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Die Mensch-Maschine Kraftwerk / dpa

Zum Tod von Florian Schneider-Esleben - Das Kraftwerk der modernen Musikgeschichte

Kein Musikprojekt hatte einen vergleichbaren Einfluss auf die Popmusik wie Kraftwerk. Die Düsseldorfer Musiker um den verstorbenen Florian Schneider-Esleben waren futuristische Romantiker und wagten auch äußerlich die Revolution.

Autoreninfo

Alexander Grau ist promovierter Philosoph und arbeitet als freier Kultur- und Wissenschaftsjournalist. Er veröffentlichte u.a. „Hypermoral. Die neue Lust an der Empörung“. Zuletzt erschien „Vom Wald. Eine Philosophie der Freiheit“ bei Claudius.

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Die Zukunft begann im Jahr 1974 mit dem Öffnen und Zuschlagen einer Autotür. Dann hörte man einen Anlasser. Es folgte ein synthetisches Hupgeräusch, schließlich eine verfremdete Stimme, die in immer höheren Kadenzen das Wort „Autobahn“ zu einem einsetzenden monotonen Rhythmus wiederholte. Endlich setzte die Melodie ein: Vier Töne im 4/4-Takt in unaufgeregtem F-Dur, die schließlich in dem ebenso lakonischen wie naiven Refrain „Fahr’n, fahr’n, fahr’n auf der Autobahn“ münden. Das alles endet nach exakt 22 Minuten und 48 Sekunden.

Das Stück „Autobahn“ ist ein Meilenstein. Es ist nicht übertrieben, die moderne Musikgeschichte in die Zeit vor und die Zeit nach „Autobahn“ einzuteilen. Geschrieben hatten das Meisterwerk Ralf Hütter und Florian Schneider-Esleben.

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Manfred Bühring | Sa., 9. Mai 2020 - 19:25

Chapeau, dass Cicero der Legende Kraftwerk hier seine Referenz erweist. Auf internationaler Ebene hat nur Pink Floyd vergleichbaren Einfluss in der avangardistischen Rockmusikgeschichte gehabt.

Robert Schmidt | So., 10. Mai 2020 - 11:21

Kraftwerk entdecke ich alle paar Monate, Jahre immer wieder und höre sie dann begeistert für eine Weile.
Es ist eine geniale Musik, vor allem die frühen Sachen.
Es gibt einen ähnlichen Effekt wie bei Johann Sebastian Bach: es macht keinen Sinn, seine Begeisterung groß kundzutun, denn viele werden nicht begreifen, wo das Magische liegt.
Beides für mich eine ganz persönliche Musik, persönliche Schätze ...
Es ist ein großer Musiker und Genius von uns gegangen.

Frieda | Mo., 11. Mai 2020 - 06:12

Grazie mille * hochgeschätzter Herr Grau,
für Ihren grandios, altruistischen Wortteppich. Eine wunderbare Reflexion der extravaganten Ästhetik und fulminanten Klangteppichen von KRAFTWERK.

((Persönlich diese Musik bei Gottschalks Pop nach 8 in den 70‘ern entdeckt, gehört & mitgeschnitten - Kassette, versteht sich... manche Mitschnitte waren voll gestört, denn im damaligen Karl-Marx-Stadt war der Empfang von B3 nicht so ganz optimal. Ein Kunst-& Kulturprojekt erhielt in den 90ˋern - auch dieser Band zu Ehren - den Namen KRAFTWERK, meine Wenigkeit war Mitbegründerin {gibt es immer noch, hat aber auch mit der Ursprungsidee nix mehr zu}. 2004 erfüllte sich ein großer Herzenswunsch, KRAFTWERK live.))

Boing Boom Tschak ! !

RIP F S-E ! !

Alessandro LaPorta | Mo., 11. Mai 2020 - 18:25

Sehr geehrter Herr Grau,

ich finde es Klasse, dass Sie ab und an kulturelle Exkurse dieser Art wagen. Musik und Kunst können Menschen über Grenzen hinweg verbinden.
Es gibt wenige Bands, die das schaffen. Kraftwerk ist eine davon. Als ich Ende der 90er Jahre in Downunder unterwegs war, wurde ich beim Thema Musik, stets auf Kraftwerk und diversen Krautrock Bands, wie Neu oder Can angesprochen. Daraus entwickelten sich interessante Gespräche und mir war schon damals klar, welchen Status und Einfluss diese Künstler gerade in der angelsächsischen Musikszene hatten. Zurecht weisen Sie darauf hin, dass gerade Musiker wie David Bowie, Bands wie Joy Division oder Radiohead von diesen synthetischen und genialen Klangmustern inspiriert wurden und selbst musikalische Meisterwerke schufen.
Ansonsten, kann ich mich in der Begeisterung nur meinen Vorkommentatoren anschließen. Auch ich hatte das Glück, Kraftwerk Live zu sehen und zu hören. Da hatte sich auch ein langersehnter Wunsch erfüllt.