Daniel Stelter
Daniel Stelter / Illustration: Sören Kunz

Wohin mit Ihrem Geld? - Wenig Hoffnung

Die deutsche Wirtschaft stagniert seit 2019 – einzigartig schlecht im EU- und G7-Vergleich. Ursachen sind Bürokratie, Energiewende-Kosten und Sozialstaatslasten. Reformen bleiben aus, die Schulden steigen. Hoffnung auf Besserung? Nur 14 Prozent glauben daran.

Daniel Stelter

Autoreninfo

Daniel Stelter ist Gründer des auf Strategie und Makroökonomie spezialisierten Diskussionsforums „Beyond the Obvious“. Zuvor war er bei der Boston Consulting Group (BCG). Zuletzt erschien sein Buch „Ein Traum von einem Land: Deutschland 2040“.

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Die deutsche Wirtschaft schrumpft seit zwei Jahren. In Summe gab es seit 2019 kein Wachstum mehr. Damit ist Deutschland die große Ausnahme in der EU und bei den G7. Kein anderes Land hat eine so schlechte Bilanz, und wohl kein anderes Land eine so desillusionierte Bevölkerung: Gemäß einer aktuellen Forsa-­Umfrage erwarten 62 Prozent der Deutschen eine weitere Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage, 22 Prozent rechnen mit Stagnation und nur 14 Prozent hegen Hoffnung auf Besserung. Warum sollten sie auch? Die Diagnose der Ursachen für den Niedergang liegt auf dem Tisch. Nur weigert sich die Politik, die Medizin zu verabreichen.

Die Scheinillusion von Wohlstand, ausgelöst durch die „Whatever it takes“-­Politik der EZB, die sowohl die Zinsen als auch den Euro drückte, ist spätestens mit dem Corona-Schock geplatzt. Die deutsche Wirtschaft, die zuvor von einem Exporterfolg zum nächsten geeilt war, spürte plötzlich die Lasten von überbordender Bürokratie, grünem Energiewende-Traum und sozialdemokratischem Sozialstaatsanspruch. Was man sich in guten Zeiten noch leisten zu können glaubte, wurde zu einem massiven Wettbewerbsnachteil. 

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Karl-Heinz Weiß | Mo., 3. November 2025 - 17:07

Deutschland begab sich unter Unions-Regierungen in wirtschaftliche Abhängigkeiten: Russische Föderation (Energie), China (Automobil, Maschinenbau, Rohstoffe), USA (Militärausgaben).
Dieser Aspekt kommt momentan in der Diskussion zu kurz. Aufgrund seiner behaupteten Wirtschaftskompetenz (BlackRock) wurde Friedrich Merz eine Kehrtwende zugetraut. Ergebnis: 500 Milliarden Schuldenprogramm und eine Schonung des "Sensibilchens" Klingbeil bei der Rückführung des Sozialetats. Hier klafft die Glaubwürdigkeitslücke, nicht bei der SPD.

Stefan | Mo., 3. November 2025 - 18:35

Lasciate ogne speranza, voi ch'intrate, das genau steht bei Dantes "Göttlicher Komödie" am Tor zur Hölle.
Lasst alle Hoffnung fahren, zumindest solange Deutschland so ambivalent reagiert wird.
Wo sind sie hin die Unternehmer, die Arbeitsplätze und die Energieversorger ???
Macht euch Gedanken liebe Bürger.
Ist es das was ihr haben wolltet ???
Bisher dachte ich das Schildbürgertum existiert lediglich in Kinderbüchern ... heute bin ich mir da nicht mehr so sicher.

Achim Koester | Mo., 3. November 2025 - 18:43

kann keine Entscheidungen treffen. Selbst wenn Merz möchte, was ich ihm allerdings nicht ohne weiteres glaube, würden ihm Klingbeil und Bas in trautem Schulterschluss mit den Grünen, so viele Knüppel zwischen die Beine werfen, dass er zwangsläufig stolpern und stürzen muss. Wer hat uns verraten? ???

Die sogenannten "Christdemokraten"
Die sich durch M in den Linksblock verschieben ließen und sich jetzt in der Falle sehen. Nur leider sieht sich keineswegs die gesamte CDU in der Falle. Ein immer noch viel zu großer Teil glaubt, die AfD wäre an allem schuld.

IngoFrank | Mo., 3. November 2025 - 22:26

Nun, und wen wundert’s?
Sonntag 20.15 im ARD Krimi und heute um 20.15 im gleichen Genre im ZDF bediente der ÖRR „seines Erziehungsauftrag“ statt die dringendsten Problemen z.B. die steigende Kriminalität in den „entsprechenden Bevölkerungsgruppen“ auch die unserer „Neubürger“ zu thematisieren……. Weil eben die Probleme, wie dies beschriebene, nicht angesprochen werden und schlicht unter den Tisch gekehrt werden.
Auch das Thema Schulden und die daraus resultierenden Zinszahlungen werden nicht thematisiert weder vom ORR noch in 90 % vom Mainstream.
Das Schlimme daran, meine persönliche Meinung, am Ende ist das ganze Schuldengeld weg und nicht mehr nachvollziehbar, in welche „dunklen“ Kanäle es geflossen ist ! Egal ob linke NGOs, oder zur Unterstützung der Hamas oder als Entwicklungshilfe nach China ist letztlich egal. Weg ist weg, der kleine Michel wird’s mit seinen Kindern & Enkeln bezahlen weil zu alt, ihm die Mittel und vielleicht auch der Mut, D den Rücken zu kehren, fehlt
MfGadER

Jens Böhme | Mo., 3. November 2025 - 23:25

Das Wort Energie hat mehrere Bedeutungen (gesellschaftlich, wirtschaftlich, psychosozial). Aber alle Bedeutungen haben eine Grundessenz: Entwicklung=Produktion, Mehrwert, Bewegung, Fortschritt. Bleibt der Energiepreis weiterhin exorbitant hoch, sind sämtliche Tipps für das Poesiealbum. Da an der unsicheren Energiegewinnung politisch festgehalten wird - und vermutlich kein praktischer Weg aus diesem Desaster herausführt - wird das gesellschaftliche Leben nicht nur unsicherer, sondern auch schwieriger werden. Ob hier Reform oder Regierungswechsel was ändern würde, halte ich genauso illusorisch, wie die derzeitige, deutsche Energiepolitik. Die Vernichtung von energiesicherer Infrastruktur läuft parallel zur Leistungslosigkeitpolitik. Arbeit sei Sklaverei, Verteidigung sei Krieg und ähnlich wabernder Blödsinn (Work-Life-Balance, damit Mensch bis 80.Lebensjahr arbeiten?) sind Kennzeichen einer auflösenden Gesellschaft. Selbst das Wedeln mit der Nationalflagge, wird zur Diskussionsorgie

Peter William | Di., 4. November 2025 - 00:02

Da könnte sich unsere neue Wirtschaftsministerin ja mal einlesen wenn sie Anregungen brauchen sollte. Aber so wie es in diesem Land läuft muss es wohl erstmal weiter bergab gehen, sollte das alles stimmen was ich gelesen habe.