Neue Lockdown-Studie - Mehr Schaden als Nutzen

Im Kampf gegen die Corona-Pandemie setzen viele Länder auf strikte Freiheitsbeschränkungen. Ein kanadischer Ökonom hat 80 Studien zum Nutzen dieser Lockdown-Politik ausgewertet – und kommt zu einem vernichtenden Ergebnis.

Was bringen Ausgangssperren und geschlossene Restaurants wirklich? Kanadischer Ökonom stellt Corona-Lockdowns in Frage. / dpa
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Daniel Gräber leitet das Ressort Kapital bei Cicero.

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Ausgangssperren, Kontaktverbote, geschlossene Schulen, Läden und Restaurants: Um die Verbreitung des Coronavirus einzudämmen, setzen westliche Regierungen Freiheitsbeschränkungen durch, wie sie vor Beginn der Pandemie unvorstellbar schienen. 

Der kanadische Ökonom Douglas Allen zählt zu den Kritikern der Lockdown-Strategie. Er schätzt den Schaden, den diese strikten Maßnahmen anrichten, deutlich höher ein als deren Nutzen.

80 Studien zu Covid-19 ausgewertet

Zu diesem vernichtenden Ergebnis kommt der Wirtschaftswissenschaftler in einer aktuellen Studie, die Allen auf seiner Professoren-Homepage der Simon Fraser University veröffentlicht hat

„Covid Lockdown Kosten/Nutzen: Eine kritische Bewertung der Literatur“ lautet deren Titel ins Deutsche übersetzt. Es ist eine Meta-Studie. Allen wertet darin 80 andere wissenschaftliche Studien zur Corona-Pandemie aus und kommt zu einem vernichtenden Ergebnis.

Viele Vorhersagen wurden hinterher widerlegt

Sein Befund: Viele Forschungsarbeiten zu Covid-19 stützten sich auf falsche Annahmen, mit denen der Nutzen des Lockdowns überschätzt und die Kosten unterschätzt würden. „Infolgedessen kam die meisten frühen Kosten-Nutzen-Studien zu Ergebnissen, die durch spätere Daten widerlegt worden sind“, stellt der Ökonom fest.

„In den vergangenen sechs Monaten durchgeführte Untersuchungen haben gezeigt, dass Lockdowns bestenfalls einen geringfügigen Einfluss auf die Anzahl der Covid-19-Todesfälle hatten.“

Modelle übersehen menschliches Verhalten

Warum flächendeckende Freiheitsbeschränkungen bei der Pandemiebekämpfung ineffektiv seien, begründet Allen mit einem entscheidenden Faktor, der in den Modellrechnungen von Medizinern, Naturwissenschaftlern oder anderen Ökonomen übersehen werde: dem menschlichen Verhalten.

Strenge Lockdown-Regeln könnten nicht verhindern, dass einige Menschen sich nicht daran halten, argumentiert der Wirtschaftswissenschaftler. Umgekehrt würden viele ihr Verhalten während einer Pandemie freiwillig anpassen, auch wenn kein Lockdown verordnet worden sei.

„Größter politischer Fehler in Friedenszeiten“

Die geringe Effektivität von Lockdowns erkläre, warum nach einem Jahr kein Zusammenhang zwischen der Anzahl der Todesfälle und der Strenge der Corona-Beschränkungen in unterschiedlichen Ländern zu erkennen sei.

In Bezug auf sein Heimatland mahnt Allen: Angesichts der enormen Kosten sei es möglich, „dass der Lockdown als einer der größten politischen Fehler in Friedenszeiten“ in die Geschichte Kanadas eingehen wird.

Die vollständige Studie in englischer Sprache finden Sie hier.

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