Windkraftanlage in Dänemark
Energie von gestern: Windkraftanlage neben einem dänischen Dorf / picture alliance / Zoonar | Florian Kunde flokugrafie.de

Dänemark - Abschied vom „Anti-Atomkraft-Land“?

Im Windkraft-Vorzeigeland Dänemark scheint sich der Wind zu drehen: Initiativen fordern die Zulassung der Kernkraft, die seit 1985 verboten ist. Ein Hauptgegner von Atomkraftwerken ist der größte Energiekonzern des Landes.

Autoreninfo

Jens Mattern ist freier Auslandskorrespondent für Polen, das Baltikum und Skandinavien.

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„Atomkraft? Ja bitte“ ist in Dänemark die bekannteste Initiative für die Einführung der nuklearen Energie. Der Spruch findet sich, einen grinsenden Atomkern umrahmend, auf einem runden Sticker. Eine Anspielung auf den berühmten „Atomkraft? Nein danke“-Kleber mit der grinsenden Sonne, seit Jahrzehnten Markenzeichen der Atomkraftgegner weltweit. Er wurde 1975 von der damals 21-jährigen Dänin Anne Lund entworfen. 

Heute seien die Gegner dieser Energieform „ein Grüppchen alter Menschen, die immer noch in den 80er Jahren leben“, sagt Johan Christian Sollid (28), der Initiator der Initiative, eine klassische Influencer-Erscheinung mit randloser Brille, Ohrringen und Halskette. „Nutz‘ dein Hirn, spalt‘ den Kern“ ist ein Slogan der Befürworter, der impliziert, dass die Atomkraftgegner ihren Kopf nicht gebrauchen würden. Als Maskottchen fungiert ein Eisbär, der in Lebensgröße bei Demonstrationen mitmarschiert und so vermittelt, dass die nukleare Energie der globalen Erwärmung entgegenwirkt, von welcher die weißen Pelztiere besonders betroffen seien. 

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Ernst-Günther Konrad | So., 15. Juni 2025 - 11:10

Die Dänen machen das, was Deutschland auch machen müsste. Sich von der großen Energielüge befreien. Schon interessant, dass die Sozialdemokraten ihres Gesinnungswandel damit erklären, nicht von Russlands Energie abhängig sein zu wollen. Hört sich ja recht vernünftig an. In Deutschland wollen einige Sozialdemokraten wieder mit Russland Handel treiben und auch mittelfristig wieder billigere Energie haben. Und die Regierung in Deutschland kauft lieber Energie via AKWS teuer aus dem Ausland ein als auch umzudenken und umzuentscheiden, auch wieder AKWS zu betreiben.
Und was sehen wir auch wieder deutlich in Dänemark, wie bei uns auch. Es geht nur um Profite, hier der Konzern ANDEL, der natürlich um seine Pfründe bangt. Egal wo man hinschaut. Egal welches Thema. Immer geht es um finanzielle Interessen, Macht und Einfluss.

Thomas Veit | So., 15. Juni 2025 - 13:29

Entwicklungen ist, dass in letzter Zeit immer klarer und auch belegbar wird, wie sehr eine linksgrün-woke [...wird wahrscheinlich 'Wort des Jahres 2025'...🤣] rein ideologisch motivierte Anti-Atom-Lobby eine vernünftige bezahlbare und wirtschaftsfreundliche Energiepolitik aktiv verhindert, große Energiekonzerne eingeschlossen - auch in Deutschland. Die Enerhiekonzetne wohl weil sie an der Anti-Atomkraft bzw. dem jahrzehntelangen Rückbau gut funktionierender Atomkraftwerke aufgrund einer üppigen sicheren staatlichen (Steuer-) Finazierung offensichtlich noch mehr verdienen können als würden sie sich mit modernen neuen Atomkraft-Strategieen auseinander zu setzen bzw. sich in diesem Feld ernsthaft zu engagieren.

Staatsknete ist immer am coolsten... ...! /Ironie

Und: Mitte-links-Politik ist heute nur noch REINE IDEOLOGIE, und zwar auf praktisch allen Ebenen.

Pragmatische Lösungen im Sinne aller zu finden haben wir - und wohl auch die Dänen? - verlernt.

Hartmut Raiser | So., 15. Juni 2025 - 22:17

Bemerkenswert dabei ist, dass laut dem Global Windatlas Dänemark mit die beste Windleistungsdichte der EU zu bieten hat, ca. 2x besser als in Baden-Württemberg und das ohne schwer erreichbare Mittelgebirge. Eigentlich traumhaft! Und trotzdem haben die mit die höchsten Strompreise und wollen Kernkraftwerke. Wie kann das sein, die EE sind doch angeblich konkurrenzlos billig?