposition auf. Er möchte dafür etwas bekommen. So ist es nun mal in der Welt- und Geopolitik.
Schauen wir mal was dabei herauskommt.
Nächstes Jahr sind US-Präsidentschaftswahlen, womöglich sehen wir innerhalb der nächsten Monate eine Verhandlungsbereitschaft bei den USA, um den Ukrainekrieg, die Konfliktlage zu beenden.

Der Ukraine gehen die Soldaten aus, man erkennt es an den ruppigen Rekrutierungsmethoden die gegenüber den männlichen Ukrainern angewendet werden, um die gerissenen Lücken zu schließen.
Rund ein Drittel der ukrainischen Bevölkerung sind seit einem Jahr aus dem Land geflüchtet.
Auch dies ist einer der großen Schwachpunkte der Ukraine.
Verheizt eure Männer nicht, beginnt Verhandlungen zur Beendigung des Krieges.

alessandro laporta | Di., 18. Juli 2023 - 00:01

Antwort auf von Tomas Poth

"Putin baut eine Verhandlungsposition auf. Er möchte dafür etwas bekommen."
Ich habe eher den Eindruck, dass ihm wohl so langsam das Wasser bis zum Halse steht.

"Der Ukraine gehen die Soldaten aus, man erkennt es an den ruppigen Rekrutierungsmethoden die gegenüber den männlichen Ukrainern angewendet werden, um die gerissenen Lücken zu schließen."

Ach so und die Russen lassen sich mit Begeisterung und ohne Zwang in einen sinnlosen Krieg ziehen? Das wusste ich so noch nicht, Herr Poth!

"Verheizt eure Männer nicht, beginnt Verhandlungen zur Beendigung des Krieges."

Diesen Appell sollten Sie in erster Linie an den Despoten im Kreml richten. Er ist derjenige, der seine Bürger seit beinahe 17 Monaten ziemlich sinnlos verheizt und seine Armee langsam aber sicher in jeder Hinsicht ausbluten lässt. Er hat die Wahl dies sofort zu beenden. Aber vielleicht hört er ja auf Ihren Appell ;-).

... können 3,8 mal soviel Soldaten rekrutieren wie die Ukraine ...
Das sind ganz schlichte Fakten.
Aber was sollen Fakten, wo sie doch eine faktenresistente Meinung haben, Hr. laporta.
Tja, und für Ihr "recht haben wollen" lassen Sie wohl gerne die Soldaten auf beiden Seiten der Front über die Klinge springen, oder?!
Lesen Sie doch "Michael Kohlhaas", die Novelle von Kleist. Lesen soll ja bilden.

Gerhard Lenz | Mo., 17. Juli 2023 - 16:35

Auch das passt hervorragend zum Charakter des Vladimir Putins.

Die bekannten Foristen werden es besser wissen: Die Amis waren es mal wieder.

Woher kennen Sie Putins Charakter? Alles nur nachgeplappert. Ich behaupte nicht, Putins Charakter zu kennen, obwohl ich ihn schon dreimal persönlich getroffen habe. Ich hatte ihm mein Buch über Rachmaninow geschickt. Er las es und lud mich ein. Er ist ein kluger Mensch mit Allgemeinbildung, was man von manchen deutschen Politiker nicht sagen kann. Was das Getreideabkommen angeht, so pokert er. Das ist klar. Doch er hat auch Recht. Wieso soll er sanktioniert werden, wenn man ihn braucht? Das funktioniert nirgends. Der Ukrainekrieg ist demnächst sowieso zu Ende. Der Westen hat keine Munition mehr, die Ukraine keine Männer. Außerdem stehen in den USA Wahlen an. Da wird der Kurs neu justiert, das amerikanische Volk will nicht länger für Kriege zahlen. Wer dort Wahlen gewinnen will, kann das nicht mit Kriegsgeschrei und teuren Ausgaben schaffen. Biden is out. Er ist der einzige, der das noch nicht weiß. Kein Wunder bei seiner fortschreitenden Demenz. Also Herr Lenz, und nun "Feuer frei!"

"Der Ukrainekrieg ist demnächst sowieso zu Ende."

Ach, Herr Funke und das wissen Sie so genau. Was verstehen Sie unter "demnächst vorbei"? in 2 Monaten, in einem Jahr, in 5 Jahren?

"Der Westen hat keine Munition mehr, die Ukraine keine Männer." Echt jetzt? Sie wissen ganz genau über die Munitionsreserven der ukrainischen Armee bescheid? Wenn die Ukraine keine Männer mehr hat, wer heizt denn da Ihren Russen gerade ordentlich ein? Die berühmten grünen Männchen🙄? Meinen Sie nicht, dass es ziemlich peinlich für die russische Armee ist, wenn diese nicht einmal gegen "keine Männer mehr" vorwärts kommt?

Sorry, Herr Funke, aber Sie scheinen wirklich keinen blassen Schimmer von Lage auf dem Gefechtsfeld zu haben.

Glauben Sie wirklich, dass die Amerikaner, Wahlkampf hin oder her, die Ukraine nicht mehr unterstützen würden, wenn es quasi als "Side-Effect" dieser Unterstützung die Gelegenheit gibt, die russische Armee langsam aber sicher ausbluten zu lassen?

Petra Horn | Mo., 17. Juli 2023 - 20:05

Erdogan stellt sich immer auf die Seite, die ihm gerade den größten Nutzen bringt.
Auf manchen Gebieten arbeitet er mit den Russen, auf anderen mit dem Westen oder einzelnen Ländern, und ein paar Wochen später wieder anders rum.
Was ihn in erster Linie interessiert ist, daß die Türkei ihre Macht ausbaut. Aus der Sicht der Türken ist das ein sehr sympathischer Zug.

Jochen Rollwagen | Mo., 17. Juli 2023 - 20:17

Just an dem Tag, als die Delegation aus Afrika in Kiev war, um "Verhandlungen mit Rußland" zu besprechen gab es - russische Raketen auf Kiev. Das Thema hatte sich dann auch erledigt.

Am 21. August gibt es ein Treffen der BRICS auf höchster Ebene in - Süd-Afrika. Da kann man, wenn man Purin heißt, schon mal 4 Wochen vorher mit einer Hunger -Katastrophe in Afrika drohen.

Es ist zu hoffen, daß das Märchen von "Verhandlungen mit Rußland" jetzt durch ist.

Klaus Funke | Di., 18. Juli 2023 - 15:31

Antwort auf von Jochen Rollwagen

Immer schön hetzen, das macht Eindruck... allerdings nicht bei intelligenten Leuten. Empfehle Ihnen mal die Rede des Max Blumenthal (US-Bürger) zum Ukraine-Krieg vor der UNO. Im Internet leicht zu finden. Da redet jemand, der Bescheid weiß, und nicht so ein Schwafler wie Sie.

Christoph Kuhlmann | Mo., 17. Juli 2023 - 21:51

Wer Hunderttausende Soldaten verheizt, der lässt auch Millionen Afrikaner verhungern. Putin macht sich gut als Figur in der historischen Horrorshow blutiger Führer. Er gewinnt zunehmend an Statur. Bis auf die Geländegewinne, sie sind noch zu mickrig.

Wieviel Getreide aus der Ukraine ist denn in den hungernden Ländern angekommen? Wohin gingen denn die Lieferungen die nicht in Polen und Rumänien gelandet sind und den Bauern dort die Preise kaputt gemacht haben? Jedenfalls die Maisladungen gingen an Ländern mit Massentierhaltung. Bevor ich meine Tränendrüsen bemühe angeleiert von der Tränendrüsenorgie die unsere Medien gerade einschließlich der ÖR vom Stapel lassen würde ich schon gerne genau wissen welche Länder wieviel abbekommen haben von der kostbaren Fracht. Nicht dass das Getreide eher an die Meistbietenden verscherbelt wurde und die Hungernden immer noch warten müssen.

Henri Lassalle | Di., 18. Juli 2023 - 15:48

von Putin. Er will wohl damit den Westen als Schuldigen, als Südenbock darstellen, nach dem Motto: "Seht, ihr müsst hungern, weil uns der böse Westen mit Saktionen das Leben schwer macht". Putin hat nicht die geringsten Skrupel, er wird weiter in diesem Stil agieren, sowie Russen an der ukrainischen Front verheizen lassen.