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Oliver Möst/Berlinale 2010

Beki Probst - Die Frau der Filmrechte

Beki Probst hat den European Film Market der Berlinale zu einer der wichtigsten Filmrechtebörsen der Welt gemacht. Ans Aufhören denkt sie noch lange nicht

Autoreninfo

Til Knipper leitet das Cicero-Ressort Kapital. Vorher arbeitete er als Finanzredakteur beim Handelsblatt.

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Neun Tage im Jahr muss sie das Chaos beherrschen, versuchen, alle Wünsche zu erfüllen, manchmal mit all ihrem Charme Trost spenden, auf alles gefasst sein, sich warm anziehen und genug Schlaf finden. So beschreibt Beki Probst, die Chefin des European Film Market (EFM) der Berlinale, ihren Job während der Filmfestspiele.

Während Festival-Chef Dieter Kosslick am roten Teppich in für ihn typischer Montur, mit Hut und rotem Schal, die internationale Filmprominenz empfängt, sorgt Beki Probst hinter den Kulissen dafür, dass die Berlinale Geld verdient. Tauschen möchte sie mit Kosslick nicht: "Das ist so ein schwieriger Job und Dieter ist genau der richtige Mann in der richtigen Position."

Probsts Job ist auch nicht einfach, aber sie scheint ebenfalls perfekt gecastet worden zu sein: Seit 26 Jahren leitet Probst den EFM und lockt in immer größeren Scharen Verleiher, Produzenten, Kinobetreiber und Filmrechtehändler nach Berlin. In diesem Jahr haben sich 487 Unternehmen aus 55 verschiedenen Ländern angemeldet. An 183 Ständen im Martin-Gropius-Bau und im Marriott Hotel am Potsdamer Platz geht es in den kommenden Tage zu wie auf dem Basar, außerdem hat Probst zusammen mit ihren inzwischen 35 Mitarbeitern etwa 1070 Filmvorführungen koordiniert, nur für die knapp 8000 Fachbesucher des EFM.   

Zusammen mit dem Marché du Film in Cannes und dem American Film Market in Santa Monica gehört der EFM zu den drei wichtigsten Filmmessen der Welt. Experten schätzen, dass beim EFM Filme und Rechte mit einem Umsatz in dreistelliger Millionenhöhe gehandelt werden. Probst will das weder bestätigen, noch dementieren: "Ich weiß es nicht, weil die Deals alle top secret sind." Der EFM selbst verdient sein Geld durch Standmieten, Teilnahmegebühren und die Screenings.

Probst selbst hält während der Berlinale in ihrem Büro im Martin-Gropius-Bau Hof. Das Berliner Museum zum Standort der Messe zu machen, war Kosslicks Idee. Probst empfängt hier ihre wichtigsten Kunden, arrangiert Kontakte und löst pragmatisch die kleinen und größeren Probleme der Messebesucher. Die zierliche Dame kennt fast jeden in der Branche. In ihren Cashmere-Outfits, den Diamantarmbändern und perfekt sitzendem Haar wirkt sie auch noch am letzten Messetag wie aus dem Ei gepellt. Die zahlreichen Partys und Empfänge meidet sie weitgehend: "Ich bin keine Person für receptions. Ich gehe früh ins Bett, weil ich den Schlaf brauche – to regenerate", sagt Probst in ihrem charmanten Kauderwelsch,  das je nach Bedarf aus Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch und Türkisch zusammengesetzt ist.    

Das Kino begleitet sie schon ihr ganzes Leben lang. Geboren als Tochter sephardischer Juden in Istanbul, ging sie schon als Kind jeden Samstag ins Kino. Das einzige Problem: "Ich habe dabei immer mehr Geld ausgegeben als ich hatte", erzählt Probst lachend. Sie erzählt gerne Anekdoten, gestenreich mit ausdrucksvoller Mimik und einem guten Gespür für Timing. "Nach dem Kino holte ich mir immer noch Profiterole aus der Konditorei gegenüber." Ihre Mutter habe schon damals mit Weitblick zu ihr gesagt: "Du musst später entweder einen Konditor heiraten oder einen Kinobesitzer." Probst entschied sich für Letzteres, ihren späteren Ehemann, den Erben einer Schweizer Kinokette, lernte sie auf dem Festival in Cannes kennen, wo sie als Journalistin in den Fünfziger Jahren für türkische Medien über das Geschehen an der Croisette berichtete.

Nein zu 3 D Pornos

 

Wenn sie von den alten Zeiten erzählt, gerät Probst ins Schwärmen. Damals sei man doch direkt an die Stars herangekommen und alle waren da, Elizabeth Taylor, Sophia Loren, Gina Lollobrigida. Liz Taylor traf Probst mal auf der Damentoilette und organisierte ihr dann eine Sicherheitsnadel, weil die Hollywooddiva ein Problem mit ihrem BH hatte. Solche Anekdoten könnte Probst den ganzen Tag erzählen, aber man darf daraus nicht auf einen Hang zur Nostalgie schließen.

Zwar lässt Probst, die ein Geheimnis um ihr Alter macht, das irgendwo zwischen 65 und 75 Jahren liegen müsste, manchmal durchblicken, dass sie den Glamour und die Eleganz der früheren Zeiten vermisst. Aber als Eigentümerin einer Berner Kinokette, bei der sie auch heute noch das Programm festlegt, weiß sie ganz genau, wie hart das Filmbusiness ist: "Der Rhythmus wird immer schneller und unbarmherziger. Und es gibt immer mehr Filme. Das Geheimnis besteht darin, die Perlen zu finden."

Als Messechefin profitiert sie von der Filmflut und sie achtet streng darauf, dass bei den Screenings neue Filme gezeigt werden: "Sie müssen 2013  produziert worden sein, denn mit alten Schinken mache ich mir den Markt kaputt." Sie muss aber auch nicht jede Neuigkeit mitmachen, erzählt Probst. Vor ein paar Jahren habe ein Produzent aus Hongkong den ersten Porno in 3D zeigen wollen. "Unser Mitarbeiter in Hongkong sagte mir: Die Genitalien würden in 3D so big ins Kino ragen. Das Screening haben wir dann abgelehnt." Dann kommt wieder ihr raues Lachen.

Wie sie das denn alles schaffe? Diese letzte Frage versteht Beki Probst nicht. Kino ist ihr Leben. Sie weiß allerdings schon ganz genau, was sie nach der Berlinale macht: "Ich fahre an einen schönen Strand in die Sonne und erhole mich." Danach beginnen die Vorbereitungen für 2015.

 

 

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