
- Predigt nicht!
Weihnachten ist ein schönes Fest, aber noch schöner ohne Weihnachtspredigten. Ein Appell wider die Politisierung der Freude in der Kirche
Vor knapp 90 Jahren schrieb Gilbert Keith Chesterton einen seinen schönsten Essays unter dem Titel „Wenn ich nur eine einzige Predigt halten könnte.“ Diese Frage stellt sich den hauptamtlichen Predigern, Pfarrern und Priestern in der Vorweihnachtszeit nicht. Sie wissen, sie werden zwischen Heiligem Abend und Stefanstag mehr als eine Predigt halten und vor größerem Publikum als gewöhnlich. Weihnachten ist attraktiv geblieben für breite Schichten, konsensfähig und brauchtumstauglich auch in säkular geprägten Regionen. Weihnachten wäre eine Chance für ein Christentum in selbstverschuldeter Defensive. Doch es ist zur Belastung geworden. Denn an Weihnachten gibt es Weihnachtspredigten.
Plumpe Politisierung und moralische Schaumbläserei
Die Predigten zum Christfest 2018 sind noch nicht alle gehalten. Es wäre indes ein Weihnachtswunder, würden sie nicht wie in den Vorjahren an vielen Orten genutzt für sachferne Erwägungen, für plumpe Politisierung zu gegenwärtigen Zwecken. Auf desto höherer Stufe sich der Prediger auf der ekklesialen Karriereleiter befindet, desto gewaltiger ist die Gefahr, dass das große Publikum mit großen Phrasen kujoniert wird. Darauf deuteten alle Vorzeichen, etwa die Adventspredigt des Herrn Dr. Georg Bätzing, seines Zeichens katholischer Bischof in Limburg an der Lahn.