Jörg Kukies
Jörg Kukies - vom Investmentbanker zum Superberater des Kanzlers / Andreas Pein

Jörg Kukies - Habecks Hüter

Auf dem Höhepunkt seiner Karriere wechselte Bankmanager Jörg Kukies in das Bundesfinanzministerium. Nun ist er zum Superberater des Kanzlers aufgestiegen.

Daniel Gräber

Autoreninfo

Daniel Gräber leitet das Ressort Kapital bei Cicero.

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Ein Sozialdemokrat an der Spitze einer Investmentbank, schon das erregte Aufsehen. „Roter Goldman-Chef“ titelte das Manager Magazin, als Jörg Kukies 2014 Deutschlandchef des US-Finanzgiganten Goldman Sachs wurde. Denn der promovierte Wirtschaftswissenschaftler mit Lebenslaufstationen in Paris, Cambridge (USA), Chicago und London stammt aus einer klassischen SPD-Familie und ist selbst seit seiner Jugend Parteimitglied. Als Student war er sogar Landesvorsitzender der Jusos in Rheinland-Pfalz, hat sich dann jedoch gegen eine Politiklaufbahn und für die internationale Finanzwelt entschieden.

Als Kukies 2018 – er war damals 50 Jahre alt – abrupt die Seiten wechselte und seinen Managerposten aufgab, weil Olaf Scholz ihn zum Staatssekretär im Finanzministerium ernannte, schlug ihm von linker Seite der übliche kapitalismuskritische Argwohn entgegen. Dass Kukies ein „roter“ Investmentbanker war, interessierte da niemanden mehr. Grünen-Finanzpolitiker Gerhard Schick wetterte gegen Scholz: „Dass ein Sozialdemokrat die Verantwortung für die Bankenregulierung einem Investmentbanker anvertraut, zeigt die Probleme der SPD.“ Fabio De Masi von der Linkspartei ätzte, Scholz mache „die Brandstifter zur Feuerwehr“.

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gabriele bondzio | Mo., 7. Februar 2022 - 08:55

Super (lateinisch „über“)...faktisch der Berater über den Beratern. Das Handelsblatt schrieb:

„Er kennt wie kein zweiter Sozialdemokrat die Finanzwelt – und ihre Abgründe.“
Als Co-Vorstandschef von Goldman Sachs Deutschland, würde ich die „Abgründe“ schon gut glauben.

2018 wechselte er unter Finanzminister Olaf Scholz (SPD) an die Spitze des Bundesfinanzministeriums. Der Wirecard-Skandal als Jahrhundertbetrug, flog 06.2020 der Bundesregierung (speziell Scholz ) um die Ohren.

Wirecard, welches Milliardengewinne erfand, war wohl nicht auf dem Radar von Kukies?

Obwohl schon ab 2015 immer wieder über Hinweise auf Tricksereien, undurchsichtige Geldströme und mögliche Bilanzfälschungen geredet wurde.

Die Grünen brauchen halt auch einen Hebel der ökologischen Transformation.

Ernst-Günther Konrad | Mo., 7. Februar 2022 - 09:24

Der Mann ist doch clever. Er verfügt über erhebliches Wissen, er ist in der Finanzwelt vernetzt, er macht für "seinen" Kanzler Politik und muss sich in der Regel nicht öffentlich darstellen. Wenn er sich von den asozialen Medien fern hält und im Stillen die Fäden zieht, geht es ihm doch letztlich gut. Er hat ein sicheres staatliches Einkommen und wenn die SPD abschmiert, ist er sicher gut alimentiert. Jeder hat doch "seinen "Berater" und es ist doch letztlich die Administration, die fachbezogenes Denken liefert, je nach politisch gewünschter Ausrichtung. Wo finden sich denn unter den Ministern noch Leute vom Fach, nimmt man Justiz und Innenministerium aus? Gut. Habeck kann gut mit Kühen und Schweinen, weil er noch weiß, dass es so etwas gibt und Annalena es ihm gesagt hat. Sie alle haben doch ihre vertrauten Berater. Natürlich dürfte Kukies für vieles verantwortlich sein, doch nach außen hin aushalten, muss es der Kanzler, der sich gerne an sein Schweigegelübde hält oder vergisst.

Ernst-Günther Konrad | Di., 8. Februar 2022 - 07:49

Antwort auf von Hans-Jürgen Wirtz

Hallo Herr Wirtz, das konnte man falsch verstehen. Mir ging es um den beruflichen Hintergrund, der nur in Justiz und im Innenministerium mit jeweils einer Juristin besetzt ist, was grundsätzlich ja nicht verkehrt ist. Bei beide Damen, da gebe ich Ihnen natürlich recht, sehe ich auch keine fachlichen Qualitäten. Ich denke da sind wir uns einig.
Es ist ohnehin erstaunlich, wie viele Juristen im BT sitzen und offenbar bei ihrem Studium im Studienfach Staats- und Verfassungsrecht offenbar gefehlt haben oder inzwischen jeder für sich, eigene Interpretationen zum GG und dessen Auslegung parteiideologisch zum Besten geben.
Inzwischen neigt die Politik dazu, jeden Weg zu gehen, das GG parteipolitisch zu interpretieren und immer neue Wege zu suchen, es gegen das Volk einzusetzen und damit den Grundgedanken des GG als Abwehrrecht gegen staatliche Übergriffigkeit zu verkehren. zu schützen.
Man könnte gerade bei Corona meinen, dass einige Abgeordnete selbst die Feinde des GG sind.

Gerhard Lenz | Mo., 7. Februar 2022 - 10:14

nicht der AfD nahesteht, sogar gewisse Berührungspunkte mit Sozis und jetzt Grünen hat,
wird man über ihn in diesem Forum zweifellos nichts Positives lesen.

Dorothee Sehrt-Irrek | Mo., 7. Februar 2022 - 12:12

gar nicht leugnen.
Ob mich Herr Kukies überzeugen kann, werde ich an Scholz sehen.
Allen Politikverdrossenen im Forum sei einmal gesagt, dass es die Verantwortlichkeit des hier Kanzlers ist, seine Experten auszuwählen.
Wenn er sich dann daran nicht wirklich hält oder nicht einmal etwas darlegen kann, um zu zeigen, dass er es verstanden hat, dann kann so eine Amtsperson "bitte gehen".
Man sollte seinen Strategen gewachsen sein.
Das macht aber auch, dass gute Strategen oft das Schlimmste verhüten können, schlechte hingegen immer noch durch die Gerichte, Parteiorgane, Zivilgesellschaft und last but not least das Parlament korrigiert werden können.
Allerdings steht laut Wiki Wirecard im Raum!
Unabhängig davon zeigt aber doch evtl. der Ansatz von Herrn Kukies, dass vor allem das Wort "große Transformation" unnötig ist?
Das klingt für mich nach Mao, die Transformation betrifft jedoch zuerst die links-alternative Theorie in ihrem Ansatz zum Finanzkapital.
Ich las auch gerne Karl Georg Zinn.

Brigitte Simon | Mo., 7. Februar 2022 - 13:17

Kukies ist nicht nur Habecks Hüter. Viel wichtiger für Scholz ist er in Sache WireCard sein Heilig-sprecher. Für Lindner der Handschellenanleger.
Wird nun Scholz´ Schweigen lauter?

Nicht uninteressant dazu Cicero´ Artikel vom
26.12.2021 "Kreditgeber der letzten Instanz"