Cancel Culture : Nichts geht mehr Das deutsche Feuilleton ist zum Hüter des deutschen Reinheitsgebots geworden. Überall liest man Einlassungen zu der Frage, was man noch darf und was man nicht mehr darf. Wäre es da nicht besser, man schaffte die Kultur ab, damit endlich nichts ist? VON RALF HANSELLE
Cancel Culture in den USA : Romeo und Julia haben ausgeschmust Die politische Rechte in den USA wurde bisher als Schreckgespenst der Cancel Culture gesehen. Doch zunehmend scheinen auch die Republikaner Gefallen an der Absagekultur zu finden – und machen selbst vor Shakespeare nicht halt. VON LISA DAVIDSON
Kampagne gegen Russland-Roman von Elizabeth Gilbert : Autorin cancelt sich selbst Elizabeth Gilbert, die Autorin von „Eat, Pray, Love“, zieht einen noch nicht erschienenen Roman zurück, nachdem er auf der Amazon-Tochter Goodreads über 500 negative Bewertungen bekam. Denn das Buch spielt in Russland zur Zeit der Sowjetunion. Schriftsteller und der PEN-Club sind entsetzt über diese Selbstzensur. VON EVA C. SCHWEITZER
Vom Ende des Diskurses : Nichts geht mehr Zahllose Debatten und vermeintliche Skandale in Deutschland zeigen: Die gesellschaftspolitischen Debatten sind verhärtet. Nichts geht mehr. Gespräche über Schlüsselthemen sind nur noch um den Preis der Selbstaufgabe möglich. Zeit für das bürgerliche Lager, endlich die Konfrontation anzunehmen. KOLUMNE: GRAUZONE
Kulturkampf : Das Versagen der Institutionen Die Aufregung um die AWO-Tanzgruppe, die auf der Mannheimer-Bundesgartenschau mit Sombreros auftreten wollte, ist mehr als eine Provinz- und Boulevardposse. Sie illustriert, wie es kleinsten Minderheiten gelingt, dieser Gesellschaft ihren absurden Willen aufzunötigen: Die Institutionen versagen. KOLUMNE: GRAUZONE
Cultural Appropriation auf der BUGA : In Mannheim fällt ein Sack Sombreros um Ein Rentnerinnen-Ballett sollte nicht auf der Bundesgartenschau auftreten dürfen - weil dessen Kostüme nicht kultursensibel seien. In einer Krisensitzung wurde nun ein Kompromiss gefunden: Die Sombreros müssen weg, die Ponchos dürfen bleiben. Und aus Pharaonen werden Arbeiterinnen. Ob das die Kulturkrieger zufriedenstellt? VON GIDEON BÖSS
Zur Debatte um „kulturelle Aneignung“ : Die Menschheitsfamilie wird getrennt Alles, was lebt, verändert sich – kopiert, immigriert und dockt irgendwo an. Der Vorwurf der kulturellen Aneignung verkennt unter anderem, dass Kulturen wie Subkulturen immer schon dazu neigten, sich gegenseitig zu kannibalisieren. VON RALF HANSELLE
Zum 100. Geburtstag von Walter Jens : Der Rhetor der Republik Er war einer der prägendsten Intellektuellen der alten Bundesrepublik: Allgegenwärtig im Kulturleben und gleichermaßen gehasst wie verehrt für seine politischen Einmischungen. Erinnerungen an einen, für den „Querdenker“ ein Ehrentitel war. VON ULRICH BERLS
Vergiftete Debattenkultur : Das Argument zählt, nicht sein Absender Immer häufiger werden in Deutschland Argumente nicht auf ihre inhaltliche Plausibilität überprüft, sondern auf die vermeintliche politische Verortung ihres Absenders. Das zerstört die offene Debatte und fördert eine neue Kultur des Denunziantentums. VON GIDEON BÖSS
Namensgeber-Debatte an der Uni Münster : Ein Opfer seines Wortschwalls Schwächling, Aufschneider, brutaler Streber – der letzte deutsche Kaiser genießt keinen guten Ruf. Die Westfälische Wilhelms-Universität Münster möchte Wilhelm II. deshalb als Namensgeber canceln. Zu Recht? VON HARRY NUTT
Richard Schröder über die Ablehnung des Bibelzitats am Berliner Stadtschloss : „Peinlich und blamabel“ Christliche Symbole stehen unter Verdacht. Zuletzt wurde das Kreuz aus dem Friedenssaal in Münster entfernt. Auch über Kreuz und Spruchband an dem wieder errichteten Berliner Stadtschloss wird wieder diskutiert. Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) kritisiert den biblischen Schriftzug und will ihn „überblenden“. Der evangelische Theologe Richard Schröder widerspricht und erklärt, was die Kuppel-Inschrift sogar mit Willy Brandts Kniefall in Warschau zu tun hat. VON RICHARD SCHRÖDER
G7-Außenministertreffen im gesäuberten Friedenssaal : Baerbocks Beamte canceln das Kreuz Für das G7-Außenministertreffen in Münster wurde auf Wunsch des Auswärtigen Amtes das mittelalterliche Ratskreuz aus dem Friedenssaal des Rathauses entfernt. Ein einmaliger Vorgang, wie die Stadt bestätigt. Für die Gäste der Bundesregierung wird das Kreuz gecancelt. „Eine Beleidigung für Münster“, sagt der Bundestagsabgeordnete Stefan Nacke. Und was sagt der Bischof? VON VOLKER RESING
Salman Rushdie und Winnetou : Die satanischen Zeilen des Karl May Ende der 1980er-Jahre wollten fanatische Ideologen eine tolerante Gesellschaft dazu zwingen, Salman Rushdies „Die satanischen Verse“ nicht zu lesen. Auch heute wollen fanatische Ideologen eine tolerante Gesellschaft dazu zwingen, dass nicht mehr alles gesagt oder gelesen werden darf. Damals waren es islamistische, heute sind es woke Ideologen. VON AXEL MEYER
Neun Monate Ampel-Regierung : Was, wenn das alles genau so gewollt ist? Nicht eine bestmögliche Lebensqualität ist bei objektiver Betrachtung der zurückliegenden neun Monate das eigentliche Ziel dieser Bundesregierung, sondern im Gegenteil eine zunehmende Reduktion der Lebensqualität. Christian Lindner muss sich endlich fragen, ob er diesem Mord an einer einst blühenden Volkswirtschaft weiterhin Beistand leisten will. VON JENS PETER PAUL
Cancel Culture : Kultur bedeutet kulturelle Aneignung Der Vorwurf der kulturellen Aneignung gehört zu den neusten Trends in den ideologischen Wahn-Debatten unserer Zeit. Weißen soll so untersagt werden, Reggae zu spielen und Rastas zu tragen, oder Kindern, sich als Indianer zu verkleiden. Doch das Verbot kultureller Aneignung würde nicht nur zu absurden Konsequenzen führen. Es verkennt vor allem das Wesen der Kultur. KOLUMNE: GRAUZONE