Bürgermeister Wassilij Chmilenko am Steuer seines Jeeps im Gebiet Odessa / Moritz Gathmann

Landwirtschaft in der Ukraine - Putins Würgegriff

Im Gebiet Odessa beginnt in Woche sechs des russischen Angriffs die Landwirtschaftssaison. Die Getreidelager sind voll, aber für die Landwirte sieht es düster aus, weil Putins Kriegsschiffe das Schwarze Meer blockieren.

Autoreninfo

Moritz Gathmann ist Chefreporter bei Cicero. Er studierte Russistik und Geschichte in Berlin und war viele Jahre Korrespondent in Russland.

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Die Fluchkanonade, die Wiktor Wassiljewitsch über den russischen Präsidenten niedergehen lässt, ist vielseitig und deftig. „Danke Putin“, ist das einzige, was zitierfähig ist. „Man schlägt uns, aber wir lassen uns den Humor nicht nehmen“, ist die Devise von Wiktor Wassiljewitsch, zu Sowjetzeiten verantwortlich für den Fuhrpark der Geflügelfabrik. Der raubauzige, humorvolle Ukrainer ist Ende 60, bestellt zusammen mit seinem Enkel Maxim 130 Hektar Land, und steht nun vor einem Haufen von 70 Tonnen Sonnenblumenkernen in seiner Lagerhalle.

Eigentlich würde der Bauer aus einem Dorf östlich von Odessa die nun verkaufen, dann würden Lastwagen kommen und sie in den 10 Kilometer entfernten Schwarzmeerhafen bringen, auf Schiffen exportieren oder in der Ölmühle zu Sonnenblumenöl verarbeiten. Aber seit dem 24. Februar, seit dem Beginn der russischen Invasion, hat kein Schiff mehr den Hafen verlassen, diesen Hafen nicht und keinen anderen Hafen der Ukraine, weil russische Kriegsschiffe im Schwarzen Meer stehen und jeglichen Schiffsverkehr verhindern. Auch die Ölmühle nahe des Hafens steht still, weil sie in erster Linie für den Export produzierte. Solange der Krieg andauert, hält Putin die Wirtschaft des Landes im Würgegriff.

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Christoph Kuhlmann | So., 3. April 2022 - 13:40

Ein Konvoi von Schiffen unter NATO-Begleitung kann die Ernte abtransportieren. Militärisch ist das kein Problem. Hoffen wir, dass das nicht nötig sein wird und eine Verhandlungslösung gefunden wird. Russland braucht noch so ein militärischen Desaster im Osten und Süd-Osten und dann wird es gesprächsbereit sein.