
- Ein politischer Appell
Dantes Vermächtnis besteht in der literarischen Begründung der Neuzeit. Er machte das Italienische gegenüber dem Latein salonfähig und legte den Grundstein für eine später von den Massen rezipierbare Textkultur. Doch was uns sein Werk heute noch lehren kann, ist der Mut, sich von einer festgefahrenen Realität zu lösen, um eine bessere Welt zu denken.
Dante, ein Mythos, ein Titan der Dichtung, ein Künder des Aufbruchs. Wer durch das heutige Florenz spaziert, wo der Dichter 1265 geboren wurde, trifft gleich mehrfach auf dessen Bildnis in überragenden Statuen. Gekleidet in der roten Robe trägt er den Lorbeerkranz als Zeichen des Poeta Laureati. Sein Blick geht über uns hinweg, in eine Ferne, die alles Irdische übersteigt. Seine Vision vom Jenseits zeugt nicht nur von einer grenzenlosen Fantasie, sondern prägt bis heute nachhaltig unsere Vorstellung von einem Leben „danach“.
Sein Hauptwerk ist daher der Ewigkeit verschrieben: „Die göttliche Komödie“ – 14.233 Elfsilbler, veredelt in Terzinen und verteilt auf 100 Canti. Die Geschichte ist weitestgehend bekannt. Das Dante Alighieri verkörpernde Ich ist vom „vom rechten Wege“ in einen Wald abgekommen und findet Eingang in die Unterwelt, wird zunächst Triebsündern und Verschwendern gewahr, stößt auf die Mauern der Höllenstadt, wohinter die Häretiker begraben liegen, zieht durch weitere Ringen des Infernos, bevor er schließlich vor dem im Blutrausch befindlichen und mit drei Mäulern ausgestatteten Luzifer steht.