
- Survival of the Fittest
Idealismus ist gut, macht aber keine Wirklichkeit. In Dschidda haben die USA jetzt auf ihre Weise erste Fakten für ein mögliches Ende des Ukrainekriegs geschaffen – und agieren damit näher an der harten geopolitischen Realität als viele Trump-Kritiker hierzulande.
„Donald Trump kann sich jetzt also rühmen, derjenige zu sein, der mit der Taktik, mit beiden Seiten zu sprechen, es geschafft hat, dass sie an den Verhandlungstisch zurückgekommen sind und dass dieses Angebot jetzt auf dem Tisch liegt“, so Gudrun Engel, US-Korrespondentin der ARD, am Dienstag in der Tagesschau. Über Engel habe ich, im Zuge der Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks über die Amtseinführung von Trump, bereits geschrieben. Damals kritisierte ich, dass die Zuschauer manipuliert werden. Nicht mit Falschinformationen, sondern mit Suggestion, böswilliger Interpretation all dessen, was Trump sagt, und indem auffällig häufig Begriffe verwendet werden, die negativ konnotiert sind.
Dieser Zwischen-den-Zeilen-Journalismus lässt sich an der eingangs zitierten Analyse von Engel gut illustrieren: Hätte nicht Trump, sondern, sagen wir, der noch amtierende Bundeskanzler Olaf Scholz erreicht, dass die Ukraine bereit ist, einer Waffenruhe zuzustimmen, hätte die Analyse von Engel wahrscheinlich anders geklungen. Aus „Donald Trump kann sich jetzt also rühmen ...“ wäre dann eher „Olaf Scholz war erfolgreich ...“ geworden. Indem Engel die Perspektive rhetorisch verschiebt, weg von der Beobachterin und hin zum handelnden Akteur, muss sie den Zuschauern die unangenehme Information, dass Trump gerade erfolgreich war, nämlich nur indirekt überbringen.
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Danke Herr Krischke, für die richtige Einschätzung! Mit dieser Erkenntnis grenzt man auch politische Ränder ein, nichts anderes erwarten die meisten deren Wähler. Kluge Politiker wissen das Florett zu führen.
Es geht nicht um Erfolge oder Misserfolge von Trumps Politik, es geht um ihn selbst, den man wegen seiner konservativen Einstellung zutiefst ablehnt. Deshalb ist alles, was er macht, von vornherein erst einmal schlecht.
Diese Gut-Böse Philosophie der Europäer verhindert jedes Gespräch mit den „Bösen“. Was hat man auf Trump nach dem Eklat im Oval Office eingedroschen, weil er den „guten“ Selenskyj gedemütigt hat. Was war mit Viktor Orban, der ½ Jahr vorher eine Friedensmission startete und dafür von denselben Politikern aufs heftigste gedemütigt wurde? Man hatte und hat den Eindruck: Die EU will keinen Frieden, man will Russland zeigen, dass es verlieren kann. Eigene Truppen kann man aber nur bei einem Angriff auf einen NATO-Staat entsenden und den eigenen Bürgern vermitteln.
In ihrer idealistischen Politik, die sich in allen Bereichen breit macht, gibt es keinen Platz für Realismus. Das ist das Problem der EU, zu der auch der Größenwahn passt, der in den eigenen Untergang führen kann.
Herr Krischke, Sie schreiben:
"...die Union seit Jahren weniger eine realistische, denn eine idealistische Außenpolitik gemacht...."
Dem kann ich nicht zustimmen. Die Union hat eine ideologische und autoritäre Politik gemacht.
Da war absolut kein Platz für Idealismus.
Sehr überzeugende Analyse. Es gibt keinen gerechten Krieg, aber auch keinen gerechten Frieden. Offen bleibt allerdings, ob Putin nicht einen Ausweg wie seinerzeit der nordkoreanische Machthaber findet: Trump die große Show bieten und dann ungerührt wie bisher weitermachen. In Afghanistan lief es ähnlich.
Beim "chinesischen Virus" (Trump) steht für den US-Präsidenten die Bewährungsprobe allerdings noch aus. Hier verhält er sich auffällig ruhig.
Das er den reichsten Bettler der Welt, mit einem Tritt in seinen bornierten Hintern aus dem Weißen Haus geschmissen hat, tat der Entwicklung zum Frieden mit Russland mehr als gut.
Die Europäer die nun in ihrer Gesamtheit auch nicht gerade Unschuldig am U Krieg sind, hatten außer Waffenlieferungen und das schon teils abartige Formen angenommene „Hofieren“ von Selenskyj, nichts aber auch gar nichts zu Friedensverhandlungen zu bieten.
Auf alle Fälle, ist bei Selenskyj die Bereitschaft zu Friedensverhandlung eingetreten. Und das, ist das einzige was zählt um diesen unsinnigen Krieg zu beenden und das kann sich Trump auf seine Fahne schreiben ! !
Und Europa muss aufpassen, dass es sich nicht zu sehr von Russland abkoppelt. Ein riesen Markt mit fast unendlichen Resourcen.
Mit besten Grüßen aus der Erfurter Republik
Mit besten Grüßen aus der Erfurter Republik
Wieder ein guter Artikel, Herr Krischke, zumal das Gemeinte schwer in Worte zu fassen ist.
Da ich aber den Begriff "Idealismus" nicht für etwas negatives halte, würde ich ihn überall durch "Ideologie" und das Adjektiv "idealistisch" durch "ideologisch" ersetzen. Nur der erste Satz unter der Überschrift müsste anders lauten "Eine Ideologie alleine schafft noch keine Wirklichkeit, auch wenn sie noch so gut wäre."
Ein Ideologe oder ein Dogmatiker besitzt nach meinem Sprachgefühl genau jene Realitätsblindheit, um die es in ihrem Artikel geht.
Nix für ungut.
... m.E. sehr gut richtiggestellt! Und daneben auch wieder mal ein fettes Lob an Herrn Krischke - solche Artikel zu so - für die "Qualitätsmedien" und den ÖRR - heiklen Themen zu lesen ist für mich das reine Vergnügen!
(Würde ihn gerne mal auf Bayerns "Heiligen Berg" ins ammerseenahe Kloster Andechs "zu einem Kaltgetränk seiner Wahl" einladen!)
Und "dem Cicero" Dank für solche Artikel - die wissen schon, wer gemeint ist - freue mich seit Jahren allmonatlich über mein Abo!
Ging mir ähnlich, Herr Bühler. Auch mein Sprachgefühl hat beim Wort „Idealismus“ in diesem Kontext Störgeräusche vernommen.
Von dem, was ich so nachlese, kann man Idealismus als eine individuelle positive Wunschvorstellung betrachten, also zB das Bullerbü-Bild eines Grünen-Anhängers, die der einzelne (als "Gutmensch") verfolgt, wohingegen eine Ideologie eine kollektive und strukturelle Vorstellung der Gesellschaft hat, und mit einer pro-aktiven (Um)Gestaltung derjenigen vorangeht. Folglich, das Agieren der Grünen als Regierungspartei.
Trump betrachtet die Welt einfach nur als Geschäftsmann – und da kommt man mit Ideologie nicht weit. Nicht umsonst heißt es, go woke, go broke.
Solange Russland Tag für Tag erhebliche Verluste in der Ukraine erleidet, kann es den nächsten Krieg nicht vorbereiten. Was Trump versucht ist die Ukraine zu Kapitulation zu zwingen. Er übt ja nicht den geringsten Druck auf Russland aus und zerstört die NATO nebenbei gleich mit. Was Besseres kann Putin sich doch gar nicht wünschen.
... wie die deutschen Medien über ihn berichten. Das der ÖRR und die meisten Msm immer versuchen werden, selbst Trumps Erfolge im Wortlaut zu drehen, zu verschweigen oder nicht doch irgendetwas zu finden, was Trump schlecht aussehen läßt, wissen aufgeklärte Menschen längst. Und der schnöde einseitig gelenkte Zuschauer des ÖRR wird auch diesen Winkelzug nicht erkennen. Das Sie Herr Krischke immer wieder den Finger in die Wunde legen und auf neutrale und nicht einseitige Berichterstattung pochen gereicht Ihnen zur Ehre. Ich frage mich selber schon länger, wie lange dass diese Journalisten noch überstehen werden und den eigenen Unsinn, den sie zeitweise verzapfen, auch noch glauben. Für mich ist bei allem eines wichtig. Auch wenn die Methoden von Trump nicht zu 100% zu unterstützen sind. Wenn er wirklich Frieden bringen kann, wird keiner mehr später groß klagen, das Trump mittels unlauterer Mittel die Streitparteien gezwungen hat miteinander zu verhandeln. Nur der Erfolg zählt letztlich.
Ich stimme Ben Krischke zu:
Trump hat Friedensinitiativen energisch angestoßen; im Unterschied zu seinem Vorgänger. Das ist gut so!
Doch was wird daraus?
Das hängt vom Verhalten bzw. den Interessen der Beteiligten ab!
Was liegt auf dem Tisch?
Ein 30-tägige Waffenruhe.
Die europäischen Kriegstreiber – Merz, Scholz, Bearbock, Pistorius, Macron, Starmer u.a. – wollen offensichtlich etwas orchestrieren, was Russland in dieser Form nicht annehmen kann: Im Rahmen der Waffenruhe soll die Ukraine weitgehend und umfassend mit Waffenlieferungen unterstützt werden, bis es zum Friedensvertrag kommt!
Vermutlich wird die Kampfpause, wie beim Minsker Abkommen, genutzt werden, um die Ukraine hochzurüsten - diesmal wahrscheinlich hauptsächlich von den Europäern; und dann wird der Krieg weitergehen.
Fazit: Die Ignoranz des Westens bezüglich den Russischen Anliegen (vor allem die Nato-Osterweiterung, die R. bedroht), die zu diesem Krieg geführt haben, ist intellektuell und politisch eine Katastrophe!
Man kann Trumps erratische Ambitionen bezüglich Kanada, Grönland, Panama und Gaza verstörend finden, aber ohne seine Friedensinitiative würde der Ukrainekrieg vermutlich endlos („bis zum letzten Ukrainer“, wie es ein US-General mal formuliert hat) weitergehen. Dafür gebührt Trump höchstes Lob. Wenn es ihm wirklich gelingt, dieses furchtbare Gemetzel endgültig zu stoppen (was keineswegs sicher ist), dann sollte er m. E. den Friedensnobelpreis bekommen. Jedenfalls hätte er ihn mehr verdient als seinerzeit Obama. Trump ist der einzige westliche Staatschef, der davon spricht, dass das sinnlose Blutvergießen endlich aufhören muss. Mehrere Hunderttausend Soldaten sind inzwischen gefallen, aber keine einzige Friedensinitiative von Seiten der europäischen Regierungen in den letzten drei Jahren. Stattdessen Kriegstrommelei und Waffenlieferungen, befeuert von der einseitigen Berichterstattung durch die Leitmedien., die das abstruse Märchen vom "imperialistischen Putin" pflegen.