Carmen Reinhart
Carmen Reinhart warnt schon seit langem vor der steigenden Inflation / dpa

Chefökonomin der Weltbank - Carmen Reinhart: Die einsame Mahnerin

Carmen Reinhart ist Chefökonomin der Weltbank und gehört zu den weltweit einflussreichsten Ökonomen. Sie hat schon lange vor dem Krieg in der Ukraine vor der grassierenden Inflation und der aus dem Ruder laufenden Preissteigerung gewarnt. Doch die Notenbanken hörten nicht auf sie.

Autoreninfo

Thomas Fuster ist Wirtschaftsredakteur der Neuen Zürcher Zeitung.

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Sie hat es kommen sehen. Carmen Reinhart, Chefökonomin der Weltbank, distanzierte sich in den vergangenen Monaten stets von jenen Beobachtern, die das Hochschnellen der Inflation als ein kurzzeitiges Phänomen verharmlosten. Lange vor dem Ausbruch des Ukrainekriegs warnte Reinhart, die Inflation werde hartnäckiger sein, als dies die meisten Zentralbanken erwarten.

Die jüngsten Entwicklungen stützen diese Sicht. Derzeit redet kaum noch jemand von einem temporären Problem. Stattdessen werden die Inflationsprognosen stetig nach oben angepasst. Verantwortlich dafür ist nicht nur der kriegsbedingte Anstieg der Energiepreise. Wichtiger ist laut Reinhart das Nebeneinander von Lieferkettenproblemen, steigenden Transportkosten, Knappheiten an den Arbeitsmärkten und einer allzu großzügigen Geld- und Fiskalpolitik.

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Christa Wallau | Do., 31. März 2022 - 08:51

jedenfalls ist dies bei der EZB der Fall.
Anders ist nämlich k e i n Ausgang aus der Total-Überschuldung der EU mehr möglich.
Dieses Menetekel an der Wand konnte jeder erkennen u. sich die Folgen an fünf Fingern abzählen, der die letzten Jahrzehnte des Wirtschaftens im Euro-Raum kritisch beobachtet hat. Dazu brauchte man kein studierter Ökonom zu sein.
Alle katastrophalen Folgen der geldpolitischen Fehler der Vergangenheit dürften jetzt auf den Ukraine-Krieg geschoben werden. Der Kriegsverbrecher Putin wird damit zusätzlich zum idealen Sündenbock für den zu erwartenden Crash des Euros. Besser kann es für Mme Lagarde & Co. nicht laufen!
Die Verarmung Europas - vor allem Deutschlands - und die zu erwartende Währungsreform (in welcher Form auch immer)
sind aber e i n d e u t i g nicht Putin anzulasten, sondern der miserablen Finanzpolitik im Euro-Raum - auf Kosten der Netto-Zahler-Länder, also v. a. Deutschlands.
Die dumme Kuh ist nun ausgemolken - jetzt beginnt ein neues Spiel.

Urban Will | Do., 31. März 2022 - 08:58

gen in großem Stil, würde wohl nicht nur Schwellenländer in die Bredouille bringen. Auch hier in Europa könnten viele Staaten ihre Schulden nicht mehr bedienen.
Auch Deutschland käme irgendwann unter die Räder, zumal man hier gerade das Sozialsystem an die Wand fährt durch millionenfaches Hereinwinken von Menschen, die da nie einzahlten, aber ein Leben lang davon beziehen werden. Unendliche Lasten werden gerade aufgehäuft, politisch so gewollt.
Auf Pump finanzierter Schlendrian führt zur Überschuldung.
Aber nun hocken wir in der Falle, Millionen finanzieren ihre exorbitant im Preis gestiegenen Häuser/Wohnungen mit billigen Krediten. Werden die dann irgendwann teurer, werden viele das nicht mehr stemmen können. Es kommt zum Hyper – Crash, soziale Unruhen sind unvermeidbar.
Das zu vermeiden ginge nur über sehr hohe Lohnsteigerungen und dann steigen die Preise noch mehr.
Ich bin kein Ökonom, aber ein Ende der Niedrigzinsen, bzw. des Gelddruckens kann ich mir nicht vorstellen.

gabriele bondzio | Do., 31. März 2022 - 10:05

Kann die Aussagen von Frau Reinhart gut nachvollziehen, da ich selbst auch eine ökonomische Ausbildung erhalten habe.

in der Vergangenheit spielte sich das Szenario in der Reihenfolge, Inflation - Krieg, - Entwertung ab und es deutet derzeit viel darauf hin, dass die Entwicklung ( Finanzkrise, Flüchtlingskrise, Corona-Pandemie) dem Muster folgt. Daher sollte der Krieg in der Ukraine auch mal aus dieser Sicht betrachtet werden. Weil eben nicht nur ein atomarer Gau droht.

Mehr auszugeben als einzunehmen führt früher oder später zu einem Konkurs, was viele Bürger wissen dürften.

EZB und die Bundesbank in DE, sind derzeit mit Anleihen und Zahlungsversprechen über Gebühr belastet, so das eine Zinsanhebung keinesfalls im Interesse des jeweiligen Finanzministers eines Landes liegen dürfte. Auch wenn sie mehr Spielraum, wie z.B. höhere Besteuerung, Ausgabensenkung bei Sozialausgaben usw., als privatwirtschaftliche Betriebe haben.

W.D. Hohe | Do., 31. März 2022 - 10:39

Neuen Kredit mit dem nächsten und teueren Kredit mit verlängerter Rückzahlungszahlungsfrist ausreichen erreicht nur Eines.
Auf dem Papier macht der Geldverteiler, hier Banken, wegen steigender Forderungen Gewinn. Notfalls auf 99 Jahre gestreckt.
Haushaltskassen enden unter der Brücke. Zentralbanker als Finanzminister.

Gerhard Lenz | Do., 31. März 2022 - 10:47

herumhackt, weil ihm das politisch vereinte Europa sowieso ein Dorn im Auge ist und den "D-Exit" fordert, ist natürlich nicht mehr, als ein Heuchler.

Die "Geldschwemme", deren Ziel eine Belebung der Konjunktur war, ist ja kein alleiniges europäisches Problem. Auch die USA unter Trump verfolgten den gleichen Weg, und auch andere Länder außerhalb der EU sind davon betroffen.

Ganz fixe Europa-Hasser können jetzt natürlich die Zögerlichkeit der EZB ins Feld führen. Nur: So einfach ist die Sache nicht. Selbstverständlich MUSS auch die EZB reagieren, so wie es die FED in den USA vorgemacht hat.
Andererseits drohen durch Energieknappheit und Schwierigkeiten bei der Rohstoffversorgung höhere Inflation und damit Rezession - Geldverknappung kann also kontraproduktiv sein.

Auch wenn Putin-Versteher*innen sich beeilen, das abzustreiten - was nicht nur am mangelnden ökonomischen Sachverstand liegen dürfte - spielt Putins Überfall auf die Ukraine eine entscheidende Rolle.

Ernst-Günther Konrad | Do., 31. März 2022 - 10:51

Ich kenne die Frau nicht. Sie reiht sich allerdings nahtlos in die Reihe von Kritikern und Mahnern ein, die immer mal wieder, gerne in den Msm versteckt vor den Auswüchsen der Wirtschafts- und Finanzpolitik lange schon warnen. Mir fehlt das Wissen um die Details und mir ist das ehrlich gesagt auch zu kompliziert. Ich bin bislang gut damit gefahren, nur das Geld auszugeben, was ich tatsächlich habe. Und musste ich mal Schulden machen -Haus-, niemals für Urlaub oder Auto, so waren die absehbar, in mein Einkommen eingerechnet und bei kurzen Laufzeiten schnell wieder zurück gezahlt. Für Schulden stand ich immer selber ein und brauchte keine und hätte auch keine bemüht, sog. Bürgen. Der Staat macht es sich einfach. Die Politik macht Schulden, der Bürger bürgt und wird am Ende zum Schuldner. Die Verantwortlichen sind dann meistens schon lange aus dem Amt und nicht zu belangen. Wenn ich meine Schulden nicht zurück zahle, werde ich um den Globus gejagt. Naja, bin halt kein Politiker.

Ingo Frank | Do., 31. März 2022 - 12:17

Jedoch, wenn Banken Darlehen für 0% Zinsen ausgeben, kann das auf Dauer nicht gut gehen und der ganze Laden bricht irgend wann zusammen. Der Euro war von von da an ein Tod geborenes Kind als Frankreich & Deutschland die Stabilitätskriterien aufweichten und Staaten durch geschönte Bilanzen, politisch gewollt und gebilligt in den €-Raum aufgenommen wurden.
Aber an einem ändert sich nichts: der in den A….
gekiniffene , der der am Ende alles bezahlt, dass ist der kleine Mann.
Mit freundlichen Gruß aus der Erfurter Republik

Tomas Poth | Do., 31. März 2022 - 12:48

Diese Art der Schreckensnachrichten, die "schlecht schmeckende Medizin" werden nur peu á peu verabreicht, gerade so daß das Opfer, der Patient nicht die Flucht ergreifen, sich wehren kann.
Ein altbekannter Mahner, Ludwig Erhard, dem wir viel zu verdanken haben, wurde vom Hof gejagt als er das Maßhalten 1965 in seiner Regierungserklärung aufnahm - "der von Jahr zu Jahr steigende Subventionsaufwand der öffentlichen Hand nimmt bedenkliche Ausmaße an" - Er hat das politisch nicht lange überlebt, nur bis 1966.
Die EZB und andere Zentralbanken werden sich an einer Bruchlinie entlang hangeln die den Kipppunkt zum Zusammenbruch nicht überschreitet und die maximal möglichen Inflationsqualen aushalten läßt.
Das ganze geht zu lasten derer die sich nicht erwehren können. Etwas zynisch, gewiss, aber das war schon immer so.