
- Der frühe Moderne
Heute vor 550 Jahren wurde in Nürnberg Albrecht Dürer geboren. In seiner Malerei ist er der ewige Zeitgenosse. Egal, ob sein berühmter Hase oder seine Selbstinszenierung mit Bart und Pelzrock: Dürers Bilder packen uns, als wären sie gestern entstanden.
Irgendwie wirkt unser aller Dürer auf diesem Selbstbildnis wie ein Zeitgenosse. Nicht gerade topaktuell gestylt, da fehlt es am sorgfältig getrimmten Kopf- und Barthaar. Doch im Summer of Love 1967 von San Francisco wäre der langmähnige Mann unter all den Blumenkindern nicht sonderlich aufgefallen. Gepflegt ist sein Look schon, dem gelockten, rotbraunen Haar des Meisters musste die Brennschere für den Porträttermin nur ein wenig nachhelfen.
In der Tat nimmt Albrecht Dürer, ein verfrühter Moderner, das Selbstbild des Künstlers als Messias vorweg. Und das buchstäblich: Die Malerhand formt ihre Finger vor dem Pelzkragen zur Malgebärde ohne Pinsel. So spielt sie an die im Ostchristentum damals verbreitete Idee vom Acheiropoieton an, der nicht von Menschenhand gemalten Ikone. Ihr Urbild ist jenes Schweißtuch, worin das Gesicht Jesu sich einprägte. Eine barmherzige Frau hatte dem Schmerzensmann am Passionsweg nach Golgatha das lindernde Tuch gereicht.