
- Vom Leben im „Als ob“
Ein Kanzler, der ins Amt stolpert, eine Wirtschaft, die nicht anspringt, eine Welt, die aus den Fugen gerät. Doch auch im Niedergang bleiben wir unbeeindruckt. Denn die Beschwörungsformeln notwendiger Veränderung prallen an unseren Ego-Strategien ab.
Was kümmert uns die Wirtschaftskrise oder die blamable Performance des politischen Berlins? Viel wichtiger ist die Planung des eigenen Sommerurlaubs. Mondänes Städte-Hopping, Nachhaltigkeits-Safari in der Serengeti oder doch lieber das ererbte Ferienhaus auf dem Darß abwohnen? Das sind die Fragen, die allabendlich über einer Flasche Jahrgangsriesling leidenschaftlich debattiert werden. By the way, sollten nicht auch das Schlafzimmer neu gestrichen und die Teppiche schaumgereinigt werden? Was sind gegenüber solchen Fragen metaphysischer Bedeutsamkeit die Nickligkeiten der Geopolitik! Zum Glück hat man schon lange vor dem Ukrainekrieg in Aktien von Rheinmetall investiert.
Bürgerliches Dasein auf der moralischen und existenziellen Schwundstufe der Spätzivilisation – gibt es dafür eigentlich historische Vorläufer? Einfach mal bei Nietzsche blättern: „Seht, welche Fülle ist um uns! Und aus dem Überflusse heraus ist es schön, hinauszublicken auf ferne Meere!“ Distanzbetrachtung, Fernstenliebe, wortreich übertünchter Egozentrismus. Doch aufs Meer – ins Risiko, ins gefährliche Element – mögen bitte die andern fahren.
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"on the edge".
Entsprechend katastrophal dachte er sich Umwälzungen.
Die "Umwertung der Werte" ist aber ihre "Richtigstellung" und also unsere Befreiung.
Die "schöpferische Zerstörung" ist im Gegenteil "Ermöglichung des Schöpferischen".
Ich bleibe dabei, Nietzsche ist ganz schwer zu lesen.
Er kämpfte mit vielem, dass ihn "erstickte", wie sollte er aus diesem Kampf heraus unbeschadet paradiesische Gefilde betreten?
Hiesse das, es gibt nichts "Wahres im Unwahren"?
Nein, denn das Unwahre weicht aus dem Wahren.
Das, was Nietzsche in seinem Zarathustra "über-menschlich" als Poesie des Lebens und Sterbens entwirft, das ist - für Kämpfende nur schwer zu erkennen - der Zauber des Alltags.
Das funkelt auch noch in ihrem Schreiben über den misslingenden Alltag durch.
Zwar bekommen alle ihr Fett weg, aber entzückend, wie Sie Rentner beschreiben.
Ich empfehle Ihnen zum Thema Rentner und Alltag südkoreanische Serien.
Ich halte übrigens nichts von Opfern, wenn es doch auch gelassen positiv geht...
angekommen wären, im Gelassenen und meinetwegen "Als ob".
Denken Sie an Faust, der nicht den Lemuren überlassen wird.
Ich nehme an, dass es nicht verboten wurde, denn ich bin momentan erfüllt vom "Ostpreussenlied":
"Land der dunklen Wälder
und kristall`nen Seen
über weite Felder
l i c h t e Wunder geh´n. (Heraushebung von mir)
........
Und die Meere rauschen
den Choral der Zeit,
Elche steh´n und lauschen
in die Ewigkeit.
.......
Tag ist aufgegangen
...
Licht hat angefangen
...
Das hat aber auch gar nichts mit dem "Untergang des Abendlandes" zu tun.
Ich war auch nicht begeistert, wie und wo Merz plötzlich ins Große dachte und operierte, während die Ampel an dessen "Klein-klein" kaputt gegangen war.
Ich fand das nicht gerecht, aber deshalb wünsche ich unserem neuen Tag jetzt doch alles Gute und vor allem gutes Gelingen, soweit es uns tragen mag, bzw. wir den Tag.
Und dann noch das Geschenk dieses Papstes.
Mehr kann man zwar erhoffen, aber nicht erwarten und braucht es auch nicht.
Schon die Ampel wurde medial schlimm heruntergeschrieben. Scholz entschied zB. per Richtlinienkompetenz die Nachrüstung bei der nuklearen Teilhabe. Wumms!!! Dennoch wurde ihm permanent Führungsschwäche unterstellt.
Bei Merz hege ich wegen seiner Zurückruderei große Zweifel. Aber man könnte auch erst mal ein Jahr abwarten und dann einen Saldo ziehen, bevor man schlechte Stimmung verbreitet. Die schadet mE. unserem Land mindestens immens. In den Medien (und in diesem Forum ;) ) geht es viel zu oft um Hacking gegen Personen statt um Sachfragen.
Wirklich wichtige Themen sind für mich das europäische Schienennetz, wo Deutschland um mehr als 10 Jahre hinterherhinkt und es womöglich noch Jahrzehnte dauert, bis D den Anschluß gefunden hat. Die Bauvorschriften sollten zügig an die nierderländischen Standards angepasst werden, weil dort viel mehr gebaut wird.
Wenn die Vorzeichen derart schlecht stehen, dann braucht es schon eine gehörige Portion an Realitätsverweigerung, um nicht negativ gestimmt zu sein.
Deutschland hat nicht nur beim Schienennetz den Anschluß verloren, sondern überall! Das geht zwar nicht auf das Konto des Merz, dafür aber auf das der Union, der Grünen und der SPD, SPD und Union sind wieder Regierungsparteien und die tiefrote SPD hat den Kurs vorgegeben! Was soll da Positives bei rumkommen? NICHTS!
Union und SPD haben bereits deutliche Signale gesendet, daß sie den von Merkel eingeleiteten Demokratie und Grundrechteabbau weiter vorantreiben werden. Wie soll man da positiv gestimmt sein?? Geht nur bei Realitätsverweigerung!
Sie haben recht, trotz aller Unkenrufe, mir war der Scholz auch lieber als der Feigling Merz, am höchsten rechne ich dem Scholz an, daß er der Kriegstreiberei seiner Ampel-Partner und der Union nicht gefolgt ist. Unter einem Kanzler Habeck wären wir vermutlich schon im WKIII!
Werter Herr Brand,
Als Jugendlicher las ich 1975 im Wochen-Magazin Stern, dass es mit Deutschland rapide bergab gehen wird. Schon 1980 werden wir massive Wohlstandsverluste zu beklagen haben und werden in Europa völlig abgehängt sein. Das trat dann so nicht ein und seither bin ich bei Deutschland-Untergangs-Panik sehr skeptisch.
Die Niederländer waren damals im pro Kopf Bruttosozialprodukt deutlich besser als wir und sind es immer noch. Die Franzosen waren etwas schlechter und sind es immer noch (Zahlen aus Weltbank Datenbank GDP per capita).
Natürlich sehe ich wie sie alarmierende Anzeichen des Verfalls. Aber ich denke, dass ein Gegensteuern möglich ist und auch passieren wird, weil die arbeitende Bevölkerung realistisch und vernünftig ist.
der deutschen Mehrheitsgesellschaft liefert Herr Pietzcker hier ab. Vielen Dank dafür.
"Moralische und existenzielle Schwundstufe der
Spätzivilisation" - "bräsige Geistesträgheit" -
"Weigerung, kritischen Erkenntnissen auch Taten folgen zu lassen" ...
"Nichts ist charakteristischer für den Zustand des Landes als die Kluft zwischen betontem Selbstanspruch und empirischer Wirklichkeit. Es ist die Herrschaft der Doppelstandards, die das Gegenteil dessen behauptet, was sie selbst zu leisten imstande ist."
Absolut richtig.
Die meisten Deutschen leben in einer Welt des "Als ob..." und die Regierenden gaukeln ihnen diese Welt ebenfalls täglich vor. Sie tun so, a l s o b sie mit ihrem wohlfeilen Geschwätz und ihrem Aktivismus irgendetwas an echten Verbesserungen erreichten bzw. irgendein Problem wirklich lösten.
Nichts dergleichen geschieht!
Mut zur Wahrheit: Fehlanzeige!
Es geht munter weiter abwärts in den Bereichen
BILDUNG - MORAL und ARBEIT - genauso, wie hier beschrieben.
Zitat: „An den unerbittlichen Fakten der demografischen Entwicklung wird auch die ehrgeizigste Regierung nicht rütteln können.“ Doch, mit einer familienfreundlicheren Politik. Die derz. Politik agiert für möglichst hohe Steuereinnahmen, jede Frau soll nach der Geburt schnell wieder Vollzeit arbeiten, die Kinder werden in der unter Personalmangel leidenden Krippe oder Kita verwahrt, bestenfalls dem „Zeitgeist“ entsprechend geformt.
Wie sagte eine dt. Journalistin bei Servus-TV: Wir brauchen 400.000 Zuwanderer, die bringen genug Nachwuchs mit. Ist die Familienpolitik mit „Bäumchen-Wechsel-Dich“ Partnerschaften, Patchworkfamilien und Fulltime-Jobs im „vielfältigen“ Christentum die richtige Grundlage für Familien? Wie sieht es im Islam aus, der kaum über Nachwuchsprobleme klagen muss – auch in Deutschland nicht!
Es wäre am „neutralen“ Bundespräsidenten, hier einen Weckruf zu starten. Der verharrt lieber mit Sonntagsreden in seinem sozialistischen Kampf gegen alles Konservative.
nach Adornos' Methodik mit einer Welle an Kritik zu überspülen und reinzuwaschen, dass man die Substanz des Vorhandenen erkennt. Allerdings ist das schwierig, wenn man nicht selbst mit diesen jungen und heranwachsenden Menschen zusammen sich durchwuschdelt und über die Runden kommen will. Ich kenne ganz viele, die wie Frau Merkel noch nie ein Produkt oder eine Dienstleistung verkauft haben, aber von der Allgemeinheit finanziert, gute Abbilder auf Papier und in der Aula geschaffen haben.
Keine Frage, dieses Doppelmoralgeschwätz, unstringent, wiedersprüchlich, hippster bis heuchlerisch- echt unangebracht- aber vom Geschwätz der Leute und deren Outfit kann man nicht immer gleich auf Bräsigkeit und Bequemlichkeit in der totalen Komfortzone schließen. Dazu wissen wir zu wenig.
Exakt auf den Punkt gebracht: den Deutschen fehlt die Vorstellung, wie uns andere auf der Welt sehen.
"Über sich hinausdenken", das war die Empfehlung des Psychoanalytikers Victor Frankl gegen Depression.
80 Millionen Deutsche bei rund 8 Milliarden Erdbewohnern: glaubt nicht weiterhin Baerbock und Habeck, dass wir der Nabel der Welt sind.
Der wohltuend abgrundtiefe Sarkasmus, die pointierte Ironie, die aus diesem Artikel von Herrn Dr. PIETZCKER spricht, stellt in markanter Form den derzeitigen maroden Zustand unseres Landes dar. Da kann man mit Zitaten von Erich Hannighofer glänzen - und es klingt auch schön - aber es trifft in seinem romantischen Attitüden leider nicht das aktuelle Deutschland. Die Ironie dieses Aufsatzes sollte zum Denken anregen. Ich glaube, dass war die eigentliche Intension des Artikelverfassers und darüber sollten wir alle, insbesondere aber unsere "Eliten" und unsere Mainstreamblätter- und ÖRR-Märchenverfasser (-redakteure!) einmal nachdenken, bevor es zu spät ist.