
- Helle Zeiten, dunkle Tage
Die Paulskirche ist in einem schlimmen Zustand. Wo das erste deutsche Parlament tagte, regiert heute die Tristesse. Sollte man die ehemalige Kirche historisch rekonstruieren? Darüber streitet man in Frankfurt verbissen
Mit schwarz-rot-goldenen Flaggen, Glockengeläut und Kanonendonner wurden die ersten frei gewählten Volksvertreter 1848 in Frankfurt begrüßt. Sie zogen am 1. Mai in die Paulskirche ein, bildeten dort die Nationalversammlung, die Urzelle der deutschen Demokratie. Heute empfangen vergilbte Schautafeln im düsteren Erdgeschoss der Paulskirche Schulklassen und Touristen. Die meisten Besucher verbringen keine Viertelstunde in diesem abweisend trostlosen Nationaldenkmal. Nun muss es saniert werden, doch in Frankfurt haben noch nicht viele begriffen, welche Chance sich dadurch bietet.
An einem Sommervormittag steht Brigitte Krone vor dem Haupteingang der Paulskirche und wartet auf den Oberbürgermeister. Sie trägt ein türkisfarbenes Sommerkleid und ist dezent geschminkt. Zur Verstärkung hat sie ihren Neffen mitgebracht. Florian Schoelkens hat sein Hemd locker über der Hose hängen, die Baseballkappe falsch herum auf dem Kopf und interessiert sich sehr für historische Bauten. Der 29-Jährige hat gerade sein Studium der Kunstgeschichte abgeschlossen.