
- Schönheit? Bitte nur mit Sachzusammenhang!
In München wird Werbung verboten, wenn sie „die sexuelle Attraktivität der Frau ohne Sachzusammenhang“ darstellt. Viele feiern das als Signal gegen Sexismus. Aber warum gilt das eigentlich nicht für Männer? Und wer definiert den „Sachzusammenhang“ von Schönheit?
Die philologische Bildung kennt bessere Zeiten, das Latinum kriselt vor sich hin, und der Liberalitas Bavariae ist auch schon ganz schlecht. Wenn alles mit allem zusammenhängt, führt in München ein gerader Weg vom Abbau alten Weltwissens hin zur neuen Prüderie, wie sie nun der Münchner Stadtrat angeordnet hat. Einstimmig wurde dem Sexismus im öffentlichen Raum die rote Karte gezeigt. Was aber ist Sexismus? „Wenn die sexuelle Attraktivität der Frau ohne Sachzusammenhang gezeigt wird.“
Münchener Devise: „Wegschauen und abhängen“
Das lässt aufhorchen in mancherlei Hinsicht. Statt „Leben und leben lassen“ heißt die Stadtmünchner Devise neuerdings „Wegschauen und abhängen“. Auf Geheiß des Souveräns, als dessen Repräsentanten wir uns den Stadtrat bis auf Widerruf vorzustellen haben, soll künftig auf Werbeflächen der Stadt keine sexistische, keine „frauenfeindliche“ Werbung mehr gezeigt werden dürfen. Der Stadtrat gibt also die Existenz sexuell attraktiver Frauen in München zu – „immerhin“, mag sich Uschi Obermaier in ihrem kalifornischen Exil denken –, stellt aber den aufreizenden Schauwert unter streng gefasste funktionalistische Bedingungen. Gezähmt werden soll Eros, indem man ihm die sittenstrenge Göttin Aidos beigesellt.