Der deutsche Literaturbetrieb ist mutlos geworden / Julia Kluge

Romane - Die deutsche Literatur schreibt sich ab

Populär, flach, deformiert durch Marketing und Instagram: Die deutsche Romanliteratur dämmert ihrer Bedeutungslosigkeit entgegen. Das meiste kommt über das Stilniveau einer Gebrauchswertprosa nicht hinaus.

Autoreninfo

Daniel Haas lebt als freier Autor in Hamburg. Zuletzt war er Kulturkorrespondent der NZZ in Berlin.

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Die deutsche Gegenwartsliteratur ist heruntergekommen. Sie ist öde, langweilig und – bis auf einige Ausnahmen – durchschnittlich an der Grenze zur Trivialität. Maxim Biller bescheinigte dem hiesigen Buchmarkt bereits 2011, nur noch „Schlappschwanzliteratur“ hervorzubringen. Lässt man den sexistischen Ton außen vor, muss man sagen: Er hat recht gehabt.

Was deutsche Autoren und Autorinnen schreiben, was die Verlage in die Bestsellerlisten stemmen und was dann im „Literarischen Quartett“ an Prosadutzendware medial losgeschlagen wird, ist kulturkritisch, literarästhetisch und im Spiegel der deutschen Literaturhistorie derart kraftlos, dass leidenschaftlichen Leserinnen und Lesern nur eines bleibt: der Griff zu romanischer, angelsächsischer oder osteuropäischer beziehungsweise russischer Dichtung.

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Klaus Funke | Mo., 10. April 2023 - 18:02

Nach wie vor gibt es in DE begnadete Autoren. Ein breites Spektrum anspruchsvoller Literatur. Wenn davon wenig sichtbar wird, liegt es an den Verlagen, die eine Amerikanisierung der Literatur betreiben, flach, unbedeutend, viel blödsinnige Genderei und von Frauen geschriebene Küchenliteratur. Politisches wagt kaum noch ein Verlag: Man könnte sich ja gegen den Mainstream versündigen. Igitt. Wenn sie als neuer Autor Anspruchsvolles schreiben und es an den Mann/Verlag bringen wollen, haben sie keine Chance. Und diejenigen, die oben sind, wie Julie Zeh und andere, zeigen im Grunde wenig Qualität. Alles ist seicht und dem blöden Zeitgeist angedient. Die Zeitungen drucken nur genehme Rezensionen. Im TV keine Literaturverfilmung, nur doofe Krimis, die das Leben nicht widerspiegeln. Warum auch? Deutschland, das Land der Dichter und Denker, ist zu einem Kindergarten verkommen, in dem Kleingeister im grünen Gewand den Ton angeben. Ich bin dazu übergegangen, nur noch Klassiker zu lesen...

... muss man auch sehen, dass die Bildungskatastrophe - wie das Wort schon sagt - katastrophale Folgen für Bildung und Kultur hat, und zwar nicht nur bei den Autoren, bei den Verlagen und bei den Kritikern, sondern vor allem auch bei den potentiellen Lesern.

Daher lassen sich vermutlich einige Sachverhalte auch mit der objektiven wirtschaftlichen Notlage der Verlage erklären.