
- Eigentlich war da Hoffnung
Der Suhrkamp-Verlag distanziert sich öffentlich von der „Haltung“ seines Autors Uwe Tellkamp. Die Schriftstellerin Monika Maron ist darüber entsetzt
Der Fall ist so absurd wie skandalös. Ein Verlag distanziert sich von seinem sehr erfolgreichen und preisgekrönten Autor, weil der in einer öffentlichen Diskussion eine Meinung vertreten hat, die nicht die Meinung des Verlags ist. Absurd ist es anzunehmen, ein Autor wäre Verkünder einer Verlagsmeinung, was ja zur Folge hätte, dass alle Autoren und Mitarbeiter eines Verlags einer Meinung sein oder wenigstens innerhalb eines umrissenen Meinungsspektrums denken und reden müssten.
Ein Schriftsteller, der es nicht wagt, in alle Richtungen zu denken und seine empathiefähigen Tentakel nach allen Seiten zu strecken, verzichtet auf die wichtigsten Voraussetzungen seines Tuns. Das Schreiben ist eine riskante Arbeit, und man ist mit ihr allein. Die einzige Institution, der ein Autor angehört, ist sein Verlag. Von ihm erwartet er Beistand, Schutz, im Fall eines Misserfolgs sogar Trost, auf keinen Fall aber Verrat. Der Suhrkamp-Verlag aber hat Uwe Tellkamp ohne Not verraten, und das ist skandalös.