
- Moody’s streicht den USA das Top-Rating
Der Schuldenstand der USA hat kürzlich die Marke von 36 Billionen Dollar überschritten. Und erstmals seit dem Ersten Weltkrieg wird die US-Regierung bei allen drei großen Ratingagenturen nicht mehr mit der Bestnote bewertet. Das sorgt für Aufregung.
Die Ratingagentur Moody’s hat den Vereinigten Staaten von Amerika am 16. Mai 2025 die höchste Bonitätsnote „Aaa“ aberkannt und sie auf „Aa1“ herabgestuft. Damit ist die US-Regierung erstmals seit dem Ersten Weltkrieg bei allen drei großen Ratingagenturen (Moody’s, S&P, Fitch) nicht mehr mit der Bestnote bewertet. Moody’s begründete den Schritt mit einem rapide wachsenden Haushaltsdefizit, einer langfristig unhaltbaren Schuldenentwicklung sowie anhaltender politischer Blockade in Fragen der Finanzpolitik. Die Entscheidung sorgte für Unruhe an den Finanzmärkten.
Der Schuldenstand der USA hat kürzlich die Marke von 36 Billionen Dollar überschritten. Das Verhältnis von Schulden des US-Bundesstaats zum Bruttoinlandsprodukt soll laut Moody’s von derzeit 98% bis 2035 auf über 130 % steigen. Das Haushaltsdefizit dürfte sich laut Prognosen von 6,4 % auf nahezu 9 % des BIP erhöhen – ein Rekordwert in Friedenszeiten. Moody’s verweist auf die Polarisierung im US-Kongress, die eine nachhaltige Finanzreform verhindert.
Anleger verlangen höhere Risikoprämien
Die Finanzmärkte reagierten umgehend. Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen sprang von 4,3% Anfang des Monats bis auf 4,58 % am 20. Mai. Die Rendite der 30-jährigen Anleihe ist seither auf über 5 % gestiegen, was auch durch die Verabschiedung der Steuersenkungen im Repräsentantenhaus beeinflusst wurde. Anleger verlangen nun höhere Risikoprämien für US-Schuldtitel – ein Signal für schwindendes Vertrauen. Das hat Folgen für die Staatsausgaben. Mit dem Anstieg der Zinsen seit der Pandemie haben sich die Zinsausgaben des US-Bundesstaates gegenüber dem Stand Mitte der 2010er Jahre verdoppelt. Mit steigender Risikoprämie sind weitere Anstiege zu erwarten.
Die aktuelle Maßnahme durch Moody’s reiht sich in eine längere Entwicklung ein. Schon 2011 entzog Standard & Poor’s den USA erstmals nach einem Streit um die Schuldenobergrenze das „Aaa“-Rating. Im Jahr 2023 folgte Fitch diesem Schritt, ebenfalls wegen politischer Dysfunktion und wachsender Schuldenlast. Nun also Moody’s – die letzte der „großen Drei“, die lange zögerte, nun aber mit Blick auf langfristige fiskalische Risiken nachzieht. Damit sind alle drei Agenturen einig, dass die fiskalische Verfassung der USA nicht mehr mit „erstklassig“ zu bewerten ist.
US-Staatsanleihen sind der Ankerpunkt
Die Herabstufung hat nicht nur symbolischen Charakter. US-Staatsanleihen sind der Ankerpunkt der globalen Finanzarchitektur. Viele Institutionen nutzen sie als „risikofreien“ Referenzwert. Eine geringere Bonität bedeutet, dass Risiken generell neu bewertet werden müssen – sowohl im Staats- als auch im Unternehmensanleihenmarkt. Staaten mit hoher Verschuldung könnten unter Druck geraten, ihre Defizitpfade zu korrigieren, um nicht ebenfalls herabgestuft zu werden. Auch lassen die jüngsten Renditeanstiege eine Frage aufleben, die lange unbeantwortet schien: Sind die „Bond Vigilantes“ noch da? Dieser zu Beginn der 1990er Jahre geprägte Begriff beschreibt Investoren, die durch massive Verkäufe von Staatsanleihen Staaten zur Haushaltsdisziplin zwingen. In den letzten Jahren waren die „Vigilantes“ unsichtbar.
Dank Globalisierung und technischem Fortschritt sank die Inflation von Beginn der 1990er bis zum Ende der 2010er Jahre auf ein historisch tiefes Niveau. Die Zentralbanken nahmen dies zum Anlass, ihre Geldpolitik zu lockern. Die Leitzinsen sanken bis zum Nullpunkt, und mancherorts sogar darunter. Die Niedrigzinsen führten zwar zur Preisinflation von Vermögenswerten, wie es bei Immobilien und Aktien zu beobachten war, konnten aber die Konsumentenpreisinflation nicht anheizen. Politiker weltweit ließen sich von den niedrigen Zinsen zur Ausweitung der Schuldenaufnahme verführen. Das Perpetuum Mobile der Staatsfinanzierung schien erfunden. Denn bei einem Zins von beinahe null (oder, wie zeitweise in Deutschland, sogar unter null) schienen Schuldenberge in jeder beliebigen Höhe tragbar. Im Jahr 2020 erreichte die gesamte Bruttostaatsschuldenquote in den USA rund 122% des BIP, die gleiche Höhe wie nach der Kriegsfinanzierung im Jahr 1946.
Ein grundlegender Wandel
Die Möglichkeit der scheinbar unbegrenzten Schuldenaufnahme führte auch zu einem grundlegenden Wandel in der fiskalpolitischen Kultur. Zwangen in der Vergangenheit knappe Mittel zur Setzung von Prioritäten bei den Staatsausgaben, schienen nun sowohl wichtige als auch unwichtige Projekte gleichermaßen finanzierbar. Statt „entweder oder“ hieß es nun „sowohl als auch“. Den Kulturwandel brachte der frühere Bundeskanzler Olaf Scholz auf den Punkt, als er während des Wahlkampfes mahnte, man dürfe die mit dem Ukrainekrieg nötig gewordenen Verteidigungsausgaben nicht gegen die Sozialausgaben ausspielen. Und der heutige Bundeskanzler Friedrich Merz stimmte einer gewaltigen Schuldenaufnahme zu, noch bevor er ins Amt gewählt war, weil es ihm wohl unmöglich schien, den Bedarf an höheren Ausgaben für Verteidigung und Investitionen durch einen Rückbau des aufgeblähten Sozialstaats zu finanzieren.
Angesichts ungebremst steigender Staatsverschuldung und strukturell hoher Inflation, die eine Rückkehr zu den niedrigen Zinsen der Vergangenheit verhindert, könnten Investoren nun wieder aktiv werden, um Druck zur fiskalpolitischen Disziplin auszuüben. Dann prallen zwei Welten aufeinander: die dem Umgang mit knappen Mitteln entwöhnte Politik und die den Staatsbankrott fürchtenden Anleger. In diesem Kampf wären die sich den Wünschen der Politiker verweigernden Anleger überlegen, gäbe es nicht die Zentralbanken. Über diese haben Politiker mehr Macht als über Anleger. Sie können – wie schon oft in der Geschichte – die Zentralbanken zwingen, die Staatsschuld monetär zu finanzieren, also Staatsanleihen durch neu gedrucktes Geld zu ersetzen. Denn die Unabhängigkeit der Zentralbanken hängt allein vom Willen der Politik ab, diese Unabhängigkeit nicht anzutasten.
Verlust an Vertrauen
Moody’s Herabstufung ist also weit mehr als ein symbolischer Akt. Sie markiert einen Verlust an Vertrauen in die fiskalische Steuerungsfähigkeit der weltweit führenden Wirtschaftsmacht, und damit anderer hoch verschuldeter Länder, zu denen künftig auch Deutschland gehören dürfte. Die unmittelbaren Marktauswirkungen zeigen: Finanzmärkte beginnen, fiskalische Verantwortung wieder einzupreisen. Die Bond Vigilantes gibt es noch. Ob es dadurch zu einer Wende in der Politik zu mehr fiskalpolitischer Verantwortung oder zu einer Rückkehr der Geldpolitik zur monetären Staatsfinanzierung kommt, wird entscheidend davon abhängen, ob Washington in den kommenden Monaten zu einem tragfähigen Konsens über die Steuer- und Ausgabenpolitik findet.
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Will man die Staatsausgaben senken, müsste die Gesellschaft sich politisch auf Prioritäten einigen. Das setzt genügend Gemeinsamkeiten und gegenseitiges Vertrauen voraus. Ich kann nicht erkennen, dass unsere westlichen Gesellschaften dazu bereit sind.
Allerdings mit Folgen, die deutlich verhängnisvoller ausfallen dürften, als in den USA. Nach dem, was Deutschland sich in den 12 Jahren zuvor "geleistet" hatte, war ab 1945 jede Grundlage für einen gesunden Nationalstolz erstmal weg. Der wurde dann nach und nach durch den Stolz auf das Wirtschaftswunder ersetzt. Diesem praktisch ausschließlich auf wirtschaftlicher Stärke (Exportweltmeister!) beruhenden nationalen Selbstwertgefühl hat dann eine seit einem Vierteljahrhundert konsequent verfolgte rot-grüne Politik inzwischen für alle sichtbar den Stecker gezogen. Und "dank " eines seit bald 50 Jahren andauernden Abstiegs unseres Bildungswesens weiß auch keiner mehr, wie er den wieder reinbekommt. Plus infolge ignoranzbasierten Humanitätsfurors massenhaft importierte kulturfremde Anspruchsberechtigte, die nur kosten. Sieht so aus, als ob Deutschland erst jetzt den II.Weltkrig verloren hat. Und wieder wegen deutschen Größenwahns und Realitätsverleugnung- und diesmal endgültig.
gar nichts anderes übrig, als den sogenannten "nackten Zahlen" Rechnung zu tragen, sonst ergäbe das ganze System der Bonität keinen Sinn mehr?
Im Übrigen, in der heutigen nicht nur politisch, sondern durch Kriege besonders ökonomisch schwierigen Situation auf "Haushaltsdisziplin" zu setzen, war das nicht der Fehler der USA vor dem Ausbruch der Weltwirtschaftskrise?
Außerdem, die Märkte sind da, immer mehr Länder entwickeln ihre Industrie, es scheint mehr um "Aussichten" zu gehen?
Da möchte ich die USA beruhigen, wer bitte soll die "Hegemonie" der USA weltweit antasten?
Es war auch früher m.E. keine, bzw. wurde durch hohe militärische Ausgaben und Präsenz aufrechterhalten.
Was die USA an Zinsen zahlten "bestimmten" sie doch selbst, nicht etwa die Märkte?
Ich will die Situation für die USA nicht schönreden, vor allem nicht die in den USA, aber auf die Weltmärkte geschaut stellt sich heute doch die Frage, wer den Part der USA übernehmen möchte?
Die asiatischen Staaten, Europa?
No way...
Das Bild am Artikelbeginn zeigt mir die Manhattan Bridge und nicht die Brooklin Bridge.
Ich verstehe nicht so viel davon, denke aber schon, das eine Nation, die so hoch verschuldet ist, auch entsprechend genauso bewertet werden muss, wie andere Staaten auch. Nur ist Trumps Wirtschaftspolitik erst am Anfang und dürfte es in den nächsten Jahren Wirkung zeigen. Und ob und wer da möglicherweise Einfluss genommen hat, dieses Rating gerade jetzt unter Trump herabzustufen, wo doch bereits alles unter Biden und längst davor begann ist schon merkwürdig. Man sollte also mal abwarten und nicht verrücktspielen. Ohne die USA geht weltweit gar nichts.
Sie Bestehen aus Japan, England, China mit abnehmender Tendenz. Japan ist offenbar verbittert und droht offen mit dem Verkauf seiner Staatsanleihen, angesichts der wirren Zollankündigungen durch Trump. Sowohl China als auch vermehrt Japan benötigen das Geld zunehmend für die eigene Wirtschaft. England hat eine Absichtserklärung über zehn prozentige Zölle unterschrieben. Allerdings ohne bindende Wirkung. Es müssen in den nächste Wochen und Monaten gewaltige Kreditsummen durch die FED umgeschichtet werden. Es wird interessant werden, zu welchem Zinssatz sie die Kredite versteigern kann. Zumal Trump auch die aktuellen Steuersenkungen mit Krediten finanziert. Da in der Wallstreet die Kurse langsam aber sicher auf Talfahrt gehen werden, werden die Besitzer hoch bewerteter Aktion möglicherweise zunehmend zu den Staatfonds der FED greifen und die externen Gläubiger kommen glimpflich aus der Sache raus.
Wohl mit einer der Gründe warum Onkel Donald aktuell so dermaßen trommelt. An seiner fiskalischen Führung ist das derzeit noch nicht bemerkbar. War ja auch nie die Stärke in seinen Unternehmungen.
Wäre wohl Zeit eine überdimensionierte Kreissäge weltweit einzusetzen. Je später die Rechnung bezahlt wird, desto teurer wird diese.
Wie dumm wahr die damalige deutsche Regierung unter Schröder, diese hochriskanten Zertifikate die damals die US Finanzkrise ausgelöst hatte, dennoch auf dem deutschen Finanzmarkt zuzulassen. Bestimmt für eine Kugel Eis.
What ever it takes, fällt uns jetzt bald richtig auf die Füße. Aber unsere damalige Mutti war kein Deut besser. Ob der Olaf immer noch an Amnesie leidet? Wer weiß?