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Apple iPhone - Lebensdauer einer Strumpfhose

Kann man ein Smartphone verkaufen wie Nylonstumpfhosen? Die Lebensdauer von technischen Geräten wird immer kürzer. Die Frage ist, ob sich die Verbraucher das auf Dauer gefallen lassen

Autoreninfo

Til Knipper leitet das Cicero-Ressort Kapital. Vorher arbeitete er als Finanzredakteur beim Handelsblatt.

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Apple ist der Nylonstrumpfhosenhersteller des 21. Jahrhunderts und sein gar nicht mehr so neues mobiles Betriebssystem iOS 7 die dazugehörige Laufmasche. So lässt sich die Diskussion zusammenfassen, die tobt, seit in einer Kolumne des New York Times Magazine geargwöhnt wurde, dass seit der Einführung von iOS 7 und der neuen iPhone-Modelle 5c und 5s die älteren Modelle unerträglich langsam geworden sind, sich ihre Akkulaufzeit dramatisch verkürzt hat und die installierten Programme ständig abstürzen. Der implizite Vorwurf lautet: Apple baut seine Geräte absichtlich so, dass sie, um im Bild zu bleiben, pünktlich zur Einführung des Nachfolgemodells Laufmaschen bekommen. Mit dieser Strategie, so es denn eine ist, zwingt Apple seine Kunden alle zwei Jahre, in dem Rhythmus erscheinen derzeit neue Modelle, sich ein neues iPhone zu kaufen.

Unter Ökonomen ist dieses Phänomen als „planned obsolescence“ bekannt, was sich vielleicht am besten mit „geplanter Wertverlust“ übersetzen lässt. Aber handelt es sich tatsächlich um eine vorsätzliche Strategie und ist es überhaupt verwerflich oder schädlich als Unternehmen so zu handeln? Klar ist, dass ein Unternehmen, das Produkte herstellt, die ewig halten, in einer Marktwirtschaft zwangsläufig in Probleme gerät. Irgendwann ist der Markt gesättigt und die Firma kann nichts mehr absetzen.

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Was die Strumpfhosen angeht, ist wohl aus verschiedensten Gründen jeder (Hersteller, Kundin, dazugehörige Männer, etc.) ganz froh, dass Frauen nicht ihr ganzes Leben immer dieselbe tragen. Auch deswegen haben sich reißfeste Modelle nie durchgesetzt. Allerdings kostet eine Strumpfhose natürlich deutlich weniger als ein iPhone. Könnte Apple damit durchkommen oder zerstören sie damit die eigene Marke?

Nach der ökonomischen Theorie können nur Monopolisten auf „geplanten Wertverlust“ setzen. Wo kein Wettbewerber droht, kann man den eigenen Kunden immer wieder Modelle mit kurzer Lebensdauer anbieten. Das ist auf dem Smartphone-Markt aber nicht der Fall, weil mit den Android-Modellen von Samsung ein bereits äußerst erfolgreicher Wettbewerber den Kunden zur Verfügung steht.

Die Vorwürfe, die gegen Apple erhoben werden, belegen daher vor allen Dingen, wie groß der Konzern seit der Einführung des ersten iPhones 2007 geworden ist. Die Gefahr, dass große Technologieunternehmen irgendwann am eigenen Erfolg scheitern können, hat einer schon vor längerer Zeit vorhergesehen: „Ein Unternehmen, das gut funktioniert und Innovationen herausbringt, wird irgendwann zum Monopolisten. An diesem Punkt wird die Qualität der Produkte weniger wichtig. Die gefeierten Stars des Unternehmens sitzen plötzlich im Vertrieb, weil sie diejenigen sind, die die Umsätze nach oben treiben, nicht mehr die Ingenieure und Designer“, sagte der 2011 verstorbene Apple-Gründer Steve Jobs zu seinem Biografen Walter Isaacson. Vielleicht ist Apple jetzt an diesem Punkt. Das begehrteste iPhone mit der längsten Wartezeit ist derzeit das goldfarbene iPhone 5s, die Smartphone-Farbe der Saison…

 

 

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