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(picture alliance) Traumstrände, gefügige Frauen, bessere Liebe: Perfekte Illusion reicher Deutscher

Deutsche Männer auf Partnersuche - Die Braut aus dem Prospekt

Liebe, so schön wie aus dem Prospekt: Viele Männer, die in Deutschland keine Partnerin finden, suchen in Asien oder Osteuropa. Sie hoffen, auf diesem Weg eine gefügigere Frau zu finden und keine Zweifel an ihrer Männlichkeit ertragen zu müssen. Doch das erkaufte Glück ist nur ein scheinbares

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Sandstrand, unberührte Natur und ein tieforangener Knubbel am Horizont – für viele Menschen ist das der Inbegriff von Romantik. Für Eberhard Floeter-Rosdale, der schon seit sieben Jahren auf der Palmeninsel Koh Samui im Golf von Thailand lebt, ist es Alltag. Seine Heimat mag schöner sein als jedes Klischee. „Aber Liebe und Romantik – das gibt es hier nicht.“ Höchstens als Illusion. Als Importware aus dem Westen.

Dass Kapitalismus und Warenhäuser die Menschen im Westen zu lieblosen Konsumenten gemacht haben, halten viele Europäer für ausgemacht. Auch viele deutsche Männer, die wie Eberhard im fortgeschrittenen Alter nach Thailand kommen, denken so. „Bei europäischen Frauen zählte doch nur noch Status, Jugendlichkeit und Geld,“ klagen sie. Männer über sechzig täten sich da schwer, in Europa eine attraktive Frau zu finden. Anders in Thailand. Hier reicht oft ein einziger Barbesuch und das Glück ist gefunden: Hübsche, junge Frauen, von zarter Statur und mit feuchtem Glanz in den Augen. Sie würden ihren Farang, wie die Europäer in Thailand genannt werden, nach Strich und Faden verwöhnen. In jeglicher Hinsicht: Kochen, putzen, anhimmeln, massieren und natürlich auch Sex. „Die Frauen kennen keinen Ekel, weder vor dicken Männern noch vor dem Alter“, glaubt Eberhard. „Man denkt: Das ist das Paradies.“

Man könne dann aber die Uhr danach stellen, sagt Eberhard, der das Geschehen schon unzählige Male genau so beobachtet haben will: Anfangs verlangt die Frau nur Geschenke. Goldschmuck und schöne Kleidung zum Beispiel. Im Vergleich zu Europa kostet das alles zwei Drittel weniger. Der Farang zeigt sich gern generös. Nach ungefähr drei Monaten kommt sie dann das erste Mal, die Geschichte vom Großvater, der krank geworden ist. Oder von der Nichte, die auf die Privatschule muss. Kurz: Der Farang soll mehr zahlen. Die Familie fordert Unterstützung. Waschmaschinen und Fernseher werden ins Haus getragen.

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„Den Thaifrauen geht es ums Geld, und sonst gar nichts“, hat Eberhard herausgefunden. „Nur mit Geld kann sie Status zeigen, nur Geld garantiert ein gutes Leben und den Zusammenhalt der Familie, und nur mit Geld beweist der Farang seine Liebe. Gespart wird in Thailand nicht.“ Geld heißt Sanuk, das gleiche Wort wie für Spaß. „Wenn der Farang geizig ist, dann gibt es Stress. Manche Frauen ließen sich von ihrem Farang ein Haus auf der Insel bauen. Laut thailändischem Recht gehört es dann ihnen. Und jetzt versuchen sie mal, vor einem örtlichen Richter ihr Eigentum zu erstreiten“, sagt Eberhard.

Seite 2: „Das sind Trottel, die zum Liebeskasper werden“

Es gibt Bilder, die man automatisch miteinander assoziiert, man kann gar nicht anders. Wer einen Schornsteinfeger sieht, denkt: „Glück“. Wer einen Krankenwagen mit Blaulicht sieht, denkt: „Notfall“. Und bei einem Deutschen mit einer jungen, thailändischen Frau? Da denkt jeder: „Katalog“. Die deutschen Männer mögen sich über die Gerissenheit der asiatischen Frauen beklagen. Aber auch die Männer gehen ein Geschäft ein, wenn sie auf dem thailändischen Heiratsmarkt einkaufen. Sie wollen das nur nicht wahrhaben. „Das sind Trottel, die zum Liebeskasper werden“, sagt Eberhard. Und: „Ich darf das sagen, ich war ja selbst so einer.“

In seiner Studie „Globale Partnerwahl“ hat sich der Soziologe David Glowsky einmal näher mit diesen Männern beschäftigt. In einem Interview erzählt er, dass sie sich entgegen der gängigen Vorurteile nach Bildung und Einkommen von anderen Männern gar nicht unterschieden. Höchstens nach dem Body-Mass-Index: „Mit 30, das ist schon deutlich übergewichtig, wird‘s dann immer wahrscheinlicher.“ Aber während Brasilianerinnen fast schon so etwas wie Statussymbole sind, schneiden vor allem die Männer mit Thailänderinnen nicht so gut ab. „Sie haben am längsten nach einer Frau gesucht, sind schlechter gebildet, haben weniger Geld, gelten als sozial weniger verträglich, sind überdurchschnittlich häufig fettleibig und sind zum Zeitpunkt der Hochzeit deutlich älter als alle anderen“, sagt Glowsky. [gallery:Die Lieblingsmonumente der Deutschen]

Dass es auf den Märkten der armen Länder für deutsche Männer mehr Liebe zu finden gibt, machten sich 2010 immerhin schon 6,5 Prozent aller deutschen Männer zunutze. Am häufigsten heirateten sie nach Polen, in die Türkei, nach Russland und Thailand. Deutsche Frauen hingegen heiraten nicht nur insgesamt seltener einen Ausländer. Das BIP ihrer Zielgruppe liegt auch beträchtlich höher: Die Top 4 heißen bei ihnen nämlich Türkei, Italien, USA und Österreich.

Seite 3: „In keinem Bereich ist der Mann gegenüber einer Frau so verletzlich wie beim Sex“

„Das Geld ist nur das Mittel zum Zweck – vor allem hoffen die Männer, dass sie auf diesem Weg eine gefügigere Frau bekommen“, glaubt Rolf Pohl, Professor für Sozialpsychologie aus Hannover. Dass die asiatischen Frauen sich nicht vor alten, dicken Männern ekelten – Pohl hält das für eine verzerrte Wahrnehmung. „Die Frau benötige vielmehr ihr Geld, um sich aus ihrer wirtschaftlichen Not zu befreien, und das nutzen die Männer aus.“ Dabei ginge es vor allem um sexuelle Verfügbarkeit. Nichts fürchte der Mann so sehr wie die eigene Impotenz. „In keinem Bereich ist der Mann gegenüber einer Frau so verletzlich wie beim Sex“, sagt Pohl. Viele Männern wünschten sich, den dominanten Status aufrechterhalten zu können, der den Männern einst auch im Westen zugestanden wurde. „Wer nach einer asiatischen oder osteuropäischen Frau sucht, der möchte auch einfach weniger Zweifel an der eigenen Männlichkeit ertragen müssen.“

Cornelia Pries ist Geschäftsführerin und Beraterin des Hamburger Verbands für binationale Familien und Partnerschaften. Sie bestätigt, dass gerade Geld einen nicht zu unterschätzenden Konfliktstoff birgt. „Viele binationale Paare stehen aber unter einem besonderen Erfolgsdruck und stellen die romantischen Aspekte ihrer Beziehung in den Vordergrund.“ Viele Dinge dürften daher nicht offen ausgesprochen werden. „Wenn Partner mit Geld sehr unterschiedlichen Erfahrungen mitbringen, kommt es zu Missverständnissen,“ sagt die Hamburgerin. Wenn jemand zum Beispiel regelmäßig Geld zu seiner Familie nach Hause schickte, dann ist das für ihn vielleicht der einzig verbleibende Weg, noch regelmäßig seine Verbundenheit gegenüber den fernen Verwandten auszudrücken. Vielen Europäern erschiene das aber anachronistisch oder gar zu materialistisch. „Da sind die Konflikte dann vorprogrammiert.“ [gallery:Doppelausstellung: Fotoakt im Bleistift-Stil]

Eberhard sagt, er kennt nicht eine einzige Beziehung von Europäern auf Koh Samui, die glücklich geendet sei. Auch mit der Machtposition des Europäers sei es nicht weit her. Dass die kleinen Thaifrauen viel stärker sind als sie, das merken die großen, weißen Männer oft erst viel später. „Die meisten denken, sie wären hier die dicken Kings.“ Kaum einer macht sich die Mühe, zumindest die Grundlagen der Landessprache zu erlernen. „Für die Thailänder sind die Farangs daher Analphabeten. Und sie stehen ganz unten auf der sozialen Hackordnung,“ sagt Eberhard. „Keine Thaifrau, die nicht in wirtschaftlicher Not ist, würde sich je mit einem Ausländer einlassen.“

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