ArcelorMittal-CEO Thomas Bünger, Wirtschaftsminister Robert Habeck und die Bremer Senatorin für Wirtschaft, Kristina Vogt (Die Linke), im Mai 2024
Weitere versenkte Fördermilliarden: ArcelorMittal-CEO Thomas Bünger, Wirtschaftsminister Robert Habeck und die Bremer Senatorin für Wirtschaft, Kristina Vogt (Die Linke), im Mai 2024 / picture alliance/dpa | Patrick Pleul

Gescheiterte Energiewende - ArcelorMittal lässt Träume vom „grünen Stahl“ platzen

Die Firma ArcelorMittal sieht für Grünstahl in Deutschland trotz Milliardensubventionen keine Zukunft. Die Energiepreise sind wegen des Atomausstiegs einfach zu hoch. Der Traum vom klimaneutralen Umbau der Industrie scheitert an der Realität.

Stefan_Laurin

Autoreninfo

Stefan Laurin ist freier Journalist und Herausgeber des Blogs Ruhrbarone. 2020 erschien sein Buch „Beten Sie für uns!: Der Untergang der SPD“.

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Eine im September 2024 in der ARD ausgestrahlte Dokumentation wollte die grüne Wasserstoffzukunft Deutschlands zeigen. Die „Presenterin“ Lena Ganschow genderte sich durch die Show und besuchte auch das Stahlwerk von ArcelorMittal in Bremen. Der alte Hochofen werde bald abgerissen, ein neuer mit grünem Wasserstoff statt Koks betrieben. Ganschow fragte einen Mitarbeiter: „Es ist aufwendig, es dauert, es kostet, aber ihr steht dahinter?“ – „Ja, natürlich“, antwortete der. „Das wollen wir auch, das machen wir auch, das ist die Zukunft.“ Keine zwei Jahre später steht fest: Nein, grüner Wasserstoff hat im Bremer Stahlwerk keine Zukunft.

Schon wenige Wochen nach der Ausstrahlung der Doku hatte ArcelorMittal erklärt, dass es keine endgültigen Investitionsentscheidungen über den Bau einer neuen, mit Wasserstoff betriebenen CO₂-neutral arbeitenden Direktreduktionsanlage treffen könne, deren Stahl später im Elektrolichtbogenofen aufgeschmolzen wird. Die politischen, energie- und marktbezogenen Rahmenbedingungen hätten sich nicht in die erhoffte Richtung entwickelt. Nun hat sich der weltweit zweitgrößte Stahlproduzent auch von seinem Plan verabschiedet, in Bremen mit Wasserstoff grünen Stahl zu produzieren: Gegenüber dem Bund hatte er sich verpflichtet, bis Juni dieses Jahres mit den Bauarbeiten einer Grünstahlanlage zu beginnen, die mit 1,3 Milliarden Euro gefördert werden sollte. Die wird es nicht geben. Selbst mit staatlichen Subventionen sei die Anlage nicht wirtschaftlich zu betreiben. Es ist ein Ausstieg in letzter Minute. Die Entscheidung des Unternehmens gilt auch für sein Werk in Eisenhüttenstadt in Brandenburg.

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Martin | Fr., 20. Juni 2025 - 12:59

Das überrascht nicht, denn aufgrund der exorbitanten Produktionskosten gab es dafür nie einen Markt. Das Endprodukt ist einfach viel zu teuer und nicht besser als vergleichbarer Stahl. Nur mit exorbitanten schutzzöllen- die wir bei trump zurecht kritisieren- könnte man diese Produkte "verkaufen ". Mit der Folge drastischer Preissteigerungen für die Bevölkerung. Nutzen null. Nun, betriebswirtschaftliches und volkswirtschaftliches denken lässt sich nicht außer Kraft setzen, nicht einmal wenn man 3 Wirtschaftsminister spielt. Und mit grünem Stahl und northvolt das Geld der Steuerzahler vernichtet. Es ist an der Zeit, habeck zur Rechenschaft zu ziehen.
Und wieder halten die Träumereien der grünen der Realität nicht stand und ihre ökosozialistischen luftschlösser fallen, wie die Blätter im Herbst.
Es ist an der Zeit, mit diesem grünen spökes aufzuräumen, denn die Bevölkerung steht nicht auf deindustrialisierung und Wohlstandsvernichtung. Das aber ist das Ergebnis dieser wirren Politik.

Christa Wallau | Fr., 20. Juni 2025 - 13:01

daß kein einziger Politiker, der das Geld der Steuerzahler "verbrennt" jemals persönlich zur Rechenschaft gezogen wird.
Und nicht nur das!
Wer Steuergeld "zum Fenster raus wirft", klettert auf der Karriereleiter sogar noch höher!
Man braucht nur an Ursula von der Leyen zu denken, die als Verteidigungsministerin - trotz unnötiger horrender Ausgaben für Beraterfirmen - zur EU-Kommissionspräsidentin ernannt wurde.

Wenn eingeführt würde, daß nach jeder gesicherten Fehlentscheidung mit negativen finanziellen Auswirkungen auf die Steuerzahler
der zuständige Minister bzw. Amtsträger n u r 10% der Altersvorsorge verlöre u. umgekehrt jeder, welcher der Staatskasse erhebliche Gewinne beschert, einen zehnprozentigen Zuschlag auf seine Pension erhielte, dann würden die Verantwortlichen sich mit S i c h e r h e i t besser überlegen, für welche Projekte sie sich entscheiden.

(Man wird ja wohl mal träumen dürfen... )

Stefan | Fr., 20. Juni 2025 - 13:14

Auch wenn jetzt groß gejammert wird ... die Folgen des Atomausstieges waren von Anfang an bekannt.
Sie haben alle mitgemacht, außer die AfD deren Kassandraruf nicht gehört werden wollte.
Friedrich Merz geht sogar hin und übernimmt das Habeck'sche Energieprogramm 1:1 und gibt dem Kind lediglich einen neuen Namen.
Atomkraft muß wieder salonfähig werden oder wir verpassen jeglichen Anschluss, denn andere Länder sind nicht so dumm.
Im Gegenteil, sie nehmen gegen Gebühr klimaneutralen Stromüberschuss aus Deutschland und verkaufen uns ihren Atomstrom dann auch noch zum Höchstpreis.
Frankreich und Belgien allen voran.
Und was macht der Kanzler der immer lacht ... NICHTS.
Alles hat seinen Preis und die Brandmauer bringt dieses Land noch an den Bettelstab.
Es ist wie mit der Ampel, das Konstrukt wird scheitern ... krachend.

Wolfram Fischer | Fr., 20. Juni 2025 - 13:17

Da sind nun also sehenden Auges sehr dezent ausgedrückt ideologisch verbohrte Wunschträume auf die Realität gestoßen (um nicht zu sagen "an die Wand geklatscht", was den Vorgang letzlich aber viel treffender beschreiben würde).
Und Reaktion und "Lösungs"beitrag der Grünideologen wird wieder nichts anderes sein, als festzustellen, "daß wir die Energiewende jetzt nur umso schneller und noch gründlicher vollenden müssen, um solche Enttäuschungen zukünftig zu verhindern".
Es wäre jedefalls eine entgegen jeder Erfahrung der vielen vergangenen Jahre eintretende RIESIGE Überraschung, würden die Grünideologen zur Abwechslung einmal erkennen lassen, daß Sie mehr können als Erkenntnisverweigerung.

Brigitte Miller | Fr., 20. Juni 2025 - 14:10

ist die richtige Bezeichnung, man sollte sie täglich und überall anwenden.
Über was genau wird wohl dieser Herr überhaupt dozieren?
Unfassbar.

Karl-Heinz Weiß | Fr., 20. Juni 2025 - 14:16

Jürgen Trittin meinte 2004, dass die Energiewende in Deutschland , bezogen auf einen Durchschnittshaushalt, nicht teurer wird als eine Kugel Eis. Davon, dass Deutschland eine wirtschaftliche Eiszeit bevorsteht, war nicht die Rede. Auch nach 20 Jahren können die GRÜNEN weder mit den physikalischen Rahmenbedingungen des Stromnetzes noch mit dem Begriff Insolvenz etwas anfangen. Bleibt zu hoffen, dass Robert Habeck in die USA ausreisen kann und keine Dozententätigkeit hierzulande übernimmt.

Maria Arenz | Fr., 20. Juni 2025 - 14:38

für die Hinterlassenschaften Habecks die Hammelbeine lang ziehen sollte. Er selbst war ja so unqualifiziert für die höchst komplexen Entscheidungen, die er am laufenden Band getroffen hat, daß man ihn bei Anlegung der im Strafrecht üblichen subjektiven Fahrlässigkeitsmaßstäbe garnicht verantwortlich machen kann- allenfalls wegen Übernahmeverschulden, weil er als Literaturwissenschaftler und Kinderbuchautor (in dessen Büchern der Wolf natürlich immer ganz lieb ist) dieses ihn so offensichtlich total überfordernde Amt überhaupt übernommen hat. Vergleichbar etwa einem Heilpraktiker, der sich anschickt, einen ganz heiklen Hirntumor zu operieren.War dann Olaf Scholz schuld, der so ein Nonvaleur i. S. Wirtschaft, Grundrechenarten, Physik etc. ausgerechnet zum Wirtschafts-und Umweltminister gemacht hat? Fragen über Fragen, die an das Grundsätzliche dessen rühren, wie bei uns inzwischen politische Macht -fern von Verantwortbarkeit- zur kleinen Münze persönlicher Karrieren geschreddert wird.

Brigitte Miller | Fr., 20. Juni 2025 - 16:43

nannte Henryk M.Broder
Robert Habeck einst, als dieser sich so äusserte
"Wenn man sich Großes vornimmt, kann man scheitern, aber die Alternative wäre ja, sich nichts mehr vorzunehmen aus Angst, dass man scheitern könnte. Wer will in so einem Land leben und wer will so eine Bundesregierung haben? Ich hätte keinen Bock, in solch einer Regierung Minister zu sein. Deshalb voll ins Risiko und vielleicht gelingt es ja auch, und dann können wir alle miteinander stolz aufeinander sein.“
Auf Twitter/X zu finden.

Martin | Fr., 20. Juni 2025 - 16:54

Einmal mehr, dass die Träumereien und luftschlösser der grünen von der ökosozialistischen Transformation vor allem eines waren: ein großer Hoax. Nichts davon hat sich bewahrheitet, dass Gegenteil ist der Fall: riesige summen an Geld wurden verplempert, Energie teuer gemacht, unser Land deindustrialisiert. Ich habe immer geschrieben dass es sehr teuer sein wird und lange dauern wird, die Schäden, welche die Grünen in nur 3 Jahren angerichtet haben, wieder zu beseitigen.
Nun, was will man von solchen Leuten auch erwarten, die keine Ahnung von mint haben und auch nichts von Wirtschaftswissenschaften. Dahinter steckt keine Substanz. Es ist an der Zeit, alles was habeck, graichen und Co angerichtet haben, rückabzuwickeln.

Elisa Laubeth | Fr., 20. Juni 2025 - 19:05

Jeder, der eine auch nur ungefähre Ahnung von Betriebswirtschaft und den Weltmarktbedingungen hat, wusste, dass es nie auch nur ein Kilo „grünen Stahl“ in Deutschland geben würde. Auch nicht mit der Zwangsvorgabe nur diesen Stahl bei öffentlichen Aufträgen zu nutzen. Die benötigten Wasserstoff-Kapazitäten sind auf lange Sicht nicht verfügbar, schon gar nicht zu konkurrenzfähigen Preisen. Dazu bräuchte es eine komplett neue Leitungsinfrastruktur. Die Stahlproduktion war schon seit Jahren kaum noch wirtschaftlich, weil die Rahmenbedingungen schlecht sind und China mit subventioniertem Stahl die Märkte flutet.
Trump erzählt viel Unsinn, wenn der Tag lang ist. Aber manchmal eben doch auch was Richtiges, so wie 2018:“if you don’t have steel you don’t have a country“.
Wollen wir wirklich Panzer mit chinesischen Stahl bauen oder kommt die Politik endlich zu der Einsicht, dass diese ganze sogenannte Energiewende ein teurer Irrweg ist?

Bernhard Kaiser | Fr., 20. Juni 2025 - 20:13

... "Schlaukopf professionell", mehr gibt's dazu nicht zu sagen ... ;)

IH | Sa., 21. Juni 2025 - 10:23

Es ist nur noch erschütternd, mitanzusehen, wie dieses Land durch die ideologiegetriebenen GRÜNEN kaputt gemacht wurde und wird, und wie die Gesellschaft und die sogenannten Leitmedien achselzuckend daneben stehen.

S. Kaiser | Sa., 21. Juni 2025 - 11:34

„Die ersten neuen Elektrolichtbogenöfen werden in Ländern gebaut, die eine wettbewerbsfähige[!] und planbare Stromversorgung[!] bieten können.“
Deutlicher kann man sich nicht artikulieren.
Man kann sich die hektischen Diskussionen im Unternehmen vorstellen, wenn es schließlich mit einer solchen nicht-schönfärberischen PM an die Öffentlichkeit getreten ist.
Erst mit großem Brimborium den Umstieg propagiert, aber dann scheinen sich die Leute vom Fach durchgesetzt zu haben, um klarzumachen, dass die „Energiewende“ so nicht funktioniert.
Daran sieht man auch, wie es ausgeht, wenn wirtschaftl. Verantwortung gelebt wird. Aber „ist ja nur Geld“ (der Steuerzahler), wie der ehemalige WM lapidar mal erklärte.
Der „grüne Traum“ dieser egomanischen grünen Romantiker zerstört langfristig nicht nur die traditionellen Industrien, er verhindert auch den Einstieg in Zukunftstechnologien wie der KI.
Und - wie immer - ist die Zerstörung nicht durch von außen gekommen, sondern genuin von innen bedingt.