
- Wirtschaftsministerin Reiche rechnet mit der Ampel ab
In Ostdeutschland brodelt es – wirtschaftlich wie politisch. Katherina Reiche will mit einem radikalen Kurswechsel in der Wirtschaftspolitik und billiger Energie gegensteuern. Doch kann sie liefern, was sie ankündigt?
„Der Osten ist das Thermometer der Bundesrepublik Deutschland“, stellte Tino Chrupalla einst in der ZDF-Sendung „Markus Lanz“ fest. Politisch mag man ihm widersprechen – wirtschaftlich aber trifft er einen Nerv: Laut einer gemeinsamen Studie von Civey und der DKB bewerten 45 Prozent der befragten 1500 ostdeutschen Unternehmer ihre wirtschaftliche Situation aktuell als „schlecht“.
Die Ursachen hierfür sehen viele – insbesondere in Ostdeutschland – in der Wirtschaftspolitik der vergangenen Jahre. Doch nun verspricht die frisch ernannte Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche auf dem „Ostdeutschen Wirtschaftsforum“ einen Kurswechsel.
„Wir stecken seit drei Jahren in einer veritablen Rezession“, stellte die gebürtige Brandenburgerin ernüchtert fest. Die gesamte Republik befinde sich in der Krise, warnte sie gegenüber ostdeutschen Unternehmern. Von ihrem Vorgänger Robert Habeck habe sie ein schweres Erbe übernommen – mit Herausforderungen, wie sie kaum ein anderes Kabinettsmitglied zu bewältigen habe. Viele Probleme seien hausgemacht, betont Reiche immer wieder. Kritik an der früheren Regierung gehört daher seit Amtsantritt zu ihrem politischen Repertoire.
Wachstum statt „Degrowth“
„Ich hatte das Gefühl, die alte Regierung hat Wachstum fast aussortiert“, so Reiche weiter. Die Ampelkoalition habe wirtschaftliches Wachstum aufgegeben und sogar „Degrowth“ betrieben – also absichtlichen Rückgang von Konsum und Produktion aus ideologischen Gründen. Reiche macht keinen Hehl daraus, wie wenig sie von dieser Politik hält: „Das war schädlich und fatal“, urteilt sie. Gerade in der aktuellen Situation sei Wachstum das „Gebot der Stunde“. Ihre Kernbotschaft: Deutschland dürfe nicht zurückfallen. Die Ministerin kündigte an, noch vor dem Sommer ein erstes „Wachstumspaket“ auf den Weg zu bringen. Ein zentrales Ziel: die Senkung der Energiepreise, die nach wie vor als zu hoch gelten.
Reiche kommt aus dem Energiesektor und versteht daher wie keine andere den Zusammenhang zwischen günstiger Energie und der wirtschaftlichen Entwicklung eines Standortes. Niedrige Strompreise senken die Produktionskosten, besonders in energieintensiven Branchen wie Chemie oder Metallverarbeitung – ein klarer Standortvorteil im internationalen Wettbewerb. Gleichzeitig steigt bei sinkenden Energiepreisen die Kaufkraft der Verbraucher, was die Binnennachfrage stärkt – ergo Wirtschaftswachstum.
Günstige Energie wirkt wie ein Konjunktur-Booster – vor allem kurzfristig. Um ein Land wie Deutschland aus der wirtschaftlichen Stagnation zu führen, sind niedrige Strompreise für Industrie und Mittelstand von zentraler Bedeutung. Versorgungssicherheit und Preisstabilität sollen im Wirtschaftsministerium unter Katherina Reiche künftig die gleiche Priorität eingeräumt werden wie dem Klimaschutz – ein klarer Bruch mit der Linie von Vorgänger Robert Habeck.
Noch bei der Amtsübergabe hatte sich Reiche mit einem Blumenstrauß für Habecks Krisenmanagement in der vergangenen Legislaturperiode bedankt. Nur wenige Wochen später wirkt dieser Gestus allerdings wie eine schmeichelnde Randnotiz. Bereits kurz nach dem 7. Mai 2025 leitete die neue Ministerin umfassende strukturelle Reformen im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie ein.
Personalumbau und Rückbesinnung auf das Kerngeschäft
Ein zentrales Element: ein breit angelegter personeller Neuanfang in der Ministeriumsführung. Die bisherigen Staatssekretäre Anja Hajduk, Philipp Nimmermann und Udo Philipp – alle mit Nähe zu Bündnis 90/Die Grünen – wurden entlassen. Auch mehrere Abteilungsleiter, darunter Philipp Steinberg (Wirtschaftsstabilisierung), Sabine Hepperle (Mittelstandspolitik), Kirsten Scholl (Europapolitik) und Monika Pfaffmann (Zentralabteilung), mussten ihren Posten räumen. Das Ziel dieser personellen „Tabula Rasa“: ein klarer Kurswechsel hin zu einer stärker marktwirtschaftlich ausgerichteten Wirtschaftspolitik.
Parallel zur Personalrochade sorgte ein Organisationserlass von Bundeskanzler Friedrich Merz für einen umfassenden Neuzuschnitt der Zuständigkeiten: Bereiche wie Klimaschutz, Transformationspolitik, Raumfahrt, Innovations- und Digitalpolitik wurden dem Ministerium entzogen und anderen Ressorts zugewiesen. Der unter Habeck unternommene, häufig als widersprüchlich empfundene Spagat zwischen Wirtschafts- und Klimazielen wird also nicht weitergeführt. Stattdessen soll sich das Wirtschaftsministerium künftig wieder vorrangig auf klassische Aufgaben der Energie- und Wirtschaftspolitik konzentrieren.
Ob der angekündigte Kurswechsel tatsächlich zur wirtschaftlichen Trendwende führt, bleibt abzuwarten. Die Messlatte hat Katherina Reiche mit ihrem Versprechen konkreter Reformen bis zum Sommer selbst gelegt. Sie scheint sich jedenfalls sicher zu sein: „Aber wenn wir das umsetzen, was im Koalitionsvertrag steht, gelingt uns die Trendwende.“ Doch ob warme Worte und der Verweis auf ein vielfach umstrittenes Regierungsprogramm reichen, um den Frust – gerade im Osten – zu dämpfen, ist fraglich. Schließlich zählt nicht die Rhetorik, sondern das Ergebnis. It’s the Economy, stupid!
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mit ihrer unsinnigen Weigerung, nicht nur vorhandene KKW wieder anzuwerfen, sondern auch jegliche Technik, die auf Kernspaltung beruht, auf Jahrzehnte auszuschließen. In diesem Punkt dürfte Frau Reiche auch von Merz keine Unterstützung erwarten, der setzt sowieso mehr auf die grüne Prien.
War es nicht genau diese Katherina Reiche die in ihrer Antrittsrede dem scheidenden „Wirtschaftsminister“ Robert Habeck realitätsverweigernd attestierte, „Übermenschliches“ geleistet zu haben? Und jetzt beschwert sie sich über das schwere Erbe das ihr der „Übermensch“ Habeck hinterlassen haben soll????
So ist das eben bei „Übermenschen“
Die These mit der billigen Energie stimmt, nur wie will sie das umsetzen? Mir fallen da nur Industriesubventionen auf Kosten der Steuerzahler oder Privatverbraucher ein, AKW wird sie nie durchbekommen und alles andere ist nicht billig! Es wird für den Bürger also teurer.
Gut, daß der ganze grüne Filz entlassen wird, ich hoffe der BNetzA-Chef gehört auch zu denen die gegangen werden.
An einen wirklichen Kurswechsel glaube ich nicht, dafür haben die Grünen einen zu großen Scherbenhaufen hinterlassen. Schlimmer als unter dem „Übermensch“ Habeck dürfte es aber sicher nicht werden.....
Es sind zumindest ein paar Anzeichen da, die Hoffnung geben. Zum einen, dass der grüne Filz in der Hierarchieebene ausgetauscht wurde, dass sie selbst einen MINT-Hintergrund hat und aus der Energieindustrie kommt und daher verstehen sollte, worum es geht (im linken ZEIT Forum wurde sie gleich nach Bekanntgabe der Personalie als Lobbyistin geschmäht, während die rechte Seite sich später darüber aufregte, dass sie Habeck bei Übergabe des Ministeriums „übermenschliches“ bescheinigte [die sanfte Ironie darin wohl überhörend]). Dass sie das politische Geschäft kennt.
Kurzum, abwarten …
personelles Aufräumen ist eine Sache. Dass sie sich illoyaler Mitarbeiter entledigt ist ja nicht neu. Das macht jeder neue Minister, insbesondere wenn er von einer anderen Partei kommt. Große Ankündigungen sind wir ja gewohnt. Was wird dabei herauskommen? Und nur niedrige Strompreise für die Gewerbetreibenden reicht nicht aus. Auch wir privaten Verbraucher brauchen dringend Entlastung, wenn wir Produkte kaufen wollen. Und was ist mit einer Rückkehr zur Atomkraft? Was ist mit billigem Gas aus Russland? Was ist mit einer realistischen und kritischen Betrachtung des Klimawandel? Die CO²- Steuer ist eine Farce. Macht was für den Umweltschutz und hört endlich auf den Leuten ständig Klimaangst einreden zu wollen. Wenn ihr dem natürlich vorhandenen Wandel was entgegen setzen wollt, dann führt eine ehrliche, offene, kritische und lösungsorientierte Diskussion und prophezeit nicht ständig den Weltuntergang. Mal sehen Frau Reiche, was sie bis zum Sommer wirklich ändern und verbessern können.
Mit AKW dürfte es nichts werden, da steht die Union gegen die „Übermacht“ der Grünen, ihres ÖRR und der SPD, sollte die Union auch nur mit dem Gedanken spielen AKW wieder in Betrieb zu nehmen, so würden Grüne, ÖRR und große Teile der SPD Sturm laufen. Nicht anders als damals als Fritzchen die AfD als Mehrheitsbeschaffer nutzte.
Neubau von AKW bringt frühestens in 15 Jahren was, so wie ich den bürokratischen Filz hier kenne, dauert es 20 Jahre und länger weil jede Kröte, jede Wühlmaus, jeder Vogel und jeder Maulwurf einem AKW-Neubau entgegenstehen. NABU und Co. sind wahrhafte Meister im Verhindern von Großprojekten aller Art! Und in 15 Jahren gibt es eh nichts mehr zu retten.
Für mich steht fest, es kann/wird keine substantielle Besserung in Deutschland geben, es sei denn die AfD regiert (mit). Mit der von den Grünfaschisten und ihrem ÖRR angeführten Linksfront wird es nicht gehen! Da helfen auch die ganzen schönen Sonntagsreden von Merz, Söder & Co. nichts.
haben eine Reihe von Ursachen und die Einsicht, daß Energie die Hauptrolle dafür spielt, ist richtig. Aber hier ist der wesentliche Aspekt, daß Deutschland auf die günstige Energie von russischem Gas und Öl verzichtet was uns pro Kopf um die 1000 Euro zusätzliche dauerhafte Belastung pro Jahr kostet. Die Lösung dafür kann keine dauerhafte schuldenfinanzierte Subvention sein, die dieses Defizit nur umschichtet. Es ist zu bezweifeln, daß Frau Reiche und die jetzige Regierung die dafür nötige Einsicht besitzen.
allein der Glaube fehlt mir daran.
Es wäre mehr als gut, wenn die Reise nach Jerusalem komplett gestoppt wird & die dafür Verantwortlichen, wenn möglich vor Gericht gestellt werden. Nach meinen Empfinden, haben diese grob fahrlässig gehandelt.