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Sigourney Weaver: - „Ich glaube an Aliens und Ufos“

In ihren „Alien“-Filmen waren die Außerirdischen immer nur virtuell oder aus Plastik. Doch dass es auch echte extraterrestrische Lebewesen gibt, davon ist die Schauspielerin Sigourney Weaver überzeugt: Im Cicero-Interview verrät sie, wie sie sich das Universum vorstellt und ob sie vor Robotern Angst hat

Autoreninfo

Dieter Oßwald studierte Empirische Kulturwissenschaft und schreibt als freier Journalist über Filme, Stars und Festivals. Seit einem Vierteljahrhundert besucht er Berlinale, Cannes und Co. Die lustigsten Interviews führte er mit Loriot, Wim Wenders und der Witwe von Stanley Kubrick.

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Sie ist die Mutter aller Science-Fiction-Heldinnen: Vor 35 Jahren schrieb Sigourney Weaver, 65, mit „Alien“ Kinogeschichte und wurde mit dieser Rolle der mutigen Ellen Ripley zur Kultfigur. Ihr komödiantisches Talent zeigte sie in „Die Waffen der Frauen“ oder „Ghostbusters“. Glänzende Kritiken bekam sie für dramatische Rollen in „Der Eissturm“ oder „Gorillas im Nebel“. Demnächst steht sie für die Fortsetzungen des pompösen Spezialeffekt-Spektakels „Avatar“ von „Titanic“-Regisseur James Cameron vor der Kamera. Auch eine fünfte Folge von „Alien“ wird es geben - inszeniert von Neill Blomkamp. Ab Donnerstag (4. März) ist Weaver in „Chappie“ zu sehen. In dem Roboter-Film von Regisseur Blomkamp spielt sie eine skrupellose Unternehmerin.

 

Mrs. Weaver, wir könnten das Gespräch gerne auf Deutsch führen…
Sigourney Weaver: Nein, da müssten Sie mit Sandra Bullock reden, die wirklich gutes Deutsch spricht. (Lacht) Ich wünschte, ich könnte diese Sprache besser, weil ich sie ganz wunderbar finde. Bisweilen schaue ich mir nur die Worte an und bin begeistert, da sie sind so einzigartig zusammengesetzt sind. Vermutlich ist es für mich zu spät, die Sprache noch richtig zu erlernen.

Ihr Regisseur Neill Blomkamp schwärmte davon, dass „Ripley“ in seinem Film mitspielt - wie sehr verfolgt Sie diese Figur aus „Alien“?

[[{"fid":"64940","view_mode":"copyright","type":"media","attributes":{"height":245,"width":345,"style":"height: 170px; width: 240px; float: left; margin: 5px 3px;","class":"media-element file-copyright"}}]]Ripley verfolgt mich nicht, das hat Neill wohl nur gesagt, weil er ein großer Fan der ersten beiden „Alien“-Filme ist. Das ging soweit, dass er damals die Videobänder verschlissen hat, weil er sich die Filme so häufig ansah. Ich bin ganz froh, dass ich von seiner Ripley-Schwärmerei erst später gehört habe, weil ich mir ziemlich viel Mühe gab, mich für seinen Film in diese Figur der Michelle Bradley zu verwandeln.

Gleichwohl denkt jeder bei Ihrem Namen an „Alien“, ungeachtet Ihrer anderen großartigen Auftritte wie in „Der Eissturm“...
Für mich liegt das vor allem an diesem Film, der einen Nerv getroffen hat. Er zeigt das Weltall als realen Schauplatz und hat eine weibliche Heldenfigur. Ripley gilt als feministische Ikone, für mich war sie jedoch vor allem immer eine Frau mit ganz normalen Eigenschaften. Jeder von uns würde sich in solch einer Situation ganz ähnlich verhalten wie Ripley. Wenn dir keiner hilft, dann hilf dir selbst!

Zu den „normalen Eigenschaften“ gehört allerdings viel Mut und wenig Schwäche…
Stimmt, zum Glück wurde Ripley von Anfang an so konzipiert. Es wurde bewusst darauf verzichtet, eine Verletzlichkeit zu zeigen, die dann zu einem kleinen Nervenzusammenbruch führt, damit sie nur ja nie zu stark erscheint. Vielleicht liegt darin auch mit ein Grund, weshalb diese Figur bis heute so populär ist.

Sie selbst gelten vielen gleichfalls als Ikone – gibt es noch schauspielerische Herausforderungen nach „Alien“ und „Avatar“?
Machen Sie Witze? Ich habe gerade die Kinderbuch-Verfilmung „A Monster Call“ gedreht, wo ich eine Großmutter spiele, die alles andere als nett ist. Erst am Ende wird klar, wer hinter dieser fiesen Fassade wirklich steckt. Solch eine Rolle empfinde ich als ganz enorme Aufgabe. Ich glaube, jeder Schauspieler sieht eine neue Figur als Herausforderung, bei er sich stets von Neuem fragt: Wie soll ich das schaffen? Das ging mir bei Michelle Bradley in „Chappie“ nicht anders.

Was hat Sie überzeugt, in diesem Roboter-Film als skrupellose Firmenchefin aufzutreten?
Ich war von Neill Blomkamps Kino-Debüt „District 9“ total begeistert, weil er das Science-Fiction-Genre so geschickt nutzt, um eine sehr bewegende Geschichte zu erzählen. Mit solch einem großartigen Regisseur wollte ich unbedingt einmal arbeiten. Hätte Neill mir angeboten, in seinem Film ein Buch zu spielen, hätte ich mit Sicherheit zugesagt!

Für Neill Blomkamp haben Sie auch Ihre Allergie gegen „Alien“-Fortsetzungen ablegt. Was macht Sie für das kommende Projekt hoffnungsvoller?
Man kann solche Fortsetzungen nicht einfach nur zusammenstückeln, solche Geschichten müssen sich organisch entwickeln. Neill hat einen ganz einzigartigen Zugang zu diesem „Alien“-Projekt, der mich von Anfang an begeistert hat. Was er daraus machen wird, stimmt mich sehr hoffnungsvoll.

Wie gut ist Ihr Verhältnis zu moderner Technologie, zu Computern und Robotern?
Ich wünschte, ich hätte eines Tages einen idiotensicheren Roboter, der mir genau erklärt, wie ich mein Smartphone am besten benutze. Ich möchte eine Technologie, die mir hilft – und keine, die mich einschüchtert.

In „Chappie“ wird das Bewusstsein eines Menschen auf einen Roboter übertragen. Fänden Sie diese Idee von Unsterblichkeit faszinierend?
Jeden von uns beschleicht bisweilen das Gefühl, was man im Leben wohl anders machen würde, könnte nochmals damit anfangen. Zum einen klingt diese Idee sehr verlockend. Zum anderen finde ich die Vorstellung ziemlich beängstigend, schließlich wären all jene Dinge, die einem lieb und wichtig ist, dann gar nicht mehr vorhanden. Vermutlich würde man sogar jemand ganz anderen heiraten.

Bill Gates oder Stephen Hawking warnen vor den Gefahren von Maschinen mit künstlicher Intelligenz. Wie sehen Sie das?
Diese Warnung gilt ja nicht für Roboter, die ein eigenes Bewusstsein besitzen, sondern vor Maschinen, die Menschen überlegen sind und uns auslöschen könnten. Der Fortschritt in der Entwicklung von immer perfekteren Robotern ist unausweichlich, deswegen muss man sich diesem Thema stellen. Ich habe keine Angst vor der Zukunft, ich glaube, Roboter können sehr nützlich für die Menschheit sein.

Wie groß ist Ihre Angst vor den zukünftigen Verpflichtungen: Neben einem neuen „Alien“ drehen Sie drei „Avatar“-Fortsetzungen am Stück – wie bekommt man das unter einen Hut?

Ich habe keine Ahnung! (Lacht) Zum Glück hat mein Ehemann gerade seine Schauspiel-Karriere aufgegeben, weil wir das Gefühl hatten, sonst überhaupt keine Zeit mehr gemeinsam zu erleben. Wenn er an der Ostküste auf der Bühne steht und ich in Los Angeles drehe, würden wir uns zwei Jahre lang kaum noch sehen.

Ihre Tochter Charlotte arbeitet als Maskenbildnerin für Horrorfilme. Wird Sie Ihnen als Schauspielerin folgen?
Nein, Charlotte ist eher eine Autorin, die vor allem Spaß haben möchte. An der Schauspielerei hat sie überhaupt kein Interesse, das findet sie ziemlich lächerlich. Wenn sie diesen Beruf einschlagen wollte, würde ich sie mit aller Kraft unterstützen. Aber Charlotte ging schon immer ihren eigenen Weg – und genau das ist mir sehr wichtig.

Glauben Sie an Aliens?
Ich glaube absolut an Aliens und ebenso an Ufos. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass wir die Einzigen in dieser Welt sind und es ansonsten keine Ergebnisse der kreativen Kräfte in diesem Universum gibt – das wäre doch ziemlich enttäuschend. Ich möchte furchtbar gerne noch ein Alien treffen bevor ich sterbe – ein echtes natürlich!

Haben die Aliens Sie je in Albträumen verfolgt?
Ich hatte nur einen einzigen Albtraum mit Aliens und der ist so lächerlich, dass Sie ihn kaum glauben werden: Ich befand mich auf einem Kreuzfahrtschiff und an Bord gab es ein Alien. Natürlich wollte mir das niemand glauben. Deswegen war mein einziger Ausweg, mich fortan unter einem Liegestuhl auf dem Sonnendeck vor dem Außerirdischen zu verstecken.

Das Interview führte Dieter Oßwald.

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