Putin hat mittlerweile viele Gegner, die sein Regime zum Einstürzen bringen wollen / dpa

Opposition gegen Putin - „Das Endziel ist Moskau“

Die russische Opposition gegen Wladimir Putin ist äußerst vielfältig und agiert zumeist vom Ausland aus. Doch ohne Unterstützung der Profiteure des kleptokratischen Regimes kann eine Wende in Russland kaum gelingen.

Autoreninfo

Thomas Urban ist Journalist und Sachbuchautor. Er war Korrespondent in Warschau, Moskau und Kiew. Zuletzt von ihm erschienen: „Lexikon für Putin-Versteher“.

So erreichen Sie Thomas Urban:

Angeblich sind es nur ein paar Hundert Mann, die in den Reihen des Russischen Freiwilligenkorps und der Legion Freies Russland stehen. Mit Vorstößen auf Ortschaften im südrussischen Gebiet Belgorod haben die beiden Truppen wiederholt Schlagzeilen gemacht, als „bewaffnete Arme der russischen Opposition“. Doch die namhaftesten Oppositionellen, die entweder in Russland inhaftiert oder ins Ausland gegangen sind, wussten nichts von den Aktionen dieses Korps und dieser Legion, die nach Angaben ihrer Führer unabhängig agieren und sich durch Spenden finanzieren. Überdies kann von einer geschlossenen Front gegen das totalitäre Regime Wladimir Putins keine Rede sein. Vielmehr ist die Opposition zersplittert, es fehlt ihr an unumstrittenen Köpfen, die die regimekritischen Gruppen hinter sich scharen könnten.

Es ist ein Déjà-vu in der Geschichte Russlands: So wie heute Wladimir Putin, so ließ vor genau 100 Jahren Wladimir Lenin alle Gegner unerbittlich verfolgen, die Außerordentliche Kommission, russisch abgekürzt Tscheka, setzte den von ihm verkündeten „roten Terror“ um. An den Rändern Sowjetrusslands aber lieferten sich bewaffnete Formationen immer wieder Scharmützel mit der Roten Armee, so wie nun das Russische Freiwilligenkorps und die mit ihm verbündete Legion die Truppen des Kremls unter Druck setzen. Ein Sprecher der Legion hat die kühne Parole ausgegeben: „Das Endziel ist Moskau.“

Cicero Plus weiterlesen

  • Monatsabo
    0,00 €
    Das Abo kann jederzeit mit einer Frist von 7 Tagen zum Ende des Bezugzeitraums gekündigt werden. Der erste Monat ist gratis, danach 9,80€/Monat. Service und FAQs
    Alle Artikel und das E-Paper lesen
    • 4 Wochen gratis
    • danach 9,80 €
    • E-Paper, App
    • alle Plus-Inhalte
    • mtl. kündbar

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Bernhard Homa | Sa., 15. Juli 2023 - 17:18

Wenn - zurecht - der Einfluss der Exilopposition in der RF als gering eingeschätzt und eine Unterstützung durch die kremlnahen Wirtschafts- und Finanzeliten für einen Regimewechsel als unumgänglich betrachtet wird: was sollte diese Oligarchen bewegen, sich plötzlich gegen Putin zu stellen? Vermutlich: es müssen für diese Leute mindestens die Bedingungen wie vor dem Februar 2022, womöglich sogar vor 2014/15 herrschen. Urban kann sich ja mal überlegen, was das bedeutet.

Ob eine russische Niederlage tatsächlich zu einem schnellen Sturz Putins führt ist ohnehin umstritten, s. Burkhardt, Putins personalisierte Macht im Krieg, in: Mittelweg 36, 3–4/2023, S. 30-56.

Inhaltlich hinkt im Übrigen der Vergleich zw. der SU und Putin-Russland an vielen Stellen: man nehme nur das Thema Auslandsreisen – von den fürchterlichen Ausmaßen des bolschewistischen und stalinistischen Terrors mal ganz abgesehen

Armin Latell | Sa., 15. Juli 2023 - 18:51

hier im Forum gibt es einen, wie Sie absolut antirussisch sozailisierten, Foristen. Ich kann ihm das nicht zum Vorwurf machen, und mache es auch nicht. Ihre Artikel allerdings lese ich ausschließlich unter genau diesem Gesichtspunkt: Revanche an Russland. Und das wird jetzt gerade von Putin geführt. Lenin, Stalin Putin-bei Ihnen eine Kategorie. Die von Ihnen benannten Intellektuellen dort sind die gleichen Weltentrückten wie hier im Westen-Schöngeister, abseits jeglicher Realitäten der einfachen Menschen. Bei all der antirussischen Propaganda interessieren mich persönlich viel, viel mehr unsere hiesigen Totalitaristen und Möchtegerndiktatoren, die dieses Land und seine Menschen in den Abgrund führen. Bei Ihnen allerdings kein Thema. Polen ist ja der Nutznießer. Ihre Scheuklappen sitzen einfach zu fest.

Da reklamiert einer für sich eine angeblich realistische Einschätzung, und zeigt eindeutig Parteinahme für einen Kriegsverbrecher, der ein friedliches Nachbarland überfiel, der seine Soldaten und ein paar bezahlte Söldner losschickte um zu morden, zu vergewaltigen, zu zerstören. Dessen Flugzeuge ganze Städte zerstören. Dessen Soldaten Kinder veschleppen. Und ständig mit dem Einsatz einer Atombombe droht.

Und das alles in angeblicher Notwehr um eine Bedrohung abzuwehren, die nur in solchen Köpfen existiert, die vor lauter Hass auf den Westen keinen klaren Gedanken mehr fassen können.

Schöner Realismus.

Passend dazu dann die alltägliche Reklame für eine Partei namens AfD, von der sich ständig irgendwelche Mitglieder in Moskau aufenthalten, und die Deutschland tatsächlich an der Seite des Kriegsverbrechers sehen möchte - so ein gewisser Herr Hoecke - dem die angebliche Amerikanisierung Deutschlands ein Dorn im Auge ist.

Wenn das Realismus ist...dann pfeif ich drauf.

hier im Forum gibt es mehrere, absolut antidemokratisch sozialisierte, Foristen. Ich kann ihnen das nicht zum Vorwurf machen, und mache es auch nicht. Ihre Kommentare allerdings lese ich ausschließlich unter genau diesem Gesichtspunkt.
Der Westen wird gerade von Biden geführt. Den halten Sie, wie vermutlich auch Scholz, Habeck und Baerbock, für einen "Totalitaristen und Möchtegerndiktator", der dieses Land und seine Menschen in den Abgrund führt.
Dass Putin in Russland eine kleptokratische Diktatur errichtet hat, die auf Repression und der Ausbeutung von Rohstoffen basiert und in der die einfachen Menschen zu Zehntausenden in einem brutalen Angriffskrieg in der Ukraine verheizt werden, wollen Sie nicht hören. Ihre Scheuklappen sitzen einfach zu fest.

"Beiträge" lese, Herr Hügle: für mich sind Sie der Prototyp des linksextremistischen Agitators, der sich seine Wahrheiten und Argumente in selbstreferenziellen Blasen sucht und sich selbst dabei befriedigt, wenn er seine Ergüsse anderen, die das nicht interessiert, überschüttet. Ich lese Ihre Beiträge auschließlich unter diesem Gesichtspunkt (wenn ich sie denn lese). Als Teilnehmer an einer Diskussion sehe ich Sie dabei ebenfalls nicht, denn wie oben indirekt erwähnt, dienen Ihre Ergüsse ausschließlich der Provokation. Was mich gerade freut: die beiden getroffenen Hunde bellen, und das ist gut so.

...Klasse, nicht nur Einer, sondern alle Beide sind auch brav über Ihr Stöckchen gesprungen.
Respekt, pfiffig gemacht.

Jens Böhme | So., 16. Juli 2023 - 07:35

Löblich über die russische Opposition zu schreiben und über deren Verkopftheit vorbei an der russischen Gesellschaft. Der sogenannte Putinismus ist eine Autokratie, die ohne Putin nicht verschwindet. Da die westliche Welt sich in sich selbst auflöst, steht die Frage, welche Gesellschaftsordnung auf der Welt in ca. fünfzig Jahren mehrheitlich vorherrscht. Freiheit und Demokratie keineswegs.

Keppelen Juliana | So., 16. Juli 2023 - 10:48

Antwort auf von Jens Böhme

"Opposition im Ausland" die man stärken muss, ist ein altbekanntes Rezept der CIA für Regime-Changes. Man findet immer ein paar Dumme die sich einspannen lassen und denen egal ist wie hoch der Blutzoll und die Zerstörungen ihres Landes danach sind. Bei dem Demokratiewunsch für Russland frage ich mich welche Demokratie schwebt denn dem "Westen" so vor, die US Demokratie wo man Millarden sammeln muss egal woher und von wem um überhaupt eine Chance zu haben, die Französische oder Italienische oder Schweizer oder Britische oder Indische oder Argentinische, Kosovarische usw., usw. Offenbar hat Russland die Regierungsform die es braucht um das Land zusammenzuhalten und ein friedliches Zusammenleben zu organisieren ob es uns passt oder nicht. Die Russen sind wie bei uns und in der EU mit ihrer Regierung mal so zufrieden oder unzufrieden wie wir und die anderen EU Länder. Außerdem fühlen sie sich nicht mehr bevormundet, gegängelt, bedroht oder unterdrückt als die Menschen im Rest von Europa.

Brigitte Miller | So., 16. Juli 2023 - 09:01

was würde geschehen, wenn Putin jetzt entmachtet würde? Die "Wende in Russland" ( Wenden überall ) herbeigeführt würde ? Wahrscheinlich würde das Paradies ausbreechen.

Christoph Kuhlmann | So., 16. Juli 2023 - 09:30

Das ist ein sehr umfassender Überblick über die russische Opposition, insbesondere in Deutschland. Ich habe viel gelernt. Es ist immer dasselbe, Nation, Volk und Vaterland sind ja das einzige kollektive Ideal, welches historisch in großen Teilen der Welt funktioniert. Deshalb ist es viel Opfer wert. Neben Leben und Gesundheit hunderttausender oder gar Millionen Menschen, auch Werte wie die Freiheit oder der materielle Wohlstand der Einzelnen. Solange die Freiheit der Völker und die Freiheit der Einzelnen im Widerspruch miteinander stehen, haben wir die Wahl zwischen repressiver Staatsmacht und dem Verlust der nationalen Identität und Solidarität. Natürlich werden alle möglichen Kompromisse realisiert, aber im Grunde schwankt jede Nation zwischen Einschränkung der individuellen Freiheit und Selbstaufgabe. Der Lackmustest für das Regime Putin wird kommen, falls er Millionen junger Männer rekrutieren und auf dem Altar des Vaterlandes opfern muss. Eine Frage seiner Glaubwürdigkeit im Volk.