
- Marschbefehl für die Springer-Presse
Ständig warnen Politiker vor Fake-News und Desinformation im Internet. Allerdings haben Angela Merkel, Ralf Stegner und Jürgen Trittin binnen kürzester Zeit selbst krude Thesen in die Welt gesetzt. So vergiften sie den Diskurs
Wir hätten da mal eine heiße Information für Sie! Wussten Sie schon, dass die „ehemalige kommunistische FDJlerin und Superfreimaurerin Angela Merkel“ in ihrer Migrationspolitik einem geheimen Plan folgt, hinter dem „ein Netzwerk von pro-NATO-Denkfabriken“ steht? Der „investigative Journalist F. William Engdahl“ hat nämlich herausgefunden, dass der deutschen Bundeskanzlerin entsprechende Handlungsanweisungen „in einem Dokument, das bereits mit dem Merkel-Plan betitelt war“, erteilt wurden. Und zwar „von einer neu geschaffenen und offensichtlich gut finanzierten internationalen Denkfabrik“, bei der natürlich auch George Soros seine Finger im Spiel hatte. So schaut’s also aus! Zumindest wenn man der Webseite „noch.info“ vertraut. Dort finden sich übrigens unzählige andere erschütternde Enthüllungen, etwa darüber, „wie das US-Militär die Deutschen vergiftet“. Oder über Vertuschungen der „Bilderberg-Medien“ über Angela Merkels „schleierhafte DDR-Vergangenheit“.
Verschwörungstheorien sind wahrlich kein neues Phänomen, durch das Internet finden sie aber eine Verbreitung, wie sie zu analogen Zeiten unvorstellbar gewesen wäre. Und weil Verschwörungstheoretiker nunmal dazu neigen, jegliches Gegenargument, und sei es noch so plausibel, selbst wiederum als gezielte Desinformation irgendwelcher finsteren Mächte abzutun, ist ein vernünftiger Diskurs kaum möglich. Der Glaube ersetzt das Wissen. Allerdings herrschen im Bereich des Politischen gerade keine absoluten Gewissheiten; fast nichts kann dort mit naturwissenschaftlichen Methoden falsifiziert werden. Deshalb wirkt das verschwörungstheoretische Gift besonders zersetzend auf offene Demokratien, die letztlich immer auf einem breiten gesellschaftlichen Konsens beruhen. Und zwar darüber, dass Vernunft, Redlichkeit und eine aufklärerische Grundhaltung herrschen sollten. Nicht nur in der Politik, aber dort besonders.