
- Brüsseler Irrweg schwächt deutsche Verteidigungsindustrie
Bundeskanzler Olaf Scholz spricht von einer Zeitenwende. Seine Regierung will 100 Milliarden Euro in die Bundeswehr stecken. Doch die deutsche Rüstungsindustrie leidet unter einem massiven Problem. Namhafte Banken verweigern ihr die Zusammenarbeit, weil Waffen als „nicht nachhaltig“ gelten. Dahinter steckt ein gefährlicher Irrweg der Europäischen Union: Mit der sogenannten EU-Taxonomie droht die Rückkehr der Planwirtschaft.
Der junge Oberfeldwebel schließt die Seitentaschen-Reißverschlüsse seines Bundeswehroveralls, die Uniform sitzt tadellos. Strammen Schrittes geht er den Korridor entlang. In der Wartungsabteilung der Firma Autoflug wartet ein gutes Dutzend ausgebauter Schleudersitze auf ihn. Zusammen mit den Technikern des Luftfahrtzulieferers kümmert er sich darum, dass Luftwaffepiloten im Ernstfall überleben. Alle zwei Jahre müssen die Schleudersitze samt Rettungsfallschirm zur Wartung. Seit jeher arbeiten Bundeswehrangehörige dabei mit Mitarbeitern des traditionsreichen Unternehmens Hand in Hand. Am Stammsitz in Rellingen bei Hamburg bauen sie die Hightech-Sitze alle zwei Jahre komplett auseinander und wieder zusammen.
Autoflug, 1919 vom Luftfahrtpionier Gerhard Sedlmayr gegründet, ist ein klassischer deutscher Mittelständler: immer noch in Familienhand, in der Heimat verwurzelt, aber auf dem Weltmarkt zu Hause. Das Unternehmen ist auf Sicherheitsausrüstung für Luftfahrzeuge spezialisiert. Neben den Schleudersitzen liefert Autoflug zum Beispiel textile Sicherheitssitze für den Airbus-Transportflieger A400M. Auf ihnen nehmen Verteidigungsminister Platz, die auf Truppenbesuch gehen, oder Flüchtlinge bei Evakuierungsflügen wie zuletzt aus Kabul. Militärpiloten weltweit kennen das Logo des 300-Mitarbeiter-Betriebs aus Schleswig-Holstein. Denn Autoflug beliefert nicht nur die Bundeswehr, sondern rüstet auch Streitkräfte zahlreicher Nato-Partner aus. Rund 80 Prozent seines Umsatzes macht es im Rüstungsbereich. Und das wird nun plötzlich zum Problem.