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Miteinander gegeneinander: Kristin Schwietzer (MDR) und Tom Schneider (HR) / Bastian Brauns

Pro und Kontra in den Tagesthemen - Braucht die ARD mehr konservative Stimmen?

Erstmals präsentierten die Tagesthemen in dieser Woche mit Kristin Schwietzer und Tom Schneider einen Pro- und einen Kontra-Kommentar. Die ARD will damit auch dem Vorwurf begegnen, sie würde politisch zu einseitig berichten. Ein Gespräch über private und professionelle Meinung in den Öffentlich-Rechtlichen.

Bastian Brauns

Autoreninfo

Bastian Brauns leitete das Wirtschaftsressort „Kapital“ bei Cicero von 2017 bis 2021. Zuvor war er Wirtschaftsredakteur bei Zeit Online und bei der Stiftung Warentest. Seine journalistische Ausbildung absolvierte er an der Henri-Nannen-Schule.

So erreichen Sie Bastian Brauns:

Kristin Schwietzer ist Korrespondentin für den MDR, Tom Schneider ist Korrespondent für den HR. Beide arbeiten im Hauptstadtstudio der ARD.

Frau Schwietzer, Herr Schneider, Sie sind die ersten, die in den ARD-Tagesthemen einen doppelten Kommentar sprechen durften – einen pro Schulöffnungen und einen contra Schulöffnungen. Wie ist es zu diesem neuen Format gekommen?

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Tobias Schmitt | Fr., 19. Februar 2021 - 14:16

Vor sechs Jahren hat mal jemand zu mir gesagt, dass der ÖRR Framing betreibt. Ich habe ihn milde angelächelt und mir gedacht, wie man nur so verbohrt und unwissend sein kann. Daran kann ich mich noch gut erinnen.

Heute würde ich mir nichts mehr wünschen, als diesen Propagandasender abzustellen. Sechs Jahre für eine 180 Grad Wendung. Für mich hat das ÖRR Fernsehen seine Existenzberechtigung verloren, weil es eben so einseitig ist.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Journalisten dort gar nicht verstehen, was Menschen wie ich meinen. Und das man jetzt differenziertere Meinungen abbilden will, ist eine existenzielle Angstreaktion.

Das 92% der Voluntäre dort Links/Grün wählen, sagt doch schon alles, oder? Gleich und Gleich gesellt sich gern. Es ist ein strukturelles Problem. Wer wird denn Journalist? Der konservativ traditionsverbundene Einzelgänger oder der linke soziophile Weltverbesserer? Die Frage kann sich ja eigentlich jeder selbst beantworten. Hier liegt das Problem.

Mein Vorschlag:
Aufteilung des Öffentlich-rechtlichen Fernsehen auf die Parteien des Bundestag.
Das wäre doch mal Wettbewerb. Aber da würden aber etliche Journalisten von den Zitzen des Staates abgenabelt ?

Tomas Poth | Fr., 19. Februar 2021 - 14:31

Sofern da nicht nur Schwarz-Weiß Beleuchtung sondern alle Facetten beleuchtet werden, keine politische Indoktrination angeboten und dem Zuschauer die Entscheidung überlassen wird könnte es vielleicht interessant werden.
Was schon mal in den Printmedien unter diesem Format angeboten wurde war einfach nur politisch gefärbt mit Scheinpositionen für Pro&Contra. Das brauchen wir nicht.

Hans Jürgen Wienroth | Fr., 19. Februar 2021 - 14:59

Zitate: „Für … unsere Beiträge haben wir … den Anspruch, Ausgewogenheit und Objektivität zum Maßstab zu machen“. „Man muss als Journalist in der Lage sein, auch die Contra-Meinung zu übernehmen“. „Wir sind immer bemüht, auch konservative Pos. darzustellen. Grundsätzlich will man sich als Journalist aber ungern in eine Ecke stellen lassen. Und wir sollten das auch nicht tun“.
Das sind alles nette Sprüche, aber wie kann ich mit Engagement gegen meine Überzeugung argumentieren? Das wäre ein übermenschliches Verlangen, allein schon deshalb, weil ich viele Gegenargumente nicht kenne oder glaube. Es dauert daher evtl. lange, mich vorzubereiten (z. B. MINT), ggf. sind auch die wissenschaftlichen Quellen nicht bekannt oder ich muss auf Veröffentlichungen mit Verkürzungen u. Vereinfachungen zurückgreifen.
Ein Journalist, der bereits im Tonfall seine Ablehnung gegen best. Meinungen offenbart, kann nicht objektiv berichten und sollte diese im ÖR nicht mehr vertreten. Ergo: Sinnloses Unterfangen.

Im angelsächsischen Raum gibt es Diskussionsclubs wo man so etwas praktiziert. Ist übrigens für Anwälte eine wesentliche Vorraussetzung, da diese selten persönlich die Ansichten ihrer Mandanten teilen dürften.

"Man muss als Journalist in der Lage sein, auch die Contra-Meinung zu übernehmen“.
Nein, muss man nicht, denn das wäre nur scheinheilig. Es würde völlig ausreichend sein, wenn Contra-Meinungen in den ÖR-Medien zugelassen würden; von jenen, die diese Meinung auch haben und spätestens da scheitert es mangels Masse. Ich brauche keinen mit dem Zentralkomitee abgestimmten Kommentar, der dann grimassierend à la Claus Kleber, Rainald Becker oder Caren Miosga vorgetragen wird.

Manfred Sonntag | Fr., 19. Februar 2021 - 15:00

Prima, Herr Brauns. Im Text der beiden ARD-Protagonisten ist eine eindeutig pseudolinksliberale Ideologie erkennbar. Was nützen Kommentare, wenn sie nur zum Schein konservativ sein sollen? In den 2 Zeilen "was wir bei den Tagesthemen meinen, ist keine private Meinung, sondern eine, die entlang journalistischer Kriterien arbeitet" entlarven sie sich selbst. Die aktuellen journalistischen Kriterien sind doch: Framing, PC, Cancel Culture, "Stellung beziehen" und "Haltung zeigen". Ich selbst habe Anfang Dezember den Stecker für jegliche Polit- und Infosendungen von ARD, ZDF, MDR etc. gezogen. Das ideologische Bombardement konnte ich nicht mehr aushalten. Ich war selbst im Leserbeirat einer Tageszeitung. Über Belangloses wie Farben konnte man diskutieren, bei Politik war aber Schluss mit lustig. Es gab einfach keine Antworten. Der ÖRR und die Mainstreammedien sind für mich nichts anderes, als die Fortsetzung der DDR-Staatsmedien DFF etc. mit anderen Mitteln. Genauso beschränkt.

und gehören AUFGELÖST.

Die Ausgeglichenheit und Politische unabhängigkeit ist nicht mehr gewährleistet.

Heute verhalten die ÖR sich wie das Gegenteil der Göbbelsschnauze und sind damit genauso abzulehen.

Ich würde eine Fristlose Kündigung aller dort angestellten empfehlen, da man den Boden des MEdienstaatsvertrages verlassen hat, eindeutig parteilich berichtet und somit vertragsbrüchig ist.

Gelegentlich sehe mich ARTE an, wo es eine franz. Sendung gibt, mit dem Titel 28 Minuten, wo wesentlich differenziert berichtet wird, und die befragten Akteure, sogar ganz unterschiedliche Meinung haben, die sich gegenseitig ausschließen. Besonders über Terror (religiös/politisch) wird ganz anders gesprochen, als in D oder früher über Trump und übrigen Verdächtigen. Das Benennen/Betiteln, wie in D - der rechtsradikale, populistische Brasilienpräsident Jair Bolsonaro, wird dort in Berichterstattung nicht angewendet, wie in D. Das sieht man daran, dass der venezolanische Präs Nicolas Maduro von nebenan, nicht in deutschen ÖR als linksradikaler, populistischer Präsident tituliert wird. Damit ist jegliches ausgewogenes Betrachten ausgeschlossen. Bolsonaro = böse//Maduro = nicht so böse, obwohl er seine Politgegner in den Knast stecken ließ (+ 5 Mio Venezolaner die aus dem Land der bolivarischen Revolution geflohen sind), wie auf Kuba o. in Nicaragua.

Bernd Muhlack | Fr., 19. Februar 2021 - 15:37

FRONTAL - 1993 bis 2000.
Die Protagonisten waren Ulrich Kienzle u Bodo H. Hauser.
In einschlägigen Fachkreisen waren sie ob ihres Aussehens als "Saddam u der Deoroller" bekannt.
Diese Tiraden waren echt, nicht einstudiert!
Leider ist der Deoroller viel zu früh von uns gegangen; er würde heute natürlich als Rechtsextremist gelten.

"Uns beiden ist aber beim Schreiben klar geworden, dass man sehr gut auch die andere Position hätte beziehen können. Man muss das professionell sehen."
Das ist eine sehr interessante Aussage von Frau Schwietzer. Bedeutet das doch, dass ein Journalist quasi nur ein bezahlter Meinungsverbreiter ist.
Quasi wie ein Anwalt, der locker auch die Gegenseite vertreten könnte - pecunia non olet.

Wenn über einem Artikel "Meinung" steht, gehe ich davon aus, dass das auch die Meinung des Autors ist; man kennt sich ja aus, kann das beurteilen (hier im Forum ist es ja ebenso!)

M. Slomka u C. Kleber müssten mMn eigentlich immer mit einem Schild "Meinung" herumlaufen!

Felix Augustin | Fr., 19. Februar 2021 - 16:13

...dass die Kommentatoren ähnlich kontroverse Positionen beziehen, wie wir es aus den Talkshows des ÖR zu genüge kennen. Da streitet man bspw. ob der Lockdown bis Februar oder März gehen soll.
Die heißen Eisen wird man nicht anfassen. Oder doch? Bin gespannt wie lange es dauert, bis nach dem ersten Shitstorm wegen einer AfD Position, der Intendant eilig um Entschuldigung bettelt! Der entsprechende Kommentator wird gefeuert und man gelobt Besserung bei der Auswahl der Themen, wenn man nicht dieses Format gleich wieder einstellt...

Markus Michaelis | Fr., 19. Februar 2021 - 16:19

Ein guter Anfang ist das sicherlich. Der Weg scheint mir aber noch lang. Es ist nicht nur der Journalismus: die Politik lässt die großen Dinge am liebsten vom EuGH treiben, oder wenigstens vom Verfassungsgericht und auch in der Bevölkerung gibt es zu vielen Themen einen Wunsch danach, dass jemand sagt, wie es ist, weniger an offenen Debatten.

Man muss auch so ehrlich sein, dass keine Gesellschaft ganz offen sein kann - das wäre selbstwidersprechend oder selbstzerstörend. Jede Gesellschaft hat sogar sehr viele Themen, die als heilig und nicht diskutierbar gelten - die ändern sich zwar auch, aber indirekter.

Man kann aber in den Darstellungen und Kommentaren mehr signalisieren, dass man sich dieser Dinge bewusst ist und sich nicht ganz blind treiben lässt.

Wolfgang Henning | Fr., 19. Februar 2021 - 18:08

Die Protagonisten erklären selbst ihre Aufgabe, die ihnen vom Sender vorgegeben wurde. Die "Meinung" des örR beruht auf "journalistischen Erkenntnissen", die über jeden Zweifel erhaben sind und eine gewünschte "Haltung" zeigen. Ein Pro- und Contraspiel soll dabei als "Feigenblatt" dienen, um zu verwischen, dass eigentlich keine abweichende Faktenlage gegeben ist. Es ist also ein "Alibispiel" wider der eigenen Überzeugung. Natürlich müssen sie außerhalb ihrer "Rolle" die gewünschte Haltung zeigen. Ihre Karriere wäre ansonsten schnell beendet. Es gilt weiter die Doktrin, dass Meinungen, die dem Mainstream fundamental widersprechen und Gefahr laufen, als rechtslastig angesehen werden zu können, unterdrückt oder ausgegrenzt werden. Wenn man wirklich eine andere Meinung zu Wort kommen lassen will, und das nicht nur spielt, warum lädt man dann diese Stimmen nicht ein und lässt sie aussprechen, ohne ihnen gleich "ins Wort" zu fallen?

ursula keuck | Fr., 19. Februar 2021 - 18:54

In den Studios und Redaktionen von ARD und ZDF sitzen die universellen Wächter der grünen bestimmten politischen Korrektheit.
Immer mehr Menschen lassen sich durch die Wahrnehmung der Wirklichkeit durch die arroganten, linken Talk Gouvernanten beeinflussen.
Es gibt jedoch eine Alternative: Servus TV.
Alleine schon wegen der paritätischen Zusammensetzung der Gäste in den Servus-Talkrunden: „LINKS, RECHTS, MITTE oder Talk im Hangar 7, sowie Corona-Quartett“ könnten unsere Talkshow Experten eine Scheibe abschrieben.

Yvonne Stange | Fr., 19. Februar 2021 - 20:10

.... wird an mir vorbeigehen, der ÖRR ist für mich keine Lebenszeit mehr wert und keinen Cent. Es sollten viel mehr Leute die Gebührenzahlung verweigern. Das wäre mal ein Zeichen, daß diese Einseitigkeit nicht mehr gewollt ist.

Christian Haustein | Fr., 19. Februar 2021 - 20:58

Das Problem ist nicht das konservative an sich. Es ist eher der Umgang damit. Wie man es lebt. Ich finde die meisten Politiker der CDU ziemlich spröde, langweilig. Kein konservativ bedeutet erst einmal nur erhaltend. Welche Werte sind es den erhalten zu werden? In anderen Ländern sind konservative ein wenig geschmeidiger und eleganter. Eine Queen strahlt eine andere Würde aus, wie A.M.Die FDP oder die AFD in Anfangsstadium wirken auf mich liberaler und weltmännischer. Um Dinge zu konservieren, braucht es eben vorallem Ausgeglichenheit, kein haudrauf, Egoismus uns Prahlerei. Dann würde ich mich auch nicht so für dieses Land schämen.

Menzel Matthias | Sa., 20. Februar 2021 - 00:05

Die Nebelkerzen, die jetzt vom ÖRR kommen sind zu spät und lassen den Sinn erkennen. Der Bürger hat sich abgewendet und informiert sich woanders. So leicht lässt sich der deutsche Michl nun nicht hinter die Fichte führen.

Stefan Kreppel | Sa., 20. Februar 2021 - 00:56

des ÖRR widerspricht ihrer ursprünglichen Aufgabe und macht Zwangsbeiträge grotesk.
Der ÖRR versteht sich nicht als Informationsgeber sondern vor allem als Volkserzieher. Nicht nur in politischen Sendungen sondern gleichwohl auch in seichten Serien oder in teuer gedrehten Filmen. Dies verortet man gemeinhin in anndere staatliche Systeme. Leider wird dies durch die Justiz immernoch bestätigt. Adenauers Worte passen auch hier: die innere Ordnung stimmt nicht mehr.

Ernst-Günther Konrad | Sa., 20. Februar 2021 - 09:42

Die Printmedien und online-Medien merken es an verlorenen Abos, an den Einschaltquoten und am Widerspruch der Büger via asozialen Medien und Leserkommentaren, an Mails und Briefe an ihre Redaktionen und vor allem daran, dass ihnen langsam der Geldhahn zugedreht wird. Die GEZ-Gebührenerhöhung und die Klage auf Erhöhung, das alles zeugt von Angst. Redaktionen werden zusammengelegt, hektische Zusammenschlüsse von ganzen Ressorts, die immer lauter werdende Kritik an den "Staatsmedien", ja, der ÖRR hat pure Angst. Auch da droht Personalabbau, Verlust von Privilegien und Versorgung. Gut so.
Was die ARD da machen will ist Flucht nach vorne. Auch das nur für die Galerie. Veränderungen finden bei einem selber statt durch Überdenken des eigenen Standpunktes, dem Gang zurück zu den Wurzeln, dem Willen einem Neuanfang in der Ausrichtung zu wagen. Und genau das, wird nicht passieren. Der Haltungsjournalismus ist eingebrannt und die alternativen Medien wachsen und wachsen ..... ÖRR war gestern...