- Offener Antisemitismus auf deutscher Bühne
Bei Festivals geht es längst nicht mehr nur um Musik und Feiern: Die Politisierung schlägt auch hier zunehmend Wellen – besonders beim Thema Israel. Jüngstes Beispiel: der Auftritt des US-Rappers Macklemore beim Deichbrand-Festival.
Auf Festivals zeigt man heutzutage bekanntlich Haltung. Früher soll es einmal anders gewesen sein: Damals ist man gar noch zum gemeinsamen Musikhören und Feiern auf Festivals gegangen. Politische Feindbilder wurden – wenn vorhanden – höchstens am Rande und allein unter den Teilnehmern kultiviert. Zwar war auch damals schon Kapitalismuskritik auf den Megapartys en vogue, das heutige Maß an Politisierung geht jedoch auf Entwicklungen der letzten Jahre zurück. Es bleibt heute nicht mehr bei kurzer öffentlicher Kritik, vielmehr geht es immer häufiger gezielt unter die Gürtellinie – ganz besonders natürlich beim Thema Israel. Denn Antisemitismus ist in der Popkultur seit dem 7. Oktober und dem daraus resultierenden Krieg in Gaza regelrecht salonfähig geworden.
Skandal mit Ansage
Dass dieses Jahr auch das Deichbrand-Festival mit derartigen Ausuferungen „bereichert“ werden würde, dürfte daher wenig überraschen. Bereits im Voraus hatte der Zentralrat der Juden in Deutschland von einem Besuch des Festivals abgeraten, und der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, erklärte, dass die Einladung des US-Rappers Macklemore zu Festivals wie dem Deichbrand ein eindeutiges „Alarmzeichen“ sende und den Besuch für jüdische Menschen unsicherer mache. Was sich auf den ersten Blick zugegeben ein wenig drastisch anhören mag, hat jedoch einen ganz konkreten Hintergrund: Denn Macklemore hatte sich bei vergangenen Auftritten wiederholt höchst israelkritisch, teilweise sogar eindeutig antisemitisch geäußert – vom Veranstalter ausgeladen wurde er jedoch trotzdem nicht.
Daher kam es am vergangenen Wochenende dann bei Cuxhaven, wie es kommen musste. Beim diesjährigen Deichbrand-Festival erklärte der Rapper auf Englisch: „Ich bin sicher, dass es Menschen gibt – vielleicht sogar hier im Publikum –, denen gesagt wurde, dass es antisemitisch sei, sich gegen den Völkermord Israels am palästinensischen Volk auszusprechen. Lasst euch nicht von der kolonialen Sprache täuschen.“ Weiter erklärte er selbstbewusst, es habe „Druck gegeben – von einigen in der deutschen Regierung, von Institutionen, von Sponsoren, hinter verschlossenen Türen –, um mich davon abzuhalten, das hier zu sagen. Um mich und meinen Auftritt heute Abend abzusagen“. Trotzig ließ der Interpret dann das Publikum „Free Palestine“ skandieren.
Macklemore als Wiederholungstäter
Das spezielle Verhältnis des Amerikaners, der bürgerlich Ben Haggerty heißt, zum Judentum geht den aktuellen Auseinandersetzungen im Nahen Osten schon lange voraus. Bereits im Jahr 2014 trug Macklemore bei einem Überraschungsauftritt in Seattle ein Kostüm mit schwarzer Lockenperücke, langem Bart und auffälliger Hakennase – was natürlich schnell Bilder antisemitischer Karikaturen hervorrief. Nach heftiger Kritik entschuldigte sich der Künstler in aller Öffentlichkeit. Wäre es bei dieser Aktion geblieben, so hätte man Macklemore über zehn Jahre später vermutlich kaum noch mit dem Thema in Verbindung gebracht. Man erinnere sich nur an den britischen Ex-Royal Prince Harry, der sich 2005 zu einer privaten Kostümparty als deutscher Afrika-Korps-Offizier mit Hakenkreuz-Armbinde verkleidete. Auf den Skandal folgte prompt eine Entschuldigung des jungen Prinzen. Es habe sich bei der Aktion um einen gedankenlosen jugendlichen „Scherz“ gehandelt, ohne dass er die historische und moralische Tragweite der Symbolik wirklich bedacht hatte. In seiner Autobiografie „Spare“ (2023) beschreibt er Jahre später, wie beschämend diese Vorfälle für ihn rückblickend sind und dass er daraus gelernt habe.
Anders sieht das jedoch bei Macklemore aus. Insbesondere seit dem 7. Oktober und dem Ausbruch des Gazakriegs tritt der Rapper aus Seattle dezidiert als einer der öffentlichkeitswirksamsten Kritiker des jüdischen Staates in Erscheinung. Bereits ganz zu Anfang der israelischen Militäroperationen im Gazastreifen, im November 2023, bezeichnete der Rapper das Vorgehen der israelischen Regierung gegen die Hamas als „Genozid“, ohne den Terrorangriff der Hamas im Oktober 2023 oder die Geiselnahmen überhaupt zu thematisieren und die Geschehnisse in ihren jeweiligen Kontext einzuordnen.
Seitdem nimmt der Amerikaner kein Blatt mehr vor den Mund: In seinem Lied „Hind’s Hall“ von 2024 nennt er Israel einen „Apartheidstaat“ und rappt erneut lautstark von einem „Genozid“. Dabei kritisierte er insbesondere die Israelpolitik von Joe Biden und forderte finanzielle Konsequenzen. Die Erlöse aus dem Song wolle er an die UNRWA spenden. Doch auch diese ist nicht unumstritten: Das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten steht im Verdacht, dass Teile ihrer Einrichtungen von Hamas und verwandten terroristischen Gruppierungen missbraucht werden. In einzelnen Fällen wurden UNRWA-Mitarbeiter beschuldigt, an Terroranschlägen beteiligt gewesen zu sein oder öffentlichkeitswirksam antisemitische Inhalte verbreitet zu haben. Die USA als wichtiger Financier stoppten unter Präsident Trump zeitweise sogar ihre Zahlungen, weil sie der Ansicht waren, dass UNRWA den Nahostkonflikt eher befeuere und polarisiere, als ihn zu lösen.
Bewusste Manipulation im Musikvideo
Im Musikvideo des Songs „Fucked Up“ von Februar 2025 stellte Macklemore darüber hinaus einem Bild eines palästinensischen Jungen mit erhobenen Armen im Westjordanland ein Holocaust-Bild aus dem Warschauer Ghetto gegenüber – ein gängiges Motiv, den Israelis die gleichen Verbrechen vorzuwerfen, deren Opfer sie einst in der Schoa wurden. Insbesondere für uninformierte Dritte ist diese dekontextualisierte Darstellung eines unendlich komplexen Konfliktes jedoch äußerst perfide. Sie zielt, statt ausgewogen zu sensibilisieren, bewusst darauf ab, ein mutmaßlich größtenteils sehr junges Publikum zu emotionalisieren und gegen den sich nach wie vor selbst verteidigenden Judenstaat zu mobilisieren.
Vor dem Hintergrund all dieser Entgleisungen bekommt auch die Verkleidung aus dem Jahr 2014 ein „Geschmäckle“. Es erhärtet sich somit nur der bisherige Verdacht, dass es sich hier nicht um eine abwägende und kontextualisierende Kritik an einer unliebsamen Regierung handelt, sondern dass das antisemitische Stereotyp als Schablone für ein ganzes Volk beziehungsweise eine gesamte Glaubensgemeinschaft herhalten muss.
Ob Macklemore daher die politische Bühne bewusst bespielt oder ob er selbst nur zum Sprachrohr seiner zunehmend radikalisierten Fanbasis geworden ist, bleibt dahingestellt und wird in den kommenden Wochen in Deutschland noch breit diskutiert werden. Fakt ist allerdings: Die Grenzen zwischen legitimer Kritik an israelischer Politik und antisemitischen Narrativen verschwimmen in der Popkultur immer mehr. Das hätte auch den Veranstaltern des Deichbrand bewusst sein müssen. Festivals, die einst Orte der Unbeschwertheit waren, geraten auf diese Weise zu Bühnen einer hochpolitisierten Inszenierung, deren Schlagzeilen weniger von Musik, sondern vielmehr von Kontroversen bestimmt werden. Vielleicht ist das ein Spiegel unserer Zeit – oder einfach ein bitteres Zeichen dafür, wie schwer es geworden ist, noch miteinander zu feiern, ohne gegeneinander Stellung beziehen zu müssen. Gerade für junge Menschen ist das sehr zu bedauern.
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Wollten auch die Super Nova-Festival-Besucher lieber Herr Uphoff. Und beim betrachten des Artikelfotos stelle ich mir gerade vor, wie man aus dieser skandierenden Menge junger Menschen mal so 360 an der Zahl mit einem Kreuz und Datum ihres Todes versehen, und was dieser Künstler dazu rappen würde. Geschmacklos ist das einzige was mir im Zusammenhang mit dieser Veranstaltung seitens aller der dafür Verantwortlichen dafür einfällt! Pfui Teufel! MfG
Allein die Tatsache, daß solche Themen von den Qualitätsmedien nicht kund getan werden spricht Bände.
Hier zeigt sich deutlich, von wem Antisemitismus in 99% der Fälle ausgeht.
Das will man im links/grünen Spektrum jedoch einfach nicht zur Kenntnis nehmen, daß es ihre eigene Anhängerschaft ist, die sich hier als Nazis outen.
Es gibt nicht umsonst den Begriff "Linksfaschismus".
So viele fühlen sich dazu berufen!
Dazu kommt mir dieser Text wieder in den Sinn:
" Der UNO-Menschenrechtsrat (in Genf) hat seit seinem Bestehen Israel 104-mal verurteilt, das ist öfter, als alle anderen Länder dieser Welt zusammen je gerügt worden sind
Dabei sitzen in diesem Gremium so ausgewiesene Experten für Menschenrechte wie etwa Kuba, China, Eritrea oder Katar
Auch die UNO-Generalversammlung wirkt wie eine Versammlung der Antisemiten:
Seit 2015 hat sie Israel 140-mal verurteilt
Andere Staaten, die man im Gegensatz zu Israel als notorische Diktaturen und bewährte Kriegsverbrecher-Regimes bezeichnen muss, wurden dagegen kaum je massgeregelt. "
Markus Somm, Nebelspalter
"Schweiz stimmt gegen Israel. Eine Schande"
"Der UNO-Menschenrechtsrat (in Genf) hat seit seinem Bestehen Israel 104-mal verurteilt, das ist öfter, als alle anderen Länder dieser Welt zusammen je gerügt worden sind."
Bedarf es dann überhaupt einem UNO-Menschenrechtsrat ???
Nach dem Verständnis einiger Leute sitzen dort doch sowieso nur Antisemiten, oder ???
Ich hinterfrage im Prinzip die deutsche Politik und wie sie so opportun mit den politischen Fakten umgeht.
„Es erhärtet sich somit nur der bisherige Verdacht, dass es sich hier nicht um eine abwägende und kontextualisierende Kritik an einer unliebsamen Regierung handelt, sondern dass das antisemitische Stereotyp als Schablone für ein ganzes Volk beziehungsweise eine gesamte Glaubensgemeinschaft herhalten muss.“ Da haben sie sehr sachlich und zutreffend formuliert. Ich denke, das können viele hier im Forum unterschreiben. Und vor allem passiert eines. Es hilft unter dem Strick weder den einen noch den anderen, wenn sich gegenseitig das Existenzrecht abgesprochen wird, wenn weiterhin Bomben Frieden schaffen sollen und wenn Israel glaubt, mag man das Massaker von 2023 noch so emotional werten, dadurch käme man dem Frieden einen Schritt näher.
Und was hören wir von den Msm und den deutschen Politikern, die doch allzu gerne bei jeder Gelegenheit behaupten, Israels Sicherheit sei Staatsräson? Genau nichts. Und derweil wird unsere Jugend auf einem Musik Konzert politisch gelenkt.
Die Büchse der Pandora wurde politisch bereits vor Jahren geöffnet.
Das Resultat ist daß die Hoffnung, die zuletzt in ihr verblieb, nun auch noch durch die täglichen Tatsachenverdrehungen jeglicher politischer Couleur stiften gegangen ist.
Legt man eine aktuelle Karte über das ursprüngliche Gebiet, das die Briten Israel zugestanden haben, wird dessen Expansionskurs mehr als deutlich.
Nun kann man anführen das Land fühlt sich von seinen Nachbarn bedroht ...
Nun, ich bin kein Antisemit, jedoch finde ich die Größe des heutigen Staatsgebiets von Israel spricht eine deutliche Sprache.
Rapper als Künstler zu bezeichnen, dieses völlig unmusikalische Gegröle ist unterstes Niveau.
nicht angewendet, der jetzt angesagt ist, wie z.B. "humanitäre Stadt" für sowas wie ein KZ in Gaza.
Von meiner Israel Reise hatte ich den Eindruck gewonnen, das es kein Palästinensergebiet gibt, auf Karten war es nicht zu erkennen. Dafür war in der Realität des Westjordanlandes ein Militärposten nach dem anderen vorhanden, Ich fühlte mich an meine Jugend im Sperrgebiet der DDR erinnert. Man weiß in Israel nicht wer wen bedroht, insbesondere die Uzi, die anstelle einer Umhängetasche von zivilen Personen getragen wird, erzeugt kein besonderes Gefühl von Sicherheit.
Lieber Herr Süßenguth-Großmann, fragen Sie doch mal die Leute, die die UZI tragen, wieso sie das tun und ob sie bei ihnen ein Gefühl der Sicherheit erzeugt. Die werden überzeugende Argumente haben und sich das sehr genau überlegt haben.
ich Fotos wie oben von Massen sich wohlfühlender Haltungsmenschen sehe, kommt mir immer das Bild aus dem Film "Independence Day" (Version 1996) in den Sinn, wo eine ebensolche Menschenmenge verzückt auf dem Hochhausdach tanzt, in freudiger Erwartung, dass sich das Raumschiff über ihren Köpfen doch endlich öffnen möge. Die anschließenden Gesichter und Reaktionen - oha, die meinen es ja gar nicht gut mit uns - wird man auch hier spätestens dann beobachten können, wenn ihre islamistischen Mitstreiter gegen Israel das Ruder übernommen haben werden. Was jetzt schon in Schulen, in Notaufnahmen und in weiten Teilen Berlins stattfindet, ist nur der Hauch eines Vorgeschmacks.
rechtsextremen Parteien regiert wird und dass im Gazakrieg der letzten Jahre mindestens 10x soviel Palästinenser sterben mussten wie Israelis am 7. OKTOBER 2023. Ganz zu schweigen von der Zerstörung Palästinas. Wer untersucht eigentlich wal die verspätete Reaktion der israelischen Regierung auf den 7.10.? Fakt bleibt auch, dass der gemeine, verzogene Deutsche es auch hinnehmen würde, wenn 500000 Palästinenser in diesem Krieg sterben würden. Mir scheint es manchmal so, als habe der Holokaust ein enormes politisches Kapital geschaffen, der gegenüber Israels Politik alles rechtfertigt.
Und dann diese Artikel, bei denen Provokateure willenlos auf antisemitische Äußerungen abgeklopft werden... Für mancheinen ist das eine Motivation, jedes Fettnäpfchen mitzunehmen, da es im Grunde das Naziverhalten mit umgekehrten Vorzeichen darstellt. Zum Fremdschämen.
Folgendes Zitat des Autors stößt übel auf:
"bezeichnete der Rapper das Vorgehen der israelischen Regierung gegen die Hamas als „Genozid“, ohne den Terrorangriff der Hamas im Oktober 2023 oder die Geiselnahmen überhaupt zu thematisieren und die Geschehnisse in ihren jeweiligen Kontext einzuordnen."
Es ist für mich nicht klar, welcher "Einordnung" es bedarf. Die terroristischen Angriffe der Hamas sind für die Frage, ob Israel einen Völkermord begeht, unerheblich. Völkermord gegen Terroristen ist immer noch Völkermord.
das unserer „Qualitätsmedien“ hierzu schweigen.
Lief die Sache mit den grölenden Besoffenen auf Sylt damals in den Abendnachrichten rauf und runter, wurden in Folge dessen ganze Existenzen vernichtet, etc. kann also so ein Rapper hier vor Tausenden mitfeiernden Lemmingen seinen Judenhass zelebrieren und nichts passiert.
Man stelle sich ein Konzert als „rechts“ definierter Musikgruppen vor, bei dem über Ausländer gelästert oder sogar schlicht nur Fakten (erhöhte Kriminalitätsrate, etc.) besungen würden...
Aber gut, man kennt es längst so. Es sind Selbstverständlichkeiten in diesem ach so tollen, guten, bunten Deutschland.
Wie ich schon oft schrieb: dieses Narrenschiff Deutschland nimmt eh niemand mehr ernst, am wenigsten wohl Israel.
Man nimmt zur Kenntnis, dass hier ein Ausmaß an Dummheit und Scheinheiligkeit herrschen, dass jegliche Einmischung eh vergebens wäre.
Mein obiger Beitrag steht bereits unter "Nervensägen gegen Rechts" und sollte dort auch hin.
Hier sollte ein anderer stehen, den ich auch abgeschickt habe...
Ich probiere es nochmal.
das unserer „Qualitätsmedien“ hierzu schweigen.
Lief die Sache mit den grölenden Besoffenen auf Sylt damals in den Abendnachrichten rauf und runter, wurden in Folge dessen ganze Existenzen vernichtet, etc. kann also so ein Rapper hier vor Tausenden mitfeiernden Lemmingen seinen Israel-Hass zelebrieren und nichts passiert.
Man stelle sich ein Konzert als „rechts“ definierter Musikgruppen vor, bei dem über Ausländer gelästert oder sogar schlicht nur Fakten (erhöhte Kriminalitätsrate, etc.) besungen würden...
Aber gut, man kennt es längst so. Es sind Selbstverständlichkeiten in diesem ach so tollen, guten, bunten Deutschland.
Wie ich schon oft schrieb: dieses Narrenschiff Deutschland nimmt eh niemand mehr ernst, am wenigsten wohl Israel.
Man nimmt zur Kenntnis, dass hier ein Ausmaß an Dummheit und Scheinheiligkeit herrschen, dass jegliche Einmischung eh vergebens wäre.
