
- Flaute in der Lausitz
Eine Windkraftfabrik in Brandenburg sollte nach der Jahrtausendwende den Kohlekumpels neue Arbeit geben. Jetzt macht sie dicht. Das Vorzeigeprojekt ist gescheitert. Droht der einst boomenden Branche dasselbe Schicksal wie der deutschen Solarindustrie?
Lauchhammer war jahrzehntelang eine dreckige Stadt. Der Kohlestaub lag überall: in der Luft, auf den Straßen, den Fenstersimsen. Aber Lauchhammer war auch eine stolze Stadt. Denn hier in der Lausitz lag die Herzkammer des Arbeiter- und Bauernstaats. Tagebau, Brikettfabriken und Kokereien sicherten die Energieversorgung der DDR. Jeden Tag verließen Güterzugwaggons voller Kohle die Stadt im Süden des heutigen Brandenburgs.
Dann brach der sozialistische Staat zusammen, und im wiedervereinigten Deutschland war die Braunkohle aus Lauchhammer nicht mehr gefragt. „Das ging damals Schlag auf Schlag, alles wurde dichtgemacht. Die Arbeiter mussten ihre eigenen Arbeitsstätten abreißen“, sagt Jörg Rother, der 1990 als Hauptamtsleiter ins Rathaus kam. Die Luft wurde besser, die Straßen sauberer und die Häuser heller. Doch statt des Kohlestaubs legte sich nun eine andere Art der Düsternis über die Stadt. „Es herrschte eine depressive Stimmung“, sagt Rother. Viele zogen weg, die Einwohnerzahl halbierte sich fast.