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Fox & Sheep - Mit Kinder-Apps zum Erfolg

Erst durch Versuch und Irrtum kam Verena Pausder auf die richtige Idee. Jetzt entwickelt die Mitgründerin von Fox & Sheep weltweit Apps für Kinder, getestet von ihren Söhnen

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Daniela Singhal, selbst Mutter, diskutiert häufig mit dem eigenen Nachwuchs, wie viel Zeit mit dem iPad gespielt werden darf.

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„Hey, ich bin Verena. Wartest du schon lange?“ Auch wenn die viel beschäftigte Verena Pausder manchmal unpünktlich ist, hält sie sich nicht lange mit Förmlichkeiten auf. Die schlanke Frau mit den strahlend blauen Augen, Gründerin des Start-ups Fox & Sheep in Berlin, lenkt das Gespräch direkt auf Kinder. Ihre eigenen und die, die ihre Kunden sind oder werden sollen.

Denn Fox & Sheep ist in Deutschland Marktführer für Kinder-Apps und zählt weltweit zu den Top Ten. Die Spiele für Smartphones und Tablet-Computer wurden seit der Gründung 2012 schon zwölf Millionen Mal heruntergeladen. Es gibt sie in 16 Sprachen. Genaue Umsatzzahlen verschweigt Pausder zwar, aber Fox & Sheep verdient Geld und wächst aus eigener Kraft. „Das ist die erste Idee, die richtig gut klappt“, sagt Pausder, die das Unternehmen zusammen mit Moritz Hohl gründete.

Mehr als 20 Mitarbeiter in Berlin, Schanghai und Russland
 

Beide hatten zuvor bereits Goodbeans gegründet, einen Hersteller von Internetspielen. Ende 2011 steckten sie in einer strategischen Krise. Der gesamte Markt drehte sich in Richtung Apps. Pausder musste das Unternehmen umbauen, viele Mitarbeiter entlassen. „Da habe ich gelernt: Es geht nicht immer nach oben“, resümiert die 35-Jährige. „Aber Erfolg braucht einen Trial-und-Error-Prozess. Stehenbleiben ist teurer als Fehler machen.“ Ohne das Scheitern und die Suche nach einer neuen Idee gäbe es Fox & Sheep nicht.

Das neue Unternehmen hat über 20 Mitarbeiter in Berlin, Schanghai und Russland. Sie entwickeln Apps für Vorschulkinder. „Schlaf gut, Zirkus“, „Streichelzoo“ oder „Der kleine Bauarbeiter“ können schon Kleinkinder auf dem Smartphone der Eltern spielen. Pausder, selber Mutter, findet es besser, die Kinder schonend an die digitale Welt heranzuführen, als sie ihnen zu versperren. Ihre Söhne, vier und sieben Jahre alt, dürfen nur am Wochenende mit Smartphone und Tablet spielen. Oder als Produkttester: „Meine Jungs probieren alle unsere neuen Apps aus und sagen, was ihnen Spaß macht und was nicht!“

Sushi in Bielefeld
 

Pausder war 20, als sie mit ihrer jüngeren Schwester eine Sushi-Bar in ihrer Heimatstadt Bielefeld eröffnete. Sushi war damals in Deutschland noch nicht so bekannt; die Idee hatten die beiden bei einem Besuch in New York aufgeschnappt. „Unser Vater hat uns angespornt, ein Konzept für eine leer stehende Immobilie in der Innenstadt zu schreiben“, erzählt Pausder, die einer Unternehmerfamilie entstammt: Ihr Vater ist Textilunternehmer in neunter Generation, die Mutter Innen- und Raumausstatterin.

Sie studierte Betriebswirtschaftslehre an der Universität St. Gallen und war danach Trainee der Münchener Rückversicherungsgesellschaft. Im Anschluss gründete sie ihr eigenes Unternehmen Delius Capital. Sie konzipierte Fonds und finanzierte damit Großprojekte. Das lief gut, doch mit 25 orientierte sich Pausder in Richtung Internet, baute für Bertelsmann ein Internet-Lernportal auf, bevor sie sich mit Goodbeans selbstständig machte.

Aber auch bei der Überfliegerin lief nicht alles nach Plan: Nach der Geburt des zweiten Sohnes verließ sie ihr erster Ehemann. „Ich dachte immer, so was passiert nur anderen“, gibt sie zu. „Ich bin eigentlich ein Stehaufmännchen, aber da konnte ich nicht mehr.“ Familie und Freunde fingen sie auf.

Aber spätestens seit dem vergangenen Jahr geht es beruflich und privat wieder bergauf: Pausder hat zum zweiten Mal geheiratet. Mit der Familie wohnt sie in der Nähe des Fox & Sheep-Büros. Zur Arbeit fährt sie meist mit dem Rad.

Ihr Ziel: Mehr Frauen in der IT-Branche
 

Ihr Mann bringt die Kinder zur Schule und Kita, am Nachmittag werden sie von einer Kinderfrau betreut. „Ich liebe meine Kinder über alles, aber ich bin nicht der Typ Mutter, der den ganzen Tag mit ihnen zu Hause ist und bastelt“, sagt sie. Abends kocht sie für die Jungs, hört sich die Geschichten ihres Tages an und spielt mit ihnen. „Unser Modell ist anders, aber für unsere Familie das beste“, sagt sie.

Hat sie noch Träume? Ja, klar! Sie würde gerne eine „Girls Academy“ gründen, um die IT-Branche für Mädchen attraktiver zu machen. Sie wünscht sich insgesamt mehr Frauen in der Branche. In Berlin hat Pausder daher die Veranstaltung „Ladies Dinner“ ins Leben gerufen, ein Netzwerktreffen für Frauen. Auch wenn es Tage gibt, an denen sie sich nach einem Nine-to-five-Job sehnt, fühlt sich Pausder wohl in der Berliner Gründerszene: „Das ist das digitale Labor der Republik, und ich habe genau den Job, den ich immer gewollt habe.“

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