
- #Tabuerhalt
In der Metoo-Debatte werden, wie in anderen öffentlichen Diskussionen um sexuellen Missbrauch auch, nur die Täter an den Pranger gestellt, die schon an Macht und an Einfluss verloren haben. Die Herrschenden kommen nicht zu Fall
Man könnte es für eine Revolution halten. Kein Tag ist zuletzt vergangen, an dem nicht ein Hollywoodstar, ein Politiker oder auch mal ein ganz normaler Chef als sexuelles Monster geoutet wurde. Die Öffentlichkeit steht kopf. Frauen klagen an, Produktionsfirmen richten Hotlines ein, männliche Journalisten publizieren kleinlaute Kommentare. Auf einmal reden alle über das, was jeder wusste. Nun plötzlich ist das ein Riesenskandal.
Es wirkt wie ein qualitativer Sprung. Gestern noch war den Mächtigen der Zugriff auf die Genitalien ihrer Untergebenen eine Selbstverständlichkeit, heute scheint das vorbei zu sein. Obwohl diese Revolution, wie jede andere, durchaus hysterische Züge trägt, ist sie wichtig. Es darf nicht sein, dass jungen Menschen, die Karriere machen wollen, die sexuelle Integrität genommen wird. Höchste Zeit, dass wir ein neues Verständnis von menschlicher Würde entwickeln.