Satellitenbild des US-MIlitärstützpunktes Tower 22 in Jordanien / picture alliance

Angriff auf US-Soldaten in Jordanien - Iran und USA: Showdown in Nahost

Hinter dem jüngsten Angriff auf US-Soldaten in Jordanien steckt vermutlich der Iran. Um die Lage zu verstehen, muss man die Ziele des Irans und die der USA in der Region kennen.

Autoreninfo

George Friedman, 74, ist einer der bekanntesten geopolitischen Analysten der Vereinigten Staaten. Er leitet die von ihm gegründete Denkfabrik   Geopolitical Futures  und ist Autor zahlreicher Bücher. Zuletzt erschien „Der Sturm vor der Ruhe: Amerikas Spaltung, die heraufziehende Krise und der folgende Triumph“ im Plassen-Verlag.

So erreichen Sie George Friedman:

Bei einem Drohnenangriff auf einen Militärstützpunkt in Jordanien nahe der syrischen Grenze wurden am Sonntagabend drei amerikanische Soldaten getötet. US-Präsident Joe Biden hat die vom Iran unterstützten Milizen als Täter beschuldigt, die seit Monaten Vergeltungsschläge gegen die US-Streitkräfte verüben – aber bisher darauf bedacht waren, nicht zu dramatisch zu eskalieren.

Um zu verstehen, wie sich die Situation entwickelt, müssen wir die jeweiligen Ziele und Beweggründe der USA und des Iran verstehen.

Die USA interessieren sich bekanntlich schon seit langer Zeit für den Nahen Osten und sind dort seit der Operation Wüstensturm 1990, deren Ziel es war, den Irak daran zu hindern, seine Nachbarn anzugreifen und so die Kontrolle über die Ölversorgung der Region zu übernehmen, mehr oder weniger aktiv im Einsatz. Der Irak ist nicht mehr die Bedrohung, die er einmal war, aber er befindet sich sehr wohl im Einflussbereich des Iran. In letzter Zeit hat sich Washington auf subnationale Bewegungen konzentriert, die die Region destabilisieren könnten. Vereinfacht gesagt, sind die Ziele der USA im Nahen Osten die gleichen wie in den 1950er Jahren: die Aufrechterhaltung des Ölflusses und die Minimierung der Gewalt durch die Blockade von Ländern und Bewegungen, die den US-Interessen feindlich gegenüberstehen. Daher sind die US-Streitkräfte und ihre Verbündeten über die gesamte Region verstreut.

Teheran unterstützt auch die jemenitischen Huthi-Rebellen

Viele der jüngsten Aktivitäten des Irans stehen im Widerspruch zu dieser Position. Vor fast zwei Wochen feuerte der Iran Raketen auf Ziele im Nordwesten Syriens, in Irakisch-Kurdistan und im Südwesten Pakistans ab, angeblich als Reaktion auf einen Terroranschlag in der iranischen Stadt Kerman. Teheran unterstützt auch die jemenitischen Huthi-Rebellen, die mit aus dem Iran gelieferten Waffen und Geheimdienstinformationen Öltanker und andere Schiffe im Roten Meer und den nahe gelegenen Wasserstraßen angreifen. In den vergangenen Wochen haben die USA und einige Verbündete einen Seekrieg gegen die Huthis geführt.

 

Mehr zum Thema:

 

Das Ziel der USA besteht also darin, sicherzustellen, dass ihre Verbündeten nicht gestürzt oder destabilisiert werden – was die Unterstützung strategischer Kräfte erfordert. Irans Ziel ist es, die Position der USA zu untergraben und die mächtigste Kraft in der Region zu werden – was einen Rückzug der USA erfordert. Es reicht nicht aus, dass sich die Amerikaner aus der Region zurückziehen; es soll sichtbar sein, dass der Iran sie vertreibt. In zweiter Linie will Teheran als Anführer des Kampfes gegen Israel durch seine meist schiitischen Stellvertreter gesehen werden und dadurch die Schwäche der sunnitischen Akteure demonstrieren.

Wenn der Iran geschwächt wird, werden die USA die Region beherrschen

Wenn die USA verdrängt werden, ist der Iran in der Lage, die Macht am Suezkanal und möglicherweise darüber hinaus zu übernehmen. Wenn hingegen der Iran geschwächt wird, werden die USA die Region beherrschen. Der Iran hat das schwächere Militär und ist weit weniger einflussreich, und er scheint beschlossen zu haben, dass ein Schlag gegen die USA mit dem, was er an Macht hat, die USA schließlich zum Rückzug bewegen wird. Aber es steht etwas anderes auf dem Spiel. Die USA werden überleben, wenn sie „verlieren“. Hingegen wäre anderenfalls die Zukunft des Irans als solche in Gefahr.

Die USA müssen wichtige iranische Ziele angreifen, wenn sie zeigen wollen, dass sie bereit sind zu kämpfen – und zu gewinnen. Der Iran wird in ähnlicher Weise kontern müssen. Wenn der Konflikt ausgetragen wird, werden Raketen und Luftstreitkräfte zum Einsatz kommen, um die Zahl der Opfer zu minimieren. Der Iran wird neben seinen Drohnen auch Bodentruppen einsetzen, und die USA werden versuchen, Drohnenfabriken und Lagerräume zu zerstören. Teheran wird versuchen, mit einer kurzen, aber sehr intensiven Kampagne die Verbündeten der USA davon abzuhalten, sich dem Kampf anzuschließen.

Wenn sich die Vereinigten Staaten auf einen Krieg mit hoher Intensität gegen den Iran einlassen müssen, werden sie weniger in der Lage sein, die Ukraine mit der benötigten Unterstützung zu versorgen. Man sollte daher auf eine mögliche russische Beteiligung achten, denn sie wird Moskau die Möglichkeit geben, effektiver zu werden als bisher.

In Kooperation mit

GPF

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Tomas Poth | Mo., 29. Januar 2024 - 15:20

Wer dominieren will muß mit Widerstand rechnen! Gilt für alle und jeden.
Wer Frieden will muß auch darüber nachdenken wie die eigene Politik die Anderen in ihrer Existenz schwächt, untergräbt.
Es gibt kein Weltenrecht im Besitz der alleinigen Wahrheit und der wahren Ideologie zu sein.
Wer so denkt und handelt stellt sich in den Krieg mit den anderen und wird die Konsequenzen tragen müssen.
Wer meint heute der Stärkere zu sein ist morgen schon der Schwächere und wird alles über sich ergehen lassen müssen, was er vorher dem anderen zugefügt hat.
Oft sind die die das Übel verbreitet haben nicht mehr zur Verantwortung zu ziehen, dafür tobt die Rache der nachfolgenden Generationen der Unterdrückten und Kujonierten.
Nichts neues auf dem Planeten, Hr. Friedmann.

Ernst-Günther Konrad | Mo., 29. Januar 2024 - 15:28

Jeder versucht natürlich im eigenen Interesse den anderen zu verdrängen. Und letztlich keine Seite wird obsiegen. Es wird wieder nur Menschenleben riskiert und anschließend getrauert. Und immer geht es um Macht, Einfluss und um geopolitische Interessen zur Wahrung des ungehinderten Zugangs zum Öl und häufig auch andere Recourcen. Ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich soweit eskaliert, wie von Ihnen vermutet Herr Friedman. Obwohl Biden immer ein Garant für neue Kriege ist. Und wenn er ihn selbst provoziert.
Und was im Falle eines größeren Krieges die Hilfe für die Ukraine anbetrifft, so habe ich in etlichen Msm und auch alternativen Medien Artikel gelesen, wonach die USA die vorerst letzten Hilfen von 225 Milliarden Doller Ende 2023 gezahlt. Angeblich sinke die Bereitschaft der Amerikaner, auch weiterhin der Ukraine finanziell zu helfen. Und wenn Trump gewählt würde, wäre das ohnehin schnell zu Ende. Biden muss sich eilen, wenn er noch einen Krieg anzetteln will.

Gerhard Lenz | Mo., 29. Januar 2024 - 15:29

Na da wehen in Russisch-Sachsen sicher schon die iranischen Fähnchen.

Obwohl das - igitt - doch Muslime sind...

Frage an Radio Eriwan: Führt der Iran einen Stellvertreterkrieg für das faschistische Putin-Rußland?

Antwort: Im Prinzip ja. Und auch sonst.

Django Reinhardt | Mo., 29. Januar 2024 - 17:36

Antwort auf von Gerhard Lenz

... wohl eher in Berlin, da wehen doch schon die palästinensischen Fahnen der von Iran unterstützten Hamas.

Frage an Posaune Lenz:
Will das anglo-faschistoide System, nach Vietnam, Afghanistan und vielen anderen Fehlkalkulationen, sich nun eine neues Betätigungsfeld suchen, um seine Fehlerquote zu erhöhen. ;-))
Antwort: Im Prinzip nein, aber man muß mit allem rechnen. :-))

Auch Attacken radikaler Islamisten sind also US-Werk?

Ist das spezielle Django-Logik, nach der die USA immer und an allem Schuld sind?

Django Reinhardt | Di., 30. Januar 2024 - 11:38

Antwort auf von Gerhard Lenz

Ihre Frage ist mit Ja zu beantworten, siehe Taliban Unterstützung in Afghanistan während die Sowjets in Afghanistan waren.
Das ist Machtlogik der Mächtigen.
Einfaltspinsel kriegen das leider nicht immer auf die Rolle.

Romuald Veselic | Mo., 29. Januar 2024 - 15:38

Nächten durch die USA erledigt, wenn die ihre 20 B2 einsetzen würden. Den Klerikal-Nazis von Mullahs u ihren Pasdaran-SS-Schergen, würde keiner nachweinen. Außer Gleichgesinnten im Aberglaube.

Nun wissen alle mit Abstand, dass der frühere Schah/Monarch vs Ayatollah, fast 1 Engel war. Im Vergleich zu aktueller Iran Macht Clique, die durch Morde u Entführungen in In- u Ausland, sich weiter im Sattel hielt.

PS VR China wird es nie zulassen, dass irgendwelche, durch Bigotterie eingeschränkte Idioten, ihren globalen Handel stören werden. Der Iran hat f China etwa den gleichen Wert, wie N-Korea, um die Konkurrenten, wie eben die USA, S-Korea u Japan, nervös zu machen.

Die China-Hardliner sind Global-Player im Weltsystem. Falls die USA ausfallen sollten, dann übernimmt China die Euroasien u Putins Russland, wird zu strategischer Rohstoffkammer, sonst nichts. China Kommunisten werden es nie zulassen, dass irgendwelche Kuttenträger, ihr eigenes Terror-Süppchen noch nebenbei köcheln werden.

„den Klerikal-Nazis von Mullahs u ihren Pasdaran-SS-Schergen, würde keiner nachweinen“. Wahrscheinlich am allerwenigsten das eigene Volk. Mohammad Reza Pahlavi war aber leider nur „fast“ ein Engel, dass er abdanken musste, war mMn ein fataler Fehler der usa unter Jimmy Carter, der noch heute den kompletten Nahen Osten beeinflusst. Zu den B2: Natürlich war es schon immer die Stärke der usa, eine Zivilbevölkerung mit Bombenangriffen aus der Luft zu terrorisieren. Bez. China stimme ich Ihnen zu, wenn es hart auf hart kommt, ist mit denen „nicht gut Kirschen essen“, die lassen sich nicht so einfach die Butter vom Brot nehmen. Mit Russland wollten die Amis das Fell des Bären verteilen, ohne ihn überhaupt schon erlegt zu haben. Das rächt sich jetzt, man hat ihn in die Arme des chines. Drachens gedrängt. Daran werden sich die Falken von der großen Insel die Klauen abbrechen.

Karl Kuhn | Mo., 29. Januar 2024 - 15:52

... diese: "Wenn sich die Vereinigten Staaten auf einen Krieg mit hoher Intensität gegen den Iran einlassen müssen, werden sie weniger in der Lage sein, die Ukraine mit der benötigten Unterstützung zu versorgen."

Tja, hätte man mal früher damit angefangen, als die Russen noch von ihrer Anfangsniederlage gegen die Ukraine schockiert waren, oder hätte man soger wie Trump von vornherein massiv abgeschreckt ... aber nein, die sind ja alle eigentlich ganz lieb, man muss nur mit ihnen reden, viel 'Diplomatie' ... das haben die Amerikaner jetzt davon. Kriege an mehreren Fronten, die Feinde wollen sehen.

dass die Amis eben NICHT reden wollen, sondern wie immer "hau drauf und schluss", das mit dem Schluss hatten sie sich aber (wie so oft) ganz anders vorgestellt. Nix Diplomatie...Bei den deutschen Vasallen mit ihrem Nord Stream II war das erfolgreicher.

Armin Latell | Mo., 29. Januar 2024 - 17:47

Verbrecher im Iran bin, ganz im Gegenteil, aber wenn irgendwo die Ka..e am dampfen ist, stehen die usa mitten drin. Die Haufen stinken in der ganzen Welt, weil deren Kriegswirtschaft florieren muss. Der amerikanische Kriegsminister wird sich irgendetwas einfallen lassen müssen, alle die losgetretenen Kriege kann er vielleicht gar nicht mehr mit Waffen und Munition bedienen.

Christoph Kuhlmann | Mo., 29. Januar 2024 - 22:47

Die USA haben kein Problem damit, die konventionellen Streitkräfte des Irans zu zerstören, jedoch möchten sie keine Bodentruppen einsetzen, nach den Erfahrungen in Afghanistan und dem Irak. Die Kosten waren erheblich. Die Zivilbevölkerung hat sehr gelitten und leidet immer noch. Im Irak wurde das Wohlstandsniveau wie unter Saddam Hussein bisher nicht wieder erreicht und die neuen Machthaber treten die Menschenrechte mit Füßen, genau wie der böse Hussein zuvor. Oder Afghanistan mit Warlords und Luftangriffen Guerillas jagen, die auf dem Land im Volk schwammen, wie Fische im Wasser. Die Taliban trieben die Steuer nur einmal im Jahr ein, die Warlords nahmen was sie kriegen konnten. Der Bürgerkrieg in Libyen ist ebenfalls den USA anzukreiden, inklusive der Destabilisierung Ostafrikas. Die Leute, welche die USA an die Macht bringen sind oft hässlicher als ihre Vorgänger. Was soll im Iran geschehen? Bestenfalls Bürgerkrieg in jedem Fall Verwüstung? Warum keine Selbstregulierung zulassen?