Washington am Abend nach Donald Trumps Amtseinführung, 20.01.2025 / picture alliance / abaca | Pool/ABACA

Trump hat das Feuer nicht gelegt - Der Niedergang des Westens und die Sündenböcke

Der Westen scheint am Ende. Und Trump und Co. sollen schuld daran sein. Tatsächlich ist die Bruchlinie innerhalb des Westens schon vor fast 60 Jahren entstanden – auf beiden Seiten des Atlantiks.

Ferdinand Knauß

Autoreninfo

Ferdinand Knauß ist Cicero-Redakteur. Sein Buch „Merkel am Ende. Warum die Methode Angela Merkels nicht mehr in unsere Zeit passt“ ist 2018 im FinanzBuch Verlag erschienen.

 

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Vor über 100 Jahren war „Der Untergang des Abendlandes“ noch ein literarisches Großereignis. Heute bilden Bücher, in denen es um das „Ende“ oder den „Niedergang“ des Westens geht, fast schon ein eigenes Genre, das den Markt der politischen Sachbücher prägt. Schon unmittelbar nach Erscheinen der zwei Bände 1918 und 1922 wurde der Buchtitel „Untergang des Abendlandes“ redensartlich, obwohl dessen 1200 Seiten selbst für kulturgeschichtlich Gebildete schwer lesbar sind. Oswald Spengler traf offenkundig schon damals einen Nerv, der ein Jahrhundert später noch sehr viel ausgeprägter ist.

Dass dieser Nieder- oder gar Untergang stattfindet, scheint mittlerweile eine allgemein akzeptierte Feststellung zu sein. Das war zu Spenglers Lebzeiten (er starb 1936) und bis vor einigen Jahren noch sehr anders. Sein Kulturpessimismus, der eine quasi-naturgesetzliche Unumgänglichkeit des bevorstehenden Todes der abendländischen Kultur diagnostizierte, wurde nicht nur von liberalen Demokraten, sondern auch von den Nazis und natürlich erst recht von allen Sozialisten und Kommunisten strikt abgelehnt. 

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Robert Hans Stein | Fr., 25. April 2025 - 19:09

Selbst der 68er Generation zugehörig konnte ich mit deren Diskurs so wenig anfangen, wie Habeck mit Begriffen wie Vaterland. Die Affinität der linken Eliten in den westeuropäischen Staaten und den USA zu kommunistischen Experimenten war für mich immer schon DAS entscheidende Indiz für deren Irrweg.

Karl-Heinz Weiß | Fr., 25. April 2025 - 19:19

Besten Dank für diese eindrucksvolle Darlegung der "langen Linien" beim Niedergang der europäisch-nordamerikanisch geprägten Kultur. Spengler untersuchte in seinem Buch den Verfall von acht Hochkulturen, und in jedem Fall gibt es eine Gemeinsamkeit: die Abwendung der Eliten von der Wahrung des Gemeinwohls. Verächter und Profiteure des Systems wandeln sich plötzlich zu Propheten- Donald Trump ist dafür nur ein Beispiel. Bei allen Unterschieden: Putin spielt bei der Beschwörung der „russischen Seele“ auf der vergleichbaren Klaviatur und lässt dafür hunderttausende Angehörigen der verachteten ethnischen Minderheiten der Russischen Föderation in der Ukraine verbluten. Zur Abwendung des Niedergangs der russisch geprägten Kultur trägt dies mit ziemlicher Sicherheit nicht bei.

Walter Bühler | Fr., 25. April 2025 - 20:08

... historische Zusammenfassung.

Dem sterbenden Stalinismus ist es tatsächlich gelungen, getarnt als infantile Revolutionsromantik der Alt-68er und der späteren Grünen, den marxistisch-stalinistischen Führungsanspruch in unser politisches System hinüber zu retten und dort zu konservieren.

Dieses missionarische Selbstverständnis als "Avantgarde" jeglichen "Fortschritts", als "Heilsbringer" für die ganze Welt ist bis heute nach wie vor bei Grünen und Linken mit großer Sympathie für reale "revolutionäre" Gewalt verbunden (z. Zt. mit der Hamas).

In Deutschland ist dieses bolschewistische Erbe itraditionell fest mit Anti-Amerikanismus verbunden, und bestimmt auch das REALE links-grüne Verhältnis zur politischen Demokratie und zur politischen Toleranz in unserem Land.

".... Genossen, es bleibet dabei: Die Partei, die Partei, die hat immer recht" ... alles andere ist in dieser politischen Tradition nicht denkbar.

Chris Groll | Fr., 25. April 2025 - 20:17

Danke für diese gute Analyse.
Ja, die 68iger waren der Anfang vom Niedergang der BRD/des Westens. Sie hingen alle dem Kommunismus an. Obwohl ich auch direkt nach Ende des Krieges geboren bin, fand ich diesen Antiamerikanismus immer fürchterlich.
Und diese 68iger, die heute in Amt und Würden sind, haben sich leider nicht geändert. Sie sind immer noch Kommunisten. Wenn auch Edelkommunisten mit viel Geld und in guten Positionen.
Ich bin froh, daß Präsident Trump versucht, die Gesellschaft wieder wertbezogen zu gestalten.
Aber die Kommunisten wehren sich krampfhaft. Dazu zähle ich nicht nur die genannten, sondern auch Obama.
Wenn unsere Gesellschaft nicht zu ihren Werten zurückkehrt, wird der Islam leichtes Spiel haben und danach sieht es leider aus.
"..wollen heute J.D. Vance und Donald Trump, beziehungsweise ihre Wähler, nun nicht die „westliche Wertegemeinschaft“ von Annalena Baerbock und Nancy Faeser verteidigen."
Das ist auch gut so. Denn da gibt es nichts zu verteidigen.

Rudolf Wedekind | Fr., 25. April 2025 - 20:34

Mich stört an diesem ansonsten weitgehend treffenden Beitrag, dass AfD, Trump, Vance, Le Pen, Orban ziemlich ungeschoren davonkommen. Sie sinnen auf Rache für die Demütigungen, die sie durch die Linke erlitten haben. Und Rache ist meist nicht süß, sondern grausam. Alle berechtigte Kritik an den 68igern sollte nicht eine Verharmlosung ihrer rechten Gegner nach sich ziehen. Die Dummheit und zugleich der Erfolg der 68iger in Deutschland bestand darin, alles, was sie für faschistisch hielten, abzulehnen. Und faschistisch war irgendwann alles, was in der Nazi-Zeit nicht ausdrücklich verboten war. Familie, Leistungswille, deutsche Sprache, deutsche Identität u.a.m. gehörten dazu. Wer daran festhielt, wurde rechtsaußen verortet. Und das beinhaltet die Gefahr, dass diese diskriminierten Menschen sich offen zeigen für wirklich faschistisches Gedankengut. Selbsterfüllende Prophezeiung der 68iger.

Johannes Renz | Sa., 26. April 2025 - 08:06

Antwort auf von Rudolf Wedekind

Dem stimme ich vollkommen zu. Die anti-woke Rache wird noch repressiver sein als der derzeitige woke Trend. Ideologielastigkeit von links und rechts haben sich schon immer gegenseitig hochgeschaukelt. Wenn die Mitte sich auflöst und die Ränder erstarren droht regelmäßig Unheil.

Robert Hans Stein | Sa., 26. April 2025 - 09:14

Antwort auf von Rudolf Wedekind

Aber um Rache für Demütigungen, geehrter Herr Wedekind, geht es ganz sicher nicht. Und es geht auch nicht um die Verharmlosung der "rechten Gegner" (der 68er). Ich denke, der größere Teil dieser Gegner ist nicht dem rechten Spektrum zuzuordnen. Wer das tut, nimmt die Position dieser 68er ein: Alles was nicht links ist, ist rechts! Die Analyse soll nicht mehr und nicht weniger zeigen, wie es zum Status quo kam. Dass bei dieser Entwicklung das Versagen der sogen. demokratischen Mitte einen wesentlichen Anteil hat, wird ganz beiläufig in dem Beitrag klar. Und genau darum geht es im Kern; um die Enttäuschung des Otto Normalos, der sich von Politikern "der Mitte" verraten fühlt und sich deshalb zunehmend politischen Kräften zuwendet, bei denen es auch Akteure gibt, an deren Redlichkeit und auch Vernunft man bisweilen zweifeln kann. Was Merkel in dieser Hinsicht geleistet hat, ist exemplarisch. Abgehobene Moralisierer denen die Alltagsinteressen der Menschen egal sind - Problem erkannt?

Christoph Kuhlmann | Fr., 25. April 2025 - 22:22

und dafür auch noch gut bezahlt werden wollen. Dieser Typus findet sich in der Regel in den unproduktiven Bereichen der Gesellschaft, wo er damit beschäftigt ist, die produktiven Bereiche zu behindern und zu zerstören. Die vielbeschworenen Werte werden mit übelstem Populismus verteidigt und durchgesetzt. Gleichzeitig werden bei diesem Prozess auch noch jede Menge Denkverbote und Tabus aufoktroyiert, damit sich auch der Dümmste noch als Multiplikator eignet. Gleichzeitig entsteht so eine wechselseitige Dynamik zwischen den Werten und den Dummen. Das sieht man insbesondere bei rot-grün, wo viele Funktionäre weder einen Berufs- noch Universitätsabschluss haben. Das macht aber nichts, da man inzwischen eine gewisse Komplexität an antiproduktivem Gedankengut aufgebaut hat. Erderwärmung zum Beispiel. Die Dekarbonisierung kostet uns Billionen. Allerdings wird dadurch kein Tropfen Öl weniger verbrannt. Öl wird billiger und der Kreis der Nachfrager wächst. Wie ich schon sagte, Denkverbote.

Urban Will | Sa., 26. April 2025 - 02:05

Abgesehen davon, dass ich mir von einem ungelernten Taxifahrer, den eine glückliche Fügung in das Amt des AM befördert hat, gewiss nichts erzählen lasse... Er spielte sein Amt von Beginn an und mimt nun den Guru. Lässt ein paar altklug wirkende Sprüche raus und erfreut sich seiner „Bewunderer“. Lächerlich.
Es ist das Fehlen an allem, Verstand, Ehrgefühl, Würde, Demut und Einsicht, die diese Generation Fischer und deren Erben, zu denen ich neben der Sekte auch die heutige SPD sehe und natürlich auch die zerstörerischste aller Parteien, die CDU, „auszeichnet".
Der Westen tritt ab, zumindest der europäische Teil davon, weil man noch immer meint, Politik auf Basis der – eigenen, als einzig gültig angesehenen – Moral machen zu müssen.
Vance hat diesen Kindsköpfen eine ordentliche Standpauke gehalten in München und Vance ist wohl der künftige starke Mann in den USA. Spannend wird sein, ob sie es schaffen, das Ruder herum zu reißen. Und ob in Europa endlich bald wieder d Verstand regiert.

Maria Arenz | Sa., 26. April 2025 - 10:54

scheint mir die unglaubliche Inkompetenz zu sein, mit der hierzulande seit bald einem Vierteljahrhundert die Staatsgeschäfte geführt werden. Nachdem-als "Hauptverdienst" der im Kultur-und Bildungssektor überproportional Zuflucht vor den Zumutungen der Realwirtschaft suchenden 68er- Leistung zu einem Schimpfwort wurde, wurden am laufenden Band komplette Flachpfeifen zu Ministern ernannt und haben zuletzt im Turbogang inzwischen fast alles ruiniert, was in den Jahrzenten davor aufgebaut wurde. Der unter Merkel besonders dicht gewachsene Filz der Mittelmäßigen läßt nun auch nichts mehr durch, was eine effektive Bewältigung des angerichteten Schadens verspricht. Vor einer radikaliserten Rechten, die als Reaktion auf die zutiefst undemokratische Ausgrenzerei von allem, was nicht links ist, dann demnächst den Saustall aufräumen darf, habe ich aber genauso einen Horror wie vor denen, die dann endlich abtreten. Da ist was gründlich schief gelaufen im Land der Dichter und Denker!

Ernst-Günther Konrad | Sa., 26. April 2025 - 11:49

Als er meinen Kollegen und mir mit Steinen in der Hand als Agitator, der schon in 1970ern als Vorgänger der ANTIFA uns gegenübertrat, da hat unser Rechtsstaat bereits versagt. Fischer hätte mehrfach abgeurteilt gehört wegen verschiedenster Delikte. Staatdessen durfte er als Turnschuhminister Beleidigungen im Bundestag ausstoßen und das hatte welche Konsequenzen? Er wurde Außenminister, Annalenas Vorgänger und Vorbild. Wobei er sich als durchaus geschickter Redner intelligent auszudrücken vermag, das kann das Baerböckchen nicht. Aber Leute wie er wurden bereits von unseren angeblichen Kulturbewahrern hofiert und man ließ diese GRÜNE Partei gewähren und führte sie nach angeblich ähnlicher Ablehnung, wie heute die AFD, in die Parteienlandschaft ein. Insofern haben Sie durchaus Recht Herr Knauss. Es fing alles viel früher an als erst unter Merkel. Die hat nur den Turbo gezündet. Und die UNION heute unter Merz hilft mit, unsere Kultur zu beerdigen. Uns kann nur die AFD retten.

Hanno Woitek | Sa., 26. April 2025 - 17:37

die sogenannten Meinungsmacher, Experten und Wissenschaftler sind in Echt eigentlich nur die Schwach- und Dummköpfe der öffentlichen Kommunikation...

Theodor Lanck | Sa., 26. April 2025 - 21:58

Das heute die v.a. europäische Politik dominierende woke, linksgrüne, akademisch verblödete Milieu hat dem Westen, dem Abendland in Form und Inhalt den Kampf angesagt.

Die Form des Westen sind die Regeln des Umgangs - Pluralismus, Demokratie, Recht - und die dahinter stehenden Werte - Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Die woke Linke vertritt eine rousseau'sche Version der Demokratie, die das eigene "Gute" gegen das böse "Rechte" stellt und darunter eine staatliche Erziehung zum "Guten" versteht.

Der Inhalt des Westens sind die Nationen, die Völker und Kulturen, die die Werte der Aufklärung - Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit - als Grundlage der o.g. Form des Austauschs entwickelt haben. Die woke Linke präferiert die zersetzende "Diversität", die als bunte Vielfalt daherkommt, aber in wert-loser Gleichmacherei endet.

Wenn es keine Wertschätzung der Form der Demokratie und des Inhalts der Kultur gibt, wird auch niemand dafür kämpfen wollen.

S. Kaiser | So., 27. April 2025 - 07:47

Kann mich meinen Vorrednern nur anschließen: eine sehr gute Analyse