
- Bill Gates, der geheime Lenker des Weltgeschehens?
Krisenzeiten sind die besten Zeiten für Verschwörungstheoretiker. Aus berechtigter Kritik wird – wie das Beispiel Bill Gates zeigt – schnell Unsinn. Doch inzwischen ist selbst das Bürgertum davon befallen. Ein Alarmzeichen.
Impfpass heißt im Englischen Certificate of Vaccination. Und eine Ausweisnummer ist eine ID. Gibt zusammen das Akronym COVID. Das kann doch kein Zufall sein, oder? Willkommen in der Welt der Verschwörungstheoretiker. Verschwörungstheorien sind ein Produkt unserer Hirnarchitektur. Geradezu zwanghaft suchen wir die Welt nach Kausalbeziehungen und Zusammenhängen ab.
Dabei waren wir so erfolgreich, dass wir es von einer schwächliche Population hominider Savannenbewohner bis auf den Mond geschafft haben. Der Preis dafür: Wir sehen Muster und Zusammenhänge auch dort, wo überhaupt keine gibt. Munter bastelt unser Gehirn zufällige Ereignisse zu scheinbar sinnvollen Geschichten zusammen.
Uralte Stereotypen
Das beginnt beim kleinen Alltagsaberglauben und endet im großen Welterklärungsmodell. Entsprechend entsprangen Verschwörungstheorien über Jahrhunderte religiösen Bilderwelten. Etwa von Bevölkerungsgruppen – Juden oder „Hexen“ beispielsweise – die mit dem Satan im Bunde waren und Unheil brachten. Aufklärer vergangener Jahrhunderte folgerten daraus, man müssen den Menschen nur Bildung und Wissenschaft bringen und aller Aberglaube und alle Verschwörungstheorien würden sich in Luft auflösen – der Jahrtausendirrtum.
Wissenschaft und Bildung schafften nicht die Dummheit aus der Welt. Sie gaben ihr nur andere Mittel in die Hand. Und so blühten schon im Zeitalter der Aufklärung Alchemie, Geheimlehren und Okkultismus. Diese Schattenseiten ihrer selbst hat die Moderne nie verlassen. Das tief in der menschlichen Psyche verankerte Bild von der oberflächlichen (aber eben nur scheinbaren) Realität und der tieferen, verborgenen Wahrheit bestimmt nicht nur das Denken von ein paar abgedrehten Esoterikern, sondern ist nach wie vor ein Massenphänomen. Und natürlich wird dabei immer wieder auf uralter Stereotypen zurückgegriffen.
Gates, der schwarze Lord des Weltgeschehens
Als eigentliche Drahtzieher gelten nach wie vor Juden, die CIA, Illuminaten, Rosenkreuzer oder Freimaurer – man schaue sich nur die Symbole auf einem Dollarschein an oder den Grundriss Washingtons, das sagt doch alles. Doch auch Verschwörungstheoretiker müssen ihre Weltsicht den veränderten Gegebenheiten anpassen. Und so tauchen regelmäßig neue Akteure in ihrem Welttheater auf, etwa der amerikanische Software-Milliardär Bill Gates.