Palästinenser demonstrieren mit einer Flagge, die Mahmud Abbas zeigt
Bilder wie dieses von einer Palästinenserdemonstration triggern die Reizhirne der Republik / picture alliance

Streit um Sieferle und Antisemitismusfilm - Reflex statt Reflexion

Gleich zwei Fälle haben vergangene Woche kein gutes Licht auf die Medienbranche geworfen: die Empörung über Rolf Peter Sieferles „Finis Germania“ und der Ärger um eine Antisemitismus-Doku

Autoreninfo

Christoph Schwennicke war bis 2020 Chefredakteur des Magazins Cicero.

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Aus der Medizin kennt man den Begriff des Reizdarms. Eine unangenehme Sache, so ein Reizdarm. Menschen, die daran leiden, haben eine deutlich eingeschränkte Lebensqualität. Ohne zu sehr in die Details zu gehen, handelt es sich um eine Störung der Verdauungsfunktion mit all den einschlägig bekannten Folgen.

Was weniger bekannt ist: Es gibt neben dem Reizdarm auch ein Reizhirn, jedenfalls könnte man das meinen. Das Reizhirn manifestiert sich dadurch, dass bei einschlägigen Schlüsselreizen eine kognitive Störung eintritt. Mit Folgen, die denen der Reizdarmstörung nicht unähnlich sind. Menschen, die an Reizhirn leiden, haben eine deutlich eingeschränkte Reflexionsfähigkeit. Die Folge: Der Geist setzt aus und scheidet nur noch Undurchdachtes aus. Nach bisherigem Stand der Erkenntnisse tragen soziale Netzwerke stark zur Verbreitung des Reizhirns bei. 

Der erste Aufreger

Zwei Fälle von Reizhirn-Syndrom sind vergangene Woche zu beobachten gewesen. Einmal hatte sich ein Juror einer Bücher-Bestenliste erdreistet, durch (erlaubte) Kumulation seiner Stimmen ein streitbares Buch auf eben diese Liste zu promovieren. Rolf Peter Sieferles „Finis Germania“ fand sich auf Platz 9 der NDR-Bücherliste. 

Und triggerte die Reizhirne der Republik. Es darf angenommen werden, dass die wenigsten derer, die sich plötzlich und vehement über das wahlweise rechtsextreme oder rechtsradikale Buch empörten, das den Holocaust entweder leugnete oder relativierte, dass also keiner dieser Empörten vorher je eine Zeile des Historikers Rolf Peter Sieferle gelesen hatte. 

Wenn sie das getan, ihren Geist also geschult hätten, so hätten sie die Debatte um Sieferle streitbares Buch in größerer Kenntnis und kleinerer Hysterie geführt – wären auch nicht, um beim Banalsten anzufangen, in die Falle gelaufen, zu glauben, dass schon der Titel des Buches falsch sei, weil es „Germaniae“ heißen müsse. 

Weder rechtsradikal noch anti-irgendwas

Also, in Ruhe und ohne Reizhirn: Rolf Peter Sieferle war ein großer und wortgewaltiger Historiker und Universalgelehrter, dessen Geist in den letzten Jahren seines Lebens dunkel umwölkt war. Er ist im Herbst 2016 auch nicht eines natürlichen Todes gestorben, sondern hat sich das Leben genommen. Anflüge von Lebensmüdigkeit finden sich zuhauf in seinen letzten Werken. 

Was er zeit seines Leben schrieb, war von einer Klugheit und großer Wortgewalt, zugleich zuletzt immer mehr von einer Düsternis durchzogen, die an Arthur Schopenhauer erinnert. Der auch nicht gerade die Frohnatur unter den Denkern dieses Sprachraums war und dennoch Bedeutendes zur Ideengeschichte beigesteuert hat. 

Sieferle hat in seinem Buch „Das Migrationsproblem“ einerseits kühl und sachlich geschrieben, andererseits waren Passagen immer wieder auch von apokalyptischer Prophetie durchzogen. Es ging um die aus seiner Sicht Unvereinbarkeit des hiesigen Sozialstaats mit einer uneingeschränkten Zuwanderung. Was er dazu schrieb, muss man beileibe nicht teilen, schon gar nicht durchgängig. Aber es ist weder rechtsradikal noch anti-irgendwas. Außer man hielte auch folgende Sätze für xeno-, islamo-, afrikano- oder sonstwie -phob: „Die Weltbevölkerung, die seit Mitte des 20. Jahrhunderts explosionsartig angewachsen ist, soll sich nach allgemeinen Schätzungen um das Jahr 2030 bei etwa zehn Milliarden Menschen stabilisieren, bei der fünffachen Menge von 1950, was vor allem dem Geburtenrückgang in der Dritten Welt zu verdanken wäre. Sollte sich diese Vorhersage als falsch erweisen, kann man getrost aufhören, noch irgendeine Wette auf die Zukunft abzuschließen.“ 

Den Last-Minute-Fachleuten der Feuilletons war aber eine intensive und anstrengende Auseinandersetzung mit dem streitbaren Sieferle zu lästig. Der kurze Prozess ersetzte das längere Reflektieren. Der Reflex die Reflexion, das Ressentiment das Räsonieren. Reizhirn-Fall Nummer eins der vergangenen Woche: Sieferle, der Rechtsradikale, wurde noch einmal beerdigt. Und mit zu Grabe getragen wurden auch noch jene (links)-liberalen Geister, die es vormals gewagt hatten, die Analysekraft Sieferles zu rühmen. 

Die umstrittene Doku

Fall zwei manifestierte sich am Film über den weltweiten Antisemitismus der Dokumentarfilmer Joachim Schroeder und Sophie Hafner, der von WDR und Arte in Auftrag gegeben worden war, aber wegen redaktioneller Einwände in den Schneideräumen feststeckte. Die Bild-Zeitung machte es sich dann zur Aufgabe, diesen angeblich aus antisemitischen Gründen unterdrückten Film gewissermaßen als Bootleg mit großem Tusch unter die Leute zu bringen. 

Wer sich als Redakteur in verantwortlicher Position diesen Film angesehen hat, kann unter handwerklichen Gesichtspunkten meines Erachtens nur zu dem Schluss kommen, dass er in dieser Fassung nicht gesendet werden konnte. Allein der Gegenschnitt einer Rede von Mahmud Abbas aus dem Europaparlament mit einer Rede von Julius Streicher gleich zu Anfang lässt keinen anderen Schluss zu. Weder inhaltlich noch sonstwie ist dieser Vergleich des Palästinenserpräsidenten mit dem Obernazi statthaft. Zugleich enthält der Film viele ungeheuerliche Passagen über täglichen Antisemitismus etwa in Frankreich, die man so noch nie gesehen hat. Mein Fazit: so nicht sendbar, aber sehr wohl zu bearbeiten und dann unbedingt zu bringen. Wer sich ein eigenes Bild machen möchte, die ARD zeigt die Doku am Mittwoch, den 21.06., um 22.15 Uhr.

Bild als Aufklärer

Nun hatte aber Bild die einmalige Chance gesehen und ergriffen, unter dem Deckmantel der Aufklärung (und im Geiste der Springer-Statuten) diesen Film quasi unter der Ladentheke, also als Bückware im Reizhirn-Raum des Netzes anzubieten. Wohl wissend, dass gleich zwei Typen von Reizhirnen hiermit getriggert würden: weil man unterstellen konnte, dass sowohl Judenfeinde bei WDR und Arte tätig sind als auch Islam-Schützer.

Eine unschlagbare Kombination aus Nitro und Glycerin – und natürlich hat es Bumm gemacht. Vorsorglich, um nicht von Splittern der Explosion getroffen zu werden, hatte Bild den Film vom Experten Michael Wolffsohn gegen jede noch so berechtigte Kritik mit einer positiven Beurteilung prophylaktisch imprägniert. 

Ein großer PR-Erfolg, der als Aufklärung daherkommt und im Kern Aufwiegelung ist. Mission accomplished also für die Bild am Ende einer Woche, in der der Geist zu kurz, das Reizhirn aber voll auf seine Kosten kam.

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Dr.Lothar Sukstorf | Mo., 19. Juni 2017 - 11:53

Klasse, dieser Schwennicke. Klasse Beitrag! Sieferle war ein Großer seiner Zunft. Um es fortzusetzen, es folgt dem Reizdarm mitunter anale Inkonsistenz und um es geographische weiter nach oben zu verlegen, es gibt sie, die mentale Inkonsistenz. Dieses ewige "geistige Sodbrennen" der linken, spät68ziger, grünen-affinen, antideutsche...Meinungshoheitler...die nur so reagieren, wie jetzt, weil sie um ihre Meinungsdeutungshoheit fürchten. Sie mögen sich noch lautstark wehren, sie werden die Deutungshoheit verlieren. Ich nenne es ruchlos, Sieferle so zu diskreditieren und diffamieren. Diese intellektuellen Läuse. Diese sich "Gelegenheitsaufreger"...Lessing nannte solche Leute, Fell, der Geiferer...

Hans Dahlmann | Mo., 19. Juni 2017 - 17:08

Antwort auf von Dr.Lothar Sukstorf

Sie meinen wohl "Inkontinenz", nicht "Inkonsistenz".

Dr.Lothar Sukstorf | Mo., 19. Juni 2017 - 18:41

Antwort auf von Hans Dahlmann

Stimmt! Mercie dafür!

Lutz Grubbert | Mo., 19. Juni 2017 - 12:14

Herr Christoph Schwennicke warum trauen sie den mündigen Bürger nicht zu sich sein eigene Meinung über den Dokumentarfilm von Joachim Schroeder und Sophie Hafner zu bilden. Dieser kommt am 21.Juni um 22.15 Uhr in der ARD. Diesen ganze Eiertanz hätte es nicht gegeben wenn WDR und Arte von Anfang an ein klare Linie gehabt hätten.
Das Bildzeitung bashing hätten sie sich sparen können. Hätte dieses nicht Bildzeitung gemacht hätte dieses eine anderes Zeitung mit Sicherheit gemacht.

Michaela Diederichs | Mo., 19. Juni 2017 - 18:44

Antwort auf von Lutz Grubbert

"Dieser kommt am 21.Juni um 22.15 Uhr in der ARD." Aber das schreibt uns Herr Schwennicke doch in seinem Artikel. Er gibt doch explizit den Hinweis.

Thomas Matthies | Di., 20. Juni 2017 - 09:38

Antwort auf von Lutz Grubbert

Und deswegen darf sich Herr Schwennicke oder wer auch immer keinen Kommentar mehr erlauben? Heißt das jetzt, dass Diskussionen nicht mehr erlaubt sind, weil sich ja jeder seine eigene Meinung bilden muss? Trauen Sie dem mündigem Bürger nicht zu, mit einem Kommentar von Herrn Schwennicke umzugehen? Ist BILD heilig? Soll das ein ernstzunehmender Kommentar sein?

Rudi Knoth | Mo., 19. Juni 2017 - 12:22

Der von Ihnen beschriebene Film wird doch am Mittwoch den 21.6. um 22:15 gesendet. Danach soll es noch eine Diskussion geben. Beises wird wohl eher von wenigen Menschen gesehen werden.

. . . wie kommen Sie darauf: ... von wenigen Leuten gesehen werden? Genug PR hat diese Dokumentation zum Einen erhalten, zum Anderen ist das Ganze doch ein hochbrisantes Thema - gerade in der heutigen Zeit der Migranten- & Flüchtlingskrise, meinen Sie nicht? - Ich schaue mir beides, die Doku & auch Maischberger genauestens an. - Für ARTE & den WDR ist es erst einmal ein Armutszeugnis, so zu reagieren - paßt aber ganz genau in die heutige Art & Weise der Medienlandschaft.

Ich vermute dies wegen der späten Sendezeit. Vor allem gilt dies für die Diskussion um 23:45.

Ralf Altmeister | Mo., 19. Juni 2017 - 13:20

Sehr geehrter Herr Schwennicke,
ich kann Ihre Auffassung hierzu nicht teilen.
Wer seit ca. 2 Jahren die glattgebügelten Schönfärberberichte mit ihren handwerklichen Mängeln bei den Themen Antisemitismus und Migration verdauen muß, dessen Darm und Gehirn hält auch eine Kost aus, die nicht ganz gar ist.
Das trifft zumindest für den überwiegenden Teil der Zuschauer und der Leserschaft zu.
Man kann doch aber nicht ernsthaft die geistige Kost an der Minderheit, der am Reizhirn Erkrankten, ausrichten und nur noch pürierten Einheitsgeschmack ohne Pfeffer und Salz servieren.
Die Kranken sollen in Behandlung bis sie wieder alles vertragen.

Ein Journalist schaut anders auf diesen Film. Darauf weist Herr Schwennicke m. E. hin. Er betrachtet die handwerklichen Gesichtspunkte. Aber dadurch, dass er uns den TV-Tipp ausdrücklich gibt, überlässt er jedem Leser die Entscheidung: Einschalten oder nicht. Ich habe nach 10 Minuten abgeschaltet. Und das hatte nichts mit Herrn Schwennickes Artikel zu tun. Das, was ich mir anschaue, bestimme ich immer noch selbst. Was mir an dem Film als Nebenprodukt gefällt: Plötzlich ist das Thema präsent. Geht doch!

Johannes Luig | Mo., 19. Juni 2017 - 14:05

Reflex statt Reflektion. Sehr gut, Herr Schwennike. Auch Sloterdeik argumentiert so.
Man sollte sich mehr Mühe geben, seinen Geist schulen. Zu Sieferle bekommen Sie meine volle Zustimmung, aber zum Arte Film nicht. Ich bin froh, dass Bild ihn ins Netz gestellt hat. Den von Ihnen kritisierten Gegenschnitt Abbas/Streicher finde ich legitim, auch wenn es mir zunächst den Atem verschlagen hat. Der eine brutaler Terrorist, der, wie der andere alle Juden ausmerzen wollte-das passt schon. Man muss es zumindest assoziieren dürfen. Angesichts des gefährlich Schwenks unserer Israel Außenpolitik möchte ich aufgeklärt und nicht gelenkt werden.
Mfg Johannes Luig

Juliana Keppelen | Mo., 19. Juni 2017 - 17:28

Antwort auf von Johannes Luig

Nur zu dem Satz "ein brutaler Terrorist, der, wie der andere alle Juden ausmerzen wollte" nur so viel, Herr Liebermann lange israelischer Außenminister den man ruhig stramm rechts einordnen kann war auch nicht zimperlich mit seinen Aussagen er war der Meinung "man solle alle Palästinenser ins Meer treiben und wie Ratten ersäufen". Zu Israel und Palästinenser kann man sagen beide sind Opfer aber auch Täter.

Günter K. Schlamp | Mo., 19. Juni 2017 - 14:06

Sehr geeherter Herr Schwennicke,
Sie schreiben: "Wer sich als Redakteur in verantwortlicher Position diesen Film angesehen hat, kann unter handwerklichen Gesichtspunkten ... nur zu dem Schluss kommen, dass ... Allein der Gegenschnitt einer Rede von Mahmud Abbas aus dem Europaparlament mit einer Rede von Julius Streicher .... Weder inhaltlich noch sonstwie ist dieser Vergleich des Palästinenserpräsidenten mit dem Obernazi statthaft. Zugleich enthält der Film viele ungeheuerliche Passagen über täglichen Antisemitismus etwa in Frankreich, die man so noch nie gesehen hat."
1. Damit desavouieren Sie eine erfahrene Redakteurin
2. Weil man so etwas noch nie gesehen hat, darf es nicht gesendet werden?
3. Mahmoud Abbas, Kampfname Abu Mazen, hat eine antisemitische Doktorarbeit geschrieben. Er verbreitet antisemitische Schauermärchen. Er lässt Schulen nach Terroristinnen benennen. Er sorgt für Geld für die Familien von Mördern. Er schweigt zu Vorwürfen, Terrorist gewesen zu sein.

Ich stimme Ihnen zu, Herr Schlamp. Der Antisemitismus palästinensischer Wortführer ist nicht weniger widerlich als der eines Julius Streicher. Ob auch Abbas dezidiert " die Juden ins Meer jagen" will, weiß ich nicht. Aber dieser Urforderung der PLO Geistes Kind ist er in jedem Fall. Die Doku ist empfehlenswert, weil aufschlußreich. Läuft im übrigen auch bei you Tube.

Henri Benoit | Di., 20. Juni 2017 - 15:02

Antwort auf von Dr. Roland Mock

Abbas will nicht Juden ins Meer jagen. Umgekehrt, er findet sich damit ab und akzeptiert, dass die Stadt wo er geboren wurde jetzt in Israel liegt. Das hat er in einem Interview (New York Times) gesagt: “It’s my right to see it, but not to live there,” he said of his native city of Safed, which he left as a 13-year-old child during the war of 1948. Asked whether he considered Safed part of Palestine, Mr. Abbas replied that for him Palestine means the territory beyond the 1967 lines, including East Jerusalem, “now and forever.”

Thoralf Krüger | Mo., 19. Juni 2017 - 14:16

Ich hatte von dem Buch gehört, wollte es aber nicht lesen.
Jetzt aber, wo sich die Debatte um Sieferle so entwickelt, werde ich es kaufen und auch lesen!
Nur so kann ich mir ein Bild über den Inhalt des Buches machen.
Ich brauche dazu keinen moralisch ideologischen Wächterrat, der mir vorschreiben möchte, was gut für mich ist.
Das kannte ich zur Genüge in der DDR und möchte es so nie mehr erleben!

Schlage vor, der Cicero organisiert Lesungen zu diesem Buch!

Witzig, welche Gegenreaktionen die Gesinnungspolizei hervorruft. Auch ich hätte von dem Buch vermutlich nie gehört und muss nun schauen, wann ich es mal lesen kann. Auch hätte ich den Film nie gesehen. Nun habe ich ihn mir auf YouTube angesehen. Ja, der Film hat ohne Zweifel handwerkliche Mängel. Das haben andere Dokus aber auch. Der Film sollte sicherlich aus ganz anderen Gründen unter Verschluss gehalten werden, obwohl ich dort nicht viel Neues gesehen habe. O. k., ich habe schon im Nahen Osten gearbeitet und kenne den extremen Antisemitismus in der Region. Auch in Europa bringe ich arabische Kollegen gerne mal auf die Palme, indem ich irgendwas Positives über Israel sage ;-) Zum Buch: Aussagen wie "Ein sozialer Umverteilungsstaat eignet sich nicht für Massenzuwanderung." oder "Es ist noch kein sozialistisches System zu einem Einwanderungsland geworden." schaffen es bei den meisten MSM auch nicht als Kommentar durch die Zensur. Das macht die Gesinnungspolizei einfach nicht mit.

Peter Wagner | Mo., 19. Juni 2017 - 15:09

Die BRD-Presse ist halt noch so eingefahren. Wir erinnern uns an den Fall "Presse" zur Zeit von Sarrazins bekanntem Bucherfolg.
Reflex statt Reflexion.

Da muss man vermuten, dass eine kulturelle Hegemonie der Linken (gestern Abend wurde auf Radio Bayern 2 dem linksradikalen Ideologen Gramsci gehuldigt) nur durch Unterdrückung von Fakten und anderen Ansichten zu halten ist.
Doch auch nicht für ewig.

Im Grunde merken die europäischen Linken gar nicht, wie sie gegen ihre eigenen Völker, gegen sich selbst, ihre Kinder und Enkel verwendet werden, wenn sie die Massenmigration aus Afrika und Arabien unterstützen. Ihre eigenen Kinder und Enkel werden bitter mitleiden, für den Wahn ihrer linken Apo-Opas, die glaubten, Europa und Deutschland müssten bestraft werden.

Christiane Bohm | Mo., 19. Juni 2017 - 15:11

Ich habe angefangen, mir den Film auf you tube anzusehen. Habe dann aufgehört, weil ich ihn nicht so besonders interessant fand. Vielleicht sollte ich ihn doch zu Ende schauen. Mir fiel nur auf, dass es Infos gab über etliche Organisationen wie World Vision, Brot für die Welt etc., die etliches Geld weitergaben an Gruppen, die eng mit islamistischen Gruppen wie Moslem Brüdern u. a. zusammenarbeiteten. Das ist doch ein starkes Stück, wie mit dem Geld von unwissenden Spendern umgegangen wird.
Ich könnte mir denken, dass diese Veröffentlichungen den kirchlichen Organisationen nicht gefallen wird.

In dem Film wird unter anderem der Skandal über ein angebliches Abzweigen von Geldern von World Vision für Hamas im Gaza-Streifen genannt. Ein solcher Verdacht bestand tatsächlich, und es mag Gründe dafür gegeben haben, aber auch in israelischen Zeitungen wurden Zweifel geäußert - der behauptete Umfang der Gelder war wenig plausibel. Im März dieses Jahres kam eine australische Untersuchung zum Schluss, dass keine Gelder von World Vision für Hamas abgezweigt wurden: https://www.theguardian.com/global-development/2017/mar/21/inquiry-clea… Davon erfährt man in dem Film, der meiner Meinung nach tatsächlich sehr einseitig ist, aber nichts.

Adrian Engler | Mo., 19. Juni 2017 - 15:42

Ich fand es gut, dass die Bild-Zeitung den Film einen Tag lang der Öffentlichkeit zur Verfügung stellte. Ich schaute ihn, fand ihn durchaus interessant, meine aber auch, dass die Kritik an ihm zu einem großen Teil berechtigt ist.

Folgende zwei Aussagen sind meiner Meinung nach beide richtig:
1. Es gibt Antisemiten, die auf Kritik an Israel ausweichen, weil direkt geäußerter Antisemitismus verpönt ist, und sie kritisieren Israel oft auf unfaire, oberflächliche und nicht gerechtfertigte Weise.
2. Der Antisemitismusvorwurf wird gezielt benutzt, um wichtige und notwendige Kritik an der israelischen Besatzung und am Siedlungsbau in besetzten Gebieten zu delegitimieren zu versuchen.

Natürlich kann man sich nur auf einen dieser Aspekte konzentrieren und einen Film darauf aufbauen, das kann auch durchaus ein interessanter Diskussionsbeitrag werden, aber in diesem Fall ist es auf jeden Fall einseitig. Für mehr Sachlichkeit müssten beide Seiten berücksichtigt werden.

Dies ist sicher ein wichtiges Thema. Der Film hat wohl sich auf diesen Punkt konzentriert. Was zu Ihren beiden Punkten zu sagen ist:

Zu 1: Dieser Punkt wurde von einigen Leuten anggegeben. Zum Beispiel in der delegitimierenden Bemerkung, Israel sie vom Westen installiert worden.

Zu 2: Wer hat dies denn im Film gesagt? Sicher ist die Aussage "Israel der Jude unter den Staaten" solch ein Argument.

Heidemarie Heim | Mo., 19. Juni 2017 - 15:45

Habe kleine Teile des Films beim Durchzappen erhascht.Werde aber zur besseren Beurteilung Herrn Schwennickes Rat folgen bzgl. einer erneuten Ausstrahlung.Sieferles Buch kenne ich nicht aber seine Überlegungen zur "Entwicklung der Weltbevölkerung" hat die Reizhirne doch damals schon bei der unverblümten "Schnakselaussage" bezgl. der rasanten afrikanischen Bevölkerungsentwicklung der Fürstin von Thurn und Taxis in Habachtstellung gebracht;).Heute wahrscheinlich noch medienwirksamer?Kurz, beide angesprochene
Auslösesymptome führen aktuell wohl unweigerlich
zu Reizhirnproblematik.Aber dies finde ich persönlich ab und an besser, als diese politische
Lethargie manchen Zuschauers oder der mainstream-Folgschaft mancher Medien, die die
Konfrontation scheuen. Schönen Tag allen! MfG

Mathias Trostdorf | Mo., 19. Juni 2017 - 16:58

Leider hab ich inzwischen auch ein Reizhirn, also ein Gehirn, das rot sieht, wenn es zum Beispiel mit der gegenwärtigen negativen und tendenziösen England-, oder auch gegenteilig mit der Jubel-Macron-Berichterstattung konfrontiert wird. Aber nicht, weil ich die Sachen nicht gelesen habe, sondern weil ich sie gelesen habe.
Sorum gehts also auch.

Hans Dahlmann | Mo., 19. Juni 2017 - 17:03

Herr Schwennicke, wir sind bei Sieferle wahrschnl. ganz auf derselben Seite, aber Sie können doch nicht ernsthaft so argumentieren wollen wie hier.

Es geht einzig um die Bewertung der nachgelassenen Notizen-Sammlung "Finis Germania". Relevant dafür ist nicht der Text von Sieferles "Migrationsproblem", sondern der von "Finis Germania".

Für diese Bewertung muss man sich dann eben die Mühe machen, die sich die meisten Journalisten nicht machen: "Finis Germania" sorgfältig zu lesen. (Ich tue es noch.)

Gustav Seibt, eher kein dummes Reizhirn, änderte auf der Grundlage von "Finis Germ." sein Urteil über Sieferle, das in seinem Nachruf vom Okt. 2016 (im Wissen um "Das Migrationsproblem") positiv war. Siehe sein DLF-Interview dazu.

Die Hysterie hat übrigens entscheidend damit zu tun, dass "Finis Germ." in Schnellroda erschienen ist. Ihr Kommentar lässt das völlig unerwähnt. M.E. hätten Sie dies—und dass es für die Textbewertung irrelevant ist—besser explizit angesprochen.

Es ist eine schwer lesbare Sammlung von lose oder überhaupt nicht zusammenhängenden Fragmenten. Hier und da findet sich eine brilliante Beobachtung, insgesamt gibt es viel mehr unplausible Behauptungen und Übertreibungen. Argumentativ entwickelt wird eigentlich nichts.

In der Hauptsache wird kulturkonservative, undifferenzierte Modernismus-Kritik betrieben. Vieles ist eher unpolitisch. (Es sind sogar rein philosophische Versuche dabei; S. 47–48 z.B. – ein verschwurbeltes, uninformiertes Fragment.)

Einzig in Teil III zur "Vergangenheitsbewältigung" weht ein nationalkonservativer Wind. Da gibt es auch viel Selbstmitleid. Zentrale Analogien gehen fehl. Man sieht bei der unvoreingenommenen Lektüre schon vorher, was dem Autor da alles um die Ohren fliegen könnte.

Wäre das Buch nicht bei Kubitschek erschienen, hätte die Sachbuchlisten-Platzierung kaum einen Skandal verursacht. Das wirklich Erstaunliche ist m.E., dass SPIEGEL-Redakteur Saltzwedel diese Notizen so lesenswert fand!

Günter Schaumburg | Mo., 19. Juni 2017 - 20:55

So nach und nach merken wohl auch die Feuilletonisten der Leitmedien, dass Sieferle ein ganz Großer im Denken und Schreiben war? Studiere gerade sein Finis Germania zum dritten Mal und bin dabei, Ihn zu verstehen. Ich glau-
be, verehrter Herr Schwennicke, - wieder 'mal
Journalismus vom Feinsten - Ihnen hätte er die
Hand gereicht.

Andreas Ulbrich | Mo., 19. Juni 2017 - 23:48

Es gilt in Deutschland heute als ausgemacht, dass Nazi-Vergleiche grundsätzlich tabu sind.
Außer bei Trump und der AfD. Da sind sie natürlich pc. Wer sich mit Hamas und Fatah vorurteilsfrei beschäftigt erkennt sehr bald, dass diese mit ihren jüdischen Nachbarn genau so verfahren würden wie die Nazis, wenn sie es nur könnten. Und Abbas reden vor der Weltorganisation von den Juden als Brunnenvergiftern. Ist der Vergleich wirklich so unangemessen?

Wolfgang Werner | Di., 20. Juni 2017 - 05:31

Da hat sich der Autor aber selbst als Reizhirn 'geoutet'. Getriggert? Du meine Guete! Ausgeloest waere das zu Deutsch. Und dann auch noch Mission accomplished! Wie waere es denn mit Auftrag ausgefuehrt? Aber das waere denn doch den 'sophistcated Readern' zu einfach.

Henning Ahrens | Di., 20. Juni 2017 - 07:20

Ich finde den Vergleich von Abbas mit dem "Obernazi" (den ich nicht kenne) gut. Abbas kommt mit der Brunnenvergiftung (, und muß zwei Tage später einräumen, daß nichts dran ist), und bekommt nach so einer abgeschmackten Verschwörungstheorie 'standing ovations' von "unseren" Abgeordneten. Verzeihung, nicht in meinem Namen! Kurz: ich begrüße gerade diese Zuspitzung und halte die Dokumentation für längst überfällig. Mehr davon, zur besten Sendezeit. MfG

Wolfgang Lang | Di., 20. Juni 2017 - 07:48

Auf der Seite der Linken und der besseren Menschen wird schon lange nicht mehr gedacht, sondern nur noch schwadroniert, rumgeiert, phantasiert, vernebelt. Für solche Menschen denkt Dieterle zu tief, zu konsequent, zu klar und kann daher nicht verstanden werden. Also bleibt nur der Reflex statt der offenen Diskussion. Unsere Journaille beherbergt nicht die Hellsten des Volkes.

robert renk | Di., 20. Juni 2017 - 09:55

die erwähnten Scharmützel weisen auf einen weit aus größeren Konflikt hin. Freiheit des Denkens, liberale Gesellschaft, kontroverse Meinungen auf der einen Seite und unerträgliche Deutungshegemonie, Ausgrenzung und Diskriminierung der Nicht-Konformen auf der anderen.
Desweiteren spiegeln die Debatten das Unvermögen der Mainstream Medien wieder mit vermeintlich "rechten" Positionen umzugehen.
Da wird gerne die Nazi-Keule ausgepackt und kräftig ausgeteilt, wie gesagt, Reflexe statt Reflexion!

Michael Sander | Di., 20. Juni 2017 - 10:20

"Weder inhaltlich noch sonstwie ist dieser Vergleich des Palästinenserpräsidenten mit dem Obernazi statthaft"
Das sehe ich anders. Abu Mazen war maßgeblich an der Planung der Terroranschläge in München 1972 sowie an der Planung des Massakers an israelischen Schülern von Ma´alot im Jahre 1974 beteiligt, bei dem u.a. 22 Schüler starben. Er lässt die Terroristen heute noch am Jahrestag als Märtyrer feiern und zahlt an Terroristen und deren Familien, die in Israel Juden ermordet haben, hohe Prämien.
Der Vergleich mit Julius Streicher ist daher durchaus angemessen und hat nichts mit Reizhirn zu tun.

Günter Frey | Di., 20. Juni 2017 - 10:39

Sehr geehrter Herr Schwennicke, das was Sie als Unterstellung bei WDR und Arte bezeichnen halte ich angesichts der Berichterstattung der öffentlich-rechtlichen Anstalten für eine Tatsache. Auch ist der Vergleich mit Streicher durchaus statthaft. Verleumdung der Juden (z.B.systematische Brunnenvergiftung) und diese ins Meer treiben ist doch die Politik dieses Führers der Palästinenser.

hubert mohr | Di., 20. Juni 2017 - 10:43

Bei Ihnen kommt ja Herr Sieferle etwas besser weg.
Aber wenn er den Offiziellen Mainstream, verlässt muss schon eine geistige Anomalie her,in form von Schwermut, Dass diese Schwermut ein Resultat seiner Forschungen ist, und wie berechtigt diese düstere Aussicht ist das wäre eine Diskussion wert

Michael Sander | Di., 20. Juni 2017 - 13:56

so, jetzt habe ich mir die ganze Doku mal auf YouTube angeschaut. Ich muss wirklich sagen, dass ich in der ganzen Doku nichts, aber auch wirklich nichts gefunden haben, was irgendwie anstößlich, offensichtlich unwahr oder unkorrekt wäre. Ausser eben, dass der Film ein gänzlich anderes Bild über die Palästinenser und die europäische Linke vermittelt, als uns seit Jahrzehnten in den sogenannten Leitmedien vermittelt wird. Aber jeder, der sich schon einmal historisch mit dem Nahostkonflikt befasst hat, kann darüber nicht überrascht sein. Selbst der von Herrn Schwennike kritisierte Vergleich von Abbas mit Streicher ist so abwegig nicht, denn die historische Verbindung von arabischem und deutschem Antisemitismus ist nicht zu leugnen. Und dass Mahmud Abbas kein Ehrenmann, sondern ein Terrorplaner und Unterstützer ist, habe ich bereits in einem anderen Kommentar dargestellt.

Boris Blaha | Di., 20. Juni 2017 - 14:07

"Weder inhaltlich noch sonstwie ist dieser Vergleich ... statthaft" - auch das scheint eine deutsche Reizhirnkrankheit zu sein. Irgendeiner meint immer dekretieren zu müssen, was ein statthafter Vergleich ist und was nicht. Könnt ihr diese Albernheiten nicht mal sein lassen. Alles was Menschen tun oder getan haben, kann auch verglichen werden, uns sei es nur, um dem alten Spruch 'Nichts Unheimlicheres als der Mensch' Erfahrbares zu verleihen.

Dr. Lothar Sukstorf | Do., 22. Juni 2017 - 13:19

ich denke die ganze Zeit über den Begriff "Reizhirn" nach, habe Kollegen konsultiert...kamen unisono zu dem Ergebnis: Reizhirn=Hohlkopf. Ideologisch deformierte Oligophreniker.