Demonstranten in Niamey halten ein Schild mit der Aufschrift „Nieder mit Frankreich, es lebe der CNSP“ hoch / dpa

Nach dem Militärputsch - US-Regierung zieht Mitarbeiter aus Niger ab

Die USA ziehen Regierungsmitarbeiter aus dem Niger ab. Auch Frankreich und Deutschland evakuieren ihre Bürger. Während westafrikanische Staaten beraten, ob sie eingreifen, verbittet sich das der Anführer der Putschisten. 

Cicero Cover 05-24

Autoreninfo

Hier finden Sie Nachrichten und Berichte der Print- und Onlineredaktion zu außergewöhnlichen Ereignissen.

So erreichen Sie Cicero-Redaktion:

Nach dem Militärputsch im Niger hat das US-Außenministerium vorübergehend die Ausreise von amerikanischen Regierungsmitarbeitern aus dem Land angeordnet. Das teilte das Ministerium am Mittwochabend in Washington mit. Mittlerweile wurden Hunderte ausländischer Staatsbürger aus dem Land evakuiert. Der Anführer der Putschisten, General Abdourahamane Tiani, warnte vor „jeglicher Einmischung in die internen Angelegenheiten“ des Landes. Die Militärchefs westafrikanischer Staaten beraten, ob sie eingreifen sollten. 

Im Niger hatten Offiziere der Präsidialgarde in der vergangenen Woche den demokratisch gewählten Präsidenten Mohamed Bazoum festgesetzt und für entmachtet erklärt. Der Kommandeur der Eliteeinheit, General Abdourahamane Tiani, ernannte sich im Anschluss selbst zum neuen Machthaber. Kurz nach Tianis Machtübernahme setzten die Putschisten die Verfassung außer Kraft und lösten alle verfassungsmäßigen Institutionen auf. Nach Militärputschen in Mali und Burkina Faso seit 2020 war der Niger das letzte der drei Nachbarländer in der Sahelzone, das von einer demokratisch gewählten Regierung geführt wurde. 

Das US-Außenministerium teilte weiter mit, eine Notfallbesetzung bleibe vor Ort. Auch Familienmitglieder von Mitarbeitern sollten vorerst das Land verlassen. Die Botschaft in der Hauptstadt Niamey bleibe für begrenzte Notfalldienste für US-Bürger geöffnet. Andere routinemäßige konsularische Dienste würden ausgesetzt. 

100 deutsche Zivilisten im Niger

Am Mittwoch hatten mehrere europäische Länder mit der Evakuierung ihrer Staatsbürger begonnen. Auch die ersten Deutschen konnten an Bord französischer Maschinen das westafrikanische Land verlassen. Frankreich hat die Evakuierung seiner Staatsbürger aus dem Niger für beendet erklärt. Das schrieb das Pariser Außenministerium am Donnerstag in seinen Reise- und Sicherheitshinweisen für das westafrikanische Land. Außenministerin Catherine Colonna hatte am späten Mittwochabend noch mitgeteilt, ein fünfter und letzter Flug sei für Ende des Tages geplant. Auf den vier vorherigen Flügen brachte Frankreich 992 Menschen aus dem Niger in Sicherheit, 560 davon hatte die französische Staatsbürgerschaft. 

Paris hatte die Evakuierung auch mit der Schließung des Luftraums im Niger begründet. Diese habe den eigenen Bürger keine Möglichkeit gelassen, das Land selbst zu verlassen. Zudem hatte es am Wochenende bei Pro-Putsch-Protesten Berichten zufolge Gewalt an der französischen Botschaft gegeben. Nigers neue Militärjunta warf Frankreich vor, eine militärische Intervention zu planen. Mit den Evakuierungsflügen Frankreichs sind bislang mehr als 40 Deutsche aus dem Land ausgereist. Im Niger halten sich knapp 100 deutsche Zivilisten auf. 

 

Das könnte Sie auch interessieren:

 

Der Konflikt im Niger könnte weiter eskalieren. Die westafrikanische Staatengemeinschaft hatte den Putschisten am Sonntag ein Ultimatum gestellt. Sollte der festgesetzte Präsident Bazoum nicht binnen einer Woche wieder eingesetzt werden, werde Ecowas Maßnahmen ergreifen, die Sanktionen und auch Gewalt umfassen könnten, hieß es. 

Tiani sagte in einer Fernsehansprache am Mittwoch Medienberichten zufolge, man lehne diese Sanktionen in ihrer Gesamtheit ab und weigere sich, irgendeiner Bedrohung nachzugeben, egal woher sie komme. Er bezeichnete die Sanktionen als zynisch und ungerecht und sagte, sie zielten darauf ab, Nigers Sicherheitskräfte zu demütigen und das Land unregierbar zu machen. 

Zusammenarbeit mit Mali in Aussicht gestellt

Am Mittwoch hatten sich die Militärchefs der Ecowas-Mitgliedsländer in Nigerias Hauptstadt Abuja getroffen. Drei Tage lang wollen sie über das weitere Vorgehen beraten. Die nach früheren Militärputschen bereits suspendierten Ecowas-Mitglieder Burkina Faso und Mali haben sich an die Seite der Putschisten im Niger gestellt. Sie warnten Ecowas vor einem Eingreifen: Jede militärische Intervention gegen den Niger komme einer Kriegserklärung auch gegen ihre Länder gleich. Tiani entsandte am Mittwoch eine Delegation nach Mali und Burkina Faso, wie ein Sprecher des neuen Militärführers ohne Nennung weiterer Einzelheiten sagte. 

Der stellvertretende Chef der neuen Militärjunta, General Salifou Modi, hat dem Nachbarland Mali eine gute Zusammenarbeit in Aussicht gestellt. „Wir freuen uns über die Nähe, die wir zu unseren Brüdern in Mali haben“, sagte Modi nach einem Treffen mit der Regierung in der malischen Hauptstadt Bamako am Mittwoch. Insbesondere im Bereich Sicherheit gebe es bereits eine gute Zusammenarbeit. 

Angesichts des Putsches setzte die Weltbank am Mittwoch Zahlungen an den Niger, der zu den ärmsten Ländern der Welt gehört, vorerst aus. Ausnahme seien Partnerschaften mit dem Privatsektor, die „mit Vorsicht“ fortgesetzt würden. „Wir sind alarmiert über die Versuche, die demokratisch gewählte Regierung im Niger zu stürzen“, hieß es in einer Stellungnahme. Man werde die Lage weiter genau beobachten. 

Quelle: dpa

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Ernst-Günther Konrad | Do., 3. August 2023 - 11:39

Niger hat den größten Bodenschatz an Uran weltweit und Frankreich hat bislang die Hand drauf und die Vormachtstellung, die auch deutsche Soldaten mitverteidigt haben. Um Demokratie oder die Menschen selbst geht es auch hier nicht. Es droht derzeit das Szenario, dass sich Niger von der franz. Vorherrschaft befreien will und ihr Uran besser und lukrativer verkaufen kann. In mehreren afrikanischen Staaten sind Lossagungsgedanken/Befreiung von der sog. "westl. Welt" der eigentlich Anlass vieler Putsche, die hauptsächlich von Clans oder Militär durchgeführt auch nur der persönlichen Bereicherung dienen. Und mit Russland und China, Indien und Asien, die dort nie hegemoniale Ansprüche durchsetzen wollten, sondern immer nur Geschäfte machen und für sich selbst Vorteile heraushandeln wollen. Der Westen hat es immer noch nicht kapiert. Mit Gewalt, mit Einmischung in innere Angelegenheiten, mit dem Versuch selbst herbeigeputschte Regierungen zu etablieren, sind sie immer gescheitert.

Albert Schultheis | Do., 3. August 2023 - 11:53

Auch dieser Putsch ist eine Folge des von den USA angezettelten Krieges in der Ukraine. Das Tafelsilber des Westens "Demokratie und Freiheit" wurde zuerst im Westen selbst ramponiert (bezeichnend, wenn schon ukrainische Bandera-Nazis sie für uns verteidigen müssen!) - jetzt schmeißen es auch die ehemaligen Vasallen auf den Müll. Nach Mali und Tschad, jetzt Niger, Burkina Faso ... Südafrika, ... "Demokratie und Freiheit" ist etwas zu dürftig als Gegenleistung für Ausbeutung und Unterwerfung! Dann lieber Russland und China - die bringen wenigstens bezahlbare Produkte, Öl und Rohstoffe mit! Ja, die versprochene Ernte von Bidens Krieg fällt immer dürftiger aus! Der Krieg ist längst verloren, eine Generation ukrainischer junger Männer verendet auf den Minenfeldern und im Artilleriefeuer, das Land kaputt bzw verhökert an amerikan. Oligarchen. Zu guter Letzt gehen die Brics, die Vasallen in Afrika und Asien von der Fahne! Dumm gelaufen für die Amis. Aber das alles war bereits 2014 absehbar!