Gegen die schwedische Energiepolitik dürfte Greta Thunberg eigentlich nichts haben / dpa

Cicero-Serie: Das Weltklima - Schweden: Stille Trendwende, geringes Interesse

In der Bundesrepublik steht Klimapolitik ganz oben auf der Agenda. Aber wie sieht es eigentlich in anderen Ländern aus? In einer neunteiligen Serie blicken wir jeden Tag über den deutschen Tellerrand hinaus. Heute geht es weiter mit Schweden. Dort wird Atomenergie ausgebaut, Proteste gibt es kaum.

Autoreninfo

Christine Westerhaus ist Wissenschafts- journalistin und lebt in Schweden.

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Billigeres Benzin und ein Ausbau der Atomenergie lauten die Prioritäten: Seit dem Regierungswechsel im vorigen Herbst scheint der Klimawandel in Schwedens Politik kaum noch eine Rolle zu spielen. Hieß das bisherige Ziel, bis 2045 100 Prozent erneuerbare Energien zu erzeugen, ist nun von 100 Prozent „fossilfreier“ Energie die Rede. Was auch den Strom aus Atomkraftwerken mit einbezieht. 

Es ist eine Trendwende in der schwedischen Klimapolitik, die sich erstaunlich still und leise vollzogen hat. Obwohl Schwedens neuer Ministerpräsident Ulf Kristersson das seit 35 Jahren existierende Umweltministerium abgeschafft und kurzerhand dem Wirtschaftsministerium zugeschlagen hat, ist das für die Menschen kaum ein Thema. In der schwedischen Bevölkerung regt sich kaum Widerstand, weder unter den Älteren noch unter den Jüngeren. Zu verlockend schien das Wahlversprechen, die Energiepreise zu senken und das Autofahren wieder billiger zu machen. Abstriche beim eigenen Lebensstandard zu machen, um das Klima zu schützen, geht vielen Menschen in Schweden dann offenbar doch zu weit – zumal sie neben gestiegenen Energie- und Lebensmittelpreisen auch noch mit erhöhten Zinsen für ihre Wohnkredite zu kämpfen haben. Denn in Schweden ist es üblich, sich beim Immobilienkauf hoch zu verschulden.

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Dorothee Sehrt-Irrek | Di., 6. Juni 2023 - 09:01

vom Ende der Grünen in Deutschland, wenn kluge Pragmatiker den Abstieg nicht noch aufhalten können.
Zwar schreibt die Autorin zurecht von der "VERMEINTLICH billigeren Atomkraft" und Frau Thunberg scheint ja ein Spross einer schon einmal hervorgetretenen "Sippe" in Sachen Klima zu sein, ein Vorfahre bekam einen Nobelpreis?
Aber wir wissen noch gar nicht, ob Frau Thunberg diesbezüglich "auf einem weiter aufstrebenden Ast sitzt" und gegen Atomkraft hat sie sich nicht einmal ausgesprochen.
Kurz, als ich die junge Greta sah, wohl von Frau KGE annähernd etwas über eine Art "Heiligenstatus" hörte, da schien mir der Punkt gekommen, die Angelegenheit selbst einmal zu bedenken.
Ich vertraue im Normalfall nicht nur wie die Schweden einer gewählten Regierung, sondern den einzelnen Parteien zumeist in Bezug auf die Sachverhalte, für die sie sich stark machen, sonst wär doch kein Tag lang genug, um das Arbeitspensum zu bewältigen?
Aber seit damals "Greta" habe ich wirklich viel zu tun als alte Frau.

Kluge Pragmatiker werden wohl eher den Abstieg der Grünen fördern als verhindern.
Ob die Atomkraft billiger ist, sei dahingestellt aber sie stellt die Stromversorgung sicher und hat den geringsten CO2-Ausstoß.
Greta wurde und wird hier in ihrem Heimatland nicht annähernd (!) so verehrt wie (hauptsächlich)in Deutschland aber auch in anderen Ländern.
Sie hat sich übrigens nicht nur " nicht gegen" sondern sogar für Atomkraft ausgesprochen und dann zurück gerudert als sie deswegen umfassend kritisiert wurde.

Sabine Jung | Di., 6. Juni 2023 - 09:28

in zwei Jahren, dass auch wir das Umweltministerium abschaffen bzw.neu untergliedern. Neuwahlen bedeuten ja eigentlich immer Hoffnungen.........

A. Krüger | Di., 6. Juni 2023 - 10:36

in Deutschland sind dem Klima-Wahn verfallen. Ich hege die Hoffnung, dass Journalisten und Medien endlich aus ihrem grün/linken Traum erwachen.

Armin Latell | Di., 6. Juni 2023 - 11:03

Welche wären denn das? Und wie wird vorgeschrieben, sie zu erreichen? Es ist wirklich grausam offensichtlich, wo manche Journallie von der Allgemeinbildung her steht. Ich kann immer wieder nicht verstehen, dass alle diejenigen, die diesem globalen Unsinn hinterherrennen, nicht einfach selbst damit anfangen, keinen Strom und keine fossilen Energieträger mehr zu benutzen. Ich gehe davon aus, dass auch Frau Westerhaus solches lieber von allen anderen verlangt, nur nicht von sich selbst. Die Schweden haben (in dieser Beziehung) einfach eine pragmatische, unideologische Regierung, etwa so wie beim Thema Corona. Vielleicht hat sie aber auch erkannt, welchen wahnsinnigen, zerstörerischen Irrweg sie bei der Einwanderung und der daraus gefolgten gewaltigen Kriminalität oder anderen Entscheidungen z.B. beim Thema Gesundheit vorher, siehe Narkolepsie, gegangen ist. Nein, perfekte Selbstzerstörung ist nur Sache von Dummland.

allein in schwedischer Hand liegt und selbst wenn, können verheerende Sommer oder Winter in Schweden auch andere Regierungen nach vorne bringen oder ein generelles Umdenken bewirken.
Klug scheint mir von den Schweden, dass sie wissen, was sie haben und worauf sie bauen können.
Es scheint keine ideologischen Kämpfe zu geben?
Mit Verträgen ist das so eine Sache, sind sie bindend oder nicht und welche Klagewellen drohen. Das kann sehr teuer werden und ist eventuell auch so gedacht.
Vielleicht macht sich Frau Thunberg in Schweden doch auch noch bekannt?
Die Bundesrepublik sollte aber ihre technische Kompetenz in Sachen CO2 Ausstossreduktion weltweit anbieten, denn unsere 2% machen den Kohl nicht fett, bestmögliche Vermeidungsstrategien in aufstrebenden Länder aber vielleicht schon.

Ernst-Günther Konrad | Di., 6. Juni 2023 - 16:29

Dem Antwortkommentar von Frau Grönhall, die in Schweden lebt, habe schon immer mehr Gewicht beigemessen, als vielen Distanzanalysen und Besserwisser Artikel Schreibern. Nein, ich meine nicht Sie Frau Westerhaus, die Sie offenkundig neutral die Vorgänge neutral schildern, die derzeit dort vor sich gehen, ohne sie parteipolitisch einzuordnen oder zu werten. Und nicht nur das Klimathema ist dort in die dritte oder vierte Reihe zu Recht verbannt, man hat auch konsequent den Moloch eines Ministerium abgeschafft und die Fragen des Umweltschutzes allgemein dorthin geben, wo es nach schwedischer Auffassung hingehört. Ich bewundere die Schweden dahingehend, dass sie in der Lage sind zu erkennen, wenn sie auf dem Holzweg sind und das zu korrigieren, selbst wenn es des wachen Bürgers bei Wahlen bedarf. Das sieht man auch beim Thema Migration, wo sie inzwischen eine Kehrtwende hingelegt haben. Bei Corona waren sie ohnehin mit einem Fachmann wie Tegnell bestens beraten und sehr nah am Volk.