
- Kalter Krieg auf Rügen
Die umstrittene Pipeline Nord Stream 2 steht auf der Kippe. Nicht erst seit dem Fall Nawalny – sondern auch, weil die USA deutschen Unternehmen mit Sanktionen drohen. Auf der Ostseeinsel Rügen bangen Firmen deshalb um ihre Existenz. Ein Ortsbesuch.
Sie sagt, es habe ihr die Sprache verschlagen. Christine Zillmer ging es wie den meisten Menschen auf Rügen, die den offenen Brief der drei US-Senatoren Anfang August lasen. Schockstarre. Verwunderung. Fassungslosigkeit. Der Hafen in ihrer Heimatstadt Sassnitz solle wirtschaftlich zerstört werden, wenn die Betreiber weiterhin die Bauarbeiten an der Pipeline Nord Stream 2 unterstützten, stand darin.
Sassnitz auf Rügen ist Christine Zillmers Heimatstadt, 10 000 Einwohner, das industrielle Herz einer Insel, die sonst vom Fremdenverkehr lebt. Sie ist Marathonläuferin. Eine zierliche Frau mit festem Händedruck und ansteckendem Lachen. Ein silbernes Kreuz baumelt an ihrer Halskette. Sie ist hier aufgewachsen, zur Schule gegangen. Mit 41 lebt sie noch immer in Sassnitz, mit ihrem Mann und ihrem Sohn. Seit 2009 engagiert sich Zillmer für die CDU in der Kommunalpolitik. 2017 wäre sie um ein Haar Bürgermeisterin geworden. Sie ist derzeit stellvertretende Leiterin der CDU-Ortsgruppe.