
- Panik regiert
Der Intendant des Saarländischen Rundfunks hat ein Gütesiegel für Qualitätsjournalismus gefordert. Dazu wird es glücklicherweise nicht kommen. Der unrealistische Vorschlag zeigt, wie sehr die öffentlich-rechtlichen Medien in die Defensive geraten sind
Das Saarland ist bekannt für seine Fleischwurst namens Lyoner, seine Bundespolitiker namens Altmaier, Maas und Kramp-Karrenbauer, vielleicht auch für eine Rebsorte namens Elbling. Für seinen Rundfunk war das Saarland bisher nicht bekannt. Das kleine Land mit seinen knapp einer Million Einwohnern gönnt sich eine eigene öffentlich-rechtliche Anstalt. Die Gründe für deren Notwendigkeit verlieren sich im Dunkel der Geschichte. Nun ist mit einem Paukenschlag der Saarländische Rundfunk auf die bundespolitische Bühne zurückgekehrt: Intendant Thomas Kleist fordert ein „europäisches Gütesiegel für Qualitätsjournalismus“. Worauf sich die Frage erhebt: Ist das noch Demokratie, oder kann das weg?
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk steht von vielen Seiten unter Beschuss. Als Rentenversorgungssystem mit angeschlossener Contentproduktion wurde er schon verspottet, als „Staatsfunk“ verhöhnt. Wer sich den täglichen Tort der „Tagesthemen“ oder des „heute Journals“ antut, kann den Eindruck gewinnen, dass Ausgewogenheit in der Kommentierung ein scheues Reh ist. Der Höhenflug der Grünen erfährt Geleitschutz, Migration und Europäische Union werden a priori begrüßt. Die Marktwirtschaft hat meistens Pech. Auch in der Berichterstattung siegt zuweilen die Haltung über das Faktum. Und Haltung nistet links der Mitte.