- Die Erben der Magda Goebbels
Sie brachte sechs ihrer Kinder im Führerbunker um. Ihr ältester Sohn aber überlebte den Untergang des „Dritten Reiches“. Seine fünf Töchter zählen heute zu den Reichsten der Republik.
Bevor sie ihre Kinder tötete, schrieb Magda Goebbels im Führerbunker einen Abschiedsbrief. „Die Welt, die nach dem Führer und dem Nationalsozialismus kommt, ist nicht mehr wert, darin zu leben, und deshalb habe ich auch die Kinder hierher mitgenommen. Sie sind zu schade für das nach uns kommende Leben, und ein gnädiger Gott wird mich verstehen, wenn ich selbst ihnen die Erlösung geben werde.“In Eichingers Film „Der Untergang“ blickt die Magda-Darstellerin bei dieser Szene auf das gerahmte Foto eines jungen blonden Mannes. Wer er ist, erfährt der Zuschauer nicht. Magda Goebbels hatte einen Sohn aus ihrer Ehe mit dem Industriellen Günther Quandt, mit dem sie von 1921 bis 1929 verheiratet gewesen war. Harald Quandt war im ersten Ehejahr geboren worden. Nach der Scheidung war der Junge mit seiner Mutter aus der Villa am Berliner Griebnitzsee in eine Wohnung im Westend gezogen.
Als sich Magda Quandt 1930 mit dem Berliner NSDAP-Gauleiter Joseph Goebbels anfreundete, der anders als ihr erster Mann klein, arm und (noch) ohne großen Einfluss war, bekam Harald einen zweiten Vater. „Ein lieblicher Junge“, schrieb Goebbels in sein Tagebuch. „Ganz blond und etwas frech. Aber ich mag das gerne.“ Ihre Hochzeit feierten die Goebbels im Dezember 1931 auf einem Quandtschen Gutshof in Mecklenburg. Hitler war Trauzeuge. Der kleine Harald schritt in einer Art von brauner SA-Uniform durch ein langes Spalier von Nationalsozialisten, die den Arm zum Hitlergruß ausgestreckt hatten. Bei der Scheidung hatte Magda mit ihrem Ex-Mann vereinbart, dass Harald zum Vater zurückkehren würde, wenn seine Mutter erneut heiratete. So geschah es auch. Aber nach der Machtergreifung mochten sich die Goebbels nicht mehr an die Vereinbarung halten. Günther Quandt tobte, aber er musste sich dem Mächtigeren beugen. Der Industrielle hatte das Unrechtsregime im Frühjahr 1933 am eigenen Leib erfahren, als er für sechs Wochen inhaftiert worden war. So wuchs Harald Quandt im Hause des NS-Propagandaministers auf. Er bewunderte seinen Stiefvater, der nun ein Politstar war.