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In der Theorie der „Critical Whiteness“ werden weiße und schwarze Emotionen hierarchisiert

Politische Korrektheit - Der Schmerz der Anderen

Das Private wird immer mehr politisch, vor allem wenn es um persönliche Leiderfahrungen geht. Doch die Politisierung führt teils zu absurden Verbotsforderungen, mit denen zum Beispiel Rassismus bekämpft werden soll, aber eigentlich befördert wird.

Autoreninfo

Judith Sevinç Basad ist Journalistin und lebt in Berlin. Sie studierte Philosophie und Germanistik und volontierte im Feuilleton der NZZ. Als freie Autorin schrieb sie u.a. für FAZ, NZZ und Welt. Sie bloggt mit dem Autoren-Kollektiv „Salonkolumnisten“. 

So erreichen Sie Judith Sevinç Basad:

Mit Schmerz kann man keine Politik machen, schrieb Hannah Arendt einmal. Denn der Schmerz ist eine derart subjektive Empfindung, dass man ihn automatisch zerstörte, wenn man ihn in das Licht der Öffentlichkeit zerren würde. Denn sobald man versucht, den Schmerz zu beschreiben, ihn als einen greifbaren Gegenstand darzustellen, mit dem man Politik machen kann, verliert das Gefühl nicht nur seine Glaubwürdigkeit. Derjenige, der den Schmerz empfindet, verliert auch seine gesamte Privatsphäre, indem er seine intimsten Empfindungen der Öffentlichkeit zur politischen Bewertung preisgibt.

Im Stern schrieb eine junge Autorin einmal einen Text über den Tod ihres Vaters. Sie erklärte, wie ein Leben in dieser Welt unmöglich für sie geworden sei, weil ihr Umfeld ihren Schmerz nicht nachvollziehen konnte. Wie sie immer wieder die Arme über der Brust verschränkte, weil sie das Gefühl hatte, dass ihr Oberkörper auseinanderbrechen würde. Kurz: Sie versuchte, einen Schmerz zu schildern, den man eigentlich nicht beschreiben kann, weil es für ihn keine Worte gibt. 

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Holger Jürges | So., 11. Oktober 2020 - 11:19

Ganz recht, werte Frau Basad: gegen "vieles ist nichts zu sagen", jedoch, wenn die Empfindung Schmerz - die übrigens durchaus ihren sinnvollen Platz im unserem Leben hat, denn gäbe es Dramen, ewige Gedichte und aufwühlende Bildkunst ohne den Schmerz - instrumentalisiert wird, um in Teilen fragwürdige politische Ziele zu erreichen, ist "Schmerz" ein Instrument der Manipulation. - Diese unmoralische Anmaßung müsste von den Opfern vehement bekämpft werden; das geschieht aber nicht, weil die öffentliche Meinung auf Seiten der sich Anmaßenden steht. - Das ist der eigentliche Skandal: Niemand stemmt sich gegen die perfiden Diskursfallen der Nutznießer eines, wie der anerkannte Göttinger Staatsrechtler Hans Heining es nennt: faschistoid-hysterischen Hygienestaates.

droht uns wohl eher, wenn diejenigen das Sagen haben, die dem "Deutschtum" mit seinen angeblich aussserordentlichen Werten und Tugenden wieder wesentliche Dominanz über alle Lebensbereiche einräumen möchten.

Wenn der Stammbaum wieder zum wesentlichen Qualitätskriterium befördert wird, und migrantischer Hintergrund automatisch Minderwertigkeit bedeutet, ja dann sind wir wieder mitten drin im faschistoiden Staat, der Jubel- und Bilderbuchdeutschen.

Auch wenn Blender das dann als "Nationalromatik" beklatschen.

Wo sollen "diejenigen" eigentlich sein, die ein solches Deutschtum propagieren? Und was interessiert die Meinung dieser paar Promille in der politischen Diuskussion?
Was bringt es Ihnen, diesen äusserst unwahrscheinlichen Strohmann aufzubauen, wenn es doch um die hier diskutierte, sehr viel wahrscheinlicher eintretende, weil in weiten Teilen der akademischen Elite akzeptiert und praktiziert, und daher viel bedrohlichere gesellschaftliche Fragmentierung geht?
Migrnatischer Hintergrund in Deutschland bedeutet übrigens nicht automatisch, jedoch sehr wohl im Durchschnitt, eine unterdurchschnittliche Bildung, und Berufsqualifikation und überdurchschnittliche Abhängigkeit von Sozialstransfers, Betroffenheit von Arbeitslosigkeit sowie Kriminalität. Daraus ableitend eine ratioanle Migrationspolitik zu fordern, hat nichts mit Nationalromantik, jedoch viel mit der volkswirtschaftlichen Starkung/Schwächung Deutschlands zu tun.

Günter Johannsen | So., 11. Oktober 2020 - 11:46

"ich brauche keine zweite Person oder weiße Menschen, die mir sagen, wann meine Gefühle verletzt sind.“ Liebe Frau Judith Sevinç Basad, danke für diesen sehr guten und treffenden Artikel. Eigentlich ist damit zum instrumentalisierten Rassismus in Deutschland alles gesagt! Es geht den "linken Aktivisten" gar nicht um Gleichstellung oder wirkliche Abwehr von Diskriminierung, sondern darum, ihrem Affen Zucker zu geben: nämlich ihr Feindbild zu pflegen und die Klassenfeinde zu Faschisten zu erklären.
„Eigentlich war das der wahre Rassismus: Dass sie nicht glaubten, dass ein Schwarzer der Chef sein kann!"

Lieber Herr Johannsen,

ungefähr dasselbe wollte ich auch schreiben.
Eine kleine Ergänzung meinerseits:
Gestern sahen mein Mann und ich einen Adam Sandler-Film an.
Uns viel auf wie sexistisch dieser war und lachten uns,gerade deswegen, kaputt.
Ich hoffe, dass wir uns in 10, 20 oder auch 30 Jahren immer noch darüber amüsieren dürfen.
Lachen macht gesund und Humor ist, wenn man auch über sich selbst lachen kann.

Brigitte Miller | Mo., 12. Oktober 2020 - 07:35

Antwort auf von Günter Johannsen

schliesse ich mich Ihnen an: im Kompliment an die Autorin, aber auch an Ihre Meinung zum Thema.

Es kommt noch dazu, wer Kolonialismus und Sklaverei nur dem Westen zu ordnet, ist geschichtsblind. Siehe Egon Flaig "Weltgeschichte der Sklaverei " oder: " Laut dem im Senegal geborenen Anthropologen Tidiane N`Diaye sind dem orientalisch-afrikanischen Sklavenhandel 17 Millionen Menschen zum Opfer gefallen (darunter Millionen Europäer). Gegenüber den 11 Millionen Schwarzen, die von Europäern den arabischen (und afrikanischen) Sklavenjägern abgekauft und vor allem nach Amerika verbracht wurden." won
Und zu glauben, man komme ohne Schmerz durchs Leben, wenn die "Täter" alle abgeschafft sind, ist naiv. Wir alle sind auch Täter.

Danke Frau Basad für Ihren feinen Artikel. Wie recht Sie haben,soll folgendes Bei-spiel zeigen.
Wir erleben von der Politik die Hochstilisierung des Islams. Unterstützt vom zer-störerischen Feminismus, von RRG , erleben wir die Zerstörung des christlichen
Glaubens. Der berechtigte Widerstand der Christen bezichtigt uns des Rassismus.
Seit dem fünften Jahrhundert n.Chr. feiert das Christentum das Fest der Heili-gen Drei Könige. Nun entfernt die ev. Kirchengemeinde aus Ulm - und weitere Bistümern diese vorsorglich, demRuf des Rassimus zu entgehen aus der Weihnachts aus der Krippe. Die Holzfigur des Melchiors so der Dekan, ist mit seinen dicken Lippen der schwarzen und unförmigen Figur aus heutiger Sicht eindeutig als rassistisch als anzusehen. Das Drei Königs Singen, die Weihnachtsgeschichte müssen dem Islam weichen.
Die Heiligen Drei Könige kamen aus dem Morgenland. Kaspar versinnbildlicht Eu-ropa, Melchior Afrika, Balthasar Asien. Es steht für Gott, für die Welt, für alle Menschen.

Maria Fischer | So., 11. Oktober 2020 - 12:25

in jeglicher Form hat politische Hochkonjunktur, wird gefördert und gut bezahlt.
Viel Frauen reduzieren sich damit selbst, was ihnen anscheinend wenig ausmacht.
Jeden Tag Dschungelcamp oder so ähnlich.
Zur Abwechslung würde ich gerne einer Diskussion beiwohnen, in der Frauen aus der SPD, CDU und Grüne, z.B. über Frau Dr. Wagenknechts Dissertation „Die Grenzen der Auswahl. Sparentscheidungen und Grundbedürfnisse in entwickelten Ländern“, inhaltlich debattieren und Stellung beziehen.
Das würde mich brennend interessieren.
Eine solche Diskussion könnte Houellebecqs These, in der er "fälsch­li­cher­wei­se" Frauen als „freundliche, aber dumme Nüsse“ bezeichnet, „im Prinzip harmlos“, die inzwischen einzig durch ihre „entwaffnenden Mangel an Scharfsinnigkeit“ gefährlich würden“, entschärfen.

Heidemarie Heim | So., 11. Oktober 2020 - 15:56

Beim Kauf einer Benimmfibel für Weiße sollte man unbedingt eine Gratisprobe Ritalin beifügen um nicht ausschließlich literarisch gegen das Aufmerksamkeitsdefizit des weißen Käufers und seiner Emotionen vorzugehen.
Nach der so profunden Diagnostik von Frau Bönkost werde ich Montag früh, und das sollten alle not coloured people tun!, sogleich einen Termin mit dem, huch Problem;) ebenfalls weißen, kolonialistisch geprägten Psychiater ihres Herzens vereinbaren um unmittelbar mit der Neurosen-Therapie zu beginnen. Ich plädiere für eine Art Konfrontationstherapie: z.B. der fehlgeprägte Rassist in einen Raum voller potentieller Opfer wo man einen lockeren Stuhlkreis um den so psychisch Vorbelasteten bildet. Oh, ich merke gerade an mir selbst wie der Wahnsinn oder soll ich besser sagen Wahnwitz massiv fortschreitet;)! Gegen die Fässer, die da aktuell aufgemacht werden, ist die Büchse der Pandorra in der Tat harmlos. Danke liebe Frau Basad und auch Herr Onuegbu für das Stück Normalität! MfG

Manfred Sonntag | So., 11. Oktober 2020 - 18:06

In dem Artikel von Frau Sevinç Basad wird sehr gut beschrieben wie diese „Aktivisten“ mit der Gender- und Identitätspolitik der Gesellschaft totalitäre Züge überstülpen wollen. Schuldgefühle werden in allen Ideologien auf infamste Weise erzeugt. Egal ob die Islamisten die Gottesfurcht, Linke & Linksliberale die Furcht vor der Klimakatstrophe oder die Faschisten die Furcht vor allen fremden Kulturen zelebrieren. Immer haben deren Anhänger Furcht vor eigenem vermeintlichen Fehlverhalten und deren Folgen. Den einen droht die Steinigung, den anderen das Berufsverbot oder der öffentliche Pranger. Die Folge: Angst frisst den Verstand und dann ist es nicht mehr weit zur Diktatur. Weiterhin wird damit die Blockwartmentalität, das Denunziantentum und die Verleumdung gefördert. Unsere Freiheit, unsere Demokratie werden von vielen Seiten bedroht. Wir sollten "Aus Liebe zu Deutschland" den Warnruf von Abdel-Samad ernst nehmen.

Bernd Muhlack | So., 11. Oktober 2020 - 19:02

Ich habe diese mir bisher unbekannte Person gegugelt - Volltreffer!
Ich hatte nichts anderes erwartet!

"Ich musste erst einmal lernen meinen eigenen Rassismus zu begreifen..."
... und bereits mit neun Jahren konnte ich mich selbständig anziehen, sogar meine Schuhe schnüren; okay es waren Klettverschlüsse."
Sie bietet u. a. Workshops zu dem Thema
"Wie vermeide ich Alltagsrassimus?" und Gedöns an.
Bitte, wer das nötig hat.
Das ist wie bei der Telefonauskunft - da wird man geholfen - Blubb.

"Hart aber fair" mit dem Mohrenkopf habe ich gesehen; diese zwei "Erfinder der neuen Sprache, Zusammenleben" waren kongeniale Vertreter der Bönkost-Fraktion.
Aus dem Nichts, der Tiefe des unendlichen Raumes laberte der Herr "Theologe" x plötzlich etwas von AfD. Selbst Plasberg würgte ihm kopfschüttelnd das Wort ab. Sinnfrei!

Ich zitiere gerne Asterix oder Tatorte, tolle Sprüche!
Bönfeld & Co?
"Am liebsten sind mir die Menschen deren Bekanntschaft mir erspart bleibt."
Prof. Dr. Boerne.

Frau Basad:?

Armin Latell | So., 11. Oktober 2020 - 19:25

der genau zeigt, dass diese ganze unsägliche Rassismusdebatte (in der BRD) politisch okkupiert und instrumentalisiert wird, von welchem Klientel muss nicht explizit erwähnt werden. Das wäre alles kein Thema, würden nicht die Medien dieses "Nichtthema" aufbauen und aus Mücken Elefanten machen. Ein willkommenes Thema, um von echten Problemen abzulenken. Hat nicht der sogenannte Bundespräsident der BRD, Steinmeier, ausgerufen, es reiche nicht, nicht rassistisch zu sein, sondern explizit Antirassismus gefordert? Eine offizielle Aufforderung, einer marxistischen Ideologie zu folgen. Und jeder Möchtegernpolitiker glaubt nun in merkelscher Manier, auf diesen Zug aufspringen zu müssen. Einer von vielen kleinen Sargnägeln für Demokratie und Rechtsstaat.

Ernst-Günther Konrad | Mo., 12. Oktober 2020 - 07:40

deshalb habe ich mit niemand MITLEID, sondern Mitgefühl. Ich habe beruflich mit einigen Opfern von sexueller Gewalt zu tun gehabt. Manche Taten wurden aus den unterschiedlichsten Gründen vorgetäuscht und in anderen Fällen war eine sich abenteuerlich anmutende Tatschilderung am Ende wahr. Es ist schwierig, das sofort und gleich zu erkennen. In keinem Fall war aber der Auslöser der Anzeige der Gedanke, man wolle auch mal als "Opfer" dazu gehören. Inzwischen sind die Meldungen über angeblich Jahre zurückliegende Übergriffe inflationär und schadet den Menschen, die wirklich Opfer wurden und bis heute leiden.
Alles und jeden, auch noch so harmlosen Vorgang zu einem sexuellen Übergriff zu erklären schadet den Opfern nur.
Niemand vermag den Schmerz eines anderen zu gewichten, auf einer Skala irgendwo einzuordnen. Schmerz ist ganz persönlich empfundenes Leid und das muss jeder für sich selbst bewältigen, kann allenfalls mit Hilfe Dritter gelindert werden. Öffentlichkeit hilft da am wenigsten.

bernhard schwarz | Mo., 12. Oktober 2020 - 10:25

Wer die Menschen kennt wird F.N. verstehen :
im Grunde genommen verzeihen sie dir immer nur
deine Fehler.
Hoffnung besteht solange solche Artikel erscheinen.
Vielleicht wachen ja doch noch ein paar "Öffentlich-Rechtliche" auf.

Walter Bühler | Mo., 12. Oktober 2020 - 14:59

Irgendwie hat es Frau Dr. Jule Bönkost doch toll gemacht: Sie zeigt, dass man im heutigen Deutschland als blonder Weißer ganz gut vom Anti-Rassimus leben kann. Man muss sich nur zum medial anerkannten Fürsprecher der betroffenen PoC aufschwingen, und schon fließt die Knete! Ein Mensch wie Herr Onuegbu muss sich dagegen deutlich mehr anstrengen, um an sein Geld zu kommen. Am Beispiel Bönkost könnte man fast sagen: wieder einmal zeigt sich die schlaue Überlegenheit der blonden Rasse, selbst im Anti-Rassismus.