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(picture alliance) Warren Buffett:

Warren Buffett - „Fangen Sie an, Geld zu machen“

Als Kind hatte Warren Buffett ein Lieblingsbuch mit dem Titel „Wie werde ich Millionär?“ Erstmals veröffentlicht der reichste Mann der Welt jetzt seine Biografie und erzählt, wie er seinen ersten Dollar mit Kaugummis verdiente.

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Die ersten paar Cents, die Warren Buffett je verdiente, kamen aus dem Verkauf von Kaugummipäckchen. Und vom ersten Tag an – er war damals sechs Jahre alt – zeigte er seinen Kunden gegenüber eine unnachgiebige Einstellung, die schon viel über seinen späteren Stil verriet. „Ich hatte ein kleines grünes Tablett mit fünf Abteilen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich es von Tante Edie bekommen hatte. Es hatte Behälter für fünf verschiedene Kaugummimarken, Juicy Fruit, Spearmint, Doublemint und so weiter. Ich kaufte die Päckchen bei meinem Großvater und ging in der Nachbarschaft herum, um die Dinger zu verkaufen. Ich kann mich noch erinnern, wie eine Frau namens Virginia Macoubrie sagte: ‚Ich nehme einen Streifen Juicy Fruit.‘ Ich sagte: ‚Einzelne Streifen verkaufen wir nicht.‘ Ich hatte meine Prinzipien. Ich erinnere mich bis heute daran, wie Mrs. Macoubrie sagte, sie wolle nur einen Streifen. Aber nein, ich verkaufte nur Päckchen mit fünf Streifen. Sie kosteten fünf Cents, und sie wollte bei mir nur einen Penny ausgeben.“ An jedem ganzen Päckchen verdiente er zwei Cents.

Diese Pennys, gewichtig und solide, konnte er in der Handfläche halten. Sie wurden zu den ersten Flocken in dem Schneeball aus Geld, der noch kommen sollte. Stolz verstaute er die Münzen im Münzwechsler, den er am Gürtel trug. Er trug ihn auch, wenn er von Tür zu Tür ging und die Saturday Evening Post oder die Zeitschrift Liberty verkaufte. Der Münzwechsler gab ihm das Gefühl, professionell zu sein. Er symbolisierte den Aspekt des Verkaufens, den Warren am meisten genoss: das Sammeln. Obwohl er nun Flaschenverschlüsse, Münzen und Briefmarken sammelte, sammelte er doch hauptsächlich Bargeld. Er bewahrte es daheim in seiner Schublade auf. Als er neun oder zehn war, verkaufte er mit Stu Erickson gebrauchte Golfbälle auf dem Golfplatz im Elmwood Park – bis jemand die beiden anzeigte und die Polizei sie des Geländes verwies. Als die Polizisten mit Warrens Eltern sprachen, waren Howard und Leila aber nicht besorgt. Sie hielten ihren Sohn einfach für ehrgeizig. Als einziger – und frühreifer – Sohn trug Warren eine Art „Heiligenschein“, wie seine Schwestern berichteten, und man ließ ihm jede Menge durchgehen.

Schon bald fiel ihm ein hilfreiches Werkzeug dafür in die Hände. Eines Tages entdeckte er in der Benson-Bibliothek ein Buch. Sein glänzend silberner Umschlag schimmerte wie ein Haufen Münzen, was auf den Wert des Inhalts hinweisen sollte. Der Buchtitel fesselte ihn, er öffnete es und war sofort begeistert. „One Thousand Ways to Make $1000“ – Tausend Möglichkeiten, tausend Dollar zu verdienen, hieß das Buch.

Mit anderen Worten: eine Million! Auf der Innenseite des Umschlags zeigte ein Foto einen winzig kleinen Mann, der auf einen riesigen Haufen Münzen blickte. „Die Gelegenheit ist da“, hieß es auf der ersten Textseite. „Noch nie in der Geschichte der USA war die Gelegenheit für einen Menschen mit wenig Kapital so günstig wie heute, eine eigene Firma zu gründen.“ Was für eine Aussage! „Wir alle haben viel über die Chancen in den vergangenen Jahren gehört… Aber die Chancen von gestern sind nichts im Vergleich zu den Gelegenheiten, die auf den mutigen und tüchtigen Mann von heute warten! Man kann Reichtümer anhäufen, die das Vermögen von Astor und Rockefeller schäbig aussehen lassen.“ Diese Worte erschienen Warren wie süße, himmlische Visionen. Er blätterte immer schneller in diesem Buch.

„Aber“, hieß es einschränkend, „Sie können unmöglich Erfolg haben, bevor Sie anfangen. Wenn man anfangen will, Geld zu verdienen, muss man damit anfangen… Hunderttausende Menschen in diesem Land, die gern viel Geld verdienen würden, tun dies nicht, weil sie darauf warten, dass dies, jenes oder noch etwas anderes geschieht. Fangen Sie an! “, mahnte das Buch und erklärte dann, wie das gehen sollte. „Tausend Möglichkeiten, tausend Dollar zu verdienen“ steckte voller praktischer Geschäftsvorschläge und Ideen, wie man Geld verdienen kann. Die Idee, die Warren am besten gefiel, handelte von münzbetriebenen Personenwaagen. Wenn er eine Waage hätte, würde er sich fünfzigmal am Tag wiegen. Er war sicher, dass andere Menschen dafür bezahlen würden, um das ebenfalls tun zu können. „Die Waage war sehr leicht zu verstehen. Ich würde eine Waage kaufen und die Gewinne investieren, um weitere Waagen anzuschaffen. Schon bald würde ich zwanzig Waagen besitzen, und jeder könnte sich dann fünfzigmal am Tag wiegen. Da liegt das Geld auf der Straße, dachte ich. Das Ansammeln von Geld durch den Zinseszinseffekt – was könnte besser sein?“ Dieses Konzept schien ihm von entscheidender Bedeutung zu sein. Im Buch hieß es, er könne tausend Dollar verdienen. Wenn er mit tausend Dollar begann und jedes Jahr eine Rendite von zehn Prozent erzielte, dann würden daraus:

In fünf Jahren über 1600 Dollar. In zehn Jahren fast 2600 Dollar. In 25 Jahren mehr als 10800 Dollar.

So konnte eine kleine Summe zu einem Vermögen werden, wenn sie im Laufe der Zeit mit einer konstanten Rate wuchs. Warren konnte sich diese Zahlen ebenso lebhaft vorstellen wie die Art, wie ein Schneeball größer wird, wenn man ihn durch den Garten rollt. Als er bei seinem Freund Stu Erickson auf der Veranda saß, verkündete Warren, er werde mit 35 Jahren Millionär sein.

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