
- Israel, wisch und weg!
Auf der Videoplattform TikTok erreichen Hassbotschaften gegen den Staat Israel eine große Reichweite. Jugendliche und Kinder sind einerseits Zielgruppe, andererseits werden sie auch als Produzenten antizionistischer Inhalte aktiv.
Eine Teenagerin tanzt und gestikuliert vor ihrer Kamera herum. Im Hintergrund läuft der Song „Fuck you“ von Lily Allen. Solche Videoschnipsel finden sich millionenfach auf dem vor allem bei jungen Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern beliebten Videoportal TikTok. Sie stellen keine Besonderheit dar. Doch diese Teenagerin hat eine Message. „Wenn man zu mir sagt Jerusalem ist in Israel – Free Palestine“ wird im Hintergrund des Videos eingeblendet. Ihre Choreografie ist so abgestimmt, dass der Refrain des Liedes mit der Hassbotschaft ihrer Finger übereinstimmt.
Hashtag „freepalestine“
Das Video wurde seit dem Mai letzten Jahres bisher mehr als 15.000 mal aufgerufen. Unter dem Hashtag „freepalestine“ lassen sich in Sekundenschnelle hunderte solcher antizionistischen Videoschnipsel finden. Ein Clip, in dem eine Influencerin Israel im wahrsten Sinne von der Karte wischt und durch den Namen Palestine ersetzt, brachte es innerhalb eines halben Jahres auf über 325.000 Views. In den Dokumentationen antisemitischer Vorfälle durch Nichtregierungsorganisationen taucht diese neue Form antisemitischer Hetze jedoch nur äußerst selten auf.
Nicht direkt adressierte Inhalte auf Social-Media-Kanälen werden bisher im Sinne einer betroffenenorientierten Arbeit nicht systematisch dokumentiert. Die Meldestellen des Bundesverbandes der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (RIAS) erfassen antisemitische Vorfälle nur dann, wenn sie an Social-Media-Accounts, E-Mail-Adressen oder sonstige Präsenzen konkret adressiert sind.
Leugnung der Existenz Israels
Die schiere Masse der hochgeladenen Kurzvideos stellt ein weiteres Problem dar. Mit den bisher eingesetzten Filtern können auf TikTok die inkriminierten Inhalte nur schwerlich herausgefunden werden, da erst die Kombination unterschiedlicher Kommunikationsmittel die Message ergibt. Vor allem darin sieht die Social-Media-Expertin Theresa Lehmann von der Amadeu-Antonio-Stiftung (AAS) ein erhebliches Problem. Erst das Zusammenwirken von Soundsequenzen beziehungsweise Musik, Mimik, Gestik, Setting, Requisiten, Text und Emojis ergäbe das zu analysierende Gesamtprodukt.