Die Belarussin gewann 2015 den Literaturnobelpreis für „ihr vielstimmiges Werk, das dem Leiden und Mut in unserer Zeit ein Denkmal setzt“ / Agentur Focus

Swetlana Alexijewitsch im Porträt - Der Herbst des Patriarchen

Seit den 1990er Jahren schreibt die Literaturnobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch über den „Roten Menschen“. In Putin sieht sie dessen Wiederauferstehung. 2020 floh sie, aufgrund einer drohenden Verhaftung, aus Minsk.

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Cordelia Dvorák ist Journalistin und Filmemacherin in Berlin.

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In ihrer fast leeren Exilwohnung in Berlin-­Schöneberg sitzt Swetlana Alexijewitsch, die „Archäologin der kommunistischen Lebenswelt“, wie sie oft genannt wird, an einem riesigen Schreibtisch voller Papiere mit handschriftlichen Notizen. Wann sie wieder zurückkehren kann nach Minsk, ist ungewiss. Ihre Wohnung hat der dortige Machthaber Alexander Lukaschenko in ihrer Abwesenheit konfiszieren lassen – eine beliebte Methode, um oppositionelle Belarussen im Exil unter Druck zu setzen. Wichtige Aufzeichnungen und auch ihre geliebte Bibliothek musste sie zurücklassen, als sie sich im Herbst 2020 kurz vor einer drohenden Verhaftung noch gerade rechtzeitig ins Ausland absetzen konnte.

Doch auch hier in Berlin stapeln sich schon wieder die Abschriften unzähliger Gespräche vor ihr, die sie mit all den verzweifelten Landsleuten führt, die ebenso wie sie seit Belarus’ Rückkehr in die Barbarei ins Exil gehen mussten. Für diesen tragischen Moment versucht sie, eine Form zu finden.

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