Meyers Blick auf... - ...Karl Marx

Der Schweizer Journalist, Medienberater und Cicero-Kolumnist Frank A. Meyer spricht mit Cicero-Redakteur Alexander Kissler darüber, warum Karl Marx ein wichtiger aber fehlerhafter Vordenker war

Der Schweizer Journalist, Medienberater und Cicero-Kolumnist Frank A. Meyer spricht mit Cicero-Redakteur Alexander Kissler darüber, warum Karl Marx ein wichtiger aber fehlerhafter Vordenker war

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Bernhard Jasper | Sa., 5. Mai 2018 - 11:37

Vor knapp 30 Jahren implodierte der „real existierende Sozialismus“. Ich konnte mir als „Wessi“ in der ehemaligen „DDR“ vor Ort ein Bild von dem hoffnungslos veralteten Wirtschaftsraum machen. Ebenso in der ehemaligen UdSSR. Teilweise grauenerregend!

Jetzt wird Karl Marx wiederentdeckt. Die sozialistische Überzeugung aus der Welt zu schaffen scheint unmöglich. Das bolschewistische Experiment jedoch, als politisches Programm, baute auf einen Unrechtsstaat auf. Der Einzelne ist nichts, das System ist alles („die Diktatur des Proletariates“). Entpersönlichung und Bürokratisierung waren das Ergebnis. Ein totalitärer Staat.

Wenn man diese Ergebnisse nicht mehr will, muss man auch mit der Theorie brechen.

Vielen Dank an die Herren für die klaren Aussagen!

Leider scheint auch Bernhard Jasper zu den Menschen zu gehören, die die staatskapitalistischen Systeme in den RGW-Staaten (Sowjet-Union, DDR und andere) mit "Sozialismus" verwechseln, willentlich oder ohne besondere Absicht.
Lenin und Stalin versuchten es mit einer "Diktatur des Proletariats", deren Ergebnis grauenvoll war.
Karl Marx und Friedrich Engels dagegen wollten an die Stelle der alten bürgerlichen Gesellschaft mit ihren Klassen und Klassengegensätzen eine Assoziation treten lassen, worin die freie Entwicklung eines jeden am Ende die Bedingung für die freie Entwicklung aller ist bzw. sein sollte.
Die Ideen von Marx und Engels aufgrund ihrer Erkenntnisse im beginnenden Kapitalismus des 18. und 19. Jahrhunderts wurden also von den Machthabern insbesondere in Osteuropa verfälscht.
Diese Erkenntnis sollte inzwischen Allgemeingut sein.
Wer sich selbst ein Bild verschaffen möchte, sollte "Das kommunistische Manifest" selbst lesen und seine Schlüsse daraus ziehen.

Reinhard Oldemeier | Sa., 5. Mai 2018 - 12:30

Klasse Beitrag, deswegen abonniere ich den Cicero.
Diese Journal räumt die Denkschranken ab und macht den Geist frei für andere Anschauungen, ohne dabei den Menschen eine andere Ideologie auf zu drücken. Das ist wahrer Journalismus

Dorothee Sehrt-Irrek | Sa., 5. Mai 2018 - 12:39

wenn Sie an Popper festhalten, halte ich auch an Marx fest, denn um den Kapitalismus konstruktiv zu bewältigen, braucht es schon die Erkenntnis dessen, was Kapital sei und da ist Marx nun mal unverzichtbar.
Entsprechend brauchen wir auch keine bürgerliche Öffentlichkeit, sondern eine gesellschaftliche Öffentlichkeit und überhaupt eine Gesellschaft.
Ansonsten aber wieder ein toller Beitrag von Herrn Meyer.
Manchmal denke ich, dass Christus seine Kirche auch nicht als LEHRE gewollt hätte, als Hort, als Refugium sicher.
Und auch über Kant kann man weiterdenken, hat der Deutsche Idealismus nicht wenig getan.
Aber deshalb darf man doch jetzt Karl Marx gedenken.
In diesem Zusammenhang möchte ich das auch in Bezug auf Prof. Elmar Altvater, der jüngst verstarb und erinnere eine interessante Veranstaltung mit de Soto, Altvater und Greffrath, Moderation.
Und überhaupt schön, dass Marx, kritisch zwar, hier aber soviel Raum gegeben wird.
Meine Überlegungen zu Marx muss ich nicht verstecken

Hannes Jäger | Sa., 5. Mai 2018 - 16:50

Und Milton Friedmann steht dem Gedanken der freien Gesellschaft inwiefern entgegen? Sein Einspruch wäre, dass ein Staat erst die Ungerechtigkeiten potenziert, statt abzubauen. Ich glaube sie haben den Markt nicht verstanden!

Der Markt ist kein mysteriöses abstraktes Ding, sondern die Zusammenfassung dessen, wo die Interessen liegen. Es gibt immer einen Markt, weil die Menschen leben wollen. Nach der marxistischen Revolution wird es auch einen Markt geben, der zum selben System zurückkehren wird, das mit der Revolution versucht wurde abzuschaffen.

Im Prinzip haben Sie recht. Wir stehen jedoch vor einer neuen Phase. Digitalisierung und enormes Bevölkerungswachstum müssen gedanklich zusammengebracht werden. Es gibt Milliarden Menschen die wir (ökonomisch) nicht brauchen. Und es werden mehr, immer mehr....Ich fürchte, da hilft weder Marx noch Markt.

Klaus Funke | Sa., 5. Mai 2018 - 17:45

Nachdem lange Ruhe war, kommen nun aus allen Richtungen Kommentatoren und Mark-Erklärer aus ihren Schreibstuben. Das ist beileibe nicht neu. Leider fehlt allen die nötige Souveränität und Gelassenheit. Das zeigt, Marx ist noch immer ein Aufreger. Warum? Weil man ihn für Dinge verantwortlich macht, die er nicht zu verantworten hat. Wir können Jesus auch nicht für die Verbrechen der Katholischen Kirche oder die Inquisition oder die neuesten Missbrauchsfälle verantwortlich machen. Keiner käme auf diese Idee. Also lassen wir den ollen Marx als das sein, was er war, ein Philosoph im Aufgang des modernen Kapitalismus, erklären wir ihn aus seiner Zeit heraus und nehmen seine Entdeckungen, wo sie es verdienen, als allgemeingültig hin. Natürlich irrte Marx, aber er wusste damals nicht, dass er irrte. So wie die ersten Kirchenfürsten die Kirche auf andere und auf Abwege führten, so haben auch Lenin, Mao u.a. den alten Marx für ihre Zwecke missdeutet. Und das hält an bis heute.

Die Analogie, die Klaus Funke zwischen Marxismus und dem Christentum herstellt, ist bestechend.
Natürlich wußten weder Karl Marx noch Friedrich Engels, wie ihre Erkenntnisse und Erfahrungen politisch umgesetzt würden.
Der grundlegende "Fehler" unser Staaten ist die "Macht des Geldes".
Leider ist es bisher nirgendwo wirklich gelungen, diese Geldmacht (Kapitalmacht) zu zähmen oder zu beenden.
Also gibt es in der Nachfolge von Marx und Engels noch viel zu tun...

Karoline Vomich | So., 6. Mai 2018 - 09:44

Welch eine phänomenale Feststellung!

Welcher (Vor)Denker machte oder macht keiner Fehler?

Regina Schmidt | So., 6. Mai 2018 - 13:19

Kommunistisches Manifest:“ Ein Gespenst geht um in Europa,das Gespenst des Kommunismus“
Das gilt meiner Meinung nach immer noch.Deshalb gilt für uns Demokraten ,wachsam zu sein.
Marx hat als Vordenker mit seinen Lehren Anteil an den
vielen Millionen Greueltaten ,die im Namen des Kommunismus verübt wurden und an jahrzehntelangen inhumanen Regimen.Die Gefahr des Kommunismus ist nicht gebannt.

Dimtri Gales | So., 6. Mai 2018 - 20:52

seiner Epoche - wohlgemerkt: "seiner" Epoche. Er war einer der Begründer der systematischen, methodischen Soziologie. Das Problem in solchen Fällen: die Epochen gleichen sich nie und machtbesessene Leute versuchen stets, solche Theorien für sich zu gebrauchen - das geschah im ehemaligen Ostblock und woanders. Aber Marx bleibt in gewisser Weise immer aktuell, denn wirkliche Gleichheit wird es nie geben, das egoistische Gewinnstreben gehört zur menschlichen Natur.

wolfgang spremberg | Mo., 7. Mai 2018 - 08:38

der Menschheit, ist der dringende Wunsch der Menschheit, das es eine Religion, eine Ideologie geben müsse, die die Menschen / Zustände ändert und ein Leben in paradiesähnlichen Zuständen ermöglicht.
So ist er aber nicht der Affe Mensch, das ist nicht seine Natur, deshalb bin ich eher bei Schopenhauer.