
- Es gibt die Bösen und es gibt die Grünen
Robert Habeck und Andrea Paluch sind bekannt für ihre Gesellschaftsromane mit politischem Anspruch. In „Ruf der Wölfe“ kommen Schülerfreundschaft, Liebe und grüne Bekehrung zusammen.
Robert Habeck ist Poet. Der Bundesvorsitzende der Partei Bündnis 90/Die Grünen nennt auf seiner eigenen Homepage „Schriftsteller“ als ersten Beruf, und bei gruene.de heißt es: „In Lübeck geboren, studierte er Philosophie, promovierte und war gemeinsam mit seiner Frau als Schriftsteller erfolgreich.“ Auf eine Ko-Autorschaft folgte der Ko-Vorsitz, auf die Schreibpartnerin Andrea Paluch die Politikerkollegin Annalena Baerbock. In der ehelichen Schreibwerkstatt sind Unterhaltungsromane mit politischem Anspruch entstanden, etwa „Der Schrei der Hyänen“ (2004), in dem Deutschlands koloniale Vergangenheit und seine aktuellen Umweltprobleme sich zu einem sonnenuntergangsgesättigten Liebesroman aufaddieren, und Kinder- und Jugendbücher mit ebenfalls politischem Impetus, etwa „Jagd auf den Wolf“ (2001), „Wolfsspuren“ (2005), „Wolfsnacht“ (2011) oder im vergangenen Jahr „Ruf der Wölfe“. Ein nachhaltiges Interesse Robert Habecks am Canis lupus lässt sich nicht leugnen.
Spät wird Jan schlau. Wir sind schon auf Seite 103, als der jugendliche Ich-Erzähler ausspricht, was Robert Habeck nicht schöner hätte sagen können: „Ich muss den Wolf retten.“ Als werdender Mann gehört Jan einer Spezies an, die tendenziell schwer von Begriff ist. Das kluge und hinreichend mutige Mädchen, das er an seiner Seite haben will, heißt Clara, übersetzt: die Helle. Sie ist die Hauptfigur in „Ruf der Wölfe“. Die minderjährige Schülerin befindet sich im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte. Sie hat ganz das Mindset, das es braucht, um gut zu sein und anziehend, also grün in der Binnenperspektive des Buches. Jan war dem Wolf im Wald begegnet. Seitdem steht die namenlose norddeutsche Kleinstadt kopf, mitten im Winter, kurz vor Weihnachten.
Die Pubertät soll politisiert werden
Clara weiß, „dass nicht der Wolf gefährlich ist, sondern der Mensch“. So sieht es auch der Naturschutzbund Deutschland. Im Dezember 2018 sagte Habeck bei einem Termin in Brandenburg, es werde „weder eine Lösung geben, die einen gesellschaftlichen Frieden herstellt, wenn wir den Wolf ausrotten, noch wenn wir naiv nichts ändern“. Clara stellte eine solche Aussage nicht zufrieden. Sie ärgert sich über den „Zubringer für die Umgehungsstraße“, der gebaut werden soll, weil „Autos eben wichtiger sind als Tiere“. Clara wäre die Zierde eines jeden Ortsverbands der Grünen Jugend. Bei PETA ist sie Mitglied, ernährt sich vegan und lehnt Pelz ab. Sie ist, wie es auf Seite 66 heißt, „eifrig“, in jeder politischen Hinsicht.